calligraphie schrieb:Da magst du Recht haben. So einen Märtyrer
braucht jede Bürgerbewegung. Was den GEZ Verweigerern ihr Georg Thiel ist ( wie lange war der im Knast?) ist den Aktivisten ihr Herr Blaeul. Seltsam, dass es immer Männer sind, die bis zum Äußersten gehen.
Was nun den Hungerstreik betrifft? Nun ja, in einem Land wie Deutschland, freiwillig zu hungern, bis hin zur Eigengefährdung, als Druckmittel? Das ist zumindest in meiner Wahrnehmung dekadent. Ich verweise da gerne, auf zb politische Gefangene in gewissen Despoten Regionen, die so etwas als einziges letztes verzweifeltes Mittel der Wahl sehen, um gehört zu werden. Aber ein junger gesunder Mann, der eine Stimme und ein Hirn hat und das Glück hier zu leben, der sollte doch adäquatere Formen des Protests aufzuweisen haben. Wie wäre es zb mit politischer Verantwortung oder sich einer Partei anzuschließen und sich in ein Amt bringen zu lassen. Haben andere vor ihm auch schon gemacht.
@calligraphieIch glaube, es geht ihm um das Gefühl, dass er alles ihm mögliche getan hat.
Mit dem Wort Märtyrer hast du wahrscheinlich recht.
Aber die Wege, die du ihm vorschlägst, gehen ja schon andere.
Es ist doch so: Entweder, man nimmt ernst, was die Klimaforscher sagen. Ich persönlich zweifle nicht daran.
Nur: wer psychisch gesund ist, der hat 1000 Möglichkeiten, sich zu arrangieren.
Ein Weg sich aus der Verantwortung zu stehlen ist:
Das müssen die Politiker regelnoder: Wenn nicht die ganze Welt mitmacht, hat es sowieso keinen Sinn
oder: Mein Leben ist so anstrengend. Ich kaufe ja schon nicht mehr mit Plastiktüten ein. Ich verwende Jutebeutel,
aber leben muss ich auch. Ich brauche meinen Urlaub, ich brauche eine warme Wohnung.
Oder: Immer sollen die Kleinen bezahlen. Warum schränken sich nicht die Reichen ein?
usw.
Greta Thunberg hat das Asperger Syndrom. Durch diese Störung ist sie nicht in der Lage mit diesen bequemen Puffern zu leben, die wir haben. Wenn sie etwas als falsch erkannt hat, kann sie es nicht tun.
Ich finde das interessant. Viele, die von ihr genervt sind, nennen sie "gestörte Autistin".
Irgendwo ist sie das auch. Aber wir brauchen sie, weil sie konsequent ist und uns einen Spiegel vorhält.
Und dieser junge Mann ist für mich auch so eine Gestalt.
Ich wünsche ihm ein bequemeres Leben. Ein entspanntes Leben, in dem er mal für ein paar Tage die Klimakrise vergisst.
Es wird persönliche Gründe geben, warum er das nicht kann.
Der Eindruck, den er hinterlässt, ist doch aber ein viel konsequenterer, als der der Grünen Politiker.
(Die von ihren Gegnern auch wieder ausgelacht werden, weil sie ihre Überzeugungen oft zu schnell aufgeben)
Das ist eben der Streit zwischen Fundis und Realos-
Ein Fundamentalist kann in der Politik überhaupt nichts erreichen. Für die Politik muss man kompromissbereit sein.
Man muss seinen Anhängern mitunter verständlich machen, dass es nur in sehr kleinen Schritten vorwärts geht.
Und da ist es doch wichtig, dass Forderungen von der Seitenlinie erhoben werden. Dass gesagt wird "Es geht zu langsam",
wenn das Tempo zu langsam ist.