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Wir sollten Gefängnisse langfristig abschaffen

1.555 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kriminalität, Norwegen, Gefängnisse ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wir sollten Gefängnisse langfristig abschaffen

21.03.2021 um 14:55
@Optimist

Ich glaube, es gibt da ganze viele Sachen, die uns unumstößlich und normal erscheinen, die aber eigentlich hinterfragt werde müssen. Viele davon sehe ich warscheinlich nicht, eben weil sie so in unserem Normalitätsdenken drin sind.

Und das Zweite ist natürlich: Es ist nicht leicht, mal so eben etwas zu ändern, was wir seit hunderten jahren so machen und die meisten Menschen als normal und notwendig ansehen, selbst wenn man ein besseres Konzept gefunden hat. Man muss sinnvolle kleine schritte finden, um von A nach B zu kommen und die Bevölkerung von der Richtigkeit der neuen Methoden überzeugen.

Darum führte ich Norwegen an. Da hat man absolut realistische (sind ja umgesetzt) schritte bezüglich gefängnissen und bestrafungen unternommen, die uns ein Vorbild sein sollten. da macht es mich doppelt wütend, wenn man das einfach damit wegerklären will, dass die halt ein kleineres Land wären, das viel Geld hat. So einfach ist das nicht. Ein besseres System ist ein besseres System und man kann nicht nur in einem speziellen Problem, sondern bei ganz grundsätzlichen Weltanschauungen davon lernen.
Selbst wenn wir nicht alles umsetzen könnten, was die Norweger machen, ist ja klar, dass die Richtung, in der die Reformen betrieben haben, auch unsere Richtung sein kann und wohl auch sollte, weil sie viel besser funktioniert hat, als dinge, die wir (ebenfalls für teuer geld) machen.


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22.03.2021 um 01:18
Zitat von DalaiLottaDalaiLotta schrieb:Mein Bauch sagt, dass du damit die "Kunden" meinst - und nicht die Therapeuten.
Aber die sind auch unterschiedlich gut - und manche schlecht.

Da ist es ähnlich wie bei den Eltern und dem "Weltbild"; wichtig ist, in meinen Augen, der etwas paradoxe Punkt, dass beide, Eltern und Therapeuten, sich überflüssig machen müssen, um ihren Job gut zu machen.

Eltern müssen ihre Sprösslinge irgendwann los lassen können und Therapeuten dafür sorgen, dass ihre Klienten sie nicht mehr brauchen - und sich nicht dafür schämen müssen, wenn das was dauert.

Das geistert auch zwischen den Zeilen dieses Fadens immer wieder herum: die Frage danach, wie sich ein solches Maß an "Einmischung" anfühlen würde - bei einem Konzept, dass es wirklich darauf anlegt, einen Rahmen zu gestalten: toll.
Wie "angenommen werden, so, wie man ist."

Es geht ja eben nicht um mehr Gesetze, eher um mehr Bildung, mehr Chancen auf Entfaltung.
Es geht nicht darum, alle Gefängnisse sofort abzuschaffen, sondern in Gerechtigkeit zu investieren.

Nicht darum, alle gleich ungerecht zu behandeln,
sondern Individualität weniger über Konsum und mehr über das Erleben von Selbstwirksamkeit zu ermöglichen.
Wenn jemand bereit und gewillt ist, von Suchtmitteln oder Kriminalität wegzukommen, ist das meist schon die halbe Miete.
Keine Therapie oder Therapeut hat ein Patentrezept u. bietet somit keine Garantie auf Erfolg.

Zu Deinen anderen Ausführungen.. Theorie und Praxis.

Halte ich für unrealistisch aus verschiedensten Gründen.
Ein Hoch auf den, der ein solches Konzept entwickeln kann, das keinem mehr Ungerechtigkeit widerfährt, keine Benachteiligung, ein Konzept, in dem kein Neid aufkommen kann usw.

