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Teuerung und Inflation

695 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Wirtschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 15:55
@kuno7
Wir drehen uns hier im Kreis. Fakt ist, dass der Preis in einem freien Markt über Angebot und Nachfrage geregelt wird, und das bestimmt auch die Kennzahlen der Inflation.

Dass das in einem stark regulierten Markt, wie dem Strommarkt, etwas anders aussehen kann, weil es durch bestimmte Faktoren limitiert und gedäpft wird, ist auch klar - negiert aber den grundsätzlichen Mechanismus nicht.

Gaskraftwerke sind so teuer, weil sie durch eine hohe Gesamt-Nachfrage nach Gas hohe Produktionskonsten haben, die sie weiter geben müssen. Soweit so klar.

Da wird die Angebotsseite in dem Punkt am besten durch generelle Gaseinsparung entlastet. Das wird aber natürlich auch zu einem gerigen Teil durch Stromsparen erreicht. Spart man nämlich Strom, kann man ggf auch paar Gaskraftwerke ausschalten, und auch hier weiter den Gaspreis damit dämpfen, was für die übrigen Gaskraftwerke auch die Produktionskosten senkt, und den Strompreis insgesamt nach unten drückt. Dass das nur relativ gering ist, ist richtig, aber eben nicht frei von den grundsätzlichen Marktmechanismen - zumal das hier auch nur im Verbund von genereller Gaseinsparung und Stromeinsparung gut funktioniert, weil es in solchen spitzen Marktanomalien wie zB im Frühherbst auf jedes gram Gas ankommt, das man weniger verbraucht. Auch im Hinblick auf die von dir erwähnten Spekulationsblasen, die durch Mangelerwartungen stark aufgebläht werden.

Mehr gibt es hier erstmal nicht zu wissen, von daher: Doch, auch beim Strom funktioniert der Mechanismus, nur halt mit etwas mehr Ecken und Kanten.

Aber ich gebe dir darin Recht, dass das über Einsparungen direkt beim Gas viel mehr Hebelwirkung hat, als über die bloße Einsparung von Strom. Ist halt ein stark regulieter Markt - damit muss man leben, und die Inflation in dem Punkt dann eben auf der Erzeugerpreisseite drücken - über Rohstoffeinsparungen, die besonders zu Buche schlagen.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Den kenn ich und höre ihm auch regelmäßig zu, aber das eine Leitzinserhöhung der EZB die Energiepreise senken würde, hab ich von ihm noch nich gehört. :)
Die Mechanismen und Zusammenhänge sind doch klar benannt. Ich weiß echt nicht, was du da noch zu zweifeln hast. Vllt noch mal genauer hin hören. ^^


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20.11.2022 um 16:26
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Ok, frag mal irgendeinen Menschen auf der Straße, ob er dieses Jahr Gas sparen will und falls ja, warum. Ich tippe mal, die meisten werden sagen "weils so teuer is" und mancher wird vielleicht sagen "wegen der Energiekriese" aber sicher keiner "weil die Zinsen gestiegen sind". In der Industrie isses nich viel anders, die stellen letztlich einfach die Produktion ein, wenn die Energie zu teuer wird, egal ob der Leitzins bei 0,5% oder bei 2% notiert.
Sicher haben höhere Zinsen Einfluss auf Investitionen und Konsumverhalten, aber bei den Energiepreisen spielt auf die Nachfrage derzeit eigentlich nur der Preis eine Rolle.
Du müsstest doch eigentlich beim Schreiben dieser Zeilen gemerkt haben, dass du auf dem Holzweg bist mit der Annahme, eine Leitzinserhöhung hätte keine Auswirkung auf die Energiepreise. Was passiert wenn ein Industrieunternehmen die Produktion einstellt? Es wird weniger Nachfrage nach Erdgas geben, was den Preis fallen lässt was tendenziell deflationär ist.


