http://www.sz-online.de/sachsen/nach-angriffen-auf-junge-sorben-will-sachsens-polizei-praesenz-erhoehen-2976220.html (Archiv-Version vom 23.06.2015)Mittwoch, 19.11.2014
" Nach Angriffen auf junge Sorben will Sachsens Polizei Präsenz erhöhen
Beschimpfungen, Bedrohungen und Schläge - die Minderheit der Sorben wird in der Oberlausitz von Neonazis attackiert. Nun will die Polizei dem braunen Spuk ein Ende machen.
Bautzen. Nach gewalttätigen Übergriffen von Neonazis auf Sorben will die sächsische Polizei ihre Präsenz in der Oberlausitz erhöhen. Dabei kämen auch mobile Fahndungsgruppen zum Einsatz, sagte Bernd Merbitz, Chef des Operativen Abwehrzentrums, am Mittwoch in Bautzen. Unter sorbischen Jugendlichen herrsche Angst: „Sie kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass eine Mauer des Schweigens aufgebaut wird.“ Er appellierte an Betroffene, Vertrauen zur Polizei zu haben und alle Straftaten anzuzeigen. Zugleich kündigte Merbitz Veranstaltungen in der Region an, auf denen Jugendliche Tipps zum Umgang mit gewaltbereiten Rechtsextremen erhalten sollen.
Merbitz traf sich am Mittwoch mit dem Chef der Domowina (Bund der Lausitzer Sorben), David Statnik, um die Lage zu erörtern. „Die Vorfälle haben sich in der letzten Zeit gehäuft und sie haben ein relativ gleiches Muster. Das beunruhigt und das verängstigt unsere Jugendlichen“, sagte Statnik der Deutschen Presse-Agentur. Der Domowina-Chef sieht außer der Polizei auch die Zivilgesellschaft in der Pflicht. „Die gesamte Gesellschaft muss darauf achten, dass eine Minderheit nicht stigmatisiert wird. Fremdenfeindlichkeit egal welcher Art gehört nicht in unsere Zeit.“ Statnik lobte die Arbeit der Polizei und sieht die Ermittlungen auf einem guten Weg.
Nach Aussagen von Merbitz steigt die Bereitschaft der Opfer, auszusagen. Allerdings stehe man noch am Anfang der Ermittlungen. Es gehe darum, das Selbstwertgefühl der sorbischen Jugendlichen wieder zu erhöhen. Nach den Worten des OAZ-Chefs ist rasches Handeln auch geboten, damit die Situation nicht eskaliert. Statnik sieht bislang keine Belege für eine Selbstjustiz der sorbischen Jugendlichen. „Ich hoffe, dass es dazu nicht kommt. Wir konzentrieren uns auf die Präventionsarbeit. Bisher gibt es auf sorbischer Seite weder Gründe, die die Ausschreitungen rechtfertigen, noch Selbstjustiz. Wir möchten alles dafür tun, dass das auch so bleibt.“
Merbitz sieht in dem Vorgehen der Rechtsextremen eine neue Eskalationsstufe. Bereits im Frühjahr sei es zu Schmierereien und der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole an Ortseingangsschildern im sorbischen Siedlungsgebiet gekommen. Er erinnerte auch an frühere Beschädigungen von Kruzifixen in den Ortschaften der katholischen Sorben. Diese alten Fälle würden jetzt noch einmal aufgearbeitet. Aus dem Süden Brandenburgs, wo gleichfalls Sorben beheimatet sind, seien bisher keine Vorfälle bekannt. Dennoch wolle man sich in Absprache mit den dortigen Kollegen noch einmal ein Gesamtbild verschaffen, sagte Merbitz.
Sachsens Polizei hatte Ende 2012 das OAZ gebildet, um Kräfte im Kampf gegen den Rechtsextremismus zu bündeln. Bereits zuvor hatte es eine Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko Rex) gegeben. (dpa) "
"Aus dem Süden Brandenburgs, wo gleichfalls Sorben beheimatet sind, seien bisher keine Vorfälle bekannt."
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