kuno7 schrieb:Ich sag mal so, wäre diese Umfrage von 1933, könnte ich mir ein ähnliches Ergebnis vorstellen, wenn es da statt um Muslime um Juden gegangen wäre.
Es gibt aber trotzdem gewisse Unterschiede. Damals waren die Juden eigentlich recht gut integriert und unterschieden sich, von einigen religiösen Gebräuchen abgesehen, kaum von der christlichen Mehrheit. Man lebte schon seit Jahrhunderten zusammen, sprach dieselbe Sprache und teilte mehr oder weniger die gleichen Werte. Andererseits waren sie (die Juden) damals erst seit ca. 100 Jahren offiziell gleichberechtigt.
All das ist heute bei den Muslimen anders, zumindest bei den radikaleren. Dazu kommen in vielen Fällen noch Sprachprobleme, die es bei den Juden auch nicht gab. Das mag u.a. daran liegen, dass sie eben erst seit kurzem hier sind.
kuno7 schrieb:Der "Bedrohung" hat man sich damals ja auch recht bald angenommen.
Welche Anschläge durch radikale Juden gab es in der Weimarer Republik? Anschläge durch Islamisten dagegen gab es heute schon mehrere, auch in anderen Ländern wie Frankreich. Damals wurde eine "Bedrohung" gezielt herbeiphantasiert, die es überhaupt nicht gab. Heute ist das Problem, dass viele Leute von Attentaten durch extremistische Einzeltäter auf alle (Muslime) schließen. Oder nicht glauben wollen, dass ein saudi-arabischer Attentäter kein Islamist ist, sondern "nur" ein Verrückter.
Vergleichbar von 1933 und heute ist höchstens, dass dieser Unsinn damals wie heute durch die Medien geschürt wurden. Heute zwar ohne Steuerung von außen, aber man kann, wenn man will, im Internet die grausigsten Verschwörungsmythen finden, die dann von manchen Leuten tatsächlich geglaubt werden. Damals wurden der Antisemitismus bewusst und gezielt durch reißerische Zeitungsartikel und Radiosendungen gefördert, womit man die meisten Leute, die es hören sollten, schon genauso gut erreichen konnte wie heute über das Internet. Das Radio war ja damals noch etwas ganz Tolles. Schulunterricht und Freizeitgestaltung der Jugend waren vermutlich (wie heute im Gaza-Streifen) noch viel effektiver.
Fedaykin schrieb:ohne Islam ist Islamismus nicht möglich, aber auch hier wieder. Ne Definitionssache ab wann Islamismus anfängt
Das Problem sind eben immer radikale Vertreter unter den Gläubigen, egal, in welcher Religion. Zu welcher Barbarei christliche Fanatiker fähig sind, wenn sie die politischen Möglichkeiten haben, zeigt ein Blick in die Geschichte mit Kreuzzügen und Ketzerverbrennungen. Die Nicht-Radikalen sind dagegen eher eine Bereicherung mit meistens tatsächlich hohen ethischen Zielen.