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20.11.2022 um 16:46
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Was passiert wenn ein Industrieunternehmen die Produktion einstellt? Es wird weniger Nachfrage nach Erdgas geben, was den Preis fallen lässt was tendenziell deflationär ist.
Das is ja erstmal unbestritten, die Frage war aber, warum die Produktion ggf. eingestellt wird und die Antwort lautet eben, weil die Energiepreise zu hoch sind und nich weil der Leitzins um 75 Basispunkte angehoben wird.
Von daher erkenne ich nich wirklich einen Holzweg.
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Aber ich gebe dir darin Recht, dass das über Einsparungen direkt beim Gas viel mehr Hebelwirkung hat, als über die bloße Einsparung von Strom. Ist halt ein stark regulieter Markt - damit muss man leben, und die Inflation in dem Punkt dann eben auf der Erzeugerpreisseite drücken - über Rohstoffeinsparungen, die besonders zu Buche schlagen.
Mein Punkt is der, dass eine Leitzinserhöhung so gut wie keine Wirkung auf die Gas- und Strompreise haben würde, diese aber die Haupttreiber der Inflation in Europa 2022 gewesen sein dürften. Wenn hingegen in Zukunft zB. eine Lohn-Preis Spirale Haupttreiber der Inflation sein würde, dann wären Zinserhöhungen sicher ein probates Mittel gegen hohe Inflation.

mfg
kuno


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20.11.2022 um 17:01
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Das is ja erstmal unbestritten, die Frage war aber, warum die Produktion ggf. eingestellt wird und die Antwort lautet eben, weil die Energiepreise zu hoch sind und nich weil der Leitzins um 75 Basispunkte angehoben wird.
Von daher erkenne ich nich wirklich einen Holzweg.
Nun sind wir wieder bei dem Thema, was ihr hier die letzten Seiten schon hattet: absolute und relative Betrachtung. "Die Energiepreise sind zu hoch" - ja. Was ist aber die Ursache? Ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Das Unternehmen könnte die höheren Preise bezahlen, wenn es im Gegenzug dafür auch mehr Nachfrage nach den eigenen Produkten gäbe und man die gestiegenen Kosten durch steigende Erlöse kompensieren könnte. Dann reicht man die höheren Kosten für Energie an den Kunden weiter, indem man die Preise des eigenen Produkts anhebt. Das funktioniert aber nicht, wenn die Nachfrage nach dem eigenen Produkt auch sinkt, weil die Wirtschaft insgesamt abgewürgt wurde durch...... den gestiegenen Leitzins!

Ebenso könnte das Unternehmen versuchen die gestiegenen Energiepreise durch neue Kredite zu finanzieren, um nicht schließen zu müssen. Das funktioniert bei angehobenen Leitzinsen aber entsprechend schlecht.

Wenn man aus deinem Zitat also ein bisschen was ändert, passt es so:
(...) die Antwort lautet eben, weil die Energiepreise zu hoch sind und nicht weil der Leitzins um 75 Basispunkte angehoben wird, was es dem Unternehmen unmöglich macht die gestiegenen Energiepreise zu bezahlen.



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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 17:13
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Mein Punkt is der, dass eine Leitzinserhöhung so gut wie keine Wirkung auf die Gas- und Strompreise haben würde, diese aber die Haupttreiber der Inflation in Europa 2022 gewesen sein dürften.
Warum soll die Zinserhöhung keine Auswirkung auf Gas- und Strompreise haben, wenn doch die Nachfrage auf der Erzeugerseite damit ausgebrems wird, weil die Nachfrage auf der Konsumentenseite ebenso niedriger würde, wenn Kredite teuer werden?

Ganz einfacher Kreislauf:

Zinsen hoch bedeutet Kredite teuer. Das bedeutet, Nachfrage der Konsumenten geht runter, das Bedeutet, die Nachfrage der Produzenten nach Rohstoffen (auch Gas) sinkt, das bedeut der Preis für Gas sinkt auch.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Wenn hingegen in Zukunft zB. eine Lohn-Preis Spirale Haupttreiber der Inflation sein würde, dann wären Zinserhöhungen sicher ein probates Mittel gegen hohe Inflation.
Nun, wenn die Löhne steigen, dann steigt die allgemeine Nachfrage durch den erhöhten Konsum.

