Ist Antisemitismus wieder "in"?

Gerlind schrieb:Er ist gut so, wie er ist. Er darf hier so sein.

das bestreitet keiner. Und ich glaube auch, dass er vorher Antisemitisums erlebt hatte. Alles gar keine Frage.
Es geht (mir) einzig und alleine - in diesem einen Fall - um seine Glaubwürdigkeit ... und dass er möglicherweise das Thema instrumentalisiert hatte und somit einem Mitarbeiter und dem Hotel geschadet hat.

Optimist schrieb:das bestreitet keiner. Und ich glaube auch, dass er vorher Antisemitisums erlebt hatte. Alles gar keine Frage.
Es geht (mir) einzig und alleine - in diesem einen Fall - um seine Glaubwürdigkeit ... und dass er möglicherweise das Thema instrumentalisiert hatte und somit einem Mitarbeiter hat.

Ja, klar, verstehe. Das ist ne andere Ebene.
Ich könnte sagen, von mir aus darf er auch unglaubwürdig sein und Sachen instrumentalisieren. Mit Kritik daran, muss er dann leben.

Ich hoffe, du verstehst.

Gerlind schrieb:Ich könnte sagen, von mir aus darf er auch unglaubwürdig sein und Sachen instrumentalisieren.

finde ich nicht, deswegen:

Rainlove schrieb:Wenn ich den Herrn Orfarim sehe spüre ich nurnoch Wut im Bauch, er ist sich bis heute nicht bewusst was er da losgetreten hat, vor dem Hotel wurde gegen den Hotelmitarbeiter öffentlich gehetzt und er wurde bedroht,...

Optimist schrieb:und somit einem Mitarbeiter und dem Hotel geschadet hat.

Er soll sich zu Hause fühlen, trotz dem, was er getan hat.
Das eine soll mit dem anderen nichts zu tun haben.
Im Grunde will ich ihm das sagen, wenn ich das Video sehe.

Gerlind schrieb:Er soll sich zu Hause fühlen, trotz dem, was er getan hat.

klar soll und kann er das.
Jedoch, wenn es wirklich Lügen waren und er somit Geschädigte hinterlässt, würde ich zumindest die Größe von ihm erwarten, sich zu entschuldigen.
Und das hat alles gar nichts damit zu tun, dass er Jude ist und vorher schon angefeindet wurde. Sondern ich sehe es als Charakterschwäche, wenn er sich nicht entschuldigen würde.

Optimist schrieb:Sondern ich sehe es als Charakterschwäche, wenn er sich nicht entschuldigen würde.

Nun ja, das geht doch m.E. nur wirklich in einem persönlichen Gespräch.
Das andere ist politische Öffentlichkeit.
Deswegen hätte ich es ihm persönlich sagen sollen.
Ich habe manchmal Impulse und fühle mich hier zu Hause.
Tschuldigung.

;)

Gerlind schrieb:Nun ja, das geht doch m.E. nur wirklich in einem persönlichen Gespräch.

auch. Aber da er es ja öffentlich so hoch angebunden hatte, müsste er sich mMn eben auch öffentlich entschuldigen, damit der Mitarbeiter und das Hotel in der Öffentlichkeit rehabilitiert werden könnten.

Gerlind schrieb:Das andere ist politische Öffentlichkeit.

ja eben - er hats so sehr öffentlich gemacht.

Optimist schrieb:ja eben - er hats so sehr öffentlich gemacht.

Gerlind schrieb:Ich habe manchmal Impulse und fühle mich hier zu Hause.

Vielleicht hat er auch manchmal Impulse.
Die kann man öffentlich m.E. nicht immer gut gerade rücken.
Damit muss man leben. Die öffentlichen Interessen sind ja verschieden und instrumentalisieren auch.
Mir ist es wichtiger , mit meinem Gewissen klar zu kommen, egal was andere von mir erwarten.
Das ist dann aber m.E. etwas Intimes.