Ich denke, Kriminalität oder andere Verbrechen würde es trotzdem weiterhin geben.


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22.03.2021 um 01:26
Zitat von boraboraborabora schrieb:Ich denke, Kriminalität oder andere Verbrechen würde es trotzdem weiterhin geben.
Es gibt auch weiterhin Geburtensterblichkeit in Deutschland, trotzdem gibt es da schon unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, die nicht nur gradueller natur sind. Da ist Deutschland viel besser als der weltweite durchschnitt, weil man Konzepte geschaffen hat, wie man sowas verhindert.

Genauso ist das bei Kriminalität auch. Mit den richtigen Konzepten kann man sie enorm senken, sowohl was das hell, als auch was das dunkelfeld betrifft. unser problem ist, dass jegliche größere Konzeptänderung als unrealistisch verschrien wird, ohne dafür wirklich konkret gute argumente anführen zu können.
Da ist dann meist irgendwas von 'klappt bestimmt nicht und kostet auch was', was im endeffekt kein argument ist, denn alles kostet etwas und ob etwas funktioniert, muss man ausprobieren.


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22.03.2021 um 01:38
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Da ist Deutschland viel besser als der weltweite durchschnitt, weil man Konzepte geschaffen hat, wie man sowas verhindert.

Genauso ist das bei Kriminalität auch. Mit den richtigen Konzepten kann man sie enorm senken, sowohl was das hell, als auch was das dunkelfeld betrifft. unser problem ist, dass jegliche größere Konzeptänderung als unrealistisch verschrien wird, ohne dafür wirklich konkret gute argumente anführen zu können.
Da ist dann meist irgendwas von 'klappt bestimmt nicht und kostet auch was', was im endeffekt kein argument ist, denn alles kostet etwas und ob etwas funktioniert, muss man ausprobieren.
Ich habe über Konzepte nicht zu entscheiden, von daher kann ich auch äußern, was ich für realistisch halte, oder nicht.

Jeder Mensch ist verschieden, teilweise anders sozialisiert u. hat unterschiedliche Bedürfnisse.

Wie soll erreicht werden, das sich jeder wie im Paradies fühlt u. total glücklich ist? ( :D )


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22.03.2021 um 01:54
@borabora

Das ist ein bisschen, als würde es keine Schulen geben, ich plädierte für die Einführung eben solcher zwecks bildung der bevölkerung, und du fragtest mich 'wie soll das gehen, dass alle super schlau werden?'.

Es geht nicht um das persönliche paradies für alle sondern darum, wirklich mal grundsätzlich zu klären, wie man Kriminalität und gewalt senken kann. Sich da ohne Not auf den Stadnpunkt zu stellen "das geht gar nicht" wieder besserer Evidenz (wenn man die unterschiede der länder ansieht) finde ich da nicht richtig.


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22.03.2021 um 02:05
Ich habe, ehrlich gesagt, kein Interesse daran, das Gefängnisse abgeschafft werden, quasi zum Wohle des Täters u. auf dem Rücken der Gesellschaft, was ein Risiko darstellt.

Da nützt eben auch nicht, das gesagt wird, das Gefängnisse Menschen keinesfalls von Straftaten abhalten.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:wirklich mal grundsätzlich zu klären, wie man Kriminalität und gewalt senken kann.
Da hat sich gewiss schon so Mancher den Kopf zerbrochen.
Verbrechen geschehen aus den unterschiedlichsten Ursachen heraus, wie will man jeden erreichen, der sich ungerecht behandelt fühlt, der die Wahrheit sagt, der über seine Probleme reden möchte, der Mensch müsste sich vollkommen neu erfinden.


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22.03.2021 um 02:11
@borabora

Wie kommst du wieder auf 'auf dem rücken der gesellschaft'?
Ist es schlecht für die Gesellschaft, wenn weniger Straftaten begangen werden und weniger Gewalt geschieht?


