nilsm schrieb:Es ist nicht im Interesse von zukünftigen potentiellen Opfern, aber im Interesse von vielen Opfern die direkt von dieser konkreten Tat betroffen waren.
Es gibt dazu aber auch keine Statistiken, insofern können wir hier sowieso nur unsere Meinungen austauschen.
Es gibt aber die Statistik, dass z.B. beim Kindesmissbrauch 2/3 der Täter aus der Familie stammen. Glaubst du wirklich, es wird einfacher, deinen Vater oder Onkel anzuzeigen, als jetzt, wenn du weißt, dass sie ggf. eine drakonische Strafe erwartet?
Es sind selten die Opfer, die höhere Strafen fordern.
Lies dir mal diese Zahlen durch:
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 15.701 Kinder als Opfer sexuellem Missbrauchs polizeilich erfasst.[6]
Die geschätzte Dunkelziffer liegt zwischen 1:15 (Bundeskriminalamt) und 1:20 (Kavemann und Lohstöter), also nur jeder 15. bis 20. Missbrauch wird angezeigt. Davon wird jeder fünfte Fall verhandelt, d. h. nur etwa ein Prozent der polizeilich erfassten Fälle landet vor Gericht.[7] Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland der sexuelle Missbrauch eher konstant oder rückläufig ist.[2]
Mädchen sind etwa drei- bis viermal häufiger von sexuellem Missbrauch betroffen als Jungen.[2][8]
Jeder zehnte Täter soll Studien zufolge weiblich sein.
Nach einer retrospektiven Befragung von deutschsprachigen Erwachsenen waren von mindestens einem Ereignis des sexuellen Missbrauchs mit Körperkontakt bis zum Alter von 16 Jahren betroffen: 8,6 % der Frauen und 2,8 % der Männer. Von diesen waren sexuellem Missbrauch mit Penetration 3,3 % der Frauen und 0,9 % der Männer ausgesetzt gewesen.[9] Siehe auch Kindheitstrauma.
Laut einer offiziellen Statistik der Bundesregierung sind die Täter zu 93 % dem Kind bekannt, zu zwei Drittel gehören sie der Familie oder deren nahem Umfeld an.[10] Ein Großteil sexuellen Missbrauchs wird im familiären oder näheren Umfeld der Opfer begangen.[11][12][13] Verleugnung und Geheimhaltung sind häufig, da seine Offenlegung eine existenzielle Bedrohung für das gesamte Familiensystem darstellen kann.[14]
Quelle:
Wikipedia: Sexueller Missbrauch von Kindern (Deutschland)Nur 1% der Kindesmissbrauchsfälle landet vor Gericht. Und davon führen längst nicht alle zu einer Verurteilung. Einzelne Täter drakonisch zu bestrafen ist lediglich ein Davonlaufen vor dem Problem, es ist ganz sicher kein Opferschutz.
Opferschutz bedeutet, dass man die 99% der Fälle angeht, die nicht angezeigt werden, durch Prävention.
nilsm schrieb:Nein, das denke ich nicht. Ich denke wenn man als Kind Opfer von sexueller Gewalt aus dem familiären Umfeld geworden ist, ist das Vertrauen in diese Person erschüttert und man hat in den meisten Fällen keinen Kontakt zu der Person im Erwachsenenalkter.
Das stimmt aber nicht. So läuft das nicht. Das sehen wir doch sogar bei Vergewaltigungen von Erwachsenen, dass es Opfern schwer fällt, eine bekannte Person anzuzeigen. Das wird nicht einfacher, wenn die Tat ggf. Jahre in der Vergangenheit liegt.
Viele OPfer beginnen überhaupt erst zu verstehen, was ihnen wiederfahren ist, wenn sie im Erwachsenenalter sind.
nilsm schrieb:Übrigens kann man nicht davon reden, dass ich die die Bestrafung gegenüber der Sicherheit von potentiellen Opfern priorisiere bei den Strafrahmen die es in Deutschland gibt.
Du bist mal wieder in so einem krassen Schwarz-Weiß-Denkmuster in dem du nichts anderes zulassen willst, als die Kriminalitätsrate zu senken.
Und ich zeige gerade auf, dass es noch andere Interessen gibt.
Doch, davon kann man reden, wenn dir die Bestrafung wichtiger ist als die Verhinderung von Taten. Wenn du sagst, es ist wichtiger, schlimme hart zu bestrafen als die Häufigkeit schlimmer Taten zu verhindern, bedeutet es genau diese Priorisierung.
Wenn ich Kindesmissbrauch verhindern will, dann bringen mir drakonische Strafen nichts. Sie könnten es mir sogar erschweren.