Gerlind schrieb:Vielleicht hat er auch manchmal Impulse.
Die kann man öffentlich m.E. nicht immer gut gerade rücken

Wenn man Impulse hat, kann ich ja verstehen. Und auch, dass man diese nicht ungeschehen machen kann.
Aber weshalb will man dann keinen "Ar.. in der Hose haben" um das was man "eingerissen" hatte, wenigstens ein bisschen wieder gut zu machen?

Gerlind schrieb:Mir ist es wichtiger , mit meinem Gewissen klar zu kommen, egal was andere von mir erwarten.

bist du Gil? ;) (klingt fast so, wegen der ich-Form und weil du ihn so verteidigst ;) )
Nicht bös gemeint und teilweise verstehe ich auch deine Gedanken, aber eben nicht alles.

Optimist schrieb:bist du Gil? ;) (klingt fast so, wegen der ich-Form und weil du ihn so verteidigst ;) )
Nicht bös gemeint und teilweise verstehe ich auch deine Gedanken, aber eben nicht alles.

Nein, bin ich nicht. :)
Ich will ihn auch nicht verteidigen. Aus einem Impuls heraus hatte ich emphatische Gefühle und wollte ihm Halt geben. Das sind für mich tatsächlich zwei Ebenen. Wie bei einem Kind, es hat was Böses gemacht, dass muss kritisiert werden und doch hat man es lieb.

Gerlind schrieb:Die kann man öffentlich m.E. nicht immer gut gerade rücken.
Damit muss man leben. Die öffentlichen Interessen sind ja verschieden und instrumentalisieren auch.

Es geht nicht nur um öffentliche Interessen.
Eine private Person wurde geschädigt - deren Ruf, er hatte Anfeindungen bekommen und bekommt sie evtl. noch immer usw. Vom Job mal ganz abgesehen.
Wenn es kein Videomaterial gäbe, sähe es noch viel mieser für ihn aus.

Gerlind schrieb:Aus einem Impuls heraus hatte ich emphatische Gefühle und wollte ihm Halt geben.

das ehrt dich.
Jedoch denke ich, wer solch eine Lüge auftischt (wenn es eine war) - so jemand braucht evtl. nicht unbedingt Halt. Der zu unrecht Beschuldigte bräuchte den mMn eher.

Optimist schrieb:Jedoch denke ich, wer solch eine Lüge auftischt (wenn es eine war) - so jemand braucht evtl. nicht unbedingt Halt. Der zu unrecht Beschuldigte bräuchte den mMn eher.

Es geschah bei mir aus Impulsen. Er war mir durch das Video der Nächste.
Jetzt is aber gut. Entschuldigung nochmal. :)

Ich vermute auch, er hat die Kette getragen aber eben unter seinem Shirt.
Verstehe nicht warum er den Zurufer aus der hinteren Reihe nicht gefragt hat, ob er wohl einen Röntgenblick hat.
Er muss doch an sich herunter gesehen haben, dass seine Kette nicht sichtbar war, das ist ja auch auf den Videoaufnahmen zu erkennen.
Wie man sieht, sieht man nichts.
Er sagte zwar im Bild-Interview, man könne den Stern auch durch das T-Shirt sehen, naja mMn. war es eher ein dickeres Material.
Auf jeden Fall sollte man lauter werden, dass die anwesenden Personen das auch mitbekommen, gleich nachfragen ob sie das gehört haben und dann sofort die Polizei informieren.
Mit seinem Video-Auftritt hat er sich keinen Gefallen getan.

@MissWexford
Ernsthafte Frage:
Wenn er da die Polizei rufen würde, weil jemand gerufen hat: "Pack die Kette weg", was sollte da passieren? Welchen Straftatbestand sollte das erfüllen?

In dem Fall geht es doch darum, dass er aufgrund des Kettenanhängers dem Judentum angehörig eingestuft worden sein soll und aufgrund dessen gegenüber den anderen Gästen benachteiligt wurde. Soweit seine Aussage. Das würde dann dem Antidiskriminierungsgesetz unterstehen aber wenn da "nur" jemand ruft, dass er die Kette wegpacken soll, gleichwohl der Grund für den Ruf wohl ziemlich klar ist, sehe ich da keine Handhabe für die Polizei tätig zu werden.

