@shionoro shionoro schrieb:Also wenn du DAS Blutrote Propaganda nennst dann leidest du unter realitätsverzerrung.
Ich empfinde das durchaus so. Es ist eine Endwürdigung der deutschen Opfer alliierter Gräueltaten...und ein sabotieren deutscher (bzw. internationaler) Aufarbeitung von jenem Aspekt der Geschichte, der die Täter außerhalb Deutschlands zu benennen hat.
shionoro schrieb:Eckhart hat NICHT opfer zu Täter erklärt, er hat lediglich erkannt, dass es leider Racheaktionen gegeben hat an der Deutschen Bevölkerung die Ursächlich natürlich auch mit den Taten der deutschen zuvor verbunden sind.
Ob du das aufgrund meiner emotionalen Reaktion nun glaubst - oder nicht...aber das habe ich sehr gut verstanden. Mir geht es darum aufzuzeigen, daß diese Pseudoargumentation aber nunmal absolut falsch und sogar abgrundtief unmenschlich ist!
Denn dieses Argument bedient sich der "völkischen" Sippenhaft ohne Schuldnachweis im expliziten Falle. Es gibt keine schuldigen Völker! Es gibt nur schuldige Individuen! Und es ist nunmal pervers im ureigentlichsten Sinne des Wortes, wenn wir die Nazis für ihre Ideologie der rassistischen/völkischen Sippenhaft mit ihrer einhergehenden Tragödie verurteilen - und im selben Atemzug jenen Unmenschen vergeben, die aus den SELBEN Motiven am Einzelnen das gleiche Leid anrichteten.
Verstehst du das? Ich will ja explizit darauf hinaus das der Versuch das miteinander zu Vergleichen uneweigerlich in einem (teilweisen) Zugeständnis an dieser Nazi-Ideologie enden muß: Dem Konzept des schuldigen Volkes!
Es ist hierbei völlig egal, was den einzelnen Tätern wiederfahren ist - warum sie zu so unmenschlichen Taten fähig waren. Sie haben ihre Verbrechen willkürlich an Menschen verübt, deren Schuld sehr fragwürdig ist...und die gesamte menschliche Zivilisation ist sich Weltweit darin einig, daß ein Verbrechen unter diesen Bedingungen (kein Hinweis auf eine tatsächliche Schuld des Opfers) KEINE mildernde Umstände gibt.
Das Argumentationskonzept von Eckhart will darauf hinaus, daß die Verbrechen der NS-Regierung allerdings so groß waren, daß man hier eine "Ausnahme" machen sollte...und einfach akzeptieren muß, daß die fassungslosen Alliierten (und übrigens auch viele Zivilisten im Ausland!) ihrem Hass einfach erlegen sind. So argumentiert aber nur jemand, der überhaupt nicht in der Lage ist sich in die Schicksale der betroffenen deutschen Opfer hinein zu versetzen, deren Leid er damit letzten Endes bagatellisiert. Dies ist eine Herabwertung von Menschen...und im Falle der Nachkriegs-Gräul waren es meist Mütter und sogar Kinder.
Es gibt keine Entschuldigung dafür!
shionoro schrieb:Ja, die alliierten haben kriegsverbrechen begangen, so wie sie in jedem krieg vorkommen, und ein besser oder schlechter ist ohnehin etwas sehr subjektives und nicht zielführendes.
Darauf will ich auch garnicht hinaus. Mir ist es wichtig, daß man allerdings normal diskutieren kann, daß man das Leid der Opfer ansprechen darf, ohne in braune Schubladen gesteckt zu werden (siehe "Funraising" mit seine Verweis auf das Lied "Der gute Kamerad"). Auch DAS ist ein Teil unserer unmittelbaren Geschichte und ich glaube, es täte uns gut, wenn wir uns etwas unverkrampfter damit beschäftigen würden. Ja...auch den Deutschen wurde Unrecht angetan! Und die Täter sollten sich ganz genauso schämen, wie alle anderen Verbrecher auch.
shionoro schrieb:Das es aber nach einem so gigantischen krieg mit so vielen toten und so viel blut racheaktionen geben wird ist eine sache die nicht schön ist, aberauch nichts was man explizit irgendwem anlasten sollte um deutschland von schuld zu erlösen oder den alliierten eine schuld zu geben.
Nein. Du irrst dich! Es gibt keinen "Freischein" zum legalen Töten! Jeder Mord ist ein Verbrechen. Auch in einem Krieg - egal wieviele Unschuldige bereits ermordet wurden, egal wie grausam die Armeen vorgehen! Selbstverständlich kann die Weltöffentlichkeit mit dem absolut selben Recht eine Aufarbeitung der Verbrechen an Deutschen erwarten - wie man selbstverständlich auch eine Aufarbeitung der Verbrechen von Deutschen erwarten kann. Würde man hier Unterschiede machen, käme dies einer Herabstufung der deutschen Opfer als Menschen 2. Klasse gleich!
Das Einzige, was NICHT geht ist ein Verrechnen der Verbrechen. Die deutschen Täter werden nicht von ihrer Schuld "erlöst" - und ich erwarte, daß man dies auch immer sofort mit Nachdruck klarstellen wird, sollte sowas gefordert werden.
shionoro schrieb:Man sollte all dieser opfer gedenken und die Schuldfrage ruhen lassen, und sich darauf konzentrieren zu erkennen wann anzeichen für solchen wahnsin gegeben sind um ihn zu verhindern wann immer er erscheint.
Die "Schuldfrage". Ich finde das Wort eher unangemessen - aber im Kerne meinst du damit vielleicht etwas ähnliches wie ich. Und ich finde es durchaus notwendig, daß wir - also die Weltöffentlichkeit - diese Verbrechen an den Deutschen auch als VERBRECHEN wahr nehmen. Mit allen Konsequenzen. Ich erwarte nicht, daß es neben dem Wiesenthal-Center bald auch ein "Hermann-Center" geben wird, daß sich auf die Suche machen wird nach alliierten Kriegsverbrecher. Es geht mir nicht darum die einzelnen Täter heute noch zu bestrafen...aber ich finde es trotzdem wichtig, daß man sie recherchiert und beim Namen nennt. Die Feststellung, daß sein Peiniger für seine Verbrechen wenigstens verachtet wird ist für ein Opfer wichtig, um das ertragene Leid verarbeiten zu können. Denn es ist die öffentliche Rückmeldung, daß dieses Verbrechen auch als solches empfunden und das Leid des Opfers anerkannt wird. Wenn dies nicht stattfindet, bleibt ein leeres "mit mir kann man es ja machen" zurück. Was glaubst du, wie sich die vergewaltigten Frauen fühlten, als man noch über sie lachte, wenn sie Anzeige erstatten wollten?
Und fast 70 Jahre später erzählen auch heute noch einige Fanatiker sofort wieder von einem ganz anderen Verbrechen, wenn man auf diese Untaten zu sprechen kommt und lassen die Opfer mit dem Gefühl zurück, daß ihr Leid einfach nicht der Rede wert wäre...ja, daß sie es sogar verdient hätten, weil sie dem "falschen" Volk angehören.
shionoro schrieb:NEIN! Wir deutschen werden nicht immer darauf hingewiesen, es gibt keine alten ressentiments mehr bis auf einige wenige deren eltern z.b. bei der shoa getötet worden sind und wo es nachvollziehbar ist.
Naja...also ich weiß nicht so recht. Sieh dir mal ein paar griechische Titelblätter an und du bekommst ne Ahnung davon, wie schnell man wieder die NS-Vergangenheit aus der Schublade wühlt.