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22.03.2021 um 02:53
@shionoro

Weil eben die Gefahr realistisch ist, das ein Täter weiterhin Taten begeht.
Keinem kann daran gelegen sein, das Straftaten weiterhin begangen werden.

Die Frage ist eben, wie diese verhindert werden können, falls das überhaupt möglich ist.

Konzepte diesbezüglich lassen sich nicht von heut auf morgen entwickeln u. bis diese greifen würden, wenn überhaupt, würde dem ein langer Prozess vorausgehen.


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22.03.2021 um 04:22
@borabora
Zitat von boraboraborabora schrieb:Weil eben die Gefahr realistisch ist, das ein Täter weiterhin Taten begeht.
Das ist doch keine Begründung dafür, ein schlechtes Konzept weiter zu verfolgen. Es geht hier um die Frage, wie man Gewalt und Kriminalität senkt.
Ganz offensichtlich sind Gefängnisse darauf nicht die Antwort, auch härtere Strafen nicht. Es gibt länder die das machen, die haben meist hohe kriminalitätsraten und es gibt da eben allerlei statistische überlegungen, die ausschließen, dass man damit weit kommt (z.B. wie gesagt der fakt, dass bei missbrauchstaten normalerweise gar nicht angezeigt wird, weswegen hohe strafen keinerlei effekt haben).

Die Zielsetzung 'gefängnisse abschaffen' ist nicht 'zum Wohle des Täters', sondern 'zum Wohl aller'. Weil wir dann ein besseres Konzept verfolgen müsse, anstatt ewig fehlgeleitet zu bleiben.

Man muss verhindern, dass nach jeder Gewalttat die Leute nach höheren Strafen udn Gefängnis schreien, sondern für einen Wandel sorgen, der wirklich die Gewalt verringert. Alles andere ist reine Augenwischerei.

Den Opfern tust du keinen Gefallen, wenn du weiter machst, wie jetzt.


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22.03.2021 um 07:04
Zitat von boraboraborabora schrieb:Konzepte diesbezüglich lassen sich nicht von heut auf morgen entwickeln u. bis diese greifen würden, wenn überhaupt, würde dem ein langer Prozess vorausgehen.
Es gibt sogar jetzt schon Möglichkeiten:
Im Fernsehen kamen manchmal solche Dokus, wo Jugendliche, wenn sie "schwer erziehbar" erschienen oder "was ausgefressen" hatten, zu einer Familie im Ausland geschickt wurden und dort Regeln (zusammen mit Wärme und Geborgenheit) beigebracht bekamen.
Das war für die meisten kein Urlaub und Zuckerschlecken, sie haben dort tatsächlich was gelernt und waren hinterher dankbar für diese Maßnahme. Bin mir auch bewusst, dass solche Dokus "aufgemotzt" werden, realistisch finde ich solch eine Möglichkeit dennoch.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch eine "Auszeit" teurer wäre als ein Gefängnisaufenthalt, vielleicht eher im Gegenteil.
Was ich mir jedoch vorstellen kann, dass es effektiver wäre hinsichtlich der Resozialisierung.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Es geht hier um die Frage, wie man Gewalt und Kriminalität senkt.
Solche Projekte wie ich gerade beschrieb könnten mMn sehr hilfreich sein, wenn man das ausbauen würde, was meinst du dazu?
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die Zielsetzung 'gefängnisse abschaffen' ist nicht 'zum Wohle des Täters', sondern 'zum Wohl aller'.
sehe ich genau so.

Auch das:
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Den Opfern tust du keinen Gefallen, wenn du weiter machst, wie jetzt.
Wenn ich geschädigt worden wäre und wüsste, der Täter geht durch eine harte Erziehungsschule, wo dann hinterher evtl. auch ein Schuldbewusstsein und Reue rauskommt, das würde mir reichen, ich bräuchte keine Bestrafung für ihn.
Wenn er hinterher zu mir käme und um Vergebung bitten würde, würde ich es ihm dann auch abnehmen, dass es ehrlich gemeint ist.


