joeyy schrieb:das kann doch nicht im Sinne einer wie auch immer gearteten Religion sein? Würde Allah- so es ihn tatsächlich geben- solche Massaker gutheißen?
Ach, mit Religionen ist das so eine Sache. Im Mittelalter hat das Christentum Menschen mit anderer Auffassung als Ketzer verbrannt und glaubte noch, denen damit einen Gefallen zu tun, weil deren Seele dann angeblich nicht verdammt würde (und ein Abschreckungsmittel an andere war es natürlich auch). Obwohl das Christentum sich quasi als Religion der Liebe und Vergebung bezeichnet, hat es damals ein System der Gewalt, Unterdrückung und Schuldgefühle geschaffen, all das auch gegen kleine Kinder, die es eigentlich als "unschuldig" bezeichnete. Und auch der Buddhismus hat seine unschönen Seiten. Da erwarte ich von Religionen, gerade monotheistischen Religionen, allgemein nicht zu viel. Die Menschenrechte wurden nicht von Religionen erfunden.
joeyy schrieb:Meine Gedanken sind heute bei der schönen jungen Frau, die man als Trophäe blutend durch Gaza- Stadt gezerrt, geschändet und bespuckt hat.
Ich habe ein bisschen Bauchschmerzen dabei, wie sehr gerade dieser Fall herausgehoben wird. Wahrscheinlich, weil die Ermordung einer jungen, hübschen Frau, die noch das ganze Leben vor sich gehabt hätte, mehr Emotionen weckt, als wäre es ein unscheinbarer, möglicherweise sogar unsympathischer 60-jähriger Mann gewesen. Es ist mir schon früher bei anderen Fällen mit vielen Toten (darunter auch ein Zugunglück) aufgefallen, dass stets einige Opfer besonders erwähnt werden und auch immer davon geschwärmt wird, wie beliebt und was für gute Menschen sie waren. Es ist sicher nicht so gemeint, klingt für mich dann aber immer so, als ob der Tod mancher Opfer als schlimmer bewertet würde als der von anderen.
Denn:
Momomo schrieb:Außerdem gibt es außer der "schönen jungen Frau" noch Tausende andere, die gefoltert, vergewaltigt, ermordet oder gefangengenommen wurden.
Und die fallen quasi unter den Tisch, wenn Einzelschicksale so herausgestellt werden. Diese junge Frau war eines von ca. 260 Mordopfern vom Festival. Sie wurde öffentlich vorgeführt und darüber ein Video veröffentlicht. Ich vermute aber, dass es vielen der anderen 260 Opfern nicht viel anders ging, gerade jungen Frauen, die sicher auch noch die "Moralvorstellungen" ihrer Mörder "beleidigten". Von den anderen sind nur keine Videos bekannt.
Und es wird auch fast immer nur vom Festival gesprochen. Über tausend andere Opfer starben in ihrem Zuhause, teilweise sogar in ihren Schutzräumen, und einige von diesen wurden sogar verbrannt. Wie diese Menschen behandelt und auch ermordet wurden, war sicher der persönlichen Laune ihrer Mörder überlassen. Und auch Kinder waren unter den Opfern.
Ich finde wirklich, ein Einzelschicksal, das natürlich schrecklich ist, aber nicht schrecklicher als das von über tausend anderen, wird diesen anderen Opfern nicht gerecht.
Momomo schrieb:Wenn Rafah für Flüchtlinge geöffnet wird, dann werden die doch nicht in einer Steinwüste genannt Sinai bleiben wollen. Dann gehts über Zypern, Griechenland und Türkei zu uns.
Rafah bzw. die Grenzanlagen zu Ägypten ließen sich genauso schnell von Hunderttausenden überrennen wie die Anlagen in Norden. Ich bin überzeugt, dass sich im Sinai bereits ein Schleusernetzwerk aufbaut.
Ich wäre ja dafür, dass das dazugehörige Lager dann von der UNO so bewacht wird, dass niemand herauskann (außer Kranken zur Behandlung) und alle solange warten müssen, bis der Gazastreifen wieder sicher ist. Dann wäre nicht nur die Gefahr, dass Hamaskämpfer ins Ausland fliehen und dort weitermorden, geringer, sondern es würde auch bewiesen, dass es nicht um eine Vertreibung ging, sondern nur um einen sicheren Hafen für die Zivilbevölkerung.
Aber das wird sicher nicht machbar sein, die Schleuser, wie du richtig schreibst, werden sich schon vorbereitet haben, und vermutlich wäre es von einem großen Teil der UNO auch gar nicht gewollt.