Jetzt wirds heftig.
07.06.2011
Spionage-Mission
Iran schickt U-Boote ins Rote Meer
AP
Iranisches U-Boot (Archivbild): Aus dem Golf von Aden ins Rote Meer
Sie sollen Kriegsschiffe anderer Nationen ausspähen und internationale Gewässer vermessen: Iran hat zum ersten Mal U-Boote ins Rote Meer entsandt. In Israel dürfte das Manöver für Unruhe sorgen, aber auch arabische Staaten beäugen Teherans Machtspiele irritiert.
Teheran - Es ist bereits die zweite Provokation dieser Art: Vor rund vier Monaten hatte die letzte iranische Marine-Mission im Roten Meer für massive diplomatische Verstimmungen gesorgt - nun folgt der nächste Vorstoß aus Teheran. Iran hat erstmals U-Boote in die Region entsandt. Ziel sei es, "Informationen über Kriegsschiffe anderer Länder" zu sammeln, berichtet die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Fars.
ANZEIGE
Ein Flottenverband mit den U-Booten habe sich seit Mai im Golf von Aden vor dem Jemen aufgehalten und sei nun ins Rote Meer eingefahren, heißt es. Wie viele Schiffe an der Mission beteiligt sind, ist noch unklar. Die U-Boote begleiteten den Verband für "eine Aufklärungsmission". Die Boote sollen Informationen über ausländische Flotten sammeln und die Wassertiefe in den internationalen Gewässern vermessen.
Unter heftigen Protesten Israels hatte Teheran im Februar zwei Kriegsschiffe durch das Rote Meer und den Suez-Kanal nach Syrien geschickt. Es war das erste Mal, dass Schiffe dieser Art den Kanal seit der Iranischen Revolution von 1979 passierten. Israel hatte von einer "politischen Provokation" gesprochen und seine Marine in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte damals die "Selbstüberschätzung und Dreistigkeit in Iran" beklagt. Die internationale Gemeinschaft müsse "verstehen, dass Israel diese Provokationen nicht ewig ignorieren kann", warnte er. Zugleich warf Lieberman der internationalen Gemeinschaft vor, nicht bereit zu sein, mit den Provokationen Teherans umzugehen.
ANZEIGE
Auch arabische Staaten beäugen die Machtspiele der Regierung in Teheran mit Argwohn. Seit Veröffentlichung der WikiLeaks-Dokumente weiß die ganze Welt, was führende saudische Politiker über Iran denken: Sie forderten die USA auf, dem Expansionsdrang der Mullahs mit einem Militärschlag Einhalt zu gebieten. Dass nun iranische U-Boote im Roten Meer verkehren - direkt vor der saudischen Küste - dürfte dem mächtigen Ölstaat kaum gefallen.
Verschiedene Untersee-Boote in Irans Flotte
Iran hat mehrere U-Boot-Typen in seinem Arsenal. Neben dem leichten Unterseeboot Nahang aus Eigenproduktion mit einem Gewicht von 500 Tonnen verfügt die iranische Marine auch über drei russische U-Boote der Kilo-Klasse mit 3000 Tonnen, die Teheran in den 1990er Jahren von Moskau gekauft hatte.
Hinzu kommen elf Klein-U-Boote vom Typ Ghadir mit nur 120 Tonnen, die seit 2007 im Einsatz sind und vor allem im küstennahen Bereich eingesetzt werden können. 2008 begann der Iran zudem mit dem Bau von U-Booten des Typs Kaem, die als mittelgroße U-Boote auch auf im offenen Meer agieren können.
jok/AFP/Reuters
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,767122,00.html