Demokratie - Deine Verantwortung!
09.01.2008 um 02:41
Okay ich versuchs nochmal.
Also Demokratie heißt Volksherrschaft. Auch wenn einige andere Erfahrungen gemacht haben, schildere ich hier, wie weit es damit in meinem Leben war bzw. ist...
Ich bin bis zu meinem 14. Lebensjahr in der DDR großgeworden in einer kleinen Stadt. Mein Direktor war Franzose. Ja, ich habe Pioniernachmittage hinter mir und auch zahlreiche kostenlose, teils leistungssportliche Aktivitäten aber auch musisch-künstlerische. Meine Mutter hat mir immer wieder gesagt, Mädchen, sage immer deine Meinung und nur das, was du denkst. Ich hatte nie Nachteile deswegen, auch wenn meine Klassenlehrerin meine Offenheit und Aufmüpfigkeit nicht so sehr mochte, respektierte sie dies und mich.
Im Nachhinein kann ich sagen, wir wurden bildungstechnisch nicht dumm gehalten. Als es die ersten Computer in den Achtziger gab, hatten wir Unterricht, auch wenn wir dafür ein paar Minuten mit den Bus fahren mussten, es wurde möglich gemacht. Ich hatte immer die Möglichkeit, meine Freizeit bunt zu gestalten, für wenig oder meist gar kein Geld. Überall war was los, wo Leute einfach zusammenkamen.
Als wir eine zeitlang keinen Jugendclub hatten, beschlossen wir, ein paar Leutchen, etwas dagegen zu tun. Wir ließen uns einen Termin beim Bürgermeister geben und er nahm sich viel Zeit für uns. Er versprach, es würde sich was tuen und er wäre nicht abgeneigt, wieder mal ein paar junge Leute bei sich zu sehen, wenn es etwas zu besprechen gab. Das war in den Neunzigern.
Wie auch immer. Ich hatte früher immer das Gefühl, unabhängig von dem, was politisch lief oder wie die übrigen Umstände waren... ich habe immer Menschen erlebt, die Dinge in die Hand nahmen, gemeinsam. Es gab immer einen Weg, eine Lösung, gerade in den beschränktesten Zeiten, ließen die Menschen nicht davon ab, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und für sie wichtige Dinge irgendwie zu verwirklichen, gemeinsam. Auch ich habe mich dabei immer selbstverwirklicht.
Aber als die Lebensumstände immer schlechter wurden und das taten sie auf eine bestimmte Art und Weise für viele Menschen, auch wenn andere davon in ihrem Leben nichts mitbekommen haben, sah ich immer mehr Menschen kraftlos resignieren und sie zogen sich immer weiter zurück, in engere Kreise, in kleinere Gesellschaft, in die Familie, in sich selbst.
Wenn man ums blanke Überleben kämpft, weil man nicht auf Staatskosten bzw. denen anderer leben möchte, verfällt man leicht in stumpfe Tretmühlenpraxis. Und es bleibt wenig Zeit für Gemeinschaft. Der Instinkt irgenwie zu überleben und dabei nicht wählerisch zu sein, sondern einfach und immer weiter zu tun, was man zu tun hat und das mehr als 8 Stunden täglich, überschattet jegliche Frage nach alternativen freien Gedanken. Es ist wie es ist, da musst du durch, das gehört sich so...
Völlig erschöpft und am Ende, sitzt man da mit einem Herzschrittmacher und drei Beipässen und hat keine Kraft mehr etwas ändern zu wollen. Man kann sich nur schweren und kaputten Herzens damit abfinden.
Wählen ist man gegangen, ja und den Politikern hat man auch mehr oder weniger geglaubt und brav gehandelt.
Aber Demokratie? Wo denn, wie denn? Was denn? Früher absurderweise vielleicht gelebter mehr als jetzt erahnt... Wie kam das???
Was will ich sagen? Ich weiß es nicht...
