Holocaust-Leugnung oder -Relativierung
Ein Element des Sekundären Antisemitismus ist die Holocaust-Leugnung oder -Relativierung - also die Wahnvorstellung, der Massenmord an den Juden habe gar nicht stattgefunden oder habe weit weniger Menschen getötet, als die Geschichtsschreibung festgestellt hat. Sie geht häufig einher mit dem Wunsch, das Ausmaß der NS-Verbrechen verbal zu verkleinern, den Juden eine Mitschuld an ihrer Verfolgung und Ermordung zu unterstellen oder die Kriegspolitik der Alliierten mit den Verbrechen der Deutschen aufzurechnen.
Auch die Abwehr der Wiedergutmachung oder der Vorwurf, die Juden zögen Vorteile aus der NS-Vergangenheit, finden sich in diesem Komplex. Gerade letzterer Vorwurf verbindet sich öfter mit alten antisemitischen Klischees einer "jüdischen Geschäftstüchtigkeit", eines angeblich großen "jüdischen Einflusses" oder der "jüdischer Rachsucht" (,Auge um Auge ...'). Dieses Grundmisstrauen findet seine scheinbare Bestätigung immer dann, wenn tatsächlich von jüdischer Seite Forderung nach dem Erinnern an die Vergangenheit oder nach materieller Entschädigung gestellt werden. Zwei vor wenigen Jahren unternommene Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen (52 oder 54 Prozent) der Aussage zustimmt, "die Juden" nutzten die Erinnerung an den Holocaust für ihre eigenen Zwecke aus. Auch etwa 20 Prozent der Studentinnen und Studenten in Deutschland glauben einer Umfrage zufolge: "Die Juden verstehen es ganz gut, das schlechte Gewissen der Deutschen auszunutzen."
Nicht zuletzt alte Menschen, die durch den offiziell propagierten Antisemitismus während der NS-Zeit in ihrer Kindheit und Jugend geprägt wurden, neigen vermehrt zur Holocaustleugnung oder -relativierung. Einer neuen Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge, veröffentlicht 2006, stimmen über acht Prozent der deutschen Bevölkerung dem Satz "Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden" zumindest überwiegend zu. Und durch alle Generationen geht die Forderung, den Juden nicht länger zu helfen. Rechtsextremen Gruppen ist es ein sehr wichtiges Anliegen, den Holocaust zu leugnen oder zu relativieren, delegitimiert dieser doch ihre eigene Ideologie. Allerdings wird dies meist nur andeutungsweise versucht, weil die Holocaust-Leugnung in Deutschland strafrechtlich geahndet wird.
http://www.bpb.de/themen/6SQ26W,0,0,Sekund%E4rer_Antisemitismus.html