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22.03.2021 um 07:14
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Wenn ich geschädigt worden wäre und wüsste, der Täter geht durch eine harte Erziehungsschule, wo dann hinterher evtl. auch ein Schuldbewusstsein und Reue rauskommt, das würde mir reichen, ich bräuchte keine Bestrafung für ihn.
Wenn er hinterher zu mir käme und um Vergebung bitten würde, würde ich es ihm dann auch abnehmen, dass es ehrlich gemeint ist.
Der Clou ist ja, dass wir das dem Täter vorher beibringen müssen, damit er die Tat nicht begeht. Das ist auch viel einfacher.

Einer, der jemand anderen ins Krankenhaus prügelt, bei dem ist schon einiges schiefgelaufen und seine Resozialisierung wird schwerer. Wenn ich schon Jahre vor dieser Tat, als er die ersten kleinen Grenzüberschreitungen getätigt hat, eingegriffen hätte um ihm zu helfen, sein Leben auf die Reihe zu kriegen, dann wäre da wohl niemand überhaupt verprügelt worden.
Und das ist keine utopie, sondern wesentlich einfacher als das, was wir jetzt versuchen. Genauso ist es natürlich einfacher, Suchtprävention zu betreiben und jemanden davon abhalten, zum Alkoholiker zu werden anstatt Jahre später einen Alkoholiker einen Entzug nach dem anderen aufzubrummen (damit will ich nicht sagen, Entzug sei schlecht. Damit will ich sagen, dass wir viel weniger Entzüge bräuchten, wenn wir an anderer Stelle klüger wären).

Dann wären die Gefängnisse erstmal nur für die absoluten Härtefälle nützlich, wo wir dann nach Möglichkeit resozialisieren, während wir sehr viele andere Taten gar nicht erst passieren lassen, weil wir kluge Präventionsarbeit betreiben.


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22.03.2021 um 07:23
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wenn ich schon Jahre vor dieser Tat, als er die ersten kleinen Grenzüberschreitungen getätigt hat, eingegriffen hätte um ihm zu helfen, sein Leben auf die Reihe zu kriegen, dann wäre da wohl niemand überhaupt verprügelt worden.
richtig.
Die Projekte von denen ich sprach (die Dokus) setzen eben im Grunde auch genau an diesem Punkt an, also mehr vorbeugend, ehe sich bei den Jugendlichen der "schiefe Weg" verfestigt.

Ich verstehe nicht, weshalb man solch einen guten Ansatz nicht flächenmäßig verfolgt?
Da gibt es die Jugendämter, welche dann teilweise überfordert sind und es wäre evtl. in manchen Fällen so einfach?
Natürlich müssten gleichzeitig vielleicht auch die Eltern etwas lernen, nämlich Grenzen zu setzen und diese auch konsequent durchzusetzen, richtige und gute Kommunikation usw. (oder kurz gesagt: vielleicht ein psychologischer Grundkurs?).

Ich denke, das ist sicher auch ein Punkt, wo man vor allem mit ansetzen müsste oder könnte -> "Erziehung der Eltern".
Ich habe zwar keinen Einblick, inwieweit für junge Paare welche ein Kind erwarten, es da Lehrgänge gibt über das Grundsätzliche in der Erziehung (nämlich mit Liebe, Regeln und Konsequenz zu erziehen).
Aber wenn es so etwas geben sollte, dann wäre ich dafür, dass dies verpflichtend würde.
Denn es steht und fällt doch alles mit der Erziehung.

Wenn ein Kind miserabel oder vielleicht gar nicht erzogen wurde, was soll so jemand dann an seine Kinder weiter geben können?


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22.03.2021 um 07:39
@Optimist

Ich glaube, dass das nicht so einfach ist. Diese fernsehserien lügen ja auch viel und sind nicht real. Es gibt Projekte für bestimmte Fälle, wo sowas Sinn machen kann, aber ich glaube als allgemeine Praxis wird das nicht gehen.

