Tussinelda schrieb am 06.06.2020:ja, wenn man es so einseitig betrachtet wie Du, dann schon. Es gibt vielfältige Gründe mit vielfältigen Begründungen, aber das ignorierst Du ja standhaft.
Das ignoriere ich nicht, ich sehe das nur alles als kritikwürdig.
Ob man nun erzreaktionär ist, Anhänger irgendeiner gestörten Sexualmoral, identitärer Konzepte bis hin zum Nationalismus, einer quasi nihilistischen counterculture, "das haben wir schon immer so gemacht"-konservativ, antiwestlich, antimodernistisch, irgendwie spirituell, ich lehne das alles ab.
Und vor allem lehne ich ab, für solche Belange (und alle, die man sich sonst noch ausdenken könnte, um das zu rechtfertigen) Symbole zu nutzen, die in ein patriachal-religiöses und sexualisierendes Konzept eingebettet sind, weltweit von Islamisten Frauen oktroyiert werden. Das ist hochgradig unreflektiert.
Aber das ist auch ein Aspekt, wie er jetzt hier im Thread stattfindet, den ich an der Diskussion (mit Freiwilligen) als hochgradig unehrlich empfinde.
Um Kopftuchtragen durchzusetzen, wird sich augenblicklich auf Religionsfreiheit und das AGG berufen und "Diskriminierung" gebrüllt...Kritik an dem religiösen Konzept - die keineswegs personengebunden ist, wenn man nicht einfach nur fremdenfeindlich oder gar rassistisch agiert - wird sich aber nicht gestellt, weil dann gibt es plötzlich 1000 Gründe und das ist alles super-pauschalisierend, Inhalte existieren nicht mehr.
Wenn man dann allerdings Leute verklagt, spielen 999 davon keine Rolle, denn wie im Link nachzulesen:
Soweit eine Bewerbung nur deshalb abgelehnt wird, weil die Bewerberin aus religiösen Gründen ein Kopftuch trägt, stellt dies einen Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Religionsfreiheit sowie einen Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot dar.
https://www.haufe.de/oeffentlicher-dienst/tvoed-office-professional/kein-kopftuchverbot-im-allgemeinen-verwaltungsdienst_idesk_PI13994_HI6055524.html (Archiv-Version vom 04.12.2020)Da ist nichts mehr mit "Identitätssymbol" oder "Man wäre ein wenig spirituell"....das würde nämlich sonst untersagt.
Ich und alle anderen Leute, die das nicht mit "Religion" begründen können, können sich nicht mit einem Kopftuch dahinsetzen.
Fragt sich dann, wo die Ungleichbehandlung tatsächlich liegt.
Ob eine "allgemeine Verwaltungsbeamte" irgendwo Kopftuch trägt, ist mir persönlich vollkommen gleich, die kann im Büro auch im Bikini sitzen.
Bei "Kundenkontakt" haben Beamte sich in meinen Augen allerdings weltanschaulich neutral zu geben...ob das für die Dame zutrifft, weiß ich nicht.
Tussinelda schrieb am 06.06.2020:nur ist das keiner, keine Ahnung, wie Du darauf kommst
Ja, rechtlich vllt nicht, aber moralisch ja anscheinend schon, denn man greift ja ansonsten in die freie Entscheidung sowie die Selbstbestimmung ein.
Was natürlich ein einseitiger Vorwurf bleibt, denn auf der anderen Seite ist das ja Hupe.
Tussinelda schrieb am 06.06.2020:wieso? Man kann alles und jeden kritisieren, die Frage ist, wie und warum. Einfach das Kopftuchtragen per se als kritikwürdig anzusehen, egal aus welchem Grund eine Person es trägt, ist ganz sicher der falsche Weg und hat auch nix mehr mit kritisieren zu tun, sondern damit, dass man Gründe hat, weshalb man das Tragen des Kopftuches ablehnt und dann die tatsächlichen Gründe der Kopftuchtragenden Person eh keine Rolle spielen. Weil Kopftuchtragen immer scheisse ist. So argumentierst Du gerade.
Na ja, zuerst einmal ist die Verschleierung im Kontext des Islam - in all ihren Facetten und Schweregraden - nunmal ein religöses-patriarchales Konzept (welches auch ansonsten nur in anderen religiösen und patriarchalen Strukturen mit ähnlicher Begründung auftritt oder sogar direkt auf die Hadith zurückzuführen ist), welches weltweit in institutioneller Unterdrückung bist hin zur Gewalt kulminiert.
Das kann man ganz hervorragend daran erkennen, dass es schon ein merkwürdiger Zufall wäre, wenn weltweit Islamisten alle ganz individuell auf den Gedanken gekommen wären, ihre Frauen zu verschleiern und sie dann auch noch ganz individuell dieselben Koranverse, dieselben Tafsir und dieselben Hadith dafür als Begründung anführen würden.
Das vollends zu ignorieren und das Kopftuchtragen von jeglichem Inhalt zu lösen, hat ja schon nur den Grund, Räume zu schaffen, in denen eine Kritik daran - und ich wiederhole mich, das ist bis dahin ja gar nicht personengebunden - völlig zu verunmöglichen. Da darf man dann nichts kritisieren, wenn man nicht jedem Individuum gerecht wird, das ist eh nicht möglich, also still sein...
Das ist aber fadenscheinig, denn das machen wir auch sonst nirgends, nicht wenn jemand eine Partei wählt, nicht wenn jemand irgendein Statement auf dem Shirt trägt und nicht wenn irgendwer irgendwelche Musik hört...nirgends.
All das kann Milliarden von Gründen haben.
Dieser Maßstab wird aber nirgends angelegt. Warum also gerade bei der Verschleierung?
Und warum in aller Welt nutzt man sowas eigentlich gaaaaaanz individuell, wenn man darum weiß?