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Wilhelm II. - genial oder irre ?

483 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Deutschland, Geschichte, Wilhelm Ii. ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wilhelm II. - genial oder irre ?

12.03.2006 um 23:06
Ich möchte an diesem Punkte noch einmal auf die Ausgangsfrage desThemeneröffners
zurückkommen:

Wilhelm II - genial oder irre?


Keine von beiden
Aussagen dürfte zutreffend sein; Willhelm II war gewiß weder einGenius noch ein
halbgescheiter Irrer, aber ganz sicher eine Person, die schon zuseiner Zeit - und nicht
zuletzt aus den unterschiedlichsten politischen Gründen- imIn- und Ausland sehr stark
polarisiert rezeptiert worden ist.

Nicht zuletztdarum fällt aus heutiger Sicht
eine ausgewogene Stellungnahme bezüglich seiner Personund seines Schaffens so überaus
schwer.

Wenn man einer historischen Personund Ihrer zeitgenössischen Bedeutung
wirklich Gerechtigkeit im Urteil widerfahrenlassen will, so darf man zunächst einmal
nicht in den leider allzu häufig begangenenFehler verfallen, deren Wirken und Handlungen
aus dem heutigen Wissen umzeitgenössische Zusammenhänge und Ursachen zu bewerten
sondern muß sich auf dierealen Gegebenheiten und Möglichkeiten ihrer Zeitepoche
zurückbesinnen.

Wendet man diese Maßstäbe einmal nüchtern auf Wilhelm II an, so
ergibt sich nachmeiner persönlichen Einschätzung doch ein deutlich freundlicheres Bild
von ihm alsjenes, welches heute gemeinhin gezeichnet wird.

Er war für seine
Zeit undgemessen an seinen internationaler Standesgenossen erstaunlich fortschrittlich
undganz gewiß von ehrlichem Verantwortungsgefühl für sein Volk beseelt, dessenWohlfahrt
(und dabei auch besonders jene der unteren Gesellschaftsschichten) im sehram Herzen lag.

Er liebte preußische Tugend und militärisches Gehabe ohne jedoch defacto
Kriegstreiber zu sein; tatsächlich war gerade der Kaiser i.d.R. eher dasmäßigende
Element in der deutschen Aussenpolitik - ganz zum Leidwesen vieler seinerGeneräle, die
darum oftmals sehr heftig gegen seine aussen- und sicherheitspolitischenWeisungen
antichambrierten.

Leider ist die ganze Thematik ungeheuerlichkomplex und daher
im Rahmen dieses Forums unmöglich auch nur annäherndzufriedenstellend darlegbar (und
nebenher auch heute noch viel zu politisch, als daßtatsächlich vorbehaltslos darüber
diskutiert werden könnte) aber de facto geht dieGeschichtsschreibung doch deutlich zu
hart mit einem Regenten ins Gericht, der sich imRahmen seiner Möglichkeiten doch stets
bemühte.

So lässt sich z.B. selbst beidem doch so profunden Wilhelm-Kenner
Professor John C.G. Röhl (Universität von Sussex)eine deutlich verfärbte
Quellenrezeption bemerken, die zu einer sehr verschobenenBewertung seinerseits beiträgt.
Vermutlich ist die Zeit für ein wirklich ausgewogenesUrteil noch nicht reif..



Viele Grüße, Höllenhund


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mnehm ehemaliges Mitglied

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Wilhelm II. - genial oder irre ?

13.03.2006 um 07:19
Höllenhund ich denke das dürfte stimmen.
Wir können schwerlich die damaligen Zuständebewerten, weil wir keine erlebten Erfahrungen aus der Zeit haben. Daher können wir auchschlecht urteilen wie damalige menschen das sahen.

Wer weiss wie in 300 Jahrenunsere nachfahren über Personen wie Kohl oder Bush reden?

@Zapho viele unsereModernen Techniken wurden direkt und indirekt durch Kriege beflügelt. Ohne die Kriegewäre vieles noch nicht da wo es derzeit ist. ZB:
Moderne Medizin,
Videorekorder(man glaubt es kaum *G*),
Flugzeugtechnik,
Raumfahrt,
Computer,
Atomkraft(ob Segen oder Fluch darüber darf man streiten*G*),
Radar


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jg ehemaliges Mitglied

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Wilhelm II. - genial oder irre ?

