Afghanistan, die Luft wird dicker

Die Ergebnisse von 20 Jahren dürften nicht zunichtegemacht werden, sagte er. »Wenn es also militärische Fähigkeiten der Europäer, auch der Deutschen, gibt, die jetzt benötigt würden, dann sollten wir sie zur Verfügung stellen«. Gegenwärtig gehe es offenbar vor allem darum, den Vormarsch der Taliban durch Luftschläge zu stoppen. Damit hätten die Amerikaner ja bereits begonnen, so Röttgen.

@abberline

abberline schrieb:Das heisst jetzt was? Wieder nach Afghanistan? Und dann dort bleiben bis zum Sankt Nimmerleinstag?

also siehe Zitat aus deinem link

Luftschläge um den Vormarsch der Taliban aufzuhalten.

Und mit Aufklärungsflügen kennt D sich aus.

ich sehe allerdings keinen Anlass zur Hoffnung, dass die radikalislamistischen Milizen, egal ob sie taliban oder sonstwie heißen, derart an Macht und Einfluss verlieren, dass all die vielen unter ihnen ächzenden und leidenden Länder zu Frieden finden .

Dazu haben die Islamisten eine viel zu breite Basis in der Bevölkerung, viel zu wenig Gegenwind aus der Bevölkerung -- wie auch, wenn jeder in Folter/Lebensgefahr ist, der sich ihnen entgegen stellt? Dazu kommt der Fakt, es gibt für Islamisten viel zu viel Unterstützung aus dem Ausland.
Und die tribalistischen Strukturen /Kulturen in den jeweiligen Ländern begünstigen das Ganze noch (meine Meinung)

@Seidenraupe
Deshalb die Frage. Klar kann man die mal kurz zum Kuckuck jagen und dann kommen die in ein paar Wochen wieder. Wie lange will man dort den Aufpasser spielen? Die Mohnfelder zerstören tut man scheinbar auch nicht, also was ist das Ziel?

abberline schrieb:Wie lange will man dort den Aufpasser spielen? Die Mohnfelder zerstören tut man scheinbar auch nicht, also was ist das Ziel?

das würde den Bauern die Lebensgrundlage, den Taliban die finanzielle Grundlage, den Dealern ihr Handgeld, den Drogenbossen die Millionen und den Drogenabhängigen den Spaß nehmen.

ich kann nur mit Struck antworten.
Sinngemäß:
Die Sicherheit D wird auch am Hindukusch verteidigt

wenn das nicht mehr funktioniert, dann sehe ich die Sicherheit auch D*s in GEfahr.

Seidenraupe schrieb:das würde den Bauern die Lebensgrundlage, den Taliban die finanzielle Grundlage, den Dealern ihr Handgeld, den Drogenbossen die Millionen und den Drogenabhängigen den Spaß nehmen.

Wie rücksichtsvoll vom Westen. Die sollen die Dinger abfackeln und fertig. Sollen die Bauern halt was anderes anbauen.

https://amp.tagesspiegel.de/politik/kundus-ist-gefallen-es-war-einmal-am-hindukusch/27494806.html

Muss man angesichts des faktischen Scheiterns der Intervention zu dem Schluss kommen, dass sich Deutschland nicht an diesem Einsatz hätte beteiligen sollen? „Wir sitzen hier am Tisch und räsonieren im Nachhinein“, hat Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) zu dieser Frage kürzlich dem „Spiegel“ gesagt.

Quelle: so

Das hätte man sich also quasi alles schenken können, ist jetzt wohl die Devise, oder les ich das falsch?
Ich denk, das wird auch für zukünftige Einsätze jetzt anders diskutiert

Seidenraupe schrieb:Luftschläge um den Vormarsch der Taliban aufzuhalten.

Und mit Aufklärungsflügen kennt D sich aus.

Was soll das bringen, am Ende ist es nur eine künstliche Verlängerung des Krieges, wie in Syrien oder Libyen. Das Gleichgewicht gerade optimal halten damit der Krieg möglichst lange dauert, was anderes wird man damit nicht erreichen. Die Armee dort wird es nicht reißen und sollten sich nochmal paar Warlords halten können, dann wird es sicher auch nicht zur Stabilität beitragen. Man sollte einsehen der Krieg war verloren als man 2001 reingegangen ist.

flipperonline schrieb am 28.07.2021:Ich begebe mich mal auf sehr dünnes Eis und behaupte das diese Lebensweise zu mindestens für die Taliban "richtig" ist. Es gibt auch andere Gruppierungen/Volksstämme die das genauso sehen

Persönliche Lebensweise ist eine Sache sie anderen aufzudrucken ist dann schwer.

Und nicht jeder lebsweise ist gleichwertig.

