McMurdo schrieb:So wie bei der Sozialversicherung auch. Da zahle ich sogar tatsächlich hunderte von Euros. Und die haben auch einen bestimmten Verwendungszweck und dienen dem Allgemeinwohl. Ich nehme z.B. auch keine ärztlichen Leistungen in Anspruch, sehe aber die Notwendigkeit.
Ich habe das nur noch mal betont, weil du ständig auf das Wort Steuern zurück kommst. Wo sind eigentlich die Millionen von Zahlungsverweigerer, die gegen eine Sozialversicherung oder Krankenkasse sind? Warum ist das nie ein Thema? Warum gibt es keine Demos vor den Gebäuden von regionalen Krankenkassen wegen deren Beiträgen? Weil sie gesellschaftlich akzepziert sind, würde ich annehmen, während der ÖRR gerade durch sein recht krasses Vorgehen genau das Gegenteil bewirkt und trotzdem behauptet, man wäre so beliebt wie eh und je.
McMurdo schrieb:Stimmt ja auch. Wenn ich aus Überzeugung gegen Waffen bin, dann bin ich das in einer Demokratie und in einer Diktatur.
Und was wenn du aus Überzeugung für den Dienst an der Waffe wärst, jedoch nicht unter einem Kanzler oder Verteidigungsminister, mit dessen Vorgehen und Moralvorstellungen du nicht übereinstimmst?
Natürlich ist das alles hypothetisch, aber es ging ja schließlich darum, an welche Rolle das Gewissen bei bestimmten Anordnungen spielen kann.
McMurdo schrieb:Der ÖRR ist vom Zwang profitabel zu sein nicht direkt betroffen. Er kann daher unabhängiger von wirtschaftlichen Interessen arbeiten und das dies tatsächlich auch nachweisbar ist kann man hier nachlesen:
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2017/heft/1/beitrag/es-gibt-weiterhin-oekonomische-argumente-fuer-einen-oef...
Das ist aber seltsam. Hatte ich nicht vor einigen Seiten, diese Argumentation entblößt, indem ich die fehlende Unabhängigkeit (auch von wirtschaftlichen Interessen) des ÖRR noch mal klar dargestellt hatte? Hattest du das überlesen oder hattest du etwas daran nicht verstanden?
McMurdo schrieb:Es sind aber alles gesetzliche Krankenversicherungen um die du nicht herum kommst, das ist ja der Punkt. Das was du meinst sind ja nur Nuancen. Das wäre so als wenn du dich zwischen 5 ÖRR Sendern entscheiden müsstest und bei dem einen kriegst noch 3Sat dazu und bei dem anderen WDR4.
Ja richtig, ich käme nicht drum herum für eine Krankenversicherung zu zahlen. Es geht ja auch nicht darum gar nichts zu zahlen, sondern für wen. Und wenn es so geregelt wäre, dass es als Alternative einen Topf für andere Anbieter gäbe, würde ich mit Freuden darauf zurück greifen, ganz ohne schlechtes Gewissen. Die Wahl hat man aber gar nicht, denn man bekommt von vorn herein vorgeschrieben, welche mediale Institution man zu finanzieren hat, egal ob man mit dieser inhaltlich konform geht oder nicht. Was du als Nuance bezeichnest, ist im Endeffekt wie die Entscheidung zwischen Wehrpflicht und Sozialdienst, eine Entscheidung zwischen privater und gesetzlicher Versicherung, eine Entscheidung zumindest das kleinere Übel wählen zu können - und das sollte in einer Demokratie im 21. Jahrhundert doch eigentlich möglich sein, findest du nicht?
McMurdo schrieb:Ich sagte doch schon das ich 17,50 EUR aktuell auch schon für zu viel eigentlich halte. Wenn es nicht so viele gäbe die sich unsozial dem System entziehen könnte der Beitrag auch sicherlich gesenkt werden. Das gilt übrigens auch analog zu den Sozialversicherungen. Wenn da alle entsprechend ihres Gehalts mitmachen müssten, dann hätten die Sozialversicherungssysteme auch genug Geld. Aber so ist das halt, wenn sich einige ausklinken müssen alle drunter leiden. Soziale Verantwortung sieht anders aus aber das ist ja offensichtlich so gewollt.
Nochmal, die Frage war, wann ist deine rote Linie erreicht, wo du dir das System ÖRR nicht mehr gefallen lassen würdest? Es gibt eigentlich keinen Grund ausweichende Antworten zu geben.
Ich bezweifle an dieser Stelle man ob man unsozial ist, wenn man für mehr Gerechtigkeit und Fairness streikt (die Zahlung verweigert), denn sonst sind ja alle Streiks für Tarifgehälter und bessere Arbeitsbedingungen ja genauso unsozial. Bei Fridays for Futures geht es um die Zukunft künftiger Generationen, aber nach deiner Argumentation sollen sie gefälligst in die Schule gehen.
Sicher bin ich zwar auf deiner Seite, wenn du sagst, dass es nicht in Ordnung ist, dass Beamte nicht in alle Kassen einzahlen und das insgesamt das Sozialsystem schwächt, aber dafür dass das Sozialsystem zu teuer ist und unterfinanziert ist, kann ein Beamter erst mal nichts.
Die Grundannahme, je mehr einzahlen, je besser ist das System, stellt sich ja gerade beim ÖRR schon als falsch heraus, wo selbst die Beitragszusatzeinnahmen durch die Vereinnahmungen von Nicht-Nutzern und Haushalten das System nicht stabilisiert oder besser gemacht haben. Stattdessen hat man ein Monster geschaffen, dass mehrere "einmalige" Meldedatenabgleiche durchführte und weiterhin durchführen möchte (Datenschutz adé), das selbst bei 8 Mrd. Einnahmen jährlich noch immer die Hand aufhält und sagt es reicht nicht, und das seinen eigentlichen Auftrag der Grundversorgung schon längst nicht mehr nachkommt.
Mein Gewissen sagt mir jedenfalls, dass ich dieses kleine faschistische Konstrukt nicht fördern kann und fördern will. Dein Gewissen hat das entweder noch nicht mitbekommen oder ihm ist alles egal, so lange der Zweck die Mittel heiligt.