Ist Antisemitismus wieder "in"?
27.11.2018 um 18:36Gibt es eigentlich irgendwelche Studien und Umfragen darüber wie viele Muslime in Deutschland oder Österreich überzeugte Antisemiten sind?
Gängige Verschwörungstheorienhttps://www.tagesspiegel.de/politik/ressentiments-bei-gefluechteten-warum-die-feindschaft-gegenueber-israel-und-juden-tief-verankert-ist/20709024.html
Welche Ressentiments sind bei Geflüchteten verbreitet, die jetzt in Deutschland leben? Wie denken vor allem Syrer und Iraker über Israel, Juden und den Holocaust? Woher kommen die Vorurteile? Was folgt daraus für die Integration der Schutzsuchenden?
Das American Jewish Committee hat zu diesen Fragen eine Studie in Auftrag gegeben, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Das Ergebnis, recht grob vereinfacht: Juden- und israelfeindliche Ressentiments sind oft tief verankerter Bestandteil des Weltbildes inklusive Verschwörungstheorien – gerade wenn es um den Nahen Osten geht. Aber es gibt unter arabischen Flüchtlingen wohl auch die Bereitschaft, in der Heimat erlernte Vorstellungen zu hinterfragen.
According to a 2012 survey, 18% of the Turks in Germany believe Jews are inferior human beings.[193][194] A similar study found that most of Germany's native born Muslim youth and children of immigrants have antisemitic views.[195][not in citation given]Wikipedia: Islam and antisemitism#Islamic antisemitism in Europe
Yet such statistics contradict the experience of many Jews living in Germany. According to an April 2017 study conducted by the Independent Anti-Semitism Expert Group, 48 percent of all veiled suggestions, 62 percent of all insults and 81 percent of all physical attacks are perpetrated by Muslims.https://www.dw.com/en/israeli-flag-burning-prompts-german-foreign-minister-sigmar-gabriel-to-back-outlawing-it/a-41806074
SwedenWikipedia: Islam and antisemitism#Islamic antisemitism in Europe
A government study in 2006 estimated that 5% of the total adult population and 39% of adult Muslims "harbour systematic antisemitic views".[196] The former prime minister Göran Persson described these results as "surprising and terrifying". However, the rabbi of Stockholm's Orthodox Jewish community, Meir Horden, said, "It's not true to say that the Swedes are antisemitic. Some of them are hostile to Israel because they support the weak side, which they perceive the Palestinians to be."[197]
[...]
Norway
In 2010, the Norwegian Broadcasting Corporation after one year of research, revealed that anti-semitism was common among Norwegian Muslims. Teachers at schools with large shares of Muslims revealed that Muslim students often "praise or admire Adolf Hitler for his killing of Jews", that "Jew-hate is legitimate within vast groups of Muslim students," and "Muslims laugh or command [teachers] to stop when trying to educate about the Holocaust." Additionally that "while some students might protest when some express support for terrorism, none object when students express hate of Jews" and that it says in "the Quran that you shall kill Jews, all true Muslims hate Jews." Most of these students were said to be born and raised in Norway. One Jewish father also told that his child after school had been taken by a Muslim mob (though managed to escape), reportedly "to be taken out to the forest and hanged because he was a Jew".[205]
United Kingdom
According to British Muslim journalist Mehdi Hasan "anti-Semitism isn’t just tolerated in some sections of the British Muslim community; it’s routine and commonplace".[206] A 2016 survey of 5,446 adult Britons, part of a report titled Anti-Semitism in contemporary Great Britain, conducted by the London-based Institute for Jewish Policy Research, found that the prevalence of anti-Semitic views among Muslims was two to four times higher than the rest of the population,[207] 55% of British Muslims held at least one anti-Semitic view, and that there was a correlation between Muslim religiosity and anti-Semitism.[208]
Bone02943 schrieb:Wenn ich gegen Antisemitismus bin, dann werde ich mich nicht der Islamfeindlichkeit fröhnen. Denn am Ende trifft es immer die Menschen selbst.Zunächst mal ganz wertfrei, aber kann es sein, dass du Antisemitismus und Antijudaismus durcheinander wirfst?