Es ist ja auch nicht das Ziel, Jugendliche irgendwo anders hinzukarren in Fremde Länder, sondern wir wollen ja hier dafür Sorgen, dass sie gut mit ihrem umfeld zusammen leben können.

Ich glaube, es ist schwierig, wenn man in einem 'Erziehungsdenken' gefangen ist. Häufig gibt es in den Leben von Jugendlichen, die wirklich rote Linien übertreten sehr komplexe Probleme, die man nicht nur mit einer 'harten Hand' rausbekommt.
Und die Eltern haben noch andere Probleme, als nur Grenzen zu setzen.

Stell es dir so vor: Du musst einem anderen Menschen, dem sozialer Umgang schwer fällt, beibringen, wie er Freunde und eine Freundin findet. Und dann sitzt da einer vor dir, der 30 ist und keinerlei sozialleben hat, auch nie hatte. Wie hilfst du dem?
Klar, da werden so ein paar Ideen zusammenkommen von allen Seiten. Er soll mal rausgehen, in einen Verein. Er soll Sport machen, er soll einfach auch mal Kollegen auf der Arbeit ansprechen, ob die mit ihm weggehen sollen... Und alle diese Ratschläge mögen in der theorie nicht falsch sein, bringen diesen Leuten aber selten was. Denn da sind viel komplexere Probleme, als dass man die nur mit solchen Maßnahmen ändern könnte.

So schaue ich auch auf diese fernsehlogik 'die eltern machen einen kurs und die kinder lernen, indem sie in kasachstan Schafe hüten, was Verantwortung bedeutet'. Das klappt meistens nicht. Vielleicht lernt das Kind, in kasachstan verantwortlich zu sein, aber deutschland ist ein anderes Pflaster. Der Alki in der Entzugsklinik kann in der Klinik auch trocken sein. Ob er es draußen kann ist eine ganz andere Frage.

Wir müssen also eigentlich daran arbeiten, unsere Probleme weniger komplex zu machen und uns zu überlegen, was wirklich hilft. Ich glaube,

Ein paar fakten zum Auslandsaufenthalt für schwer erziehbare kinder:

https://www.blja.bayern.de/service/bibliothek/fachbeitraege/auslandsaufenthalte.php

Was ich da rauslese:
Neben der Mitwirkungsbereitschaft und dem Interesse des jungen Menschen an Hilfe sind wichtige Kriterien:
Heißt, das wird nur gemacht, wenn der Jugendliche das auch will, weil es ohne Mitwirkungsbereitschaft wohl nicht klappt. Ist wohl bei sehr vielen Fällen nicht so.

Außerdem:
Von den 16 Kindern und Jugendlichen in Auslandsbetreuungen haben 8 mit positivem und davon 3 mit sehr positivem Ergebnis teilgenommen, bei 8 Kindern und Jugendlichen dagegen ist kein Erfolg eingetreten
50% kann als Erfolg gelten (wird im link so auch deklariert), allerdings muss man sich da wie gesagt überlegen: 50% von denen, die mitmachen wollen.

Und es darf nicht vergessen werden: Jugendliche für Monate oder Jahre aus ihren Familien rauszuholen ist auch kein pappenstiel.


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22.03.2021 um 07:44
@shionoro
Danke für dein Feedback. :)
Hast mich überzeugt.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wir müssen also eigentlich daran arbeiten, unsere Probleme weniger komplex zu machen und uns zu überlegen, was wirklich hilft. Ich glaube,
Hier wurde vermutlich vom System was abgeschnitten, wie geht dein Satz weiter?


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22.03.2021 um 07:55
@Optimist

Ich glaube wir müssen uns eine Sache fragen: Warum können Jugendliche bei solchen Auslandsmaßnahmen zum Teil endlich zur Ruhe kommen und in sich gehen, aber in Deutschland nicht?