Der Teil des Konsums, der über Kredite finanziert würde, würde zwar schon sinken, was die Nachfrage und die Preise runter drückt, aber ein steigendes Lohnniveau wirkt immer inflationär - unabhängig vom Zins.


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20.11.2022 um 17:51
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:"Die Energiepreise sind zu hoch" - ja. Was ist aber die Ursache? Ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage.
So weit, so gut.
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Das Unternehmen könnte die höheren Preise bezahlen, wenn es im Gegenzug dafür auch mehr Nachfrage nach den eigenen Produkten gäbe und man die gestiegenen Kosten durch steigende Erlöse kompensieren könnte. Dann reicht man die höheren Kosten für Energie an den Kunden weiter, indem man die Preise des eigenen Produkts anhebt.
Das können die Unternehmen versuchen, richtig.
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Das funktioniert aber nicht, wenn die Nachfrage nach dem eigenen Produkt auch sinkt, weil die Wirtschaft insgesamt abgewürgt wurde durch...... den gestiegenen Leitzins!
Das wird nich funktionieren, wenn das Brötchen auf einmal 1,50€ pro Stück kostet. Ob der Leitzins dabei gestiegen is oder nich, spielt gar keine Rolle, wenn der Gaspreis sich von Feb.21 bis Aug.22 mal eben verzwanzigfacht.
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Wenn man aus deinem Zitat also ein bisschen was ändert, passt es so:
(...) die Antwort lautet eben, weil die Energiepreise zu hoch sind und nicht weil der Leitzins um 75 Basispunkte angehoben wird, was es dem Unternehmen unmöglich macht die gestiegenen Energiepreise zu bezahlen.
Von mir aus auch so, aber welchen Anteil fällt auf die Leitzinserhöhung? Kann man nur schätzen, ich würde meinen weniger als 1%.
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Warum soll die Zinserhöhung keine Auswirkung auf Gas- und Strompreise haben
Ich schrieb "so gut wie keine", also eine Minimale, nich keine.
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Nun, wenn die Löhne steigen, dann steigt die allgemeine Nachfrage durch den erhöhten Konsum.
Nich wenn die Preise mit den Löhnen mit steigen oder gar noch stärker,
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:ein steigendes Lohnniveau wirkt immer inflationär - unabhängig vom Zins.
Das is ja auch gewollt, nur is eine hohe Inflationsrate im 2-stelligen Bereich schlecht kontrollierbar, daher möchte man lieber niedrige einstellige Inflationsraten.

mfg
kuno


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20.11.2022 um 17:59
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Ein Goldstandart hat so wie alles nich nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Ein Traum wäre für mich ein Geldsystem, dass die Geldmenge immer an die Produktionsmenge anpasst, im Krisenfall aber auch mal angepasst werden kann. Da is das Zentralbankgeld schon nah dran, wenn kompetente und unabhängige Notenbänker in der Verantwortung sind.
Das ist eine ebenso unrealisierbare Idealvorstellung wie der Goldstandard. Wo Menschen sind, dort menschelt es. Notenbanken sind nunmal politische Institutionen. Und Politiker haben nur ein einziges Interesse: bei der nächsten Wahl wiedergewählt zu werden. Deswegen werden sie immer Geschenke verteilen, d.h. jemand anderem in die Tasche greifen und ihrer Wählerschaft geben. Und die Notenbanker müssen mitspielen, weil sie ihre Posten behalten wollen. Inflation ist ja im Grunde nichts anderes als eine Steuer, mit der der Staat sein Geld wieder einzieht. Profitieren davon tun die Beamten und die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer bei Daimler, VW, Siemens, Bosch u.a. - also hauptsächlich linkssozialistische SPD-Wähler, weil ihnen über die Gewerkschaft die Gehälter automatisch erhöht werden, ohne dass sie dabei selber mit ihren Vorgesetzten über Gehaltserhöhungen verhandeln müssten.

