Ist zwar zum gefühlten 200sten Mal, aber man kann ja auch nicht verlangen, ab und zu mal weiter hinten zu lesen:
Kotzi schrieb:Da würde ich dann genau das machen, was Valentini vorgeschlagen hat. Sie wollen keine Hilfe, dann kriegen sie auch keine Hilfe. Mehr als anbieten muss man nicht. Vorfür sollte ich mein Leben riskieren wenn mir Feindseligkeiten offen entgegenschlagen.
Lol. So gegen 2005 (da war ich das erste Mal da) waren ca. 2% der Bevölkerung Taliban oder sympathisierten mit ihnen. Der ganze andere Rest (also so grobe 98%) hatten die Fresse dick von Taliban und deren spinnerten Ideen und haben sich über Hilfe gefreut.
ABER:
Wenn man dann völlig unbewaffnet in ein Land geht (und das sind ja THW, Rotes Kreuz etc) in dem 2% der Bevölkerung ihre Vorstellung eines Staates mit allen Mitteln durchsetzen wollen, dann geht das nach hinten los.
Damit sind wir bei diesem Punkt:
Kotzi schrieb:Aha, wenn ihr nicht wollt zwingen wir euch dazu. Warum müssen wir überhaupt dahin. Wenn die Sicherheitsgefährdung für die humanistische Hilfe zu hoch ist gehe ich da nicht rein. Klingt egoistisch, mag sein bin aber auch nicht Jesus
Nein, wir zwingen niemanden.
Neues Beispiel:
Eine Chinesische Hilfsorganisation hat (natürlich nicht ganz uneigennützig) die Jalalabadroad vierspurig ausgebaut. (Sie haben über diese Strasse später die Panzerwracks entsorgt, besseren Stahl kann man ja kaum kriegen)
Die meißten Afghaen haben sich gefreut, super Piste, man kommt ohne Achsbruch von A nach B und so weiter.
Nur ein paar bärtige Handtuchköpfe konnten Asphalt scheinbar nicht mit ihrer Religion vereinbaren und haben über 100 Straßenbauer in ihrer Unterkunft an der Baustelle überfallen und umgelegt.
Sowas wäre nicht passiert wenn:
Ein vernünftiger militärischer Sicherheitsrahmen (mit einem vielfach höheren Personalaufwand als damals) hätte sowas verhinden können, denn der Organisationsgrad der Taliban war damals bei weitem nicht so hoch wie heute.
Unter diesem Schutz hätte man nämlich (der Utopie vernünftig koordinierter Hilfsorganisationen vorausgesetzt) Werte schaffen können für die es sich zu leben und auch zu kämpfen lohnt. (Auf seiten der Einheimischen)
Es wäre nicht so schwer gewesen, Wasser und Strom in viele Dörfer zu bringen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und Arbeiter anzulernen, damit sie was anderes machen als sich die Köpfe einzuschlagen.
Dann würde der normale Afghane nämlich heute nicht mehr in den Garten scheißen, sondern hätte ein Klo und könnte da sogar bei elektrisch Licht Zeitung lesen. (Überzogen dargestellt)
kann er aber nicht, also sagt er sich "ob nun die Taliban oder die Nato, es wird eh weiter im Garten geschissen und an meiner Lebenssituation ändert sich nichts".
Da wären wir dann hier:
Kotzi schrieb:Mittel entziehen? Welche Mittel genau? Rückhalt in der Bevölkerung? Jemand dessen Bruder, Mutter Vater, Tocher etc. pp. durch "Friendly Fire" getötet wurde wird sich sicher nicht auf Seiten des zivilisierten, kultivierten Westens stellen. Wieviel besser geht es den Menschen denn dort nun? Täglich gewalt und tote. So macht man sich keine Freunde.
Militärische Mittel zur Gewaltausübung. Bis jetzt wird den Einheimischen "empfohlen" Waffen und Munition abzugeben. Das heißt, es befinden sich weiterhin auch schwere Waffen in "privater Hand". Schwere Waffen sind unter anderem 12,7mm Maschinengewehre, Panzerfäuste, Mörser, und 20mm Feldkanonen. Als wir 2005 in Kabul waren, hat der EOD einen Dorfältesten mehrere Male gebeten, doch die gesammelten Kampfmittel abzugeben damit sie vernichtet werden können.
Hat er nicht getan, als es dann ein kleines Erdbeben gab, hat der völlig überlagerte Sprengstoff umgesetzt und das Dorf war weg.
Rückhalt in der Bevölkerung hab ich im vorigen Abschnitt schon erläutert. Die Nato hats ab 2006 hammermäßig vergeigt.
Anstatt wirklich wie oben beschrieben zu klotzen, wurde gekleckert. Und wenn dann Politiker oder hohe Vorgesetzte kamen und fragten wie es läuft, dann wurde geschönt.
Anstatt zu sagen "das Wasser steht uns bis zum Hals, überall was los, wir brauchen mehr Material und Personal,..." wurde gesagt, das alles supi ist und in der hintersten Ecke vom Lager hat man dann die Gefechtsschäden so lange unter einer Plane versteckt.
Das musste schief gehen.
Weit über70% aller Todesopfer sind Opfer der Taliban, nie vergessen.
Sicher gibt es auch Opfer durch Kampfeinwirkung von Nato und Isaf. Aber die sind bei weitem nicht so hoch, wie hier einige meinen.
Im Übrigen spricht man bei "friendly fire" von Feuer auf eigene Truppen. Was du ansprichst ist dann der sogenannte "collateral damage". (Sehr unschönes Wort)
Somit ist der Rückhalt in der Bevölkerung durch diesen auch nicht so sehr gefährdet wie allgemein angenommen wird, auch wenn es ihn um jeden Preis zu vermeiden gilt, was ja selbst die Amis mittlerweile eingesehen haben.