Schnapspraline schrieb:Die Ergebnisse der Umfrage decken sich mit meinen Erfahrungen. Frauen waren zum Großteil viel offener dem Thema gegenüber als Männer. Liegt wohl am Patriachat
Schnapspraline schrieb:Kannst du lesen? Ich schrieb "meinen Erfahrungen nach", nicht dem Playboy nach.
Geht so... Da steht, "
die Ergebnisse der Umfrage decken sich mit meinen Erfahrungen". ...
Du beziehst dich (neben deinen Erfahrungen) auf eine Umfrage des Playboys und schreibst von "viel offener". Das geben die Ergebnisse der Umfrage aber nicht her. Dann führst die Ergebnisse auch noch auf das Patriarchat zurück. Kann man machen, verstehe mich bitte nicht falsch.
@BishamonBishamon schrieb:Also minimal.
Wenn aber die Abweichung eh minimal und damit nicht signifikant ist, warum kommst du dann zu so einer Aussage?
Bishamon schrieb:Frauen scheinen eine Spur schlauer zu sein
Da könnte man doch einfach nur mit den Schultern zucken und auf den Schluss kommen, dass hüben wie drüben ganz offensichtlich wenig Emanzipationsbewußtsein vorhanden ist. Du aber nimmst immer wieder die allgemein geringen Abweichungen einer Playboy-Umfage dafür her, um hervorzheben, dass Männer mehr "bäh" etc. sind.
Bishamon schrieb:Mehr Männer als Frauen finden schwule Küsse pfui bäh
Ich sehe deine Auswertung als destruktive Analyse, welche sich bestimmt nicht konstruktiv oder weiterführend auf feministische Errungenschaften auswirkt, weil sie nur penetrant die Unvereinbarkeit der Geschlechter hervorhebt.
Man könnte sich auch mal alternativ mit erhellenderen Geschlechtertheorien auseinandersetzen, anstatt das manifeste Patriarchat immer neu bestätigt zu wissen um es biologistisch zu determinieren... Der Feminismus will ja am Ende überwunden werden... Oder sollte ich mich da täuschen?
Kritische Theorie thematisiert Herrschaft nicht bloß als diskursive Formationen, wie es Butler tut, sondern als konkrete Praxis an leidenden Menschen. Zudem hat die Kritische Theorie einen Begriff von Glück, der solchen Theorien wie der Butlers abgeht.
Sie haben sich die Widersprüche bei Judith Butler genau angeschaut. Was fiel Ihnen auf?
Sie sagt, dass sich der Körper beziehungsweise die körperliche Materialität erst durch sprachliche, nämlich performative Akte formiert. Die subjektivierenden Bedingungen sollen dabei ausnahmslos aus dem stammen, was Butler den linguistischen Kontext nennt: die Ordnung der Signifikanten. Wird der Körper wirklich erst durch sprachvermittelte Intelligibilität Realität? Der Beziehungsaufbau des Kindes zu seinem Körper verläuft in den ersten Entwicklungsphasen über das innere Erregungsgeschehen und die sinnlichen Wahrnehmungen, er ist nicht sprachvermittelt. Was sich da im Kind zum Beispiel als Triebstruktur formiert, setzt später auch Bedingungen für den Erwerb der Sprache. Man lernt nicht einfach Sprechen und damit nur die in den Worten enthaltenen objektiven Bedeutungen. Kindliche Sprache entsteht durch die innere Beziehung zwischen dem leiblich-sinnlichen Erlebnis und den angetragenen Worten. Und Sprache ist eben nicht nur Kommunikation. Davon leben sowohl die Kunst als auch die Psychoanalyse.
Der akademische Diskurs hat sich in den vergangenen Jahren weiter in Richtung eines auf Diversität begründeten Queerfeminismus verschoben. Können Sie erläutern, warum es gerade für den Feminismus wichtig ist, auch in der Geschlechterforschung am Materialismus festgehalten wird?
Materialistische Kritik nimmt in den Blick, dass Geschlechtlichkeit in einer umfänglichen gesellschaftlichen, sinnlich-körperlichen, eben nicht allein diskursiven Praxis zugerichtet wird. Mir geht es dabei auch um triebstrukturelle und psychodynamische Tiefe von Begehren und Geschlecht, die eine rein performative Wählbarkeit der Geschlechtsidentität nicht so ohne weiteres zulässt. Das ist bedeutsam für die Geschlechterforschung, denn daran lässt sich auch zeigen, wie zum Beispiel Weiblichkeitsabwehr und Misogynie in meist männliche Sexualität eingelassen ist.
n queerfeministischen, aber auch in linken identitätspolitischen Kreisen ist trotz allen Redens über Sexualität eine latente Lustfeindlichkeit zu erkennen. Woran könnte das liegen?
Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass in dieser Linken das immer schon falsche Postulat, dass das Private politisch sei, so maßgebend ist. Jedes Verhalten stellen solche Linke so selbst unter Beobachtung, machen es zum Ziel pseudopolitischen Handelns und stellen viele – auch sich selbst und die Ihren – schon in Verdacht, Diskriminierungen zu reproduzieren. Sexuelles Lusterleben und repressives Geschlechterverhältnis sind ja auch nicht so ohne weiteres identisch. Nur weil Sex auf eine Naturbasis, auf Triebe zurückgeht, heißt das ja nicht, dass er umstandslos die heteronormative Ordnung oder gar aus ihr folgende Diskriminierung begründet. Da setzen Menschen ihre Sexualität und Lust mit gesellschaftlichen Verhältnissen gleich und geraten darüber ins Straucheln. Statt sich mit Widersprüchen zwischen Lust und Herrschaft auseinandersetzen, politisieren sie eigenes sexuelles Begehren und unterdrücken es dann. Da das aber über privates Verhalten und Handeln Einzelner verläuft, mutieren Umgang und Ansprüche zu starren Kontroll- und Regelwerken, unter denen jeder jeden beobachtet und diszipliniert. Diese Kreise wiederholen im Grunde, was in der Allgemeingesellschaft eh schon passiert. Sie folgen aber nicht einfach einer Verzichtslogik. Die Pseudopolitisierung des Privaten als Disziplinargesellschaft im Kleinen geht ja oft mit infantilisierender guter Laune, wie Bildern von Einhörnern und Glitzer, also einem esoterischen Verständnis von Glück einher.
Quelle:
https://jungle.world/artikel/2020/37/sprache-und-leib-stehen-einem-inneren-zusammenhangBishamon schrieb:So nehmen 35 Prozent der von Norstat Befragten fälschlicherweise an, die sexuelle Orientierung entwickele sich maßgeblich durch sexuelle Erfahrungen.
Im Jahr 2021.
Letztlich bietet der Poststrukturalismus mit dem sozialen Geschlecht im Gegensatz zum biologischen Kollektiv eine Möglichkeit an, das irgendwie auch überwinden zu können. Mag mich gerne irren, aber ich habe deine persönliche Auswertung der Umfrage so gelesen, als wäre das aus diversen Gründen aus sich selbst heraus unmöglich.