Das gute am Goldstandard war ja gerade, dass dadurch den Politikern die Hände gebunden waren. Aber weil auch der Goldstandard von Menschen gemacht wurde, wurde er von Menschen auch wieder abgeschafft oder, wie ein sehr weiser Mann schrieb: was der Mensch erschaffen hat, kann der Mensch auch vernichten. :)


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20.11.2022 um 18:03
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Und die Frage ist auch wieso die EZB bei steigenden Energiepreisen nichts gegen Inflation tun sollte?

...

Kommt die Feuerwehr im Brandfall und fragt erstmal, ob das Feuer wahrscheinlich war und ob dire Ursache vorhersehbar war?

Erhöhte Inflation sollte sofort im Keim erstickt werden, denn sie kann leicht außer Kontrolle geraten.
Mit den Mini-Zinsschritte der EZB ist das nicht möglich.
Das sind mehrere Aspekte - die EZB hat jahrelang eine Niedrigzinspolitik betrieben, die durchaus umstritten war;
die EZB hat die Niedrigzinspolitik trotz der Coronahilfspakete beibehalten;
und schließlich reagiert die EZB auf die Inflation, aber nur mit moderaten Zinsen.
Zum Vergleich - Zinsen EZB 2%, Zinsen USA 4%, Zinsen Indien 5,9%
(Indien hat eine Inflationsrate von 7% , EU 10%)
Britischer Leitzins BoE Großbritannien 3,000 % Up ↗ 2,250 % 03.11.2022
Chilenischer Leitzins Banco Central Chile 11,250 % Up ↗ 10,750 % 13.10.2022
Chinesischer Leitzins PBC China 3,650 % Down ↘ 3,700 % 22.08.2022
Dänischer Leitzins Nationalbanken Dänemark 1,400 % Up ↗ 0,800 % 27.10.2022
Europäischer Leitzins EZB Europa 2,000 % Up ↗ 1,250 % 27.10.2022
Indischer Leitzins RBI Indien 5,900 % Up ↗ 5,400 % 30.09.2022
Indonesischer Leitzins BI Indonesien 6,500 % Down
https://www.lynxbroker.de/boerse/boerse-kurse/boerseninfo/leitzins/

https://tradingeconomics.com/india/inflation-cpi


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20.11.2022 um 18:06
Zitat von GobernadorGobernador schrieb:Das gute am Goldstandard war ja gerade, dass dadurch den Politikern die Hände gebunden waren.
Ja, sicher, aber der Nachteil am Goldstandard is sozusagen der Gleiche, nämlich das den Politikern die Hände gebunden sind, obwohl Handeln geboten wäre. Ne deflationäre Depression is kein Zuckerschlecken.

mfg
kuno


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20.11.2022 um 18:09
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Das wird nich funktionieren, wenn das Brötchen auf einmal 1,50€ pro Stück kostet. Ob der Leitzins dabei gestiegen is oder nich, spielt gar keine Rolle, wenn der Gaspreis sich von Feb.21 bis Aug.22 mal eben verzwanzigfacht.
Selbstverständlich spielt es eine entscheidende Rolle, wenn das Unternehmen steigende Kosten nicht mehr günstig refinanzieren kann. Das Brötchen-Beispiel ist dabei eher unpassend, weil vor allem die energieintensive Industrie betroffen ist. Hier geht es i.d.R. um längere Lieferketten, die zwischen Produzent und Endverbraucher existieren und die alle ineinander greifen müssen. Schlussendlich würgt eine Leitzinserhöhung die Nachfrage für alle ab und wie ich schon schrieb, macht dieser Umstand es dem Unternehmen unmöglich, die steigenden Energiekosten tragen zu können. Einfach nur zu sagen die Unternehmen gehen wegen der steigenden Energiepreise pleite ist also nur die halbe Wahrheit. In der Wirtschaft sind die Zusammenhänge gerade mit Blick auf Zinsanhebungen/Zinssenkungen deutlich komplexer, als dass man pauschal sagen könnte, der einzige Grund seien die steigenden Energiepreise.