Das hat ja einen Grund, warum da offenbar ein bedürfnis nach Struktur, Ruhe und Arbeit mit den eigenen Händen da ist. Und ich glaube, dieses bedürfnis haben nicht nur Problemjugendliche.
Andere Jugendliche kommen klar (und erwachsene), die stellen nichts an, aber die entwickeln dann vielleicht soziale Ängste, oder sind anderweitig unglücklich. Oder sei es nur ein ein gewisser ewiger Stresslevel mit Schlafproblemen.

Ich glaube, was mich daran stört, an diesen Maßnahmen, ist nicht die Maßnahme an sich. Die scheint bei manchen ja gut zu wirken. Was mich stört ist, dass man gar kein großes Problem damit hat, wenn sich Jugendliche hier wie im Hamsterrad fühlen und sich ewig so fühlen, als würden sie etwas falsch machen bzw. mit ihrem Leben unzufrieden sind. Solange sie brav sind und neurotisch vor sich hinstudieren oder arbeiten. Bis sie dann irgendwann den burnout kriegen.
So ne nette Monatsreise wo du auf nem Bauernhof in Italien mal runterkommen kannst, ich glaub das würden sich noch mehr Jugendliche wünschen, oder Studenten (meinetwegen ohne Bauernhof, aber mit struktur. Lass es halt ein Heilaufenthalt in einem Kneipp Kloster sein oder das Anpflanzen eines schönen Gartens). Das kriegst du in Deutschland aber nur dann, wenn du so viel angestellt hast, dass man mit dir gar nicht mehr weiter weiß. Dann sagt man: "Ok, DU darfst jetzt einmal runterkommen".
Die anderen Jugendlichen, wo man sich noch irgendwie mit Zuckerbrot und Peitsche zu helfen weiß, die werden durch das System getrieben, egal, wie es denen dabei geht.

Wir müssten keine Jugendlichen in andere Länder schicken, wenn wir Jugendlichen hier in Deutschland ermöglichen würden, mit ihren gefühlen ins Reine zu kommen.


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22.03.2021 um 08:04
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wir müssten keine Jugendlichen in andere Länder schicken, wenn wir Jugendlichen hier in Deutschland ermöglichen würden, mit ihren gefühlen ins Reine zu kommen.
ein sehr gutes Fazit.

Aber wie stellt man das an? Im Grunde müsste man dieses ganze hektische System ("höher, schneller, weiter") von Grund auf ändern. Aber wie? Eine Revolution würde es sicher nicht bringen, auch wenn es eine gewaltfreie wäre.

Es fängt also schon viel weiter vorne an als bei der Erziehung, Vorbeugung von Straftaten. Und die letzte Konsequenz - Gefängnisse - ist in meinen Augen nur das Symptom eines ziemlich "kranken" Systems ("Hamsterrad").
Damit meine ich natürlich nicht nur Deutschland sondern jedes System, was nicht auf Nachhaltigkeit und auf Entschleunigung bedacht ist.

Es gibt oder gab in einem Land (glaube es heißt Bhutan oder so ähnlich), da wird nicht der wirtschaftiche Faktor, sondern das Glück und Zufriedenheit der Bevölkerung gemessen.
Das bräuchten wir auch hier (aber leider utopisch) und dann kämen viele auf weniger dumme Gedanken. Wäre mal interessant, wie es mit die Kriminalität in diesem Land ist.

Aber vielleicht würde es bei uns auch schon mal helfen, wenn nicht so viele Jugendclubs bzw. Einrichtungen für Jugendliche wegen fehlender Finanzen geschlossen würden und neue hinzu kämen?


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22.03.2021 um 08:19
@Optimist

Das ist halt eine schrecklich schwierige Frage und ich maße mir nicht an, die so einfach beantworten zu können. darum geht es mir auch erstmal um die Grundrichtung, die Stimmen muss, bei den weiteren Überlegungen.

Was du Ansprichst mit den Jugendclubs, dem Stimme ich zu. Ich glaube aber, dass wir da wirklich (schlimmes wort) ganzheitlich rangehen müssen. Es bringt nichts, zu sagen: "Wir lassen alles wie es ist, aber in der Schule gibt es jetzt pro Tag eine Entspannungsstunde". Das wäre vielleicht nicht falsch, aber in einem System, welches in vielen Punkten der gemeinschaftsorientierten Charakterbildung zuwider läuft, wird eine solche Maßnahme allein nicht viel bewirken.

Wir müsste da auf allen Ebenen der Gesellschaft rangehen, nicht nur in der Schule oder in den Gefängnissen.

Beispielsweise wäre es sinnvoll, die Gesellschaft stärker zu demokratisieren, sodass Bürger in ihrer Kommune mehr mItspracherechte haben und echte Entscheidungen direkt treffen können (Beispielsweise indem sie viele Freiheiten dabei haben, wie die Stadt gestaltet wird und ein bestimmtes eigenes Bürgerbudget dazu).

Das dürfen nicht nur einzelne Maßnahmen sein, das muss in die Kultur der gesellschaft übergehen, dass jeder weiß, wenn ich will, dann kann ich mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Und ich werde gehört dabei.

Das fängt bei uns aber schon in den Schulen an, dass Gegenrede dem Lehrer gegenüber nicht erwünscht ist und man sich im großen und ganzen mit dem system abzufinden hat. Da kommt der weiter, der gut angepasst tut, was ihm gesagt wird. So bekommen wir aber keine vernünftige Diskussionskultur in unsere Gesellschaft rein, wo man miteinander umgeht, streit aushält und trotzdem den wert von gemeinsamkeit erkennt. Ich klinge da schon wieder so kitschig, aber für mich sind das vollkommen einleuchtende überlegungen, denen wir dann, wenn die genug Leute davon überzeugt sind, durch konkrete Reformen Ausdruck verleiehen müssen.


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22.03.2021 um 08:41
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das dürfen nicht nur einzelne Maßnahmen sein, das muss in die Kultur der gesellschaft übergehen, dass jeder weiß, wenn ich will, dann kann ich mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Und ich werde gehört dabei.
genau, das hast du gut auf den Punkt gebracht, fänd ich auch sehr wichtig und das könnte schon mal ein Grundstein für eine gesellschaftliche Veränderung sein.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das fängt bei uns aber schon in den Schulen an, dass Gegenrede dem Lehrer gegenüber nicht erwünscht ist und man sich im großen und ganzen mit dem system abzufinden hat.
Da kommt der weiter, der gut angepasst tut, was ihm gesagt wird.
Und ich dachte, das sei nur in der DDR so gewesen ;)
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich klinge da schon wieder so kitschig, aber für mich sind das vollkommen einleuchtende überlegungen
das finde ich ganz und gar nicht kitschig und ich sehe das alles ganz genau so.

Wenn alle Grünen so denken würden wie du, wären die für mich wählbar (mal nebenbei :) )


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22.03.2021 um 10:27
Zitat von boraboraborabora schrieb:Ein Hoch auf den, der ein solches Konzept entwickeln kann, das keinem mehr Ungerechtigkeit widerfährt, keine Benachteiligung, ein Konzept, in dem kein Neid aufkommen kann usw.
Das ist kein Hexenwerk sondern eine Frage des "mind sets".
Wenn ich eine Gruppe leite - muss ich eigentlich nur Teile dieser "Leitung" wieder abgeben können, wenn ich denn will, dass das Ziel so was wie "Eigenständigkeit" ist. Es also nicht von Anfang an ein "Lippenbekenntnis" sein soll.
Ich muss Widerspruch nicht nur "aushalten", ich sollte mich daran freuen können, ihn übersetzen können.

