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Teuerung und Inflation

695 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Wirtschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 21:23
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Leitzinserhöhungen wirken sich erst mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten aus.
Und mit der selben Verzögerung dann auch auf die Inflation.
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Vor allem, wie willst du das überhaupt erkennen - welche Parameter, welche Daten legst du hier zugrunde?
Schau dir halt den europäischen Gaspreis an (zB. TTF Erdgas Preise) und die Tage der Bekanntgabe der Zinserhöhungen und dann schau dir an, was der Gaspreis Ende Februar gemacht hat, dann kannst du etwa einschätzen, was welchen Einfluss hat.

mfg
kuno


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 21:31
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Schau dir halt den europäischen Gaspreis an (zB. TTF Erdgas Preise) und die Tage der Bekanntgabe der Zinserhöhungen und dann schau dir an, was der Gaspreis Ende Februar gemacht hat, dann kannst du etwa einschätzen, was welchen Einfluss hat.
Nein, daran erkennst du das nicht.

Du musst schauen, welche Faktoren auf dem Markt auf den Preis drücken, und welche im gleichen Moment den Preis aufblasen.

Wenn in dem Moment wo die Leitzinsen erhöht wurden die Angebotsseite noch weiter verknappt wurde, oder die Aussicht auf weitere Lieferungen trüber wird, weil zB irgendwo eine Pipeline explodiert -NS1 und 2- dann wiegt die Ausicht auf weitere Verkanppung erstmal schwerer, weil ja Gas immer noch in einer gewaltigen Menge nachgefragt wird - und zwar noch eine recht lange Zeit. Wird im Laufe der Zeit die Nachfrage nachlassen, weil weniger Nachfrage durch den Kreditlastigen Konsum generiert wird, was ja die Folge der Zinserhöhung ist, dann kann auch der Gaspreis wieder fallen.


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 22:17
quote=kuno7 id=32779338]Cranarc schrieb:
Ja ist sie, aber sie muss nicht 10% betragen.
Wenn Sie EZB ihren Job machen würde, lägen wie bei 0,5%-1% Inflation. Das wäre Geldwertstabilität.
Wenn also die EZB ihre Mittel nur richtig eingesetzt hätte, dann läge die Inflation in der Eurozone bei umme 1% und da hätte auch die Covid Pandemie oder der Ukraine Krieg nix dran geändert.
Genau diese These halte ich für Unsinn, denn die EZB hat auf solche externen Inflationstreiber keinen Einfluss und kann bestenfalls die Folgen moderieren.[/quote]

Mein Kommentar war nicht per se auf jetzt und in diesem Moment gemünzt, sondern auf die gesamte EZB- Ära.
Die EZB hat den Auftrag Geldwertstabilität.

In Zahlen heben sie dieses Ziel immer weiter an. Zuletzt war das Ziel nicht mehr 2% sondern über zwei, in Richtung 3% sei auch noch Ok.

Ich würde meine Ziele im Job gerne auch anpassen können wie es mir gerade reinpasst.

Die Zebtralbank muss einfach dafür sorgen, dass sie in der Lage dazu ist Folgen solcher externen Schocks einzudämmen. Ganz offensichtlich ist sie im Moment nicht im Stande dazu.

Wenn man 0% Zinsen aufruft und alle Geldschleuseb öffnet, gibt man eben die Zügel aus der Hand. Sie wieder an zu ziehen wird kritisch und schmerzhaft.


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20.11.2022 um 22:38
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Du musst schauen, welche Faktoren auf dem Markt auf den Preis drücken, und welche im gleichen Moment den Preis aufblasen.
Jaja, von mir aus, dann geh alt davon aus, dass die Leitzinserhöhungen die Energiepreise kurzfristig beeinflussen, ich bleib bei meinen Zweifeln.
Der zitierte Beitrag von Cranarc wurde gelöscht. Begründung: Userbezug
Ich hab nur aufgedröselt, wie ich in die Diskussion eingestiegen bin, damit der Kontext klar wird.
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Die EZB hat den Auftrag Geldwertstabilität.
Und das macht sie ja auch ganz gut. In den letzten 20 Jahren lag die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland bei ca. 1,5%, da kann man jetz wirklich nich meckern, eigentlich.
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Die Zebtralbank muss einfach dafür sorgen, dass sie in der Lage dazu ist Folgen solcher externen Schocks einzudämmen. Ganz offensichtlich ist sie im Moment nicht im Stande dazu.
Richtig, das kann sie nich und ich hab ja auch versucht dir zu erklären, warum sie das nich kann.
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Wenn man 0% Zinsen aufruft und alle Geldschleuseb öffnet, gibt man eben die Zügel aus der Hand. Sie wieder an zu ziehen wird kritisch und schmerzhaft.
Nur hat die derzeitige hohe Inflation nix mit der Nullzinspolitik der vergangenen Jahre zutun.

