uatu schrieb:Das würde nicht lange so bleiben. Wenn die Klugen und Fleissigen in Scharen weglaufen, weil sie andernorts mit ihren Fähigkeiten ein sehr viel besseres Leben haben können (also das hier in sehr viel grösserem Umfang), und Dumme und Faule u.a. in Führungspositionen nachrücken, würde der folgende wirtschaftliche Niedergang die Politik ziemlich schnell davon überzeugen, dass dieser Entwicklung dringend ein Riegel vorgeschoben werden muss. Selbstverständlich "im Interesse des Gemeinwohls" und mit wohlklingenden Lügen verbrämt ("Schutzwall" etc.). Man kann schliesslich nicht dulden, dass individuelle Interessen das hehre kommunistische Experiment gefährden. Das
Aber warum sollten Kluge und Fleißige Menschen weglaufen, wenn die Gesellschaft etwas weniger ungleich ist? Ist es nicht eher heute so, dass viele Kluge und Fleißige nicht ihr Potenzial entfalten können, weil sie arm geboren werden?
Kapitalismus führt nicht automatisch dazu, dass sich Leistung lohnt. Eine Abwesenheit von Kapitalismus (in welcher Form auch immer) führt nicht automatisch dazu, dass sich Leistung nicht lohnt.
Wenn ich in einer anarchistischen kommune lebe und der einzige bin, der eine bestimmte Fähigkeit hat, werde ich auch gewertschätzt. Ggf. sogar mehr, als wenn ich in einer kapitalistischen Welt eine Spezialfähigkeit habe, aber mich nicht gut durchsetzen kann (Pflegekräfte z.b. sind sehr wertvoll: für die, die sie einsetzen. Ihre Leistung wird im kapitalistischen System nicht besonders gewertschätzt, obwohl es Pflegekräftemangel gibt).
Auch ist es doch so, dass Kapitalismus nur den starken Staaten insofern nutzt, dass es einen Braindrain gibt. Schwächere Staaten wie in Osteuropa oder in Afrika haben im Kapitalismus eher das Problem, ihre Fachkräfte zu halten und sie laufen ihnen davon. Denn im Kapitalismus kann dann ein reiches Land wie Deutschland z.b. Pflegekräfte aus Osteuropa anziehen, um hier einen Mangel auszugleichen und weiterhin schlechtere Löhne zu zahlen bzw. Arbeitsbedingungen zu bieten, weil man auf Menschen aus ärmeren Ländern zurückgreifen kann.
Wo bleibt da die Leistung, die sich lohnt? Im Gegenteil: Man kauft Leistung billig ein und für die Arbeiter lohnt sich das nicht. Für die Näherin aus Pakistan lohnt es sich jedenfalls nicht sehr, wenn sie für uns im Westen billige Kleidung näht. Egal wie gut sie das macht. Und weglaufen können da die wenigsten, denn in den Westen dürfen ja nicht alle.