Nevrion schrieb:Ich bin neugierig. Durch welche Mechanismen erachtest du die ÖR-Nachrichtensender besser durch Einflüsse von Außen geschützt als andere?
Na durch den Wegfall bzw. durch die Reduktion äußerer Faktoren, die eine Einflussnahme ermöglichen.
Bitte entschuldige, aber ich fühle mich ein wenig veralbert.
Wenn Du ausschließlich Medien hast, die von staatlicher oder wirtschaftlicher Unterstützung unmittelbar abhängig sind - ja ist das in deinen Augen kein Umstand, der an der Zuverlässigkeit dieser Medien Zweifel aufkommen lässt? Wenn bei bestimmter Berichterstattung die Steuerzuwendungen weg brechen oder die Anzeigen nicht mehr geschaltet werden, beeinflusst das nicht die Berichterstattung? Können Staat und Wirtschaft dadurch keinen Druck ausüben?
Sicherlich würde in Deutschland nicht plötzlich die Berichterstattung zusammen brechen - aber woher kommen denn die Regelungen hierzulande? Wie sind denn seriöse deutsche Medien entstanden? Doch weil sie in einem Wettbewerb mit anderen Medien keinen entscheidenden Nachteil dadurch hatten, ausgewogen zu berichten.
Und ja, das Problem haben in Deutschland auch sämtliche privatfinanzierte Medien - aber deren Auflage hängt eben auch von der Art ihrer Berichterstattung ab. Wenn ich in Deutschland (und Österreich, GB ...) den direkten Vergleich zu anderen Medien habe, dann entsteht auch für privatfinanzierte Medien ein faktischer Zwang zu einer ausgewogeneren Berichterstattung, wenn sie nicht wollen, dass ihnen die Abonnenten weg laufen.
Wenn das Niveau aber nicht vorgegeben ist, dann orientieren sich die privatfinanzierten Medien nur noch untereinander. Eine ausgewogenere Berichterstattung hat kaum noch einen Mehrwert, weil dem Konsumenten schlicht der Vergleich fehlt.
Wie gesagt, ich kann Dir nur empfehlen, US-amerikanische Nachrichten im Vergleich zu deutschen oder meinetwegen britischen Nachrichten an zu sehen. Die Unterschiede, was die Auswahl und die Gewichtung der Beiträge an geht, ist augenscheinlich.
Das hat sicher nicht nur etwas mit "Messlatten" zu tun, aber eben auch.
Nevrion schrieb:Sender senden, was Quote bringt.
Ja, Quote ist ein Faktor. Quote erzielt man aber besser mit "seichter" Kost. Mit Sport und Unterhaltung, nicht mit Nachrichten und Wissenssendungen. Gerade bei letzterem kann man ja mal Pro7 und die Dritten vergleichen. "Wissenschaftsaction" mit vernachlässigbarer Recherche bringt Quote. Was bedeutet, dass reine Quotenabhängigkeit das Programm vereinheitlichen wird. Dann gibt es nur noch Galileo und kein Quarks&Co.
Quote belohnt Konformität.
Nevrion schrieb: Auch die ÖR. Oder glaubst du "Wetten Das?!" wurde nicht abgesetzt weil unter Lanz die Quoten zu schlecht waren?
Sicherlich. Wobei es sich da eben um eine reine Unterhaltungssendung handelt, deren Existenz auch im ÖR fraglich wird, wenn nicht mehr viele Menschen sich unterhalten fühlen.
Nevrion schrieb:Welche Sendungen werden denn den Nicht-ÖR-Medien von Seiten der Wirtschaft oder des Staates aufgezwungen?
in Deutschland ist dafür die Hürde hoch. Aber was Medien so alles aufgezwungen wird, wenn die Voraussetzungen andere sind, sieht man doch überall.
Und das liegt doch nicht daran, dass türkische, russische oder us-amerikanische Redakteure so viel mehr integer sind, als ihre deutschen Kollegen.