kuno


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 22:44
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Leitzinserhöhungen wirken sich erst mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten aus.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Und mit der selben Verzögerung dann auch auf die Inflation.
Und deshalb beschließt die EZB eine Leitzinserhöhung erst im Juli, nachdem die Inflation seit einem Jahr kontinuierlich steigt und schon bei 9% liegt...


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 23:26
Ein Gutes hat die Inflation, der Staat profitiert von der Inflation
Benzin, Heizöl und Lebensmittel sind dramatisch teurer geworden. Nichts verunsichert die Deutschen mehr als die steigenden Preise. Dem Staat nützt die Geldentwertung auch: Drei Prozent Inflation bedeuten, dass die Schulden 45 Milliarden Euro weniger wert sind.
https://www.stern.de/wirtschaft/geld/inflation-wie-der-staat-profitiert-3854880.html


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 23:42
Warum geben eigentlich die Erdgaspreise die Strompreise vor, obwohl der Anteil der Gaskraftwerke bei der Stromerzeugung ziemlich gering ist und warum versucht die Politik nicht diesen Zustand zu ändern?


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Teuerung und Inflation

21.11.2022 um 02:21
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:Warum geben eigentlich die Erdgaspreise die Strompreise vor, obwohl der Anteil der Gaskraftwerke bei der Stromerzeugung ziemlich gering ist und warum versucht die Politik nicht diesen Zustand zu ändern?
Der teuerste Anbieter bestimmt den Strompreis für alle. Da Gas knapp und damit teurer geworden ist, sind die Kosten für Gaskraftwerke nach oben geschossen.
Wikipedia: Merit-Order
https://www.ffe.de/veroeffentlichungen/veraenderungen-der-merit-order-und-deren-auswirkungen-auf-den-strompreis/


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21.11.2022 um 08:33
Zitat von parabolparabol schrieb:Und deshalb beschließt die EZB eine Leitzinserhöhung erst im Juli, nachdem die Inflation seit einem Jahr kontinuierlich steigt und schon bei 9% liegt...
Man is bei der EZB eben davon ausgegangen, dass die Inflationsrate auch wieder zurück kommt, wenn die Covid Sondereffekte verschwinden, aber dann kam der Ukraine Krieg...

kuno


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21.11.2022 um 09:17
Zitat von parabolparabol schrieb:Und deshalb beschließt die EZB eine Leitzinserhöhung erst im Juli, nachdem die Inflation seit einem Jahr kontinuierlich steigt und schon bei 9% liegt...
Ja, es gibt gute Gründe momentan in der Eurozone die Inflation etwas höher als üblich zu halten. Die schleichende Geldentwertung wirkt auch wie eine Stimulanz auf den Markt, und sorgt dafür, dass weniger gespart und mehr in Sachwerte investiert wird - was zunächst eine konjunkturelle Anfeuerung ist. War ja nach der Coronakriese sehr notwendig. Zudem sind einige Staaten schwer verschuldet, und man will sie hier etwas schützen - ist auch wichtig für unsere Wirtschaftskreisläufe, besonders für D, das ja hauptsächlich vom Binnenexport und Import in der Eurozone lebt. Eine instabile Finanzpolitik in Italien zB kann uns auch sehr belasten, deshalb dieser Schutz.

Später haben sich die Vorzeichen ja grundlegend geändert, und der Rohstoffmangel sowie die Lieferproblematik haben überhand genommen. Darauf erst hat die Zentralbank reagieren müssen, bremst jetzt die gesamte Volkswirtschaft etwas aus, sonst drohen noch größere Versorgungsengpässe in bestimmten Bereichen.


