@koreNichts liegt mir ferner als die Antroposophen mit dem NS-Regime in der Weise in Verbindung zu bringen, als dass ich die Lehren R. Steiners ursächlich für die NS-Mystik machen möchte.
Dennoch bleibt bestehen dass in den Werken Steiners rassistische Entgleisungen zu finden sind, deren sich z. B. die holländischen Antroposophen bewusst sind.
Nicht alles was im "Schwarzbuch Anthroposophie" von Guido und Michael Grandt zu finden ist möchte ich 1 zu 1 übernehmen. Dennoch reichen mir eine Reihe von Zitaten aus dem Werk Steiners um zu erkennen, dass auch ER nicht frei war vom rassistischen Denken das in seiner Zeit eben Allgemeingut gewesen ist - wenn man von den damals schon lebenden und publizierenden Gegner solcher Denkweisen absieht.
Es bleibt auch eine "Ironie der Tatsachen" wie das Goodrick-Clarke benennt, dass die frühe Theosophie hauptsächlich auf den okkulten Fiktionen des Engländers Sir Edward Bulwer-Lytton ("Die letzten Tage von Pompeji - ein Bericht über den starken Einfluss des ISIS-Kultes im Rom des 1. nachchristlichen Jahrhunderts und "The Comming Race").
Mme. Blavatzky machte sich - als sie 1888 die "Geheimlehre schrieb des Plagiatentums schuldig - die Einzelheiten finden sich in der Dissertation Goodrick-Clarke die als "Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus" erschienen ist.
Nach Blavatzky waren die Wurzelrassen folgende - die 1. "astrale" - die 2. "hyperboräische", die 3. "lemurische" die von Blavatzky der "Rassenmischung" und daher für den "Fall" der Zeugung einer Nachkommenschaft von Monstern bezichtigt wurde.
Die 4. Wurzelrasse nach Blavatzky war die atlantische und die 5. waren und sind die Arier.
Neben der Betonung der Rasse hoben die Theosophen die Prinzipien des Elitismus und die Werte der Hierarchie hervor.
Als die Lemurier in Sünde gefallen waren, blieb eine kleine Gruppe Auserwählter reinen Geistes zurück. Diese Wenigen gründeten die lemuro-altlantische Dynastie der Priesterkönige, die ihren sagenumwobenen Insel Shambala in der Wüste Gobi hatten. Diese Führer nun, welche die Lehrer der fünften "arischen Wurzelrasse waren, standen mit Mme. Blavatzkys Meistern in Verbindung.
Die Theosophie fand enthusiastische Aufnahme durch eine bedeutende Anzahl Europäer und US-Amerikaner., denn sie bot eine anziehende Mischung aus alten religiösen Vorstellungen und neuen Konzepten, die den darwinistischen Theorien über Entwicklung und der modernen Wissenschaft entlehnt waren.
Dieser Glaube besaß die Kraft, diejenigen zu trösten, die durch das Unglaubwürdigwerden der "orthodoxen" Religionen, durch den rationalisierenden und entmystifizierenden Prozeß der Wissenschaft und durch die Bürde des rapiden sozialen und wirtschaftlichen Wandels im späten 19. Jahrhundert verunsichert worden waren.
George L. Mosse schrieb, dass ihre Gedanken in Deutschland einen grösseren Eindruck hinterliess als in anderen europäischen Ländern.
Ob wohl ein fremder Hybride, der ägyptische Religion, amerikanischen Spiritualismus und Hinduglaube verband, brachte die Theosophie in Deutschland und Österreich eine Woge der Begeisterung hervor.
Anfänglich auch Teil der "Lebensreformbewegung" und links.liberaler Kreise gab es in der Folge Überschneidungen mit der "völkischen" Bewegung. Eine dieser Schnittstellen war Paul Zillmann der als Herausgeben von Zeitschriften und Büchern ein wichtiges Verbindungsglied zwischen der deutschen okkulten Subkultur und den Ariosophen Wiens war.
R. Steiner, der ein immer stärker werdendes Interesse an der christlichen Mystik entwickelte was ihn in Gegensatz zu Anni Besant (der Nachfolgeriun Mme. Blavatzkys) brachte, die mehr hinduistische Tendenzen in die Theosophie einbrachte, trennte sich von der Theosophie obgleich er vordem einige Jahre Generalsekretär der "Theosophischen Gesellschaft" gewesen war und gründete seine eigene Anthroposophische Gesellschaft...
Sowohl Guido von List als auch Lanz von Liebenfels erlangten ihr "Wissen" aus theosophischen Quellen. Und beide waren sie "Mentoren" der Ideen A. Hitler. Hier schliesst sich der Kreis - denn den "völkischen Nationalisten" empfahl sich die Theosophie als Programm eines religiösen Glaubens, der das Christentum zugunsten einer Melange aus mystischer Tradition und pseudo-wissenschaftlichen Hypothesen im Einklang mit der zeitgenössischen Anthropologie, Etymologie und der Geschichte alter Kulturen negierte.
Mehr noch - die gesamte Struktur der theosophischen Gedankenwelt bot sich an ins "völkische" übernommen zu werden.
Der unbeschränkte Elitismus und die übermenschliche Weisheit der verborgenen Mahatmas standen im Einklang mit dem Verlangen nach einer hierarchischen Sozialordnung, die auf einem rassischen Mythos vom Volk basierte.
Der Begriff eines okkullten Wissens in der Theosophie, vor allem dessen Verdunkelung durch den fremden (jüdisch-christlichen) Glauben, und seine Wiedergeburt durch die wenigen Auserwählten stimmte mit dem Versuch überein, den völkischen Nationalismus einer langen Ahnenreihe zu versichern.
Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Deutschnationalismus in Österreich seit 1866 lässt sich erkennen dass die Theosophie, die dem völkischen Gedankengut (eigentlich) nur dürftig hinsichtlich Rassen und rassistischer Entwicklung verwandt war, eine religiöse Mystik und ein universales Grundprinzip für die politische Haltung einer kleinen Minderheit bieten konnten.
Und dies wurde dann von den "Ariosophen" übernommen.
Denn Guido von List war es, einer der geistigen Wegbereiter der NS-Mystik, der die völkische Ideologie mit Okkultismus und Theosophie verband.
(Auszüge und Zitate aus Goodrick-Clarke - Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus)
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Ich hoffe hier mit dieser wenn auch stark verkürzten Darstellung den Zusammenhang hergestellt zu haben, wie er sich dem heutigen Erkenntnisstand bietet.