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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

526 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Holocaust, Nolte, Schlusstrichdebatte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Realo Diskussionsleiter
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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:21
In verschiedenen Threads taucht ab und zu, aber ziemlich regelmäßig, besonders wenn es um Nationalbewusstsein geht, die Frage auf, wie lange wir, die wir doch alle Nachgeborene sind, noch mit Auschwitz konfrontiert werden wollen. Meistens laufen diese hitzigen Debatten auf der unteren primitiven Ebene ab nach dem Motto: "Ich kanns langsam nicht mehr hören. Was hab ich denn zu tun mit der Schuld unserer Vorfahren? Muss ich mich schämen für Taten, die ich nicht begangen habe? Muss man als Deutscher als solcher permanent sich dafür rechtfertigen, dass man nichts dafür kann, weil man damals noch nicht gelebt hat? Irgendwann muss doch auch mal Schluss sein."

Auch heute gab es so ein Gespräch im Thread: "Sind die Deutschen alle ausländerfeindlich?", das sich zu verselbständigen drohte. Dies ist aber ein anderes Thema, zumindest oberflächlich gesehen und vordergründig. Die meisten – ich nehme hier mal KC stellvertretend – meinten, sie sähenes nicht ein, dass wir nur wegen eine düsteren Vergangenheit nicht so etwas wie Nationalstolz wie jeder andere auch entwickeln dürfen.

Und wenn man sie dan daran erinnert, dass man als Teil der Ntion – wir sind nun mal laut Pass Deutsche und keine Holländer, Franzosen oder Engländer – auch Verantwortung trägt für die Vergangenheit der Nation – die etwas früher begann als mit der eigenen Geburt, wird der Holocaust relativiert, etwa: Stalin hat noch mehr Tote auf dem Gewissen" oder "Kann man schlimmer sei als ein Pol Pot?"

Nachzulesen ist der Streit in dem besagten Thread ab S. 70, 11:14, beginned mit dem Post von KC.

Diese Diskussion kommt nicht aus heiterem Himmel denn es gab bisher bereits den Historikerstreit,
Wikipedia: Historikerstreit
als Ernst Nolte im Streitgespräch mit Jürgen Habermas versuchte, die Gräuel des Nationalsozialismus und insbesondere die Singularität des Holocaust mit Stalins Verbrechen und den berüchtigten Säuberungen zu vergleichen, denen zahlreiche Millionen zum Opfer fielen, oder mit Maos Terrorregime. Nach dem Motto: Seht her, wir waren schlimm, aber es gab andere Bösewichte, die uns in nichts nachstanden. Komisch nur, dass wir als Deutsche immer an den Holocaust erinnert werden, die Russen und Chinesen aber nicht an die Verbrechen ihrer früheren Machthaber.

Und dann gab es noch die berühmte Paulskirchenrede von Martin Walser, der klug genug war, nicht in Noltes Spur zu tauchen und erneut zu versuchen die Verbrechen des Holocaust zu relativieren, sondern die Sache von einer anderen Perspektive anging, nämlich eine Schlussstrichdebatte zu verlangen nach dem Motto: Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Die heutigen Leute sind alle Nachgeborene und können nichts für die Verbrechen ihrer Großeltern und Urgroßeltern. Wir wollen einfach wie jeder andere wie eine ganz normaler Nation leben.