13.03.2006 um 14:28
Telefon, Radio, Fernsehen...

Napoleon hat sich für den Weg nach Rußland dieKonserve entwickeln lassen! ;)

Aber was soll das? Wir könnten ewig aufzählen.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 11:46
Ach ja? Und deshalb sind Kriege sinnvoll - oder was möchtet ihr damit sagen?


@Höllenhund
Das Wilhelm immer wieder auch zurückschreckte, wenn aus seinen häufigen aussenpolitischen Tiraden die entsprechenden Folgen zu erwachsen drohten istbekannt. Ich halte es da schon lieber mit seinem eigenen Urenkel, der ihm eine gewisseTragik bescheinigte aber auch feststellte dass er den Untergang des kaiserlichenDeutschland und des preussischen Staates zu verantworten hatte.

"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin




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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 17:49
Grüß Dich, Jack... :-)


Du meintest:

------------------------------
Das Wilhelm immer wieder auch zurückschreckte, wenn aus seinen häufigenaussenpolitischen Tiraden die entsprechenden Folgen zu erwachsen drohten ist bekannt.
-------------------------------


Allzu häufig war es jedoch umgekehrtund er musste die öffentliche Schelte für Fehler seitens der deutschen Regierungertragen...

Im Übrigen würde ich Wilhelms Reden bis auf einige wenige nichtunter der Kategorie "Tiraden" einsortieren; er war durchaus ein recht begabter Redner undvon sehr schneller Auffassungsgabe. Weiterhin verfügte er über eine sehr guteAllgemeinbildung und vermochte auch komplexe wissenschaftliche Erörterungen mit einererstaunlichen Eigenkompetenz zu führen.


---------------------------------
Ich halte es da schon lieber mit seinem eigenen Urenkel, der ihm eine gewisse Tragikbescheinigte aber auch feststellte dass er den Untergang des kaiserlichen Deutschland unddes preussischen Staates zu verantworten hatte.
---------------------------------

Den Untergang des kaiserlichen Deutschlandes in Wilhelms Hauptverantwortunglegen zu wollen halte ich schlichtweg für eine unhaltbare Behauptung. Fischer vertrateinst diese besonders in den 60er und 70er Jahren recht populäre These, der abermittlerweile nun wirklich jeder Boden entzogen sein dürfte.

Und denschlußendlichen Untergang des preussischen Staates hat doch nun eher der wohlbekannteFührer und Reichskanzler Adolf Hitler zu verantworten, den es, wie ich kurz einfügenmöchte, in einem auch fürderhin kaiserlich gebliebenen Deutschland wohl kaum gegebenhätte...

Meines Erachtens ohnehin einer der schwerwiegendsten Fehler seitensder Alliierten, aus rein taktischen Erwägungen heraus auf der Abdankung Wilhelms zuinsistieren - aber das gehört nicht mehr hierher... :-)


Viele Grüße,Höllenhund


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 18:49
@Höllenhund

Ich gebe dir in so fern recht,als Wilhelm heute entweder über- oderunterschätzt wird und vor dem Hintergrund seiner Zeit sicher nicht besser oder schlechterals die meisten seiner regierenden Standeskollegen war.

Er hatte allerdings dasPech, ein (von Bismarck aufgebautes) geniales außenpolitisches System übernehmen zumüssen, das er nicht beherrschte und dem er nicht gewachsen war.Und dies bzw. derZusammenbruch dieses ausbalancierten Systems führte letztlich zur Kathastrophe des erstenWeltkrieges.

res ipsa loquitur,sed quid infernos dicit
-=ebai=-



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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 21:53
Grüß Dich, ZaphodB... :-)


Du schriebest:

-------------------------------
Er hatte allerdings das Pech, ein (von Bismarckaufgebautes) geniales außenpolitisches System übernehmen zu müssen, das er nichtbeherrschte und dem er nicht gewachsen war.Und dies bzw. der Zusammenbruch diesesausbalancierten Systems führte letztlich zur Kathastrophe des ersten Weltkrieges.
--------------------------------


In diesem Punkt muß ich Dir ganzentschieden widersprechen, denn der Zusammenbruch des von seinem gesamten Traggerüstesher höchst labilen bismarckschen Systems war eine direkte Ursache der sich in stetem Flußbefindlichen Macht- und Interessenkonstellationen der europäischen Mächte. Auch einBismarck hätte diese Verwerfungen nicht dauerhaft auszutarieren vermocht.

