EDGARallanPOE schrieb:Der Klimawandel in voller Ausprägung, wird die menschliche Zivilisation, wie wir sie heute kennen, beenden.
Sofern man der Reduzierung der globalen CO
2-Emissionen tatsächlich höchste Priorität einräumt, müsste man die Zusammensetzung des
globalen Primärenergie-Verbrauchs in relativ kurzer Zeit drastisch verändern.
(
ourworldindata.org am 27.04.2023)
In Frage kommen dabei im wesentlichen nur entweder ein drastischer Ausbau von Wind und Solar, oder ein drastischer Ausbau der Kernenergie. "Drastisch" bedeutet dabei in beiden Fällen, wie man an der obigen Grafik sehen kann,
wirklich drastisch. Wasserkraft ist prima, aber da bestehen kaum noch Ausbaumöglichkeiten. Bei Wind und Solar besteht aber das -- von Befürwortern häufig unterschlagene -- Problem, dass für die meisten Anwendungsfälle nicht nur die entsprechende Erzeugungskapazität, sondern zusätzlich auch in enormem Umfang regelbare Backup-Kraftwerke (z.B. Gaskraftwerke) und/oder enorme Langfrist-Speicher- und Verbundnetz-Kapazitäten zugebaut werden müssten. Batteriespeicher kommen dafür noch lange Zeit nicht in Frage, weil sie in der erforderlichen Kapazität völlig unbezahlbar wären, und die weltweite Produktionskapazität dafür bei weitem nicht ausreicht. Die grossmaßstäbliche Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff befindet sich noch im Frühstadium, da ist also noch erheblicher Forschungs- und Enwicklungsaufwand notwendig. Die Probleme, die ein grossmaßstäblicher Verbundnetzausbau mit sich bringt, kann man z.B. auf der
SuedLink-Wikipedia-Seite nachlesen, wobei diese Trasse mit 4 GW nur eine relativ mickrige Kapazität verglichen damit hat, was-- länderübergreifend -- für einen massiven globalen Ausbau von Wind und Solar erforderlich wäre. Es ist fraglich, ob ein solcher Ausbau von Wind und Solar global betrachtet
insgesamt -- mit allen zusätzlich erforderlichen Ausbauten -- in den nächsten Jahrzehnten realistisch ist.
Sehr wahrscheinlich wäre ein drastischer Ausbau der Kernenergie (den ich ausdrücklich
nicht propagiere) trotz langer Bauzeiten erheblich realistischer. Wer einerseits der Verringerung der CO
2-Emissionen wegen einer befürchteten globalen Katastrophe höchste Priorität einräumt, und andererseits Kernkraft wegen befürchteten eher regionalen Risiken ablehnt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob diese Kombination wirklich rational ist.
Ich bin trotzdem für einen Umstieg auf erneuerbare Energien, aber mit erheblich mehr Realismus, ohne Verdrängen/Schönreden von damit verbundenen Problemen, und ohne panischen Aktionismus, der Bevölkerung und Wirtschaft schadet, und global betrachtet keinen relevanten Einfluss hat. Solange Deutschland z.B. über Jahre hinweg die höchsten Strompreise der Welt hat (und bitte keine Spitzfindigkeiten, weil wir zufällig kurz mal hinter Dänemark liegen o.ä.), wird sich die Vorbildwirkung der deutschen Energiewende sehr in Grenzen halten.