Subjektiv vielleicht.. Aber man muss es ja irgendwo messen. Und da sind Menschenrechte vielleicht ein Pfeiler.

taren schrieb:Was soll das bringen, am Ende ist es nur eine künstliche Verlängerung des Krieges, wie in Syrien oder Libyen

Ach da haben die Islamisten gewonnen? Neueste was ich höre

taren schrieb:dann wird es sicher auch nicht zur Stabilität beitragen. Man sollte einsehen der Krieg war verloren als man 2001 reingegangen ist.

Das ist Blödsinn das er von Anfang an verloren war.

Fedaykin schrieb:Das ist Blödsinn das er von Anfang an verloren war.

Sagen wir, es war zu erwarten, dass er verloren wird. Oder als Alternative bis zum Sankt Nimmerleinstag hätte geführt werden müssen. Hattest Du die Hoffnung, dass es besser wird, sobald die Truppen abziehen? Kurzzeitig bin ich dabei, aber es war eigentlich von Anfang an langfristig eher unwahrscheinlich

Naja um die Taliban zu besiegen, hätte man halt auch in Westpakistan einmarschieren und den islamistischen Zweig, des pakistanischen Geheimdienst ausschalten müssen.
Schlussendlich hat man diesen Krieg begonnen, weil die Taliban, Bin Laden, nicht rausrücken wollten.
Den haben die USA, bekannterweise, schlussendlich in Pakistan gefunden und ihn seiner sterblichen Hülle entledigt.
Somit hat sich auch der Kriegs(eintritts)grund irgendwie relativiert.
Die Menschenrechtsverletzungen der Taliban haben uns, vor 9/11, ja auch nur auf Arte um 23 Uhr Nachts interessiert.
Sollte es den Taliban gelingen, ganz Afghanistan einzunehmen, dann wird man sie, ohne millitärische Intervention von Aussen auch so schnell nicht mehr los.
Wird interessant, wie das in Sachen Aus/Rückschaffung aussieht... aber naja das ist ja in erster Linie ein europäisches Problem.
Die USA haben sicher nichts dagegen, wenn die Europäer da unten bleiben wollen... nur es interessiert sie halt nicht wirklich.
Vielmehr hofft man darauf, dass sich Russland und China um die Taliban kümmern werden und das Heroin nicht den nächsten grösseren Anschlag in den USA finanziert.
Es ist ja auch nicht so, dass die USA komplett von der Bildfläche verschwinden und für die Terroristen uninteressant werden dürfte.
Auch wenn der nahe Osten für die USA, in Sachen öl, nicht mehr so interessant wie früher ist, so kann sich die USA nicht komplett aus der Region verabschieden. Genauso werden sie ein treuer Partner für Israel bleiben...und somit auch Feindbild von Terroristen... ;und Afghanistan, unter der Taliban, halt wieder ne Top Adresse für Terroranführer die das Tageslicht fürchten.

China kommt soweit mit den Taliban zurecht, solange sich die Taliban nicht in die Uigurenfrage einmischen, die chinesische Gesellschaft nicht mit afghanischem Opium vollpumpen, und sicheren Zugang zu den Rohstoffen gewährleisten.
Russland hinegegen könnte in naher Zukunft ein ernsthaftes Problem an der Südgrenze bekommen, sollten die Taliban Anstallten machen die nördliche Grenze zu den "Pufferstaaten" zu überschreiten.
Russland wird kaum ein zweites mal in Afghanistan einmarschieren, aber sie könnten auf weiteres, mit den Taliban in den "Pufferstaaten" beschäftigt sein, was dann halt Ressourcen bindet. In dem Fall dann halt russische Ressourcen und keine amerikanischen mehr.
So vermutlich die Überlegung hinter dem Entscheid.

abberline schrieb:Wie rücksichtsvoll vom Westen. Die sollen die Dinger abfackeln und fertig. Sollen die Bauern halt was anderes anbauen.

Das Problem ist, wenn die die Dinger einfach abfackeln und "einfach" was anderes anbauen kommen wiederum andere und fackeln das auch eben einfach ab - wo wir wieder bei der Lebensgrundlage sind.

Der Drogenexport macht einen nicht unerheblichen Teil der Wirtschaft aus, und es wurde nicht geschafft das in den letzten 20 Jahren zu ändern.
Hierzu ein interessanter Bericht aus 2005
https://de.qantara.de/inhalt/mohnanbau-in-afghanistan-das-dilemma-der-drogenbekampfung
https://augengeradeaus.net/2016/10/mohn-ernte-und-opiumproduktion-in-afghanistan-immer-erfolgreicher/

abberline schrieb:Sagen wir, es war zu erwarten, dass er verloren wird. Oder als Alternative bis zum Sankt Nimmerleinstag hätte geführt werden müssen. Hattest Du die Hoffnung, dass es besser wird, sobald die Truppen abziehen? Kurzzeitig bin ich dabei, aber es war eigentlich von Anfang an langfristig eher unwahrscheinlich

Nein ich hielt auch nichts von einem Truppenabzug.