Anernsthaften Verständigungsversuchen mit den anderen europäischen Mächten (mit AusnahmeFrankreichs, daß durch die überaus starke revanchistischen Tendenzen seiner Machtelitenin Folge des Krieges von 1870/71 eh nicht für einen Ausgleich in Betracht kam) hat es janicht gefehlt; allein hatte die Reichsregierung weder der Seemacht England als auchseinem in traditioneller Rivalität zur kuk Monarchie stehendem direkten Nachbarn Russlandja nichts Essentielles anzubieten, während z.B. Frankreich durchaus den russischenInteressen auf dem Balkan strategisch Vorschub zu leisten imstande war und selbst in nochweitaus stärkerem Maße von einem engeren Zusammengehen mit dem Zarenreich profitierenkonnte.

Auf französisch-englischer Seite war es vornehmlich der Ausgleich überdie strittigen Kolonialfragen, der die zunehmende Annäherung der einstigen Rivalenermöglichte.

Wilhelm hat nicht zuletzt im Rahmen seiner verwandschaftlichenBeziehungen sicherlich sein Möglichstes getan, hier zu einer Verständigung zu kommen.

Zu diesem verhängnisvollen Zerrbild über Wilhelm haben nicht zuletzt diezahlreichen Auslassungen des in seiner Eitelkeit gekränkten greisen Bismarck nach seinerEntlassung ihren Anteil gehabt..

Wie hätten die Alternativen denn aussehenkönnen?
Es ist leicht über Wilhelm zu richten, aber persönlich sehe ich nicht, daßes seinerzeit anderere erfolgversprechende Optionen gab, als diejenigen, die damalsbereits versucht worden sind.

Selbst das forcierte Flottenbauprogramm war jakaum mehr als der verzweifelte Versuch, einen Verhandlungsposten für eine BündniszusageGroßbritanniens zu generieren...


Viele Grüße, Höllenhund


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 22:10
dann war das aber ein sehr schlechter versuch.
gerade die zeit während derfaschoda-krise hat wilhelm nutzlos verstreichen lassen. im gegenteil, er hat das ersteund das zweite flottengesetz mit tirpitz initiiert und sich damit england, dass damalsden -three-power-standart- zur marine-doktrin erhoben hat brüskiert.
übrigens sollteja die flotte ursprünglich dazu gebaut werden, um den überseehandel mit den kolonien zuschützen. das war aber mit den linienschiffen, die sowohl vor dreadnought, als auchdanach gebaut wurden nicht möglich. der einzige einsatzzweck der flotte solte in einerschlacht gegen england in der nordsee bestehen. so ist sie dann auch gebaut worden.

die haltung wilhelms in der burenfrage war auch nicht von politischer undstrategischer weitsicht geprägt. auch hier hat er die engländer ohne not empört.

das dt-interview muss glaube ich hier nicht noch einmal extra erwähnt werden.

eine verständigung mit frankreich war nach dem bismarckschen system nicht erwünscht.wie auch. obwohl bismarck ein vehementer gegner der annexion elsaß-lothringens gewesenist, ist er von allen anderen (Kaiser, reichstag usw. überstimmt worden).

nachbismarck hat sich wilhelm fast durchgehend schwache kanzler geholt, die außenpolitischwenig gewicht hatten. und selbst wenn, das wort des deutschen kaisers in außenpolitischenfragen galt in der weltöffentlichkeit weit mehr als das des auswärtigen amtes.

was ersich zusammenfassend vorwerfen lasen muss, ist die tatsache, dass er sichengland ohne not zum feind gemacht hat, sich dem tönernen koloss österreich zugewandt hatund durch seine pro-österreichische haltung in der balkanfrage die russen vor den kopfgestoßen hat. gerade hier wäre eine position des ehrlichen maklers, so wie sie bismarckauf dem berliner kongress so gut verkörpert hat angebracht gewesen.

in dersumme meine ich, dass sich viele kleine und mittlere fehler in seiner politik und ichmeine hier ausschließlich die außenpolitik zu dieser großen katastrophe ausgeweitethaben. und dafür trägt er als staatsoberhaupt die alleinige verantwortung.

deshalb meine meinung. ein unfähiger zeitgenosse


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

15.03.2006 um 23:32
Hallo Jolchen...


