Seidenraupe schrieb:Richtig erkannt, es geht darum , den Kern der Demokratie wieder zu beleben: Meinungsvielfalt und Streit zulassen.
Genau so sehe ich das schon seit Langem. Die alternativlose Kanzlerin hat einen grossen Teil ihrer Amtszeit dazu genutzt, zwei Dinge zu tun: einmal sich innerhalb ihrer Partei als alternativlos zu etablieren, indem sie jegliche innerparteiliche Konkurrenten sehr machtbewusst und rücksichtslos an die Wand gefahren hat, siehe Merz, Wulff und so weiter.
Nachdem sie ihre innerparteiliche Macht gesichert hatte, war das nächste Ziel, die damals noch ernsthafte Konkurrenz in der Parteienlandschaft auszuradieren. Die SPD. Das gelang ihr durch die Schwäche der SPD Führung, die nach Verlust der Schröder-Macht wie gelähmt zusehen musste, dass Merkels CDU die bisherigen Positionen der SPD vereinnahmte. Merkel machte erfolgreich ihre CDU zur CDUSPD und machte die SPD weitgehend überflüssig. Wer typisch sozialdemokratische Politik, vor allem die der Nach-Agenda Zeit wollte, fand sie in der CDU viel eindeutiger vor.
Wo Merkel dann allerdings volkommen blind war, war der konservative Teil der CDU. Dieser wurde immer mehr heimatlos. Ihre "alternativlose" EU, Euro, und schliesslich Flüchtlingspolitik drängte die konservativen Wähler immer weiter aus der Partei. Und die AfD nahm sie herzensgerne auf. Seehofer gelang es nicht, dem irgendetwas entgegenzusetzen, obwohl genau das der Albtraum eines Franz Josef Strauss gewesen war (rechts von der Union ist die Wand!).
Tja, gelernt hat sie offensichtlich nichts daraus, denn der Umgang mit der "Werte Union" zeigt das. Wenn die CDU glaubt, diese Wähler nicht zu brauchen, bitte sehr.
Merkels erstes Opfer war die SPD. Ihr zweites Opfer ist ihre eigene Partei. Aber noch mehr, in schöner Alternativlosigkeit hat sie die AfD erst ermöglicht und damit hat sie die gesamte politische Struktur Deutschlands nachhaltig zerstört. Manchmal hat man das Gefühl, dass sie nicht begriffen hat, dass Deutschland eben nicht die DDR ist, in der sie sozialisiert wurde und die sie als FDJ Aktivistin ja gerne mitgetragen hat, und in der einfach per ordre de mufti nur eine einzige Partei herrschen durfte.
Von ihrem Ziehvater Kohl mag sie das Aussitzen gelernt haben, aber wie man sich in der politischen Landschaft der Bundesrepublik klug bewegt, das hat sie nicht gelernt.
Weder hat sie die politische Befindlichkeit ihrer DDR Landsleute begriffen, und damit die Linken erst überlebensfähig gemacht - man schaue sich nur an, welche Chancen die CDU in den "neuen Ländern" nach der Wende hatte, als die Menschen dort wirklich nach einer Alternative zur SED/PDS suchten - noch hat sie gesehen, welche logischen Folgerungen sich aus ihrer alternativlosen Politik im Westen ergeben haben: die Grünen wandelten sich von der "knapp über 5% Partei," die nur als Steigbügelhalter für SPD Regierungen funktionierten, zur neuen "Volkspartei," und im Osten wurde die AfD tatsächlich zur Alternative aller, die nicht grün oder links wählen wollten. Sämtliche Warnungen seitens der CSU hat sie ignoriert und damit deren tatsächliche frühere Alternativlosigkeit in Bayern ebenfalls zerstört.
Die SPD hat ihren Teil dazu beigetragen, dass die politische Landschaft in Deutschland heute so ist, wie sie ist, aber Merkel ist m.E. der Hauptgrund.
Ich denke, die Entwicklung ist nun nicht mehr aufzuhalten. Ich glaube nicht, dass es in naher Zukunft wieder einen Kanzler/Kanzlerin der CDU noch der SPD geben wird.