Ich muss, als Leitung einer solchen Gruppe, weder ständig Recht haben, noch immer gerecht sein, ich muss nur mitbekommen können, wenn mein (oder unser) Beschluss/Vorschlag/Vorhaben nicht von allen als "gerecht" empfunden wird und nachsteuern können.
Es "ausgleichen", was als "ungerecht" empfunden wird, was zur Not auch beim nächsten Mal möglich ist - Hauptsache, es passiert.
Dann macht auch "zurückstecken" endlich mal Sinn, wenn es für was gut ist, das auch erlebt werden kann.

Es geht nicht darum, vorher schon zu wissen, was klappt - es geht um Strukturen, wo die Widerstände überhaupt gesehen werden, wo sie ausgedrückt werden können. Um dann damit arbeiten zu können.

Es braucht also auch Therapeuten, die Spass daran haben, etwas für sich zu tun; die eine Vorstellung davon haben, was "Miteinander" bedeuten kann.

Und im realen Tun sowohl "nach vorne" handeln können, also die Tätigkeit begleiten, wie auch "nach hinten",
also einen "Spielraum" für´s Artikulieren der verschütt gegangenen Emotionen haben.

Dazu reicht es aber, meiner Erfahrung nach, "Gemecker" (Widerspruch/"Versagen") nicht als persönlichen Angriff (auf Therapeuten oder Therapieziel) zu sehen, sondern diesem Ausdruck der Befürchtung, mal wieder übersehen zu werden, die Luft aus den Segeln zu nehmen.
Mehr an "Konzept" als dieser Platz, dieses "nicht persönlich nehmen", diese "Möglichkeit, die alte Erwartung konkret an der neuen Situation zu messen" braucht es nicht. Ich hab das jahrelang gemacht und ich finde es erstaunlich, wie gut so was funktioniert.

Ich brauch als Therapeutin nicht so was abstraktes wie "ein Konzept der Liebe", ich brauch einfach nur genug "Souveränität", um eine Gruppe von Individuen als solche wahr zu nehmen.
Und dann wird das auch ne funktionierende Gruppe, wo alle voneinander lernen können, weil es einfach das ist, was groovt.

Es reicht, mich als "Leitung" darauf zu reduzieren, das Material bereit zu stellen und die Verantwortung für die "Definition des Ziels" (also was gemacht wird und bis wann es fertig sein soll) zu übernehmen und ansonsten, genau wie alle anderen "Mitglieder", offen mit meinen aktuellen Gefühlen umzugehen.
Nur zu "Verwalten": offen Auskunft über die Ressourcen und Möglichkeiten geben, im Notfall einschreiten und den "Handlungsbedarf" feststellen - aber Entscheidungen gemeinsam treffen - und umsetzen.

In meinen Augen ist nicht mehr an "Konzept" nötig - und ich schätze mal, darum ist es so schwer: weil es in Wirklichkeit so einfach ist.
Man müsste es nur tun.


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22.03.2021 um 10:45
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Genauso ist das bei Kriminalität auch. Mit den richtigen Konzepten kann man sie enorm senken, sowohl was das hell, als auch was das dunkelfeld betrifft.
@shionoro

Man kann eventuell die Vermutung, gerne auch den Wunsch haben. Aber ob das eine Tatsache ist, ist auch gar kein bißchen erwiesen. Ich wüsste keinen Staat, der schon mal erfolgreich diesen Weg gegangen wäre. Da wird immer gerne Skandinavien angeführt, aber zB Schweden wurde angesichts brutaler Clan Kriminalität ziemlich 'pants down' erwischt'. Weiterhin sind Länder mit relativ wenig Einwohner auf relativ viel Fläche nicht einfach auf Länder mit hoher Bevölkerungsdichte übertragbar.

Schweden war lange Zeit auf einem interessanten Weg, war dann aber auch als recht wehrlose Beutegesellschaft attraktiv.


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