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Teuerung und Inflation

21.11.2022 um 12:26
Zitat von FichtenmopedFichtenmoped schrieb:Teuerung und Inflation
um 02:21
Marfrank schrieb:
Warum geben eigentlich die Erdgaspreise die Strompreise vor, obwohl der Anteil der Gaskraftwerke bei der Stromerzeugung ziemlich gering ist und warum versucht die Politik nicht diesen Zustand zu ändern?
Der teuerste Anbieter bestimmt den Strompreis für alle. Da Gas knapp und damit teurer geworden ist, sind die Kosten für Gaskraftwerke nach oben geschossen.
Könnte nicht der Staat einfach die Strombörse schließen? Früher gab es ja auch keine Strombörse!


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Teuerung und Inflation

21.11.2022 um 12:48
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:Könnte nicht der Staat einfach die Strombörse schließen? Früher gab es ja auch keine Strombörse!
Das ist meine ich eine EU-Geschichte, aber das System ließe sich sicher reformieren, dass nicht die teuerste Erzeugungart alleine den Strompreis bestimmt, sondern eben anteilig, andererseits wird man sich dabei auch was gedacht haben.

Letztlich signalisieren die hohen Preise auch einen tatsächlichen Mangel, insofern würde alleine an den Preisen herumzudoktern das Problem nicht lösen.


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21.11.2022 um 12:52
Zitat von militarynerdmilitarynerd schrieb:andererseits wird man sich dabei auch was gedacht haben.
So wie ich das verstehe, und ich hab mich jetzt noch gar nicht weiter damit beschäftigt, geht es schlicht um Versorgungssicherheit. Heißt, dass man die teuren Kraftwerke bei Unrentabilität nicht sofort absterben lassen will, weil dann zu wenig Energie im Netz wäre.
Zitat von militarynerdmilitarynerd schrieb:Letztlich signalisieren die hohen Preise auch einen tatsächlichen Mangel, insofern würde alleine an den Preisen herumzudoktern das Problem nicht lösen.
So ist es.


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21.11.2022 um 14:38
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:Könnte nicht der Staat einfach die Strombörse schließen? Früher gab es ja auch keine Strombörse!
Keine Ahnung seit wann es eine Strombörse gibt. Irgendwie muss man ja einen Preis bestimmen, dazu braucht man einen zentralen Marktplatz.

Vielleicht könnte man den Preismechanismus an der Strombröse überarbeiten.
Momentan wird der Preis (wie oben schon geschrieben) durch das Merit-Order-Prinzip festgelegt:

Preis=höchster Produktionspreis einer zusätzlichen Einheit(Grenzkosten)

"Erster Lieferant": Kraftwerk mit den niedrigsten Produktionskosten für eine zusätzliche Einheit. (bzw.Grenzkosten)

Ausschlaggebend für die Grenzkosten sind vor allem variable Kosten (Verbrennen von Öl ist natürlich teurer als eine Windturbine durch Wind oder zusätzlichen Steom aus Atomkraftwerken zu bekommen).

Der günstigste Produzent wird mit dem Preis des teuersten Produzenten belohnt.
Gleichzeitig wird der teuerste Anbieter, wie zum Beispiel Ölkraftwerke nicht aus dem Markt gedrängt, da er teurer produziert.
Bei Windflauten oder Wenig Sonne benötigt man Ölkraftwerke ja immernoch.

Das Merit-Order-Prinzip entspricht nicht dem normalen Marktmechanismus.
Normalerweise kann der günstigste Produzent zum günstigsten Preis anbieten und bekommt dadurch das erste Kaufangebot.

Jetzt gab es eben mehrere Sondereffekte: vor allem die Verteuerung des Gases hat den Preis an der Strombörse erhöht. Hinzu kam der zeitweise Wegfall einiger französischen Atomkraftwerke, die das Gesamtangebot gesenkt haben.


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21.11.2022 um 16:11
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Die schleichende Geldentwertung wirkt auch wie eine Stimulanz auf den Markt, und sorgt dafür, dass weniger gespart und mehr in Sachwerte investiert wird - was zunächst eine konjunkturelle Anfeuerung ist. War ja nach der Coronakriese sehr notwendig. Zudem sind einige Staaten schwer verschuldet, und man will sie hier etwas schützen - ist auch wichtig für unsere Wirtschaftskreisläufe,
Ein Hoch auf die Inflation :D. Es scheint eine "echte" Inflation zu sein, denn obwohl der Rohölpreis international gefallen ist,
bis jetzt ist von der Preissenkung noch nichts angekommen, und wird wohl auch nichts ankommen. Für nächstes Jahr wird eine Inflation
von 5% prognostiziert.


