6.PzGren391 schrieb am 04.02.2020:Wir tragen Verantwortung für die Zukunft und nicht für vergangenes. Wir müssen dafür sorgen dass sich solch eine Abartigkeit nicht mehr wiederholen wird, sie nie vergessen wird.
Gerade dann ist es aber hilfreich, in sich selbst den potenziellen Täter zu sehen. Indem man sich selbst zum moralischen Vorbild und andere Leute zu Unmenschen erklärt, verhindert man keine Massenmorde, sondern bereitet schlimmstenfalls sogar den Boden dafür.
Wenn wir dem inneren Nazi ins Gesicht sehen, dann erkennen wir einen Menschen, der fest daran glaubte, die Welt von einer teuflischen Bedrohung säubern zu müssen, und für das, was er als höhere Moral betrachtete, bedenkenlos über Leichen ging.
Man sollte ganz für sich im stillen Kämmerlein überlegen:
1. Gibt es Menschengruppen, die ich beim besten Willen nicht ertragen und für die ich kein Mitleid empfinden kann, ja ohne die die ganze Welt besser dran wäre?
2. Glaube ich, diesen Gruppen moralisch überlegen zu sein und/oder ein besseres Leben verdient zu haben als sie?
3. Leide ich darunter, dass es Angehörige dieser Gruppen gibt, die reicher, mächtiger und glücklicher sind als ich?
4. Wenn eine Partei an die Macht käme, die rigoros mit diesen Gruppen aufräumte, würde ich dann wenigstens insgeheim zustimmen?
Man kann politisch stehen, wo man will: Wenn man vier mal mit Ja antwortet und sich dann nicht schämt, sondern nach Rechtfertigungen sucht, dann ist man nicht besser als die Leute, die Auschwitz möglich gemacht haben.
Schuldig sind wir Nachgeborenen nicht, jedoch sollten wir aus der Vergangenheit lernen - und das geht nur, wenn wir den Täter in uns entdecken. Bisher ist das nicht erfolgt. Wir klagen uns mit großem Getöse selbst an, aber statt uns zu bessern, jonglieren wir nur mit Feindbildern und suchen nach unblutigen Wegen, die ganze Welt nach unserer Pfeife tanzen zu lassen.