Zuallerst:
Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhaßter als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock.
Ist tatsächlich ein Zitat von Joseph Goebbels aus "Der Angriff", 06.12.1931
Wikipedia: Der AngriffDa jetzt bestimmt schon der ein oder andere Schaum vor dem Mund hat, sei ihm/ihr dieser Artikel ans Herz gelegt:
http://www.h-ref.de/organisationen/nsdap/kuehnelt-leddihn-sozialisten.phpDer Konservative Gesprächskreis Hannover hat auf seinen Web-Seiten den Beitrag "Kein Gegensatz, sondern eher Konkurrenzkampf" von Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn veröffentlicht, dessen Kernpunkt die These ist, die Nazis seien Linke und die NSDAP sei eine linke Partei gewesen.
Für jemanden, der sich "Seit einem halben Jahrhundert" mit dem Unterschied zwischen Rechts und Links beschäftigt (so Kuehnelt-Leddihn über sich selbst) ist der Beitrag bemerkenswert schlecht recherchiert und dokumentiert. Es handelt sich eher um eine Meinungsäußerung als um eine sachlich fundierte Analyse, und an einigen Punkten lässt sich sogar nachweisen, dass Herr Kuehnelt-Leddihn mit historischen Fakten - teilweise sogar mit seinen eigenen Quellen - ausgesprochen phantasievoll umgegangen ist, um es höflich auszudrücken.
[...]
Es ist unbestritten, dass die Nazis in der Anfangszeit sozialistische Sprüche verbreitet haben. Das war jedoch reiner Opportunismus, der nur dem Wählerfang gedient hat. Über die sozialistisch anmutenden Punkte des Parteiprogramms schreibt Wolfgang Wippermann:
Doch gerade diese Forderungen, mit denen die Partei ihrem Namen als Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei gerecht geworden wäre, wurden 1928 von Hitler eingeschränkt.
Wolfgang Wippermann in Enzyklopädie, S. 11
(Hervorh. i. Original)
Eine ausführlichere Darstellung der taktischen Erwägungen, aus denen die Nazis sich zeitweise sozialistisch gebärdet haben, ist auf einer Web-Seite zu finden, die sich mit dem "Strasser-Flügel" der NSDAP befasst. Hier soll der Hinweis reichen, dass die Nazis, als sie an der Macht waren und die Möglichkeit dazu hatten, keine Anstalten gemacht haben, sozialistische Ideen zu verwirklichen.
[...]
Ein Stück weiter meint Kuehnelt-Leddhin dann:
Ja aber, fragt vielleicht der naive Zeitgenosse, haben die Braunen nicht "dennoch" behauptet, "rechts" zu stehen? Keine Spur! Goebbels erklärte am 6. Dezember 1931 im "Angriff", dass die NSDAP die "deutsche Linke" verkörpere und den "bürgerlichen Nationalismus" verachte. Kann das deutlicher gesagt werden? Was will man mehr?
Kuehnelt-Leddihn, Kein Gegensatz
Die Argumentation des Herrn Kuehnelt-Leddihn bewegt sich hier in etwa auf der Ebene: Die Nazis haben sich Sozialisten genannt, also waren sie Sozialisten. Nun denn - die DDR hat sich demokratisch genannt, also war sie es.
Oder etwa nicht? Sollte Herr Kuehnelt-Leddihn, der diese Worte sicher nicht in jugendlichem Leichtsinn, sondern eher in reiferen Jahren aufgeschrieben hat, nicht erkannt haben, dass nicht überall das drin ist, was außen draufsteht?
[...]
Das verrät Herr Kuehnelt-Leddhin den Lesern aber nicht - denn er will ja gerade die nationalkonservative Rechte aus ihrer intimen Verbundenheit mit dem Hitler-Regime herauslösen, weil er selbst dieser politischen Richtung nahe steht. Dazu sind ihm offenbar auch Methoden recht, die alles andere als redlich sind.
[...]
Die Behauptung über die angebliche Wählerwanderung ist bei weitem nicht die einzige, die Herr Kuehnelt-Leddihn ohne überprüfbare Angaben in den Raum stellt - und dort, wo er konkrete Angaben macht, zeigt sich mitunter sogar, dass Herr Kuehnelt-Leddihn manipuliert, indem er verfälschend wiedergibt, was z.B. in Fests Hitler-Biographie zu finden ist.
Nachdem Herr Kuehnelt-Leddihn in dieser Manier seine "Beweise" um sich versammelt hat, fällt es ihm natürlich leicht, den großen Schlussakkord anzustimmen:
Nationalismus und Rassismus sind links, Patriotismus ist rechts.
Kuehnelt-Leddihn, "Kein Gegensatz"
So einfach können Politik und Geschichte sein, wenn man aus Quellen grundsätzlich nur das herausliest, was man in ihnen finden will.
Herr Kuehnelt-Leddihn hat wenig über den "wahren Charakter des Nationalsozialismus" gesagt, aber dafür eine Menge über seinen eigenen.
Es wäre desweiteren schön, wenn man sich mit der Personalie Goebbels ein wenig beschäftigen würde und seiner "Querfront"-Vergangenheit und sich ebenfalls die Frage stellt, warum dieser Mensch "Propagandaminister" war.
An dieser Stelle sei auf Otto Strassers "Sozialisten verlassen die NSDAP" hingewiesen:
http://www.h-ref.de/organisationen/nsdap/nazis-sozialisten.phpSowie die Zitate:
Adolf Hitler im Gespräch mit Strasser auf die Frage, ob die Produktionsverhältnisse unverändert bleiben:
Aber selbstverständlich. Glauben Sie denn, ich bin wahnsinnig, die Wirtschaft zu zerstören? Nur wenn die Leute nicht im Interesse der Nation handeln würden, dann würde der Staat eingreifen. Dazu bedarf es aber keiner Enteignung und keines Mitbestimmungsrechtes.
Joachim Fest, Hitler S.411
Joseph Goebbels:
Später ist dieser Sozialismus jüdisch verseucht worden. Wie passen zu einem deutschen Spießer die Weltkatastrophenideen eines Karl Marx, eines Lenin und eines Trotzkis?
- Joseph Goebbels, Tagebücher 7.7.1924
Der Sozialismus ist nicht einmal schön in der Theorie
- Joseph Goebbels, 9.7.1924
Sowie:
In Joseph Goebbels' Kleinem Abc des Nationalsozialisten von 1925 wurde gleichfalls zwischen „Staats- und Börsenkapitalismus“, dies soll heißen: zwischen „national schaffendem und international-raffendem Kapital“ unterschieden. Die Kontrastierung mündete in die Forderung nach „Brechung der Zinsknechtschaft“:
„Unter Brechung der Zinsknechtschaft verstehen wir die Beseitigung der tyrannischen Geldgewalt der Börse in Staat und Wirtschaft, die das schaffende Volk ausbeutet, moralisch verseucht und zum nationalen Denken unfähig macht.“[11].
Dabei wurde das angeblich nicht produktive, „raffende“ Kapital, dessen Zinsknechtschaft es zu brechen galt, mit dem Judentum assoziiert. Auf diesem Wege sollten die verbreiteten antikapitalistischen oder sozialistischen Sehnsüchte von Teilen der deutschen Bevölkerung auf den Antisemitismus der Nationalsozialisten umgeleitet werden.[12] Dass die „Brechung der Zinsknechtschaft“ über diese propagandistische Funktion keine Bedeutung hatte, zeigt Goebbels‘ zynischer Kommentar, „brechen müsse höchstens der, der diesen Unsinn anhöre“.[13]
Wikipedia: Brechung der Zinsknechtschaft#cite note-13