Dr.Plöke schrieb:Andernfalls fällt es mir schwer nachzuvollziehen wie du darauf kommst Antisemitismus mit Islamfeindlichkeit äquivalaent zu setzen.Es gibt dafür doch überhaupt kein adäquates Wort im Diskurs. Die Rede ist immer von Islamfeindlichkeit oder Islamophobie.
Dr.Plöke schrieb:Einerseits macht es nicht-religiöse Leidträger entsprechender Ressentiments unsichtbar, andererseits fällt es hierdurch schwer stumpfe, abzulehnende Menschenfeindlichkeit von -ob nun immer berechtigter oder nicht sei dahin gestellt- Religions- resp. Ideologiekritik (schließlich handelt es sich bei Religionen letztlich um nichts anderes) abzugrenzen.Da stimme ich dir vollkommen zu. Falls die Fähigkeit, das zu differenzieren, je existiert hat, ist sie zumindest durch dieses pauschalisierenden Gebrauch von "Islamfeindlichkeit/phobie" mittlerweile fast vollkommen verloren gegangen.
So entstehen dann auch leicht ebensolche Situationen, wie sie sich auf der vorherigen Seite beobachten lassen.
Dr.Plöke schrieb:Muslimfeindlichkeit halte ich in dem Kontext ebenso wie Islamfeindlichkeit nicht wirklich für einen adäquaten Ersatzbegriff, zumal es sich beim Islam im Gegensatz zum Judentum um eine Bekenntnisreligion handelt. Die Form der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit die es hier schwerfällt zu bennen trifft aber nicht nur bekennende Muslime, sondern eben auch Nicht-Muslime.Ohne dass ich beide Phänomene jetzt als vergleichbar postulieren möchte: Das hast du auch bei Rassismus, Antisemitismus etc.
Fierna schrieb:Falls die Fähigkeit, das zu differenzieren, je existiert hat, ist sie zumindest durch dieses pauschalisierenden Gebrauch von "Islamfeindlichkeit/phobie" mittlerweile fast vollkommen verloren gegangen.Genau deshalb ist hier eine präzise Sprache besonders wichtig.
Dr.Plöke schrieb:Bei den Beispielen die du genannt hast handelt es sich ja gewissermaßen um "Verwechslungsfälle" die, würden sie dem Täter als solche bekannt sein, gar nicht zustande kommen würden.Das ist richtig, ich dachte, du spielst auch auf solche Fälle an.
Dr.Plöke schrieb:Bei der Form der Menschenfeindlichkeit die du vorgeschlagen hast unter "Muslimfeindlichkeit" zu fassen, wäre das nicht der Fall, da hier die grundlegende Motivation nicht in einer Religionskritik besteht resp. diese oft nur vordergründung als Feigenblatt bemüht wird. So kann sie eben auch ganz bewusst nicht-muslime treffen, da muslim ja/nein gar kein grundlegendes Kriterium ist.Ja, im Endeffekt dient der Islam bzw das "Musilmsein" in dem Falle nur zur Legitimation von ohnehin schon existierenden rassistischen Resentiments.
ichbinsnur63 schrieb: oder aber einfach nur hier Geld verdienen, um das dann der Familie zu schicken.Wo ist denn da der Unterschied zu den einstigen "Gastarbeitern"? Ich kann keinen erkennen. Wenn man die Familien herholte, wäre es humaner, für uns aber eben auch noch teurer, weil das Leben hier teurer ist und die meisten nicht genug verdienen, um eine ganze Familie hier zu ernähren, sie also mit H4 aufstocken müssen.
Venom schrieb:Gibt es eigentlich irgendwelche Studien und Umfragen darüber wie viele Muslime in Deutschland oder Österreich überzeugte Antisemiten sind?Was meinst du mit überzeugte Antisemiten?
