Atrox schrieb:Ich denke nicht, dass die Staatsgründung selbst das Problem ist, die arabischen Menschen sind aber beim Teilungsplan auch nicht wirklich „fair“ behandelt worden.
Ging globalpolitisch damals nicht.
Zur Erinnerung: Das Osmanische-Reich war besiegt, der erste Weltkrieg gewonnen. Und nun?
Aus Sicht der Europäer grob zusammengefasst:
Wer garantiert denn, dass das Osmanische-Reich nicht wieder aufersteht und gar mit Deutschland zusammen wieder kämpft?
Darüber hinaus, den Briten/Franzosen gebe ich als Brite/Franzose so wenig ehemaliges Osmanenland wie möglich, das sind meine zukünftigen Kolonien ... ähm ich meinte Protektorate!
Aus Sicht der Araber grob zusammengefasst:
Wir sind die Osmanen endlich los! Wir müssen ein Stück weit mit den Franzosen/Briten zusammen arbeiten, damit das so bleibt, wir haben keine andere Wahl.
Darüber hinaus: Wir könnten doch eine panarabische Nation aufbauen, mit mir als König/Präsident!.
Was ist dann geschehen?
Der zweite Weltkrieg ist geschehen, die Franzosen und Briten waren mal, die neuen Player sind die USA und die Sowjetunion.
Gleichzeitig ging seit mehr als 20 Jahren von den Türken die Botschaft aus: Uns egal, wir bleiben neutral!
Entsprechend ist auch die
Suezkrise zu bewerten. Die USA wollten damit nichts zu tun haben, die Sowjets drohten Frankreich und GB, was zur Folge hatte, dass GB und Frankreich einen Friedensvertrag mit Ägypten schließen mussten. Der Suezkanal war weg!
Die Fronten waren damit geklärt:
Der vorherige
Palästinakrieg, an dem die Großmächte nicht aktiv beteiligt waren, wurde nun internationalisiert. Es war nicht mehr ein reiner Orientkonflikt, nun war es auf der globalen Agenda beider Großmächte:
Auf der einen Seite die "freie Welt" mit Israel zusammen (Hatte im Suezkrieg mitgekämpft, um gegenüber den Arabern Vorteile zu haben), auf der anderen Seite die "anti-imperialistische Welt" mit den Arabern und der Sowjetunion.
Wenn man den Nahost-Konflikt verstehen will, dann kann man es nur aus dieser Situation heraus verstehen, denn der Suezkonflikt hatte Strahlwirkung bis in die Gegenwart.
Es ist kein Zufall, dass die Linken auf Seiten der Araber oder Palästinenser stehen, wenn man den Suezkonflikt mit einbezieht.
Aber wie sehr oft beschrieben: Mittlerweile hat sich die Welt etwas weiter gedreht, viele orientale Könige wurden ersetzt durch die revolutionären orientalen Linken, diese wurden ersetzt durch die revolutionären Islamisten und die Perser sind wieder da!
Wer diese Entwicklung nicht versteht, oder gar rein durch europäische Augen sieht, wird den Konflikt nie verstehen.