SherlockJames schrieb:Wenn er da die Polizei rufen würde, weil jemand gerufen hat: "Pack die Kette weg", was sollte da passieren? Welchen Straftatbestand sollte das erfüllen?

Ich fürchte, dass sich an der Rechtslage nichts geändert hat.
So verheerend das auch ist.

MissWexford schrieb:Er muss doch an sich herunter gesehen haben, dass seine Kette nicht sichtbar war, das ist ja auch auf den Videoaufnahmen zu erkennen.
Wie man sieht, sieht man nichts.

Die Kette mit den Holzkugeln sieht man ja auch erst auf dem Video, da trägt er ja plötzlich 2 Ketten offen.

Nachdem ja eine geleakte Email des WDR (https://www.fr.de/panorama/interne-wdr-mail-geleakt-antisemitismus-vorwuerfe-gegen-tv-moderatorin-kritik-an-haltung-news-91070692.html) zeigt wie sorglos der WDR mit Antisemiten umgeht und dies als "kulturellen Konflikt" kleinredet, beschwert sich nun auch endlich der zentralrat der Juden über den sorglosen Umgang des WDR mit Antisemiten

Zentralrat der Juden beschwert sich beim ZDF

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster (67), hat sich in einem Brief (liegt BILD vor) an ZDF-Intendant Thomas Bellut (66) besorgt über den Umgang des Senders mit Antisemitismus gezeigt.

In einem weiteren Schreiben an WDR-Intendant Tom Buhrow (63) warnt Schuster davor, die Vorwürfe gegen die Journalistin Nemi El-Hassan (28) fallen zu lassen. Sie steht wegen der Teilnahme am antisemitischen Al-Quds-Marsch im Jahr 2014 sowie aktueller „Likes“ für Israelhass im Netz in der Kritik.

Im Schreiben an Buhrow widerspricht Schuster deutlich. Der Verein „Jewish Voice for Peace“, so der Zentralrats-Präsident, habe „aktiv Veranstaltungen der BDS-Boykottbewegung unterstützt“, deren „Argumentationsmuster und Methoden“ der Deutsche Bundestag „klar als antisemitisch deklariert“ habe. Bei den Positionen von Primor und Zimmermann handele es sich „um eine Minderheitenmeinung, die von der großen Mehrheit der Jüdinnen und Juden nicht geteilt wird“.

In der kommenden Woche soll der WDR-Rundfunkrat erneut über den Fall El-Hassan beraten, es wird eine polarisierte Diskussion erwartet.

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/wegen-antisemitismus-zentralrat-der-juden-beschwert-sich-beim-zdf-78049678.bild.html

SherlockJames schrieb:Ernsthafte Frage:
Wenn er da die Polizei rufen würde, weil jemand gerufen hat: "Pack die Kette weg", was sollte da passieren? Welchen Straftatbestand sollte das erfüllen?

Es ging doch um den David-Stern, deshalb habe ich das auch so geschrieben. Von „Pack die Kette weg“ hat G.O. nichts erwähnt.

MissWexford schrieb:Es ging doch um den David-Stern, deshalb habe ich das auch so geschrieben. Von „Pack die Kette weg“ hat G.O. nichts erwähnt.

Egal ob er sagte "Pack die Kette weg" oder "Pack den Stern weg", beides wäre nicht strafrechtlich relevant. Und auch Antisemitismus als solcher ist strafrechtlich nicht relevant, denn es gibt diesen Straftatbestand nicht. Der Antisemitismus tritt ja in der Regel (wenn strafrechtliche Relevanz vorliegt) in Kombination mit tatsächlichen Straftatbeständen auf und kann sich dementsprechend strafverschärfend auswirken.

Seegurke schrieb:auch Antisemitismus als solcher ist strafrechtlich nicht relevant, denn es gibt diesen Straftatbestand nicht

In Deutschland wird es wohl StGB § 130, 1. 2 sein.

(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,

1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder

2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,

wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Quelle: https://dejure.org/gesetze/StGB/130.html