ichbinsnur63 schrieb:Anders sieht es aus, bei Menschen, die aus ganz anderen Gründen hierher kommen wollen/müssen: nämlich wegen Krieg, wirtschaftlichen Missverhältnissen z. B.: Diejenigen haben nicht unbedingt das Verlangen, sich hier einzugewöhnen, gar anzupassen. Diejenigen wollen entweder einfach nur nicht weggebombt werden oder aber einfach nur hier Geld verdienen, um das dann der Familie zu schicken.Realo hat mit seinem Einwand nicht unrecht. Wenn Du solche pauschalen Vorhaltungen bei den aktuell hierher Geflüchteten machst, dann gibt es tatsächlich gar keinen so großen Unterschied zu den Gastarbeitern die in den 60er, 70er Jahren angeworben wurden, denn auch von denen wollte ein wesentlicher Großteil hier letztlich nur Geld verdienen und dann wieder zurück in die Heimat. Das Problem war nur, daß das Leben in Deutschland auch damals schon alles andere als günstig war und man daher vor der Wahl stand, entweder gehst Du mit +-0 wieder nach Hause, oder Du bleibst hier und holst Deine Familie nach. Da ein dauerhafter Verbleib allerdings auch politisch nicht wirklich geplant war wurden viele viele Jahre an nötiger Integrationsarbeit versäumt deren Nachwirkungen zum Teil noch bis heute zu spüren sind. Dennoch würden viele (und wie ich sehe auch Du) ihre Nachkommen heute wohl durchaus als "gut integriert" bezeichnen, teils vielleicht sogar als "deutscher" als so mancher "Biodeutsche".
Nirgends in Europa erleben Juden so viele antisemitische Übergriffe wie in Deutschland. 44 Prozent der Befragten denken inzwischen darüber nach, auszuwandern.https://tagesspiegel.de/politik/antisemitismus-studie-der-eu-juden-in-deutschland-fuehlen-sich-zunehmend-unsicher/23742690.html
Eine große Mehrheit der europäischen Juden fühlt sich einem wachsenden Antisemitismus ausgesetzt. In einer am Montag vorgestellten Umfrage der EU-Grundrechteagentur in zwölf europäischen Ländern gaben 89 Prozent der befragten Jüdinnen und Juden an, der Antisemitismus habe sich in ihrem Land in den vergangenen fünf Jahren verschlimmert. Auch in Deutschland sind 89 Prozent der Befragten dieser Meinung.
Zugleich gab es in der Umfrage in keinem anderen Land einen so hohen Anteil an persönlich von antisemitischen Vorfällen Betroffenen wie in Deutschland: 41 Prozent der befragten jüdischen Deutschen gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten in ihrem Alltag selbst Antisemitismus erlebt zu haben, in den vergangenen fünf Jahren sah sich sogar mehr als jeder Zweite (52 Prozent) mit Judenfeindlichkeit konfrontiert. Im Durchschnitt aller zwölf für die Studie untersuchten EU-Länder machten nur 28 beziehungsweise 39 Prozent diese Erfahrung. In Deutschland gaben zudem 46 Prozent der Befragten an, gelegentlich bestimmte Gegenden zu meiden, weil sie sich dort als Juden nicht sicher fühlen
[...]
Auf die Frage nach den Tätern gaben in Deutschland 41 Prozent der von einem antisemitischen Vorfall Betroffenen an, es handele sich aus ihrer Sicht um extremistische Muslime, 20 Prozent sahen Rechtsextreme als Täter, weitere 16 Prozent Linksextreme. Die Studie ergänze das Bild, das die Polizeiliche Kriminalstatistik zeige, erklärte der Zentralrat der Juden. Der Kriminalstatistik zufolge sind mehr als 90 Prozent der Straftaten rechtsextrem motiviert.
[...]
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, will nun klären, wie es zu den unterschiedlichen Ergebnissen kommt: „Wir müssen vor allem dem Widerspruch nachgehen, warum die Zahlen in dieser Studie, die die subjektive Wahrnehmung von Juden darstellt, so stark von der polizeilichen Kriminalstatistik abweicht“, sagte Klein dem Tagesspiegel.
Fierna schrieb:Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, will nun klären, wie es zu den unterschiedlichen Ergebnissen kommt: „Wir müssen vor allem dem Widerspruch nachgehen, warum die Zahlen in dieser Studie, die die subjektive Wahrnehmung von Juden darstellt, so stark von der polizeilichen Kriminalstatistik abweicht“, sagte Klein dem Tagesspiegel.Werden die antisemitischen Straftaten "voreilig" den Rechtsextremen zugerechnet...oder irren sich die jüdischen Betroffenen mit ihrer Wahrnehmung?
Venom schrieb:Hmm, müsste sowieso mal genauer lesen wie sie das so machen.Ich suche bei Gelegenheit mal einen Artikel raus, das wurde erläutert.