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20.11.2022 um 18:10
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Ne deflationäre Depression is kein Zuckerschlecken.
Für mich persönlich schon. Ein Traum wäre das. :)


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20.11.2022 um 18:59
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:In der Wirtschaft sind die Zusammenhänge gerade mit Blick auf Zinsanhebungen/Zinssenkungen deutlich komplexer, als dass man pauschal sagen könnte, der einzige Grund seien die steigenden Energiepreise.
Ok, die Ausgangsthese der Letzten Seiten war ja diese:
Zitat von CranarcCranarc schrieb:Ja ist sie, aber sie muss nicht 10% betragen.
Wenn Sie EZB ihren Job machen würde, lägen wie bei 0,5%-1% Inflation. Das wäre Geldwertstabilität.
Wenn also die EZB ihre Mittel nur richtig eingesetzt hätte, dann läge die Inflation in der Eurozone bei umme 1% und da hätte auch die Covid Pandemie oder der Ukraine Krieg nix dran geändert.
Genau diese These halte ich für Unsinn, denn die EZB hat auf solche externen Inflationstreiber keinen Einfluss und kann bestenfalls die Folgen moderieren.

mfg
kuno


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20.11.2022 um 20:14
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Wenn also die EZB ihre Mittel nur richtig eingesetzt hätte, dann läge die Inflation in der Eurozone bei umme 1% und da hätte auch die Covid Pandemie oder der Ukraine Krieg nix dran geändert.
Genau diese These halte ich für Unsinn, denn die EZB hat auf solche externen Inflationstreiber keinen Einfluss und kann bestenfalls die Folgen moderieren.
Teilweise ja, aber die EZB beschäftigt nicht umsonst die teuersten Prognoserechner (ich glaube man nennt sie korrekterweise Foresight Analysten). Dass man im Nachhinein sagt: "Sorry, das konnten selbst die besten Analysten nicht vorhersehen" ist sicherlich zum Teil richtig. Das hatte ich hier auch geschrieben: Beitrag von Jimtonic (Seite 11)

Fakt ist aber auch, dass die EZB politischen Zwängen unterliegt, da ihr bei weiter steigenden Zinsen sehr bald ein großer Teil ihres Währungsraums hopps geht. Ob die Prognoserechnungen also gänzlich unabhängig durchgeführt werden können, kann man anzweifeln. Wenn der Währungsraum zusammenbricht, wäre das die Fortsetzung der Eurokrise 2008/09. Nur dass diesmal nicht nur "kleinere" Volkswirtschaften wie Griechenland gerettet werden müssten, sondern mit Italien eine der größten Volkswirtschaften Europas, was eventuell sogar zum Ende des Euroraums führen könnte.

Was die EZB aktuell vor hat, ist Staatsanleihen von Südeuropäern stärker zu kaufen und dafür von weniger verschuldeten Volkswirtschaften wie Deutschland oder Niederlande zu verkaufen bzw. nicht mehr weiter zu kaufen. Das führt früher oder später dazu, dass wir in DE dann indirekt für die Verschuldung der Südeuropäer aufkommen werden und das trifft vor allem Sparer wie @Gobernador und @Cranar immer stärker. Wenn die das wüssten, würden die aber auf die Barrikaden gehen ;)


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Teuerung und Inflation

20.11.2022 um 20:25
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Ich schrieb "so gut wie keine", also eine Minimale, nich keine.
Das macht dann folglich auch nur einen minimalen Unterschied.

Woran machst du das denn genau fest, dass da kaum ein oder halt nur ein minimaler Einfluss ist, wenn doch klar ist, dass die gesamte Kreditlast auf der Nachfrageseite mehre huntert Prozent steigt, und damit die gesamte Volkswirtschaft im Euroraum ausgebremst wird.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Nich wenn die Preise mit den Löhnen mit steigen oder gar noch stärker,
Das kommt doch auch wieder drauf an, wie sehr die Preise mit steigen. Da fängt ja auch wieder die Lohn-Preisspirale an, und wenn die Preise wieder zu hoch steigen sollten, steigt auch wieder die Lohnforderung - bis zu dem Punkt, wo die Betriebe unrentabel werden, und im Extremfall sterben.
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Das is ja auch gewollt, nur is eine hohe Inflationsrate im 2-stelligen Bereich schlecht kontrollierbar, daher möchte man lieber niedrige einstellige Inflationsraten.
Das ist nicht generell gewollt, sondern hängt eben davon ab, ob die Angebots- und Nachfrageseiten halbwegs im Gleichgewicht sind, damit es eine halbwegs überschaubare Preisstabilität gibt.

