sacredheart schrieb:Erscheint mir völlig unlogisch. Einerseits wird (nicht ganz zurecht) behauptet, es kämen doch so viel weniger Migranten als zB 2015. Die paar Leute könne man doch wohl problemlos...
Andererseits wird eher zurecht behauptet, dass nur ein kleiner Teil der Migranten kriminell wäre.
Warum soll es denn nicht möglich sein 'einen kleinen Teil von nur ganz wenigen' abzuschieben ?
Das meinte ich damit nicht. Aus Eritrea kommen z.b. 1000 Menschen im Jahr 2022, die könntest du in der Theorie alle abschieben. Mein punkt ist, dass die Abschiebung nur für so wenige Straftäter ein mögliches Mittel ist, dass der damit verbundene hohe Aufwand Unsinn ist.
Hier Straffällige Menschen mit Migrationshintergrund kannst du nicht ausweisen.
Auch die ohne deutschen Pass kannst du häufig nicht ausweisen, es sei denn, du nimmst deutliche Gesetzesänderungen vor. Das dauert dann trotzdem lange, ist sehr teuer, bindet polizeikräfte und du müsstest dann halt ernsthaft so einen aufwand für irgendwelche Kleinkriminellen betreiben. Wenn deren Heimatländer sie überhaupt zurücknehmen, versteht sich.
Außerdem (darüber sprachen wir im anderen thread) verhinderst du damit tendenziell keine Verbrechen, weil die meisten verbrechen unter dem Radar laufen, bis wirklich mal was schlimmes passiert.
Wenn du wieder eine story liest wo irgendein afghane seine freundin ermordet, dann kannst du oft davon ausgehen, dass das seine erste offizielle tat war. Vorher hat der vllt auch schon seine Frau verprügelt, aber solche Verbrechen gehen selten in die statistik ein. Schiebst du schneller ab, fügst du da eine moralische komponente hinzu. Dann weiß eine Frau die Vergewaltigt oder geschlagen wird genau, was sie dem Täter ggf. mit einer Anzeige antun wird und hält sich damit eher zurück. Genauso sorgst du dafür, dass Täter rabiater werden. Wenn du weißt, dass du schnell für kleinigkeiten abgeschoben werden kannst, wirst du natürlich mehr energie aufwenden, um eine anzeige zu verhindern.
Und da ist eben die frage: Lohnen sich diese gefahren, diese kosten, dieser aufwand für einen relativ kleinen Teil der Täter, der damit in der Tat abgeschoben werden kann, wenn aber die anderen täter die ähnlich ticken aber einen deutschen pass haben davon gar nicht tangiert werden? Das sehe ich nicht. Ich sehe auch nicht, wie das signifikant Verbrechen ernsthaft vermindern soll nur weil ein paar mehr straftäter statt ins Gefängnis zu kommen ausgewiesen werden.
sacredheart schrieb:Besiegen kann man OK grundsätzlich sehr schwierig. Das gelingt kaum einmal irgendwo. Die Extremform findet sich in Mexico, wo ein Sieg gegen die OK eigentlich nur noch durch einen ausländischen Militäreinsatz möglich wäre. So weit wollen wir es alle nicht kommen lassen. OK kann man nur besiegen, wenn man die Köpfe von OK dauerhaft aus dem Verkehr zieht. Das sehe ich im deutschen Rechtssystem nicht, weil es kaum auf OK ausgerichtet ist.
Leider ist das nicht so. Wenn du alle kriminellen organisierten jetzt sofort ausweist, wird sich die struktur wieder bilden. Denn Kriminalität ist ein gesellschaftliches Problem , das aus der Gesellschaft heraus entsteht. Du kannst OK nur besiegen, genau wie andere kriminalitätsformen, wenn du ein so gutes gesellschaftliches konzept hast, dass sich diese Art von Kriminalität nicht bildet.
OK wird es so lange geben, wie sie sich lohnt und, wie du schon sagst, ist es vollkommen unrealistisch, dass ein Staat das rein durch härtere Maßnahmen verhindert. Aber es ist nicht unrealistisch, dass eine gesellschaft durch klügere Handhabung von Kriminalitätsbekämpfung Rahmenbedingungen herstellt, in der OK weniger attraktiv ist.
Vergleich das mal mit Raubkopieren. Das ist weniger schlimm als leute zu erpressen und umzubringen, aber das prinzip ist ähnlich. Was man früher versucht hat, war, raubkopierer ins gefängnis zu bringen, man hatte abmahnanwälte und hat in DVD intros gedroht und und und. Aber natürlich ist raubkopieren schlicht attraktiv, nicht nur wegen dem geld sondern auch wegen der verfügbarkeit. So ist das auch bei Kriminalität, es geht nicht darum, wie stark es verfolgt wird in erster linie, sondern wie attraktiv es ist und wie komfortabel.
Beim Raubkopieren hat man dann plötzlich das gegenangebot aufgebaut: Netflix, Youtube, anderes Streaming, und plötzlich haben viel weniger Leute das gemacht. Ganz einfach weil die Streamer noch viel komfortabler waren, als auf virenverseuchten websites mit tausend pop ups nach der nächsten Folge Lost zu schauen.
Und genau so muss man über Kriminalität nachdenken. Du kannst kriminalität nicht besiegen, indem du fester draufhaust, denn dann änderst du nichts daran, dass trotz deiner maßnahmen immer noch die kriminelle handlungsweise attraktiver ist als die alternative.
Mit aber z.b. einer maßnahme wie einer vermögenssteuer kannst du dafür sorgen, dass wirtschaftskriminelle und OK kriminelle mit ihrem Geld schwerer und weniger etwas anfangen können und damit kannst du kriminalität einen ernsthaften schlag versetzen. Viel ernsthafter, als wenn du die ältesten drei brüder abschiebst und dann die jüngeren drei übernehmen.