Wie oft hab ich gehört, dass ehemalige Politiker immer noch und immer wieder und endlich versuchen, Volksentscheide, Volksabstimmungen zur Rede zu bringen und durchzusetzen. Wurden wir schonmal gefragt?
Politik und Wirtschaft, die Banken (die Kirche lasse ich mal außen vor) haben sich eine Struktur erschaffen, die sich teilweise jeglicher menschlicher Logik entzieht. Im Endeffekt ist es einfach so, dass wenige Reiche und Mächtige immer Reicher und mächtiger werden und viele Arme und Hilflose immer ärmer und hilfloser. Dazwischen dümpeln natürlich alle Möglichen Abstufungen und Varianten von Kreaturen ;) und Lebensstandards.
Genauso ist es untereinander. Es gibt sicherlich Leute unter den oberen, die sich einiges schöner und gerechter und volksnaher, gemeinschaftlicher vorstellen können. Aber der Rest spielt seinen Rolle, die er in vielen Variationen schon seit Jahrhunderten spielt. Den Köpfen ist es glaube gar nicht möglich, eine Gesellschaft zu kreieren, die sich manch anderer wünscht. Wie sollten sie unsere Wünsche integrieren? Wenn sie nichtmal die Standards einer sozialen Gesellschaft halten und händeln können?
Und wie sollten das die Menschen in ihre Verantwortung nehmen können, die ebenfalls fast ihr ganzes Leben anders programmiert lebten, auf der "Marionettenseite", die in der Tretmühle?
Fragen über Fragen. Ich kann sie nicht beantworten. Ich kann - wie schon gesagt - nur in meinem Leben stehen bleiben. Ich für mich habe entschlossen, dass ich erst einmal für mich das Leben kreieren muss, mit dem ich leben kann und möchte und es gibt Perspektiven ;) Hinzu kommt zuerst die Verantwortung meiner kleinen Tochter gegenüber. Ich gebe gern meine Meinung und meine Stimme ab... aber wenn etwas nicht geändert werden soll, nützen alle Briefe und Demonstationen nichts. Und dann muss es erst einmal wieder ganz schlimm kommen, bevor das Volk wirklich aufsteht.
Mein Fazit: Demokratie - Deine Verantwortung! Naja, mein ganzes Leben ist meine Verantwortung, also liegt alles in meiner Verantwortung.
Aber ich glaube, es dreht sich hier um was ganz anderes. Die Menschen leben nicht mehr wirklich in Gemeinschaft. Eher jeder für sich. Und wie heißt es so schön, einer allein kann nichts tun. Würd ich pauschal widersprechen, aber wenn es um das Thema Zusammenleben geht und das ist hiermit angesprochen, geht es doch darum, wie Menschen miteinander umgehen, wie sie ihr gemeinsames Leben gestalten, dann ist es wohl wahr. Dafür müssen Menschen sich aber auch zusammentun. Es geht nicht um mein Auto, mein Haus, mein Boot, mein Aktienkonto. Es geht um meine Familie, meine Freunde, meine Nachbarschaft, meine Beziehungen, mein gemeinschaftliches Leben, im Kleinen wie im Großen.
Das Große ändern fängt im Kleinen an und selbst wenn alle Politiker der Welt mir keine Möglichkeit geben, offiziell zu wählen, was geschehen soll und das ist nur der Fall, wenn wir auf irgendeine Weise wirklich an Entscheidungen teilhaben können und nicht nur zwischen schwarz, rot, grün oder bunt wählen dürfen.
Selbst dann, kann ich mir Leute suchen, mit denen ich mir eine kleine Welt teile und dort lebe, wie ich es für richtig halte, auf demokratische, gleichberechtigte, faire, menschenwürdige Art und Weise. Vielleicht werden es mehr und mehr, wer weiß...
Also gehen wir viele Wege, denn alle führen irgendwann zu einem Ziel.
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