Arrakai schrieb:Dass zur Lebenswirklichkeit bzgl. Geschlecht mehr als biologische Fakten gehören, sollte klar sein.
Nicht einfach "mehr". Die biologischen Fakten sind weitgehend unerheblich. Du kannst mit Penis und XY Chromosom gesellschaftlich völlig problemlos als "Frau" akzeptiert werden. Weil es eben praktisch nie auf Chromosomen und Geschlechtsteile ankommt.
Arrakai schrieb:An den biologischen Fakten ändert sich so oder so nichts.
Biologische Fakten sind für soziale Phänomene eben nicht sonderlich relevant. Ja, sie spielen eine Rolle, das streite ich hier nicht ab.
Arrakai schrieb:Im konkreten Fall finde ich es am sinnvollsten, das Geschlecht an der Rolle im Rahmen einer möglichen Fortpflanzung festzumachen.
Da bist du aber völlig ab von dem was in unserer Gesellschaft gilt. Ein derartig eng an die Fortpflanzung gekoppelte Geschlechtervorstellung hat mit der sozialen Wirklichkeit nichts zu tun.
Frauen (und Männer natürlich) gelten ab Geburt als Frauen, auch wenn sie noch überhaupt nicht fortpflanzungsfähig sind. Auch wenn die Fortpflanzungsfähigkeiten verloren gehen - durch Krankheit, Alter, Unfall verlustig gehen, bleibt die Geschlechtsrolle erhalten. Und sie bleibt sogar dann erhalten, wenn man mit technischen Mitteln massiv eingreift - etwa wenn mittels Gentechnik eine weibliche Eizelle mit dem genetischen Material einer Frau befruchtet wird. Die wird dadurch ja nicht zum Mann oder zur Nichtfrau - völlig abwegiger Gedanke.
Und wenn du weiter schaust woran tatsächlich in der Gesellschaft Mann/Frau festgemacht wird, stolperst du über belanglose Äußerlichkeiten und rollenspezifische Zuschreibungen, Erwartungshalten an das soziale Verhalten usw. usf. - der Anteil der da mit "Fortpflanzung" zu tun hat dürfte im kaum wahrnehmbaren Bereich liegen.
Was du machst - wenn auch deutlich intelligenter als viele andere Vertreter dieser Haltung - ist ein soziales Phänomen irgendwie über die Biologie rechtfertigen zu wollen oder doch zumindest zu begründen.
Arrakai schrieb:Gilt natürlich für beide Perspektiven. Und nein, meine Haltung sehe ich selbstverständlich nicht als problematisch an, sonst würde ich sie ja hier nicht vertreten.
Klar gilt das für beide Perspektiven, wie wir Geschlecht sehen (wollen), definieren (wollen) ist maßgeblich für die Konstruktion unserer sozialen Wirklichkeit. Ich lese dich so, dass ich denke du stimmst mir darin zu.
Gut, dann ist dein Biologismus aber hochproblematisch und es ist erstaunlich das dir das trotz deines Intellekts scheinbar nicht auffällt - oder egal ist.