Deine Ausführungen enthalten leider diverse sachlicheFehler.


So schriebest Du:

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er hatdas erste und das zweite flottengesetz mit tirpitz initiiert und sich damit england, dassdamals den -three-power-standart- zur marine-doktrin erhoben hat brüskiert
----------------------------´

Warum sollte es im Vorfeld eine BRÜSKIERUNGEnglands gewesen sein, wenn Deutschland nach langer Verzögerung eine moderneHochseeflotte auf Kiel legte? Sind z.B. die USA, Japaner oder Russen wegen ihrerFlottenbauprogramme etwa in bewaffneten Konflikt mit den Briten gekommen? Und waren esnicht etwa die Briten, die von jeher den Ehrgeiz zur größten und stärksten Flotte hatten?Hatte Deutschland weniger Recht und Anlass seine Küsten und Handelsverbindungen zuschützen als irgendein anderer Staat? Und waren es nicht vielmehr die Briten, die mitvöllig falschen Aussagen bzgl der tatsächlichen deutschen Flottenstärke (u.a. z.B. durchdie Einbeziehung der völlig veralteten und quasi kampfuntauglichen PREUSSISCHEN!!!!!Linienschiffe in Ihre Statistiken) dies skrupellos für Ihre eigenen machtpolitischenZwecke instrumentalisierten??


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übrigens sollte ja die flotte ursprünglich dazu gebaut werden, um den überseehandelmit den kolonien zu schützen. das war aber mit den linienschiffen, die sowohl vordreadnought, als auch danach gebaut wurden nicht möglich
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Diese Aufgabe oblag ja auch der spezielldafür gebauten Kreuzerflotte, welche beachtenswerterweise (und Wilhelms immer wiederangedichteter Weltherrschaftsgelüste zum Trotz) nur ausgesprochen mickrig ausgefallenist.
Deutet eigentlich nicht auf das oft unterstellte Verlangen nach maritimenSäbelrasseln auf den Meeren der Welt hin, oder?

Die Hochseeflotte selbst warnicht für die Niederringung der britischen Grand Fleet in der Nordsee gebaut, sondernhatte lediglich die strategische Aufgabe, die Deutsche Küste vor Landung feindlicherTruppen zu schützen sowie ganz allgemein Feindkräfte zu binden.
Übrigens war esgerade Wilhelm II, der verhinderte, daß Flotte u Matrosen in einem letzten Gefechtgeopfert wurden....


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eineverständigung mit frankreich war nach dem bismarckschen system nicht erwünscht. wie auch.obwohl bismarck ein vehementer gegner der annexion elsaß-lothringens gewesen ist, ist ervon allen anderen (Kaiser, reichstag usw. überstimmt worden).
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Die Isolierung Frankreichs konnte janur gelingen, weil die anderen Großmächte durch ihre eigenen Absichten ein mehr oderminder direktes oder indirektes Interesse daran hatten. Als die Spannungen dieser mitFrankreich nachließen, nahm zwangsläufig auch die Möglichkeit der deutschen RegierungSchaden, Frankreich weiterhin erfolgreich politisch isolieren zu können.

ImÜbrigen war Bismarck nicht genereller Gegner der Rückführung Elsaß Lothringens sondernlediglich der Einverleibung der originär französischsprachigen Gebiete (besonders derFestung Metz, die das Militär aus strategischen Gründen für unverzichtbar hielt).

Oder um mit Bismarcks Worten zu sprechen:
"Frankreich hat uns schon 1866 (denpreussischen Sieg über Österreich) nicht verziehen und wird uns auch diesmal nichtverzeihen, egal wie maßvoll wir auch mit den Friedensbedingungen sein mögen"


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was ersich zusammenfassend vorwerfen lasenmuss, ist die tatsache, dass er sich england ohne not zum feind gemacht hat
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Das ist eine Falschaussage, die ich sonicht stehen lassen kann. Er hat sich England nicht zum Feind gemacht, er ist lediglich(wie schon einige andere vor ihm) bei dem Versuch gescheitert, es sich zum Verbündeten zumachen und dies schlicht und ergreifend aus dem Grunde, daß ein deratiges Bündnis nichtden englischen Interessen entsprach und auch für Deutschland nicht ohne gewisse Gefahrengewesen wäre (Festlandsdegen Englands). Verbündete im Machtpoker der Großmächte werdenschließlich nicht durch liebreizende Tändeleien und Augenzwinkern gewonnen sondern nurdurch zumindest partiell übereinstimmende Interessenlage. Deutschland hatte Englandnichts wesentliches zu bieten, was dem Empire dienlich sein konnte, also legte es auchkeinen Wert auf ein Bündnis, zumal beide Länder auch noch in scharfen wirtschaftlichemWettbewerb standen. Es entsprach vielmehr der englischen Politik, diesen Konkurrentenmöglichst zu schwächen.

