Ist Antisemitismus wieder "in"?
10.01.2018 um 06:46Fabs schrieb:Netanjahu hier, Netanjahu da. Linke - und da reden wir hier nicht von kleinen Fraktionen und Splittergruppen innerhalb der deutschen Linken, sondern von der europäischen beziehungsweise globalen Linken - haben Israel schon vor Netanjahu als Apartheidstaat verteufelt; den Terror der Intifada gerechtfertigt, weil er nicht durch Antisemitismus, sondern "Verzweiflung" begründet gewesen sei; Israel das Existenzrecht abgesprochen; es mit doppelten Standards gemessen, dämonisiert und delegitimiert.Ich denke aber nicht, dass das ein per se antisemitischer Auswuchs ist. Linke -insbesondere die radikaleren Formen- neigen traditionell dazu "den Nationalstaat" als die Wurzel allen Übels zu sehen, und gerade hier ist es doch so, dass durch die Schaffung eines neuen Staates Israel bestimmte Probleme aufkamen, die man bis heute nicht wirklich im Griff hat. Ich sehe das persönlich als das kleinere Problem an, verglichen mit der Tatsache, dass eine ganze Volksgruppe keinen eigenen Rückzugsort hatte, aber ich bin ja auch nicht der Maßstab.
Dass sich nun aber die Linke auch darin gerne verbeißt ist irgendwo nachvollziehbar, auch wenn sicher hier noch mehr differenziert werden müsste, was vermutlich nicht immer zu Genüge passiert.
Die Dame in deinem Vid (Monika Schwarz-Friesel) hat das eigentlich ganz gut auf den Punkt gebracht, weshalb ich auch nicht verstehe, warum da immer so ein Wind gemacht wird, wenn die Siedlungspolitik, die israelischen Rechtsterroristen und der ganze nationalistische Kram drumherum kritisiert wird. Stattdessen wird einem auch gerne mal pauschal (manchmal nur unterschwellig, dennoch erkennbar) Antisemitismus unterstellt, und gerade wenn man von der linken Position aus argumentiert (Kontext) und sauber differenziert, ist das natürlich ganz großer Käse.