Im Grunde sprechen wir hier von einem einzigen großen Regelkreis, der sich immer halbwegs stabil zwischen Angebot und Nachfrage einpendeln muss, so dass ein möglichst stabiles Gleichgewicht herrscht. Nur dann sind auch die Warenflüsse stabil und berechenbar, was den Markt letztlich florieren lässt.


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20.11.2022 um 20:41
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Was die EZB aktuell vor hat, ist Staatsanleihen von Südeuropäern stärker zu kaufen und dafür von weniger verschuldeten Volkswirtschaften wie Deutschland oder Niederlande zu verkaufen bzw. nicht mehr weiter zu kaufen. Das führt früher oder später dazu, dass wir in DE dann indirekt für die Verschuldung der Südeuropäer aufkommen werden und das trifft vor allem Sparer wie @Gobernador und @Cranar immer stärker. Wenn die das wüssten, würden die aber auf die Barrikaden gehen
Auf die Barrikaden gehen bringt eh nichts. Aber auch der vermeintliche Inflationsschutz über Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle funktioniert nicht wirklich, zumindest nicht in Phasen erhöhter Inflation wie jetzt oder auch in den 70ern, als zwar die Edelmetalle und Immobilien gestiegen sind, aber die Aktien unter hohen Schwankungen (!) 10 Jahre seitwärts gelaufen sind - ich möchte nicht in der Haut der damaligen Aktieninvestoren stecken. In der Regel nehmen Sachwerte die Teuerung vorweg und steigen in Zeiten niedriger Inflation, bevor die Phase hoher Inflation beginnt. Wenn die Verbraucherpreisinflation anzieht, stagnieren die Vermögenswerte bestenfalls oder geben sogar deutlich nach.

Besser sieht es bei den Fremdwährungen aus. Wie gut, dass es den USD und den CHF gibt! Auch hier muss man sich mit dem Devisenmarkt intensiv auseinandersetzen, sonst kann man böse Überraschungen erleben, denn die Schwankungen sind auch hier nicht zu unterschätzen. Aber zumindest werfen die 2-3 jährigen US-Treasury Bonds derzeit 4 Prozent Rendite ab. Wer also Gott bzw. der Fed vertraut :), darf gerne mal einen Teil seines Vermögens dort anlegen.


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20.11.2022 um 20:50
Zitat von GobernadorGobernador schrieb:Aber zumindest werfen die 2-3 jährigen US-Treasury Bonds derzeit 4 Prozent Rendite ab. Wer also Gott bzw. der Fed vertraut :), darf gerne mal einen Teil seines Vermögens dort anlegen.
US-Anleihen sind ja genau deswegen gerade attraktiv, weil man der FED nicht vertraut. Das zeigt der Fakt, dass man aktuell weniger Rendite für eine 30-jährige Anleihe bekommt, als für die 2-jährige. Inverse Zinskurve... Prinzip von Zinseffekten ist ausgehebelt. Besser also erstmal Cash halten und abwarten (dies ist keine Anlageempfehlung) ;)


