behind_eyes schrieb:sondern mehr Verbraucheraufklärung
Nur wie soll die funktionieren.
Längerfristig kann (und ich finde: sollte) man solche Dinge unabhängig des Elternhauses z.B. in der Schule zu einem gewissen Grad unterrichten. Neben Goethes Faust ist sicherlich auch "Grundlagen der Ernährung" ein sinnvolles Wissen, das oft nicht durch das Elternhaus hinreichend vermittelt wird.
Kurz- und mittelfristig ist das aber keine Option. Also brauchen wir etwas, das mit niedrigen Hürden wenigsten ein bisschen was bewirkt.
Klar ist z.B. der Nutriscore kein Allheilmittel. Aber ein Baustein, der auf recht einfache Weise ein bisschen was bewirkt. Mit all den genannten Einschränkungen - aber besser als nichts.
Es ist Unsinn, ein perfektes System zu fordern, das es gar nicht geben kann. Statt dessen sind Systeme, die ein bisschen was bringen (und unterm strich mehr nützen als schaden), auch was wert.
Der Punkt ist aber auch ein anderer:
Wir leben im Zeitalter der industrialisierten Nahrungsherstellung. Das hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind ganz klar, dass die Standards viel leichter zu überwachen sind. Millionen von Kleistbetrieben haben auch früher nicht durchweg "gute Nahrung" produziert. Sondern auch da waren Salmonellen, Giftstoffe etc. ein Thema. Wahrscheinlich in Summe ein sehr viel größeres.
Aber natürlich ist auch die Gewinnoptimierung in der Industrie einfacher. Man kann viel besser an die Grenzen des Erlaubten und an Regelungslücken heran gehen.
Und man kann viel besser werben. Man kann durch die Verpackung eine bestimmte Eigenschaft suggerieren, die gar nicht da ist.
Und die allermeisten Menschen kaufen ihre Lebensmittel eher intuitiv.
Ich würde mich schon als jemand bezeichnen, der sich einigermaßen ausgewogen ernährt - aber trotzdem ist die Präsentation eines Lebensmittels auch relevant.
Weil wir hier das Thema "TK-Pizza" hatten: Eine industriell hergestellte TK-Pizza muss nicht per se schlecht sein. Ganz im Gegenteil. Sie ist nur deswegen schlecht, weil sie auch billig ist und trotzdem dem Hersteller eine ordentliche Marge bieten muss.
Und da kommen wir zum zweiten Punkt: Der Preis von Lebensmitteln.
Der Preis ist eben ein starker Faktor der Kaufentscheidung. Wenn das Huhn A 18 EUR kostet und das Huhn B 5 EUR, kaufen eben viele das Huhn für 5 EUR statt das teure (wenn sie es sich leisten können) keines (wenn sie es sich nicht leisten können).
Und da kommt eben der Staat ins Spiel. Hier muss eine Regulierung erfolgen, die zumindestens Einiges davon abfängt.