War der Genozid an den Hereros der Vorläufer des Holocaust?
03.06.2018 um 23:58Zugegebenermaßen ist es klar, dass sich die deutsche Geschichtsforschung ebenso wie die angloamerikanische zumindest in den letzten 4 – 5 Jahrzehnten redlich und intensiv und vor allem auch nicht-exkulpatorisch mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust befasst hat. Das war in den 2 – 3 Nachkriegsjahrzehnten noch nicht so sehr der Fall. Klar, man hat sich darauf verständigt – was ja auch gar nicht anders geht –, dass der NS und besonders der Holocaust der Supergau der deutschen Geschichte und der Geschichte der Menschheit war, so weit sie uns bekannt ist, und als warnendes Zeichen gilt, dass sich so etwas nie wieder, weder hier noch sonst wo auf der Erde, wiederholt.
Nur leider haben meine vergleichenden Geschichtsstudien der deutschen Geschichte aus deutscher und anglistischer (englischer und amerikanischer) historischer Sicht bei jenen nicht ruhmreichen Teilen der deutschen Geschichte, die sich vor dem Nationalsozialismus zutrugen, ergeben, dass die deutsche Geschichtswissenschaft, zumindest soweit diese via Wikipedia ermittelbar ist, in vielen Bereichen, wo sich die deutsche Geschichte ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat, merkwürdig still ist. Sowohl die systematische Judenhetze im Kaiserreich ab ca. 1878, insbesondere aber die Frage, ob es in der deutschen Geschichte vor dem Nationalsozialismus Linien gibt, die mehr oder weniger zwangsläufig zum Nationalsozialismus geführt haben und ohne die der Nationalsozialismus wahrscheinlich gar nicht möglich geworden wäre, zumindest aber nicht dessen abgründige Bestialität, wird offenbar von deutschen Geschichtswissenschaft geflissentlich übersehen. Ich bin kein Fachmann, daher lasse ich mich von einem Historiker hierzu gern vom Gegenteil überzeugen, gerade zu so etwas ist ein Polit- und Geschichtsforum ja da. Klar, zu dem Genozid an den Hereros steht auch recht viel in Wikipedia, besonders nachdem die deutsche Regierung diese "Vorfälle" als Völkermord anerkannt und sich entschuldigt hat, muss ein Historiker, der in diesem Bereich forscht, sich nicht mehr dem Hautgout des Vaterlandsverräters aussetzen. Aber man hat insgesamt den Eindruck, dass es sich dabei um einen weiteren einmaligen Einzelfall handelt, quasi um einen weiteren katastrophalen Betriebsunfall der deutschen Geschichte, wagt aber nicht die schwierige, heikle und kontroverse Frage, ob es sich bei all den Vorfällen vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus nicht um eine ungebrochene, systematische und zwangsläufige Linie in der deutschen Geschichte handelt, die in dieser Radikalität von keiner anderen europäischen Nation beschritten wurde.
Sind wir also immer noch befangen in Bezug auf unsere Vor-NS-Geschichte? Muss ich also für den Rest meines Lebens das Studium der deutschen Geschichte primär in englischer Fassung betreiben, obwohl es doch keine amerikanische, sondern ur-deutsche Geschichte ist? Ist es immer noch zu verwegen für einen Deutschen, die Leichen aus allen deutschen Kellerräumen und auch die unter den Teppich gekehrten zu analysieren und nicht nur die von einem oder maximal zwei Räumen?
Hier mal das, was ich in der englischsprachigen Wikipedia gefunden habe zur Frage, ob sich in der deutschen Geschichte ein kausaler roter Faden von dem Genozid an den Hereros bis zum Holocaust erkennen lässt und der von den meisten nichtdeutschen Forschern bejaht wird; in der deutschen Wikipedia habe ich hierzu nichts gefunden. Und man kann die Frage auch rückwirkend weiter nach hinten verschieben: Angefangen mit der systematischen und von den Regierungskreisen mehr oder weniger wohlwollend tolerierten Judenhetze im Wilhelminischen Zeitalter (Stichwort Treitschke), als quasi schon der Boden für den erst 65 Jahre späteren Holocaust bereitet wurde.
Link between the Herero genocide and the Holocaust[edit]
See also: Armenian quote and Genocide studies
The Herero genocide has commanded the attention of historians who study complex issues of continuity between the Herero genocide and the Holocaust.[90] It is argued that the Herero genocide set a precedent in Imperial Germany that would later be followed by Nazi Germany's establishment of death camps.[91][92]
According to Benjamin Madley, the German experience in South West Africa was a crucial precursor to Nazi colonialism and genocide. He argues that personal connections, literature, and public debates served as conduits for communicating colonialist and genocidal ideas and methods from the colony to Germany.[93] Tony Barta, an honorary research associate at La Trobe University, argues that the Herero genocide was an inspiration for Hitler in his war against the Jews, Slavs, Gypsies, and others described as "non-Aryans".[94]
According to Clarence Lusane, Eugen Fischer's medical experiments can be seen as a testing ground for later medical procedures used during the Nazi Holocaust.[54] Fischer later became chancellor of the University of Berlin, where he taught medicine to Nazi physicians. Otmar Freiherr von Verschuer was a student of Fischer, Verschuer himself had a prominent pupil, Josef Mengele.[95][96] Franz Ritter von Epp, who was later responsible for the liquidation of virtually all Bavarian Jews and Roma[dubious – discuss] as governor of Bavaria, took part in the Herero genocide as well.[97]
Mahmood Mamdani argues that the links between the Holocaust and the Herero genocide are beyond the execution of an annihilation policy and the establishment of concentration camps and that there are ideological similarities in the conduct of both genocides. Focusing on a written statement by General Trotha translated as:
I destroy the African tribes with streams of blood ... Only following this cleansing can something new emerge, which will remain.[17]:174
Mamdani takes note of the similarity between the aims of the General and the Nazis. According to Mamdani in both cases there was a Social Darwinist notion of "cleansing", after which "something new" would "emerge".[34]:12
Wikipedia: Herero and Namaqua genocide#Link between the Herero genocide and the Holocaust
Ich geh jetzt mal schlafen und werde mir die Reaktionen morgen früh mal in aller Ruhe betrachten.
Nur leider haben meine vergleichenden Geschichtsstudien der deutschen Geschichte aus deutscher und anglistischer (englischer und amerikanischer) historischer Sicht bei jenen nicht ruhmreichen Teilen der deutschen Geschichte, die sich vor dem Nationalsozialismus zutrugen, ergeben, dass die deutsche Geschichtswissenschaft, zumindest soweit diese via Wikipedia ermittelbar ist, in vielen Bereichen, wo sich die deutsche Geschichte ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat, merkwürdig still ist. Sowohl die systematische Judenhetze im Kaiserreich ab ca. 1878, insbesondere aber die Frage, ob es in der deutschen Geschichte vor dem Nationalsozialismus Linien gibt, die mehr oder weniger zwangsläufig zum Nationalsozialismus geführt haben und ohne die der Nationalsozialismus wahrscheinlich gar nicht möglich geworden wäre, zumindest aber nicht dessen abgründige Bestialität, wird offenbar von deutschen Geschichtswissenschaft geflissentlich übersehen. Ich bin kein Fachmann, daher lasse ich mich von einem Historiker hierzu gern vom Gegenteil überzeugen, gerade zu so etwas ist ein Polit- und Geschichtsforum ja da. Klar, zu dem Genozid an den Hereros steht auch recht viel in Wikipedia, besonders nachdem die deutsche Regierung diese "Vorfälle" als Völkermord anerkannt und sich entschuldigt hat, muss ein Historiker, der in diesem Bereich forscht, sich nicht mehr dem Hautgout des Vaterlandsverräters aussetzen. Aber man hat insgesamt den Eindruck, dass es sich dabei um einen weiteren einmaligen Einzelfall handelt, quasi um einen weiteren katastrophalen Betriebsunfall der deutschen Geschichte, wagt aber nicht die schwierige, heikle und kontroverse Frage, ob es sich bei all den Vorfällen vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus nicht um eine ungebrochene, systematische und zwangsläufige Linie in der deutschen Geschichte handelt, die in dieser Radikalität von keiner anderen europäischen Nation beschritten wurde.
Sind wir also immer noch befangen in Bezug auf unsere Vor-NS-Geschichte? Muss ich also für den Rest meines Lebens das Studium der deutschen Geschichte primär in englischer Fassung betreiben, obwohl es doch keine amerikanische, sondern ur-deutsche Geschichte ist? Ist es immer noch zu verwegen für einen Deutschen, die Leichen aus allen deutschen Kellerräumen und auch die unter den Teppich gekehrten zu analysieren und nicht nur die von einem oder maximal zwei Räumen?
Hier mal das, was ich in der englischsprachigen Wikipedia gefunden habe zur Frage, ob sich in der deutschen Geschichte ein kausaler roter Faden von dem Genozid an den Hereros bis zum Holocaust erkennen lässt und der von den meisten nichtdeutschen Forschern bejaht wird; in der deutschen Wikipedia habe ich hierzu nichts gefunden. Und man kann die Frage auch rückwirkend weiter nach hinten verschieben: Angefangen mit der systematischen und von den Regierungskreisen mehr oder weniger wohlwollend tolerierten Judenhetze im Wilhelminischen Zeitalter (Stichwort Treitschke), als quasi schon der Boden für den erst 65 Jahre späteren Holocaust bereitet wurde.
Link between the Herero genocide and the Holocaust[edit]
See also: Armenian quote and Genocide studies
The Herero genocide has commanded the attention of historians who study complex issues of continuity between the Herero genocide and the Holocaust.[90] It is argued that the Herero genocide set a precedent in Imperial Germany that would later be followed by Nazi Germany's establishment of death camps.[91][92]
According to Benjamin Madley, the German experience in South West Africa was a crucial precursor to Nazi colonialism and genocide. He argues that personal connections, literature, and public debates served as conduits for communicating colonialist and genocidal ideas and methods from the colony to Germany.[93] Tony Barta, an honorary research associate at La Trobe University, argues that the Herero genocide was an inspiration for Hitler in his war against the Jews, Slavs, Gypsies, and others described as "non-Aryans".[94]
According to Clarence Lusane, Eugen Fischer's medical experiments can be seen as a testing ground for later medical procedures used during the Nazi Holocaust.[54] Fischer later became chancellor of the University of Berlin, where he taught medicine to Nazi physicians. Otmar Freiherr von Verschuer was a student of Fischer, Verschuer himself had a prominent pupil, Josef Mengele.[95][96] Franz Ritter von Epp, who was later responsible for the liquidation of virtually all Bavarian Jews and Roma[dubious – discuss] as governor of Bavaria, took part in the Herero genocide as well.[97]
Mahmood Mamdani argues that the links between the Holocaust and the Herero genocide are beyond the execution of an annihilation policy and the establishment of concentration camps and that there are ideological similarities in the conduct of both genocides. Focusing on a written statement by General Trotha translated as:
I destroy the African tribes with streams of blood ... Only following this cleansing can something new emerge, which will remain.[17]:174
Mamdani takes note of the similarity between the aims of the General and the Nazis. According to Mamdani in both cases there was a Social Darwinist notion of "cleansing", after which "something new" would "emerge".[34]:12
Wikipedia: Herero and Namaqua genocide#Link between the Herero genocide and the Holocaust
Ich geh jetzt mal schlafen und werde mir die Reaktionen morgen früh mal in aller Ruhe betrachten.