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20.11.2022 um 21:11
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Fakt ist aber auch, dass die EZB politischen Zwängen unterliegt, da ihr bei weiter steigenden Zinsen sehr bald ein großer Teil ihres Währungsraums hopps geht. Ob die Prognoserechnungen also gänzlich unabhängig durchgeführt werden können, kann man anzweifeln. Wenn der Währungsraum zusammenbricht, wäre das die Fortsetzung der Eurokrise 2008/09. Nur dass diesmal nicht nur "kleinere" Volkswirtschaften wie Griechenland gerettet werden müssten, sondern mit Italien eine der größten Volkswirtschaften Europas, was eventuell sogar zum Ende des Euroraums führen könnte.
Das die EZB das Wohl der Staaten, denen sie ja gehört im Blick hat, is ja nun weder überraschend noch ungewöhnlich, trotzdem hat die EZB ihren (nich ganz einfachen) Job der Währungsstabilisierung ganz gut gemacht, immerhin gehört der Euro zu den stabilsten Währungen der Welt.
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Was die EZB aktuell vor hat, ist Staatsanleihen von Südeuropäern stärker zu kaufen und dafür von weniger verschuldeten Volkswirtschaften wie Deutschland oder Niederlande zu verkaufen bzw. nicht mehr weiter zu kaufen. Das führt früher oder später dazu, dass wir in DE dann indirekt für die Verschuldung der Südeuropäer aufkommen werden und das trifft vor allem Sparer wie @Gobernador und @Cranar immer stärker. Wenn die das wüssten, würden die aber auf die Barrikaden gehen
Eigentlich sollten Sparer eher mal nen Kurs "wie lege ich vernünftig Geld an" besuchen, dann müssten sie sich nich darüber aufregen, dass es auf dem Sparbuch keine Zinsen mehr gibt oder das der Euro im Schnitt ne Inflationsrate von umme 2% aufweist. :)
Zitat von navi12.0navi12.0 schrieb:Woran machst du das denn genau fest, dass da kaum ein oder halt nur ein minimaler Einfluss ist, wenn doch klar ist, dass die gesamte Kreditlast auf der Nachfrageseite mehre huntert Prozent steigt, und damit die gesamte Volkswirtschaft im Euroraum ausgebremst wird.
Schau dir halt an, wie der Gaspreis in Europa auf die bisherigen Leitzinserhöhungen reagiert hat, nämlich überhaupt nich.
Zitat von GobernadorGobernador schrieb:Aber zumindest werfen die 2-3 jährigen US-Treasury Bonds derzeit 4 Prozent Rendite ab. Wer also Gott bzw. der Fed vertraut :), darf gerne mal einen Teil seines Vermögens dort anlegen.
4% Zins bei 8% Inflationsrate und das Währungsrisiko+Kursvolatilität noch obendrauf. :D Nach nem sanften Ruhekissen klingt das aber gerade auch nich. :)

mfg
kuno


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20.11.2022 um 21:13
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Schau dir halt an, wie der Gaspreis in Europa auf die bisherigen Leitzinserhöhungen reagiert hat, nämlich überhaupt nich.
Leitzinserhöhungen wirken sich erst mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten aus.


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20.11.2022 um 21:14
Zitat von kuno7kuno7 schrieb:Schau dir halt an, wie der Gaspreis in Europa auf die bisherigen Leitzinserhöhungen reagiert hat, nämlich überhaupt nich.
Glaub ich nicht. Vor allem, wie willst du das überhaupt erkennen - welche Parameter, welche Daten legst du hier zugrunde?


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20.11.2022 um 21:21
Zitat von JimtonicJimtonic schrieb:Leitzinserhöhungen wirken sich erst mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten aus.
Naja, eigentlich kann sie sogar schon wirken, bevor sie überhaupt erhoben wird - einfach durch die Ankündigungen der Zentralbanken, die daraus resultierenden Erwarutngshaltungen auf den Märkten, und die damit einhergehenden spekulativen Operationen.

Erwartet der Markt zB, dass durch den erhöhten Leitzins bald die Nachfrage nach Energie einbrechen wird, werden auch die Lagerbestände gerne gleich verkauft, weil man vllt annimt, dass die Preise eh bald fallen werden, und genau damit werden die Preise schon gedrückt. Eine selbsterfüllende Prophezeihung.

Aber in der Regel hast du Recht, dass sowas immer länger dauert, bis es sich breiflächig in der Volkswirtschaft manifestiert.


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