Hinzu kommen noch allerlei Imponderabilien, diebisweilen ebenfalls Einfluß auf den Lauf der Geschichte zu nehmen geeignet sind...


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sich dem tönernen koloss österreichzugewandt hat und durch seine pro-österreichische haltung in der balkanfrage die russenvor den kopf gestoßen hat.
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Österreich warnunmal der einzige verbliebene Verbündete, was angesichts der langen Rivalität zwischenPreussen und der kuk Monarchie keineswegs eine Selbstverständlichkeit war!
Fernerhatten die Österreicher nach dem damaligen Verständnis durchaus das Recht auf IhrerSeite; erst durch ihr heute völlig unverständlich langes Zögern und Zaudern eskalierteder Konflikt in der bekannten Weise.

Ich möchte noch anmerken, daß Wilhelm durchsein persönliches Engagement den Zaren dazu bewegen konnte, die Einstellung derrussischen Mobilmachung anzuordnen...
Das dieses nicht mehr möglich war, kann mangewiß ebenfalls nicht Wilhelm II anlasten.


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deshalb meine meinung. ein unfähigerzeitgenosse
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Und ich sage Dir, daß essicherlich zu einem Gutteil gerade auch Wilhelm II zu verdanken ist, daß Deutschland u.a.dank exzellenter Forschungseinrichtungen zu einem so wohlhabenden Industriestaat zuProsperieren vermochte...
Darum wäre bei aller Kritik auch die gerechte Anerkennungseiner unumstrittenen guten Leistungen durchaus einmal angebracht.


Gruß,Höllenhund...


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

16.03.2006 um 00:40
moin höllenhund,

tirpitz hat 1897 in seiner denkschrift an den kaiser"allgemeine überlegungen zur zusammensetzung unserer flotte nach schiffsklassen undkonstruktion" folgendes formuliert:

Der gefährlichste seefeind deutschlands istzur gegenwärtigen zeit england. unsere flotte muss so aufgebaut sein, dass sie ihrstärkstes militärisches potential zwischen helgoland und der themse entfalten kann. diemilitärische situation gegen england. die militärische situation gegen england verlangtschlachtschiffe in größtmöglicher zahl nur der hauptkriegsplatz wird entscheidend sein.handelskrieg gegen england (kreuzerkrieg) ist wegen der knappheit an stützpunkten aufunserer seite so hoffnungslos, dass wir diese form der kriegführung gegen england inunseren plänen ignorieren müssen.

das dokument war mit "streng geheim"klassifiziert.

entnommen dem buch von "robert massie" "dreadnought"

also galt schon seit 1897 das prinzip, dass man sich auf einen krieg gegen englandeinstellen müsse. was den briten sauer aufgestoßen ist, war gar nicht mal so sehr dasprogramm. wie du schon richtig bemerkt hast, haben auch andere nationen aufgerüstet. derfehler war, dem ganzen gesetzescharakter zu geben. ein in der damaligen zeit unerhöhtervorgang


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

16.03.2006 um 00:42
und dem letzten punkt stimme ich dir selbstredend zu. deshalb habe ich ausdrücklich dieaußenpolitik beschrieben. und diese führte ja letztendlich zur katastrophe.

hoffe ich habe das mit den sachlichen fehlern widerlegt,

gruß


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

16.03.2006 um 11:35
moin,

möchte nun noch einmal zur "falschaussage" bezüglich der feindschaftenglands einige worte verlieren:

