EinElch schrieb:Ich sehe nicht, dass man eine Besserung durch was anderes als Diplomatie erreichen würde.
Worauf basiert denn diese Sicht der Dinge? Du hast meine vorausgegangene Frage danach ja ignoriert.
Wann haben die Mullahs je Anzeichen dafür gezeigt, dass Diplomatie und Gespräche irgendetwas nutzen würden?
Vor JCPOA haben wir mind ein Jahrzehnt von unkooperativem Verhalten, Betrug, den man offen eingesteht, dem Zurückziehen aus oder Brechen von Absprachen und Abkommen, 6 UN-Resolutionen und Sanktionen, die immer weiter kulminierten, bis sie zumindest von Seiten der EU die härtesten Sanktionen ever waren und der Androhung von militärischen Interventionen.
Die US-Sanktionen muss ich wohl nicht noch zusätzlich aufführen.
Es gibt da eine überaus erhellende Rede von Rohani, wo er sagt, dass man in Gesprächen mit den Europäern ein "calm enviroment" schaffte, um sie währendessen zu hintergehen.
Ja, diese Trottel waren für den Iran in die Bresche gesprungen, damit die Sache nicht vor dem UN-Sicherheitsrat landet und was haben sie bekommen? Sie wurden betrogen.
In derselben Rede sagt er auch 1000x "We have no choice" und statt "worse" würden sie eben "bad" wählen.
Von dem oft beschworenen guten Willen, keine Spur.
"Wir haben keine Wahl" ist kein "Sieg der Dipolmatie".
Danach sanktioniert man die Mullahs für JCPOA an den Verhandlungstisch, möchte diese Abkommen aber ein wenig zu sehr, so dass es in Appeasement endet.
Was machen die Mullahs augenblicklich mit der freigewordenen Kohle?
Revolutionsexport, Terror, Raketenprogramm, Milizen usw.
Nebenbei werden in wortklauberischer Manier schön Lücken im Abkommen genutzt und gegen dessen Sinn gearbeitet, was man dann offen im Fernsehen zugibt.
Wo ist da irgendeine Kompromissbereitschaft?
Man hätte z.B. sagen können
"Ok, die Hezbollah und die Hamas müssen jetzt mal sehen, wie sie zurechtkommen"
oder vllt
"Brauchen wir die Langstreckenraketen den wirklich, unser Atomprogramm ist doch....friedlich...roflcopter?"
oder vllt
"Ja, da ist eine Lücke im Abkommen, müssen wir ja nicht direkt ausnutzen"
Nichts davon ist je passiert.
Über Israel müssen wir da gar nicht reden, die Mullahs sind Vollantisemiten und die islamische Revolution ist untrennnbar mit der Vernichtung Israels verbunden. Da wird es kein Entgegenkommen geben. Sagen die ja auch jedem deutschen Außenminister....die kapieren das nur nicht, trotz der Historie.
Und das diesbzgl Gerede, nur nett genug zu den Mullahs sein zu müssen, damit sie die Beziehungen zu Israel überdenken, ist nicht nur absurd sondern nur ein Rationalisieren von Antisemitismus.
Da ich das Gespräch nicht zum ersten Mal führe, erwarte ich hierauf keine sinnvolle, auf der Realität beruhende Antwort sondern nur die Aussage, dass ja alle so böse zu den Mullahs sind und sie deshalb ja gar keine Wahl haben.....wie Rohani sagt.
EinElch schrieb:Die muss nicht klappen, ist aber die risikofreiste.
Für wen denn? Für den deutschen Handel?
Israel und nahezu der gesamte nahe Osten sieht das komplett anders.
EinElch schrieb:Solche Entwicklungen wie wir sie uns wünschen würden, müssen eben genau aus diesen Bewegungen erfolgen.
Diese Bewegungen unterstütz man aber nicht, wenn man die Mullahs mit Geld vollpumpt, ganz im Gegenteil.
EinElch schrieb:Argentinien tat das auch, dass entspreche Regime wurde trotz freundlichen Beziehungen gestürzt, eben von der Bevölkerung. Die USA indes tun dasselbe, immer noch. Aber die darf man dann hofieren? Ist doch scheinheilig, das Argument. Sind die einen Foltermörder besser als die Anderen?
Hast du auch mal sowas wie ein Argument anstatt nur Whataboutism, die mir eindrücklich vor Augen führen, dass du die USA mal mindestens auf einem Niveau mit den schlimmsten Diktaturen dieses Planeten siehst?
Erst sorgst du dich um die "Bürger des Landes", jetzt hast du dafür nur "Aber die USA" übrig.
Guantanamo war in den USA und im Rest der Welt ein riesiger Skandal und die US-Regierung hat meines Wissens jeden Prozess vor dem Supreme Court verloren. Zudem man diese Menschen auch als Kombattanten gesehen hat und nicht willkürlich die eigene Bevölkerung terrorisiert.
So kritikwürdig das auch ist, das sind alles Anzeichen für einen Rechtsstaat.
Im Iran entscheiden das Khamenei und der Wächterrat und dann ist Ende und das ist da Alltag.
Das mit den Maschinengewehren hast du auch erfolgreich nicht mitzitiert....der Vergleich wäre dann auch irgendwie fehlgeschlagen.
EinElch schrieb:Dann einigen wir uns darauf, dass beide Seiten destabiliseren?
Äh, ne, alles was die USA im nahen Osten getan hat und tut, unterscheidet sich ganz erheblich von der Rolle des Iran seit 1979.
EinElch schrieb:Obige Frage wiederholt sich, welche alternative Vorgehensweise empfiehlt sich? Keiner der Israel ablehnenden Staaten wird sein Verhältnis zu Israel auf Druck hin ändern.
Ne, die ändern ihr Verhalten, weil sie im Gegensatz zu Europa und einem Teil der USA nicht in einem Bizarro-Universum leben und die Gefahr, die von der iranischen Regierung ausgeht, erkannt haben.
Das mag opportunistisch sein, aber es ist immerhin ein Anfang. So hat das Appeasement gegenüber dem Iran doch noch seinen Sinn.
EinElch schrieb:Und angesichts nahezu und tatsächlichen geschenkten Kriegsmaterial an Israel wollen wir mal nicht so tun, als sei Deutschland immer noch an der subversiven Vernichtung des jüdischen Volkes interessiert oder gar beteiligt.
Nein, das kann man so tatsächlich nicht sagen.
Deutschland ist dahingehend einfach völlig schizophren.
Während man sich in pathetischen Reden über "Verantwortung" suhlt und ständig irgendeine Staatsräson beschwört und um die eigene Gesinnungstüchtigkeit zu zeigen auch ganz dolle gegen Nazis ist, will man dann plötzlich keinen Antisemitismus erkennen, wenn es Palästinenser sind, die eine Synagoge anzünden.
Israel steht man gleich indifferent oder feindselig gegenüber und daran änderen auch Rüstungsexporte nichts.
Da wird der Handel mit einem Regime, das den Holocaust leugnet und Israel laufend mit Vernichtung droht, höher gewichtet als die Werte die man den ganzen Tag wie einen Popanz vor sich herschleppt.
Solidarität mit Israel scheint jedenfalls keine "Lehre aus der Geschichte" zu sein oder dass Auschwitz, über das man so gerne redet, auf erdenklich schlimmste Art und Weise bewiesen hat, wie nötig ein jüdischer Staat ist.
Ist halt Politik.