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21.11.2022 um 16:44
Zitat von parabolparabol schrieb:Für nächstes Jahr wird eine Inflation
von 5% prognostiziert.
Falls diese Prognose von der EZB oder einem staatlichen Organ kommt, ist sie sicher eine Untertreibung. :-)

Auch in Hinblick auf die deutschen Erzeugerpreise klingen 5% Inflation nicht realistisch.


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21.11.2022 um 17:34
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Auch in Hinblick auf die deutschen Erzeugerpreise klingen 5% Inflation nicht realistisch.
Jepp. Nachdem die Erzeugerpreise erstmal nur die Richtung „nach oben“ kannten (+34,5% im Jahresvergleich) gingen sie im Monatsvergleich erstmals wieder zurück (September -> Oktober, -4,2%).
Allerdings haben viele Unternehmen die gestiegenen Erzeugerpreise noch nicht weiter gegeben.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Deutsche-Erzeugerpreise-sinken-spektakulaer-article23731898.html


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21.11.2022 um 21:16
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Nur hat die derzeitige hohe Inflation nix mit der Nullzinspolitik der vergangenen Jahre zutun.
Doch, während der Corona-Plandemie wurde diese Geldmenge in den Wirtschaftskreislauf gepumpt, über staatliche Programme, Kurzarbeitergeld usw., und so regnete es Geld direkt auf die Konsumenten anstatt wie vorher im Bankensystem zu bleiben. Das hätte nicht passieren dürfen. Menschen bekamen Geld geschenkt, welches auf der anderen Seite durch produzierte Waren nicht gedeckt war, die Nachfrage zog an, das Angebot nicht, und so kam es zur Inflation.

Wenn die der Bevölkerung zur Verfügung stehende Geldmenge konstant bleibt oder noch besser sinkt, ist es völlig egal wie hoch die Gaspreise oder die Lebensmittelpreise steigen. Die Leute werden dann einfach gezwungen sein an anderer Stelle einzusparen, ob sie wollen oder nicht, z.B. bei den Reisen, Möbelkauf, Miete, oder sie verzichten auf das Auto oder heizen halt weniger und nehmen in Kauf, dass sie 2 oder 3 Tage pro Woche frieren. Ist halt deren Problem! Sie schränken ihre Ausgaben ein, weil sie müssen. Es sind ganz einfache mathematische Zahlengesetze.


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Teuerung und Inflation

21.11.2022 um 21:25
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Naja, eigentlich kann sie sogar schon wirken, bevor sie überhaupt erhoben wird - einfach durch die Ankündigungen der Zentralbanken, die daraus resultierenden Erwarutngshaltungen auf den Märkten, und die damit einhergehenden spekulativen Operationen.

Erwartet der Markt zB, dass durch den erhöhten Leitzins bald die Nachfrage nach Energie einbrechen wird, werden auch die Lagerbestände gerne gleich verkauft, weil man vllt annimt, dass die Preise eh bald fallen werden, und genau damit werden die Preise schon gedrückt. Eine selbsterfüllende Prophezeihung.
So eine Leitzinsänderung bewirkt eine Vielzahl von Dingen an unterschiedlichsten Stellen in der Wirtschaft. Das Bloße Reden über mögliche Zinsänderungen durch die Zentralbank kann zwar sehr kurzfristig etwas bewirken, aber ehe sich die Änderung auf die wichtigsten Märkte, die starke Wirkung auf die Inflation haben durchschlägt, dauert es eben eine ganze Weile. Im Schnitt sagt man 12 bis 18 Monate bis die Änderung bis ganz nach unten durchgesickert ist. Man sieht das gut anhand der Staatsanleihen. Die Rendite einer kurzfristigen Anleihe (z.B. 2-jährige) wird sofort stark steigen, wenn die Zentralbank von Zinsanhebungen spricht, weil die Anhebung sehr wahrscheinlich in ihre Laufzeit fällt. Längerlaufende Assets betrachten auch den Zeitraum nach der Zinsanhebung und schauen weiter in die Zukunft. Wenn die Zentralbank später die Zinsen wieder senkt, sind die kurzfristigen Anleihen schon ausgelaufen. Daher reagieren längerlaufende Anleihen eher weniger und entsprechend später auf Zinsanhebungen.

Das doofe ist nur, dass man immer einen sehr heterogenen Cocktail an Ursachen hat, die in der Wirtschaft etwas bewirken können oder eben auch nicht. Daher ist es immer schwer zu sagen, ob und wie viel Ursache X zu Wirkung Y beigetragen hat. Beispiel:
Zitat von parabolparabol schrieb:Ein Hoch auf die Inflation :D. Es scheint eine "echte" Inflation zu sein, denn obwohl der Rohölpreis international gefallen ist,
bis jetzt ist von der Preissenkung noch nichts angekommen, und wird wohl auch nichts ankommen. Für nächstes Jahr wird eine Inflation
von 5% prognostiziert.
Das ist ein Gedankengang, den man schnell haben könnte: Der Rohölpreis fällt also gehe ich übermorgen tanken ;)
Auch das ist halt nicht so einfach. Der Rohölpreis ist wie bei allen Rohstoffen (und auch beim Strom) ein Futurepreis. Das bedeutet, es ist der Preis für die Lieferung zu einem Zeitpunkt in der Zukunft. Beispielsweise bei Rohöl häufig der Preis für eine Lieferung in drei Monaten. Ich muss also jetzt 87$ zahlen, wenn ich in 3 Monaten ein Fass Rohöl geliefert bekommen möchte. Wenn ich es erst in 6 Monaten brauche, kaufe ich einen anderen Kontrakt der dann im Zweifel günstiger/teurer ist. Würde der Rohölpreis also heute fallen und dann drei- oder sogar sechs Monate konstant auf demselben Niveau bleiben, würde man es nach dieser Zeit auch am Benzinpreis merken, weil der dann verbrauchte Benzin zu diesen günstigeren Konditionen eingekauft wurde.
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:Könnte nicht der Staat einfach die Strombörse schließen? Früher gab es ja auch keine Strombörse!
Einfach schließen würde nur zu Chaos führen. Produzent und Energieversorger brauchen eine Möglichkeit, um ihre Energie zu verkaufen bzw. zu kaufen. Auch das passiert mit Future-Kontrakten. Der Energieversorger kauft also z.B. Strom, der erst in 1 oder 2 Jahren vom Produzent geliefert wird. Blöd sind dann solche externen Effekte wie Ukraine-Krieg oder Lockdowns, denn das erhöht die Unsicherheit für beide massiv. In dem Moment steigen die Preise vor allem deswegen so stark, weil viele Versorger diesen Zustand der Unsicherheit beheben wollen und sich schnellstmöglich mit Lieferungen absichern wollen aus Angst, es gibt am Ende zu wenig. In Zeiten solcher Unsicherheit ist die Preisfindung für Energie in 1-2 Jahren sehr schwierig, daher auch die großen Ausschläge derzeit - sowohl nach oben als auch nach unten.


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Teuerung und Inflation

21.11.2022 um 22:52
Zitat von GobernadorGobernador schrieb:kuno7 schrieb:
Nur hat die derzeitige hohe Inflation nix mit der Nullzinspolitik der vergangenen Jahre zutun.
Doch, während der Corona-Plandemie wurde diese Geldmenge in den Wirtschaftskreislauf gepumpt, über staatliche Programme, Kurzarbeitergeld usw., und so regnete es Geld direkt auf die Konsumenten anstatt wie vorher im Bankensystem zu bleiben. Das hätte nicht passieren dürfen. Menschen bekamen Geld geschenkt, welches auf der anderen Seite durch produzierte Waren nicht gedeckt war, die Nachfrage zog an, das Angebot nicht, und so kam es zur Inflation.
Stimme ich dir voll zu. Völlig richtig. Wieso sollte man Geld produzieren, dem keine Produktion entgegen steht?
Wobei "im Bankensystem bleiben" so eien Sache ist.
Zitat von GobernadorGobernador schrieb:Wenn die der Bevölkerung zur Verfügung stehende Geldmenge konstant bleibt oder noch besser sinkt, ist es völlig egal wie hoch die Gaspreise oder die Lebensmittelpreise steigen. Die Leute werden dann einfach gezwungen sein an anderer Stelle einzusparen, ob sie wollen oder nicht, z.B. bei den Reisen, Möbelkauf, Miete, oder sie verzichten auf das Auto oder heizen halt weniger und nehmen in Kauf, dass sie 2 oder 3 Tage pro Woche frieren.
Für die Konsumenten bleibt doch die verfügbare Menge gleich. Wer bekommt denn mehr Geld, weil die Inflation ansteigt? Das ist politisch nicht gewollt.


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