der eigentliche hintertreiber der verständigungmit den briten war der geheimrat von holstein. er galt als der mächtigste mann derdeutschen diplomatie um die jahrhundertwende. er war maßgeblich für das scheitern dergespräche verantwortlich.
freilich versuchten die engländer gerade um für dieungeklärten kolonialfragen mit frankreich und die nahezu offene feindschaft mit denrussen bezüglich der türkei und indien deutschland "vorsichtig" als verbündeten zugewinnen.
deutschland hatte in dieser hinsicht nicht wenig zu bieten. alsnatürlicher gegenspieler frankreichs und als verbündeter österreichs hätte deutschlandden schon angesprochenen "festlandsdegen" bilden können.
der englischekolonialminister chamberlain sowie außenminister lansdowne sprachen sich für ein bündnismit deutschland aus.
man beschloss aber im auswärtigen amt, da man meinte die zeitspiele aufgrund der wirtschaftlichen entwicklungen eh für deutschland, alles auf einekarte zu setzen:
sprich bündnisvertrag nur mit dem zweibund (D/Ö) oder gar nicht. dadie engländer aber schon damals den verfall der donaumonarchie sahen und befürchteten beieinem zwischenfall auf den balkan ohne not in einen krieg gegen russland gezogen zuwerden, lehnten sie dies letztendlich ab und es kam gezwungenermaßen zur verständigungmit frankreich.

gleichzeitig initiierte deutschland seine flottengesetze,hintertreibung des teilungsplans lord salisburys für die türkei, jerusalemrede deskaisers, bagdadbahn.

zusammenfassend lässt sich wohl sagen: deutschland hat diefeindschaft englands nicht gesucht. aber das verkennen der strategisch politischen lage,sowie die trampelpolitik des kaisers waren nicht dazu angetan, die heraufziehende kriseund die isolation deutschlands zu verhindern.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

16.03.2006 um 11:39
und einen hab ich noch.

es lag um die jahrhundertwende nicht im interesseenglands deutschland zu schwächen. im gegenteil: obwohl deutschland kolonial tätig war,stellte es für die britischen kolonien und überrseebesitzungen im gegensatz zu frankreichund russland nie eine ernstzunehmende gefahr dar. interessenüberschneidungen gab eshauptsächlich mit den franzosen in afrika und den russen in indien und der türkei. ganzim gegenteil wäre deutschland demzufolge ein nützlicher, weil ungefährlicher verbündetergewesen.


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

16.03.2006 um 23:05
@Höllenhund
Natürlich war das bismarck´sche System eine äußerst fragileAngelegenheit, aber ich bin durchaus der Meinung, es hätte mit einem entsprechendbegabten Protagonisten an der Spitze weiter aufrecht erhalten werden können.
Derrussisch-österreichisch-türkische Konflikt auf dem Balkan bestand bereits zur ZeitBismarcks, jedoch war es dem Makler Europas dort immer wieder gelungen eineInteressenausgleich herzustellen.Das lag daran,daß Bismarck zu Österreich immer einegewisse Distanz wahrte, die unter Wilhelm und der unter ihm betriebene Außenpolitik nicht mehr gegeben war.
Das Verhältnis zu England wurde meines Erachtens durchausdurch die Flotten- und nicht minder durch die Kolonialpolitik belastet.Die Engländererkannten in der modernen deutschen Flotte (zu Recht, wie sich später im Skagerak zeigte)einen Bedrohungsfaktor und die Kolonialinteressen am Kap,in Nahost (Bagdadbahn) und inOstafrika kollidierten mit denen Englands erheblich ohne dem Reich unbedingt zu nutzen.
Die Folge war, daß England und Frankreich trotz gewisser kolonialerInteressenkonflikte wieder näher zusammen rückten.



res ipsa loquitur,sed quid infernos dicit
-=ebai=-



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20.05.2006 um 21:56
Immer wieder wird die Hunnenrede hier zitiert als ein Beispiel seiner Unfähigkeit...

Aber diesen Teil der Rede, den man immer wieder zitiert findet, ist völlig aus demKontext gerissen.
Mit dem Ausspruch "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werdennicht gemacht" wollte er nicht das Deutsche Expeditionskorps zu solchem Verhaltenanweisen, sonder sie vor den Boxern warnen...

Im gesamten Kontext lautete dieRede nämlich so :

"Bewahrt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt Euch alsChristen im freudigen Ertragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm Euren Taten, Fahnen undWaffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel, Ihr wisst wohl,Ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind.
Kommt Ihr an ihn, so wisst, Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nichtgemacht."

Oder die gesamte Rede :

"Große überseeischeAufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind, Aufgabenweit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet haben.

Das Deutsche Reichhat seinem Charakter nach die Verpflichtung, seinen Bürgern, wofern diese im Auslandbedrängt werden, beizustehen.