Aber man hat den Aufbau vernachlässigt.

Von einigen Unsinn ganz zu schweigen bzgl der Regeln.

Und ja sowas kann länger dauern... Die Folgen die jetzt blühen sind nicht zu unterschätzen.

Fedaykin schrieb:Nein ich hielt auch nichts von einem Truppenabzug.

Aber man hat den Aufbau vernachlässigt.

Von einigen Unsinn ganz zu schweigen bzgl der Regeln.

Und ja sowas kann länger dauern... Die Folgen die jetzt blühen sind nicht zu unterschätzen.

Zustimmung, wobei es zum Aufbau auch Willen der Bevölkerung und vor allem der Lokalpolitik bedarf und da seh ich bezügl Korruption, Stammesneid, Traditionen etc wenig Land in Sicht. Jetzt sowieso nicht mehr. Nur wie lang hätte das noch dauern sollen? Dreißig Jahre und mehr? Ich denke, das war von Anfang an unmöglich

abberline schrieb:etc wenig Land in Sicht. Jetzt sowieso nicht mehr. Nur wie lang hätte das noch dauern sollen? Dreißig Jahre und mehr? Ich denke, das war von Anfang an unmöglich

Möglicherweise, weniger wenn man bestimmte Strategien umgesetzt hätte, bzgl der Taliban als auch Aufbau der verwaltung. Es war aber naiv da sofort ne Demokratie zu etablieren.

Fedaykin schrieb:Möglicherweise, weniger wenn man bestimmte Strategien umgesetzt hätte, bzgl der Taliban als auch Aufbau der verwaltung. Es war aber naiv da sofort ne Demokratie zu etablieren.

Zustimmung, aber das ist ja nun leider hinfällig, wss wäre eine akute Lösung? Bisschen Luftangriffe halten die Taliban nur ein paar Wochen/Monate in ihren Löchern

abberline schrieb:Zustimmung, wobei es zum Aufbau auch Willen der Bevölkerung und vor allem der Lokalpolitik bedarf und da seh ich bezügl Korruption, Stammesneid, Traditionen etc

Gibt es ja , sonst würden nicht soviel flüchten.
Aber so ist das nunmal wenn eine erzkonservative mittelalter-gang die kaum bei 20 Prozent ist das Ruder übernehmen will und vom Volk und wir spricht- bei uns nennt sich das afd . Die wollen auch gez abschaffen das alle wieder so blöd werden wie die taliban.geil, oder ?

So, Deutschland macht ernst.


Heiko Maas droht damit den Taliban Regime keine Entwicklungshilfe mehr zu leisten.

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/bundesaussenminister-heiko-maas-zu-afghansiatn-im-topthema-100.html (Archiv-Version vom 12.08.2021)


Das wird diese höchst rationalen Menschen sicherlich nachdenklich machen

Fedaykin schrieb:Das wird diese höchst rationalen Menschen sicherlich nachdenklich machen

Es geht hier um 430 Millionen Euro jährlich. Auch wenn sich die Taliban kurzfristig davon nicht beeindrucken lassen werden, wird es das Land mittelfristig in Probleme bringen, wenn internationale Hilfsgelder ausbleiben.
Das könnte die Bevölkerung dazu bringen, sich über kurz oder lang von den Taliban zu distanzieren.

Sollten die das Ziel haben, in Afghanistan ein Kalifat zu errichten, dann werde man das nicht mittragen: "Diese Land ist ohne internationale Hilfe nicht lebensfähig. Wir geben jedes Jahr 430 Millionen Euro", so Maas im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. "Wir werden keinen Cent mehr nach Afghanistan geben, wenn die Taliban das Land komplett übernommen haben, die Scharia einführen und das Land ein Kalifat wird."

Link

Fedaykin schrieb:Das wird diese höchst rationalen Menschen sicherlich nachdenklich machen

Vermutlich antworten sie nicht einmal darauf

Kreuzbergerin schrieb:Auch wenn sich die Taliban kurzfristig davon nicht beeindrucken lassen werden, wird es das Land mittelfristig in Probleme bringen, wenn internationale Hilfsgelder ausbleiben.

Glaub ich nicht, ist dann halt wie früher, die kennen das schon.

abberline schrieb:Vermutlich antworten sie nicht einmal darauf

Vermutlich wissen sie davon nicht einmal was, dürfte insgesamt praktisch irrelevant sein für die Taliban. Wenigstens können sich von dem Geld wahrscheinlich noch ein paar korrupte Politiker nach Dubai absetzen.