http://www.luettgerding.net/wissen/koloman-wallisch-kantate.htm@buddel:
"soldaten kämpfen,
damit so etwas nur dem gegner passiert"
Und in der Hoffnung, dass ihnen eben das nicht passiert.
@Brecht-Zitaten-Werfer
Anfang der achtziger Jahre, als die Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss auf die Straße ging, wurde dieser Slogan sehr populär, und irgendjemand hat ihn wohl auch Bertolt Brecht zugeschrieben. Der kämpferische Revolutionär als radikaler Pazifist? Da konnte doch etwas nicht stimmen. Gegner der Friedensbewegung wiesen damals gern darauf hin, dass das Zitat unvollständig sei. Im Original heiße es weiter: "... dann kommt der Krieg zu euch / Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt / Und läßt andere kämpfen für seine Sache / Der muß sich vorsehen; denn / Wer den Kampf nicht geteilt hat / Der wird teilen die Niederlage. / Nicht einmal den Kampf vermeidet / Wer den Kampf vermeiden will; denn / Es wird kämpfen für die Sache des Feinds / Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat." Der Moderator eines politischen Fernsehmagazins hielt sogar einen Band mit Brecht-Gedichten in die Kamera, als er das zitierte.
Er hätte besser einmal in das Buch hineingeschaut; denn die ganze Geschichte stimmt hinten und vorne nicht. Tatsächlich ist das berühmte Zitat wohl amerikanischen Ursprungs: Sometime they'll give a war and nobody will come - diesen von den Friedensfreunden aufgegriffenen Satz schrieb der Dichter Carl Sandburg 1936 in seinem Gedichtband The People, Yes. Um die Aussage in ihr Gegenteil zu verkehren, dichtete ein anonymer Autor die Zeile "... dann kommt der Krieg zu euch" dazu und montierte das Ganze vor eine Passage aus Brechts Koloman Wallisch Kantate. In der geht es aber überhaupt nicht um einen Krieg - sie ist dem österreichischen Revolutionär Koloman Wallisch gewidmet, der 1934 bei den Arbeiteraufständen ums Leben kam. Erst ab der Zeile "Wer zu Hause bleibt ..." handelt es sich also um ein Brecht-Zitat.
Die Vorstellung, man könnte dem Krieg entgehen, indem man zu Hause bleibt, hätte aber tatsächlich nicht der Gedankenwelt Brechts entsprochen, betont der Herausgeber des gerade erschienenen Brecht-Handbuchs, Jan Knopf. Vielmehr habe der Dichter stets darauf hingewiesen, dass der moderne Krieg mit seinen Massenvernichtungswaffen es immer schaffen werde, zum Volk zu kommen.