Die Aufgaben, welche das alte Römische Reichdeutscher Nation nicht hat lösen können, ist das neue Deutsche Reich in der Lage zulösen.

Das Mittel, das ihm dies ermöglicht, ist unser Heer.

Indreißigjähriger treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden nach den GrundsätzenMeines verewigten Großvaters.

Auch ihr habt eure Ausbildung nach diesenGrundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde die Probe ablegen, ob sie sich bei euchbewährt haben.

Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereitsbestanden, sie haben euch gezeigt, dass die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, undIch bin stolz auf das Lob auch aus Munde auswärtiger Führer, das eure Kameraden draußensich erworben haben.

An euch ist es, es ihnen gleich zu tun.

Eine großeAufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen.

Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in derWeltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten desGastrechts Hohn gesprochen.

Es ist das um so empörender, als dies Verbrechenbegangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist.

Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freundlichenErtragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt anManneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel.

Ihr wisst es wohl, ihr solltfechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind."

Kommt ihr an ihn, so wisst: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nichtgemacht.

Führt eure Waffen so, dass auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehres wagt, einen Deutschen scheel anzusehen.

Wahrt Manneszucht.

Der SegenGottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen Volkes, Meine Wünsche begleiten euch, jedeneinzelnen.

Öffnet der Kultur den Weg ein für allemal! Nun könnt ihr reisen!Adieu Kameraden!"


Wie man eindeutig lesen kann, hat von Bülow die Redevielleicht gekürzt, aber diese kann nicht als Besipiel für einen schlechten Kaiserherhalten.
Und schon gar nicht als Beispiel, die Deutschen und ihre Armee alsBarabaren darzustellen, wie es dieser lustige ZDF Fernseh Professor immer wieder so gernetut...



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Wilhelm II. - genial oder irre ?

20.05.2006 um 22:52
„Mögen der Sultan und die dreihundert Millionen Mohammedaner versichert sein, daß zuallen Zeiten der Deutsche Kaiser ihr Freund sein wird!“ - Wilhelm II.

„…namensder Welt des Islam den Segen Allahs auf den Kaiser, das Deutsche Reich und alleDeutschen…“ - Schaikh Abdullah Effendi


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21.05.2006 um 00:57
Erbakan@


Da wird sich der erklärte Wilhelmanhänger Parakletos diebischfreuen ...


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

03.08.2006 um 13:31
@Topic

Militärisch gesehen war Wilhelm II. eine Niete und ohne seine GeneräleLudendorff und Hindenburg, aufgeschmissen gewesen. Innenpolitisch jedoch, sollte manseine fortschrittliche Denkweise und Errungenschaften eher Loben.

Nun, demdeutschen Reich wurde vor allem zum Verhängnis, daß 1890 Fürst Otto von Bismarckabgesetzt wurde. Wilhelm II. wollte ein Kaiser aller Deutschen sein und hat das auchgeschafft, allerdings ist es nach dem Ersten Weltkrieg steil bergab gegangen.

Mit der Devise „Je veux etre un roi des gueux“ (zu deutsch "Ich will ein König derarmen Leute sein") hat Wilhelm II. unter anderem noch Ende des 19. Jahrhunderts vielGutes geleistet, allerdings auch das Sozialistengesetz aufgehoben, was von Bismarckscharf kritisiert wurde. Damit kündigte sich bereits 1890, nachdem dieSozialdemokratische Arbeiterpartei (SAP) sich in SDP umgekürzt hatte, der Untergang desdeutschen Kaiserreiches zugunsten einer Sozialdemokratie an.


Historischgesehen dürfte man ausführen können, daß Hitler das zerstört hat, was Bismarck aufgebauthat. Wilhelm II. hat dies nicht vorhersehen können, dennoch habe ich keine hohe Meinungvon ihm.

Gruß,
Con


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03.08.2006 um 14:15
"Ihr Engländer seid verrückt. Verrückt, verrückt wie die Märzhasen"

Wilhem II.zu einer Britischen Zeitung während einer aussenpolit. Krise


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Wilhelm II. - genial oder irre ?

03.08.2006 um 14:15
Buchtip 1. Weltkrieg (nur am Rande Thema, aber egal)

"Die sieben Todsünden desDeutschen Reiches" von Sebastian Hafner


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