Zu Walsers Paulskirchenrede:
Als Walser anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche eine Rede hielt, in der er eine „Instrumentalisierung des Holocaust“ ablehnte, kam es zu kontroversen Diskussionen und teilweise auch zu Protesten.
„Wenn mir aber jeden Tag in den Medien diese Vergangenheit vorgehalten wird, merke ich, daß sich in mir etwas gegen diese Dauerpräsentation unserer Schande wehrt. Anstatt dankbar zu sein für die unaufhörliche Präsentation unserer Schande, fange ich an wegzuschauen. Ich möchte verstehen, warum in diesem Jahrzehnt die Vergangenheit präsentiert wird wie nie zuvor. Wenn ich merke, daß sich in mir etwas dagegen wehrt, versuche ich, die Vorhaltung unserer Schande auf die Motive hin abzuhören, und bin fast froh, wenn ich glaube entdecken zu können, dass öfter nicht das Gedenken, das Nichtvergessendürfen das Motiv ist, sondern die Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken. Immer guten Zwecken, ehrenwerten. Aber doch Instrumentalisierung. […] Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung. Was durch Ritualisierung zustande kommt, ist von der Qualität des Lippengebets […].“
Die von manchen als sprachlich kompliziert empfundenen Äußerungen Walsers wurden oft wie folgt interpretiert: Die nationalsozialistischen Verbrechen würden von einigen Leuten dazu missbraucht werden, den Deutschen weh zu tun oder gar politische Forderungen zu stützen. Auch fühle derjenige, der ständig diese Verbrechen thematisiert, sich den Mitmenschen moralisch überlegen. Der Themenkomplex Auschwitz dürfe aber nicht zur „Moralkeule“ verkommen, gerade wegen seiner großen Bedeutung. Die Rede wurde auch als Reaktion auf die Kritik Marcel Reich-Ranickis an Walsers Buch Ein springender Brunnen gewertet. Reich-Ranicki hatte bemängelt, dass Auschwitz in dem Buch, dessen Handlung in der NS-Zeit spielte, nicht erwähnt werde.
Walser hatte in seiner Rede auch die Begnadigung des verurteilten DDR-Spions Rainer Rupp gefordert. Dies wertete Lars Rensmann als Teil der von Walser propagierten „nationalen Selbstversöhnung“ der Deutschen: So wie Walser in seiner Rede einen Schlusstrich unter das Gedenken an den Holocaust ziehen wollte, so wollte er auch mit Rupp die DDR begnadigt sehen.[9]
Nach Walsers Rede war im Anschluss allgemein von den Anwesenden stehend applaudiert worden, mit Ausnahme des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland Ignatz Bubis, dessen Frau Ida und Friedrich Schorlemmer. Ignatz Bubis warf Walser später vor, „wegsehen“ zu wollen und bezeichnete die Rede als „geistige Brandstiftung“. Letzteres nahm Bubis später zurück. Ferner wurde Walser vorgeworfen, dass rechte Revisionisten, die dieses brisante Thema abblocken wollten, sich auf ihn berufen würden. Walser hielt dieser Kritik entgegen, dass er keine politische Instrumentalisierung seiner „sehr persönlichen Ansicht“ beabsichtige und nur von seinem subjektiven Empfinden gesprochen habe.
2015 erklärte er in einem Spiegel-Interview, er habe nicht eine Instrumentalisierung von Auschwitz im deutsch-jüdischen Verhältnis gemeint, sondern eine in der deutschen Tagespolitik, so wie sie z.B. von Günter Grass in seiner Ablehnung der Deutschen Wiedervereinigung oder von Joschka Fischer in seiner Befürwortung der deutschen Intervention im Kosovokrieg praktiziert wurde. Er bedauerte, die Rede so gehalten und Bubis damit getroffen zu haben

Robert Leicht schrieb dazu in der "Zeit": "Schuld verjährt nicht, sie kann nur vergeben werden."

Zuletzt noch in ganzer Länge ein Kommentar von Robert Leicht, der diese beiden Punkte
• Relativierung des Holocaust und
• Forderung nach einem Schlussstrich
ohne sie expressis verbis so zu nennen, gut zusammenfasst:

Warum Walser irrt
Auch die Nachgeborenen haften für das Erbe von Auschwitz

Von Robert Leicht

Schuld verjährt nicht, sie kann nur vergeben werden

Eine Vergangenheit, die um so weniger zur Ruhe kommt, je angestrengter man sie auf einen Platz verweist, an dem sie nur noch nach Gutdünken besichtigt wird. Dieses Paradox bestimmt den Streit, den Martin Walser mit seiner Frankfurter Rede ausgelöst hat - eine Friedenspreis-Rede, die Unfrieden gestiftet hat. Denn Walser wollte einem Konflikt ausweichen. Nicht, indem er etwa die deutsche Vergangenheit leugnete, sondern weil er verlangte, die Konfrontation mit diesem unheilbaren Skandal in unserer Geschichte ins eigene Belieben zu stellen. Aber wann wäre es jemals an der Zeit, diese Erinnerung zur subjektiven Disposition zu stellen und zu privatisieren - damit man dann, wie Walser gegen Ende seiner Rede, wieder zum Schönen zurückkehren kann? Denn, so seine Schlußapotheose, es sei doch alles trotz allem immer noch schöner, als man es sagen könne.

Indessen: Das Gefälle zwischen dem, was Bubis in der Vernichtungsmaschinerie der Nazis erfahren hat, und dem, was die anderen über Auschwitz erfahren haben, läßt sich nie mehr einebnen; auch nicht durch noch so strenge Befehle, zur Sachlichkeit zurückzukehren.

Weshalb aber der Streit selber? Weil wir vor einem Generationswechsel stehen - und damit vor der Frage: Können die Zeitgenossen, können die unmittelbaren oder mittelbaren Zeugen bestimmen, welchen Einfluß ihre Geschichte und ihr Geschichtsbild auf die Nachgeborenen haben werden?

"Ist die Schuld verjährt?" fragt der Spiegel auf seinem jüngsten Titel. Verjähren kann nur ein staatlicher Strafanspruch. Schuld verjährt niemals, sie kann allenfalls vergeben werden. Aber es werden in diesem Lande eines Tages keine Menschen mehr leben, die an den Nazi-Verbrechen schuldig oder mit-schuldig geworden sind - und auch keine überlebenden Opfer mehr. Wird dann die Geschichte des Nationalsozialismus immer noch ihre unauslöschliche Scheidewirkung behalten? Oder werden dann endlich die Schatten weichen und wir Deutschen endlich "normal" und "erwachsen" sein? (Übrigens ein merkwürdig widersprüchlicher Sprachgebrauch, bis hin in Gerhard Schröders Regierungserklärung: Wer endlich "erwachsen" wird, war doch vorher unmündig, also auch strafunmündig; indessen war, wer "normal" sein möchte, zuvor auf pathologische Weise anomal ...)

Geschichtslos sein wollen heißt: Die Verantwortung los sein wollen

Wie aber läßt sich dies denken - daß deutsche Geschichte und deutsche Gegenwart auch dann noch nach dem Prinzip der Verantwortung zusammenhängen werden, wenn alle Zeugen des Holocaust, wenn Täter und Opfer, ja die Kinder der Täter und der Opfer allesamt nicht mehr leben?

Das fängt schon damit an, daß niemand im Nirgendwo aufwächst. Zum Individuum - oder, sei's drum, zum Erwachsenen - wird man, indem man zu der konkreten, geschichtlich konkret geprägten Umwelt immer bewußter, immer entschiedener Stellung nimmt, zum Soll und Haben, im Ja und im Nein, also unterscheidend und darin: kritisch. Und eben auf diese Weise wird man von der Geschichte geprägt, wird die Geschichte zur eigenen; werden also Deutsche zu Deutschen - ohne in einer diffusen Normalität unterzutauchen.

Diese Differenz im Prozeß des Erwachsenwerdens zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen wird lange bleiben, zumal da unsere europäischen Nachbarn ihre eigene Wahrnehmung von uns nicht ausschließlich am Holocaust, sondern auch (wenn nicht gar noch mehr) an viel weiter zurückreichenden Erfahrungen messen. Doch darin eben irrt Walser: Wir können den Korpus der Erfahrungen, denen wir uns - und die nach uns Kommenden sich - stellen müssen, nicht nach dem Maß subjektiver Verträglichkeit auswählen. Denn die Haftung, die Erfahrung bezieht sich immer auf - alles.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang Erinnerung? Gewiß nicht die monumentale und gerade im Monument abstrahierte Beschwörung, ja: Ritualisierung des Geschehenen. Es geht vielmehr um die konkretisierende, kritische Aneignung der Vergangenheit in die eigene Lebenshaltung. Wer, weil er noch Zeuge ist oder mit Zeugen lebt, sich an etwas erinnert, lebt unmittelbar zu dieser Vergangenheit. Wer später geboren ist, erinnert sich nicht mehr - er wird erinnert. Doch wie dieses faktische Wissen zu persönlichem Bewußtsein wird, zu Selbst-Bewußtsein - das ist eben die entscheidende Frage.

Dieser verantwortungsvolle Umgang mit der Erinnerung darf nie mit jenem mißverstandenen Zitat befrachtet werden: In der Erinnerung liegt die Erlösung. Im Talmud ist damit gemeint: Die Lebenden sollen sich, wie Jahwe, der Toten erinnern, weil sie nur so vor dem ewigen Vergessen bewahrt werden. Keinesfalls aber: Wenn sich die Täter nur fleißig erinnern, werden sie von ihren Taten erlöst. Denn erlöst werden soll Abel, nicht Kain. Kain und seinen Nachkommen bleibt nur die Verantwortung - und die Haftung.

http://www.zeit.de/1998/50/199850.erinnerung_.xml/komplettansicht

Und ein etwas längerer Artikel von ihm zum Thema:

http://www.zeit.de/1998/53/Wir_sind_nicht_schuldig/komplettansicht


Die Frage, die ich hier diskutieren möchte, ist also eine doppelte:

(A) Darf man als Deutscher die Verbrechen des Holocaust mit den Verbrechen anderer Nationen und/oder Regierungen vergleichen?

(B) Muss man als junger Deutscher für die Verbrechen unserer Vorväter quasi in "Geiselhaft" genommen werden und sich schuldig führen für Verbrechen, die man gar nicht begangen hat, weil man zu der Zeit noch gar nicht lebte? Hat man als Deutscher überhaupt die Möglichkeit, aus diesen circulus vitiosus auszubrechen und normal wie jeder andere Weltbürger zu leben ohne permanent an unsere dunkle Vergangenheit erinnert zu werden. Einmal muss doch auch Schluss sein damit, oder?


Ich hoffe, dass dieses Thea hitzig und kontrovers diskutiert wird, kann aber aus Zeitgründen erst etwas später, wahrscheinlich in der nacht, dazustoßen


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tic ehemaliges Mitglied

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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:24
ohne jetzt den Roman gelesen zu haben.

Deutschland darf sich meiner Meinung nach genau so "Ausländerfeindlich verhalten wie es jedes andere Land auch darf und macht.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:29
Zitat von RealoRealo schrieb:(A) Darf man als Deutscher die Verbrechen des Holocaust mit den Verbrechen anderer Nationen und/oder Regierungen vergleichen?
Jaein. Siehe Punkt B.
Zitat von RealoRealo schrieb:(B) Muss man als junger Deutscher für die Verbrechen unserer Vorväter quasi in "Geiselhaft" genommen werden und sich schuldig führen für Verbrechen, die man gar nicht begangen hat, weil man zu der Zeit noch gar nicht lebte? Hat man als Deutscher überhaupt die Möglichkeit, aus diesen circulus vitiosus auszubrechen und normal wie jeder andere Weltbürger zu leben ohne permanent an unsere dunkle Vergangenheit erinnert zu werden. Einmal muss doch auch Schluss sein damit, oder?
“Hitler hat den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit einen neuen kategorischen Imperativ aufgezwungen: ihr Denken und Handeln so einzurichten, daß Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts ähnliches geschehe.” (T.W. Adorno: Negative Dialektik)
Um dies zu gewährleisten, muss man in gewißem Rahmen vergleichen können. Jedoch muss dabei aufs äußerste darauf geachtet werden, das die Shoa nicht zum Äquivalent verkommt und weiterhin als spezifische "nichtidentisches" Phänomen wahrgenommen wird. Es geht also nicht um Schuld, sondern um Verantwortung. Ethik und Politik müssen hier also zusammengedacht werden.


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10.04.2016 um 20:29
Zitat von RealoRealo schrieb:Darf man als Deutscher die Verbrechen des Holocaust mit den Verbrechen anderer Nationen und/oder Regierungen vergleichen?
Ja dürft ihr.
Zitat von RealoRealo schrieb:Muss man als junger Deutscher für die Verbrechen unserer Vorväter quasi in "Geiselhaft" genommen werden und sich schuldig führen für Verbrechen, die man gar nicht begangen hat, weil man zu der Zeit noch gar nicht lebte?
Ne schuldig müsst ihr euch auch nicht fühlen.
Zitat von RealoRealo schrieb:Einmal muss doch auch Schluss sein damit, oder?
Den Holocaust sollte niemand vergessen.


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10.04.2016 um 20:30
Zitat von tictic schrieb:ohne jetzt den Roman gelesen zu haben.

Deutschland darf sich meiner Meinung nach genau so "Ausländerfeindlich verhalten wie es jedes andere Land auch darf und macht.
Nur sollte das niemand, weshalb diese Aussage kompletter Dünschiß ist.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:35
Zitat von RealoRealo schrieb: Komisch nur, dass wir als Deutsche immer an den Holocaust erinnert werden, die Russen und Chinesen aber nicht an die Verbrechen ihrer früheren Machthaber.
Wer erinnert dich denn immer wieder daran?
Und wer verabsäumt, Russen und Chinesen an ihre Taten zu erinnern?

Ich könnte es auch so sagen: eine Schweinerei wird nicht dadurch weniger, wenn ich darauf hinweisen kann, dass andere ebenfalls eine solche begangen haben.

Erinnert mich an die Schulzeit, wenn da einer erwischt wurde hieß es auch sehr gerne, der oder jener hat aber auch...


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:36
@Durchfall
Realo schrieb:
Darf man als Deutscher die Verbrechen des Holocaust mit den Verbrechen anderer Nationen und/oder Regierungen vergleichen?
Ja dürft ihr.
Finde ich nicht.
Von seiner historischen Bedeutsamkeit her ist der Holocaust etwas einmaliges in der Menschheitsgeschichte.
Genauso wie all die anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Jegliche Vergleiche untereinander ermöglichen zudem auch eine gleichzeitige Relativierung dieser.
Realo schrieb:
Muss man als junger Deutscher für die Verbrechen unserer Vorväter quasi in "Geiselhaft" genommen werden und sich schuldig führen für Verbrechen, die man gar nicht begangen hat, weil man zu der Zeit noch gar nicht lebte?
Ne schuldig müsst ihr euch auch nicht fühlen.
Zustimmung. Schuldkomplexe aufgrund seiner zufälligen Abstammung sollten nicht sein.
Realo schrieb:
Einmal muss doch auch Schluss sein damit, oder?
Den Holocaust sollte niemand vergessen.
Zustimmung, vergessen kann der erste Schritt zur Wiederholung vergangener Taten sein.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:39
Zitat von LibertinLibertin schrieb:Zustimmung, vergessen kann der erste Schritt zur Wiederholung vergangener Taten sein.
Zustimmung!
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen. Wer die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht gestalten.“
(Hans-Friedrich Bergmann)


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:41
Zitat von RealoRealo schrieb:(A) Darf man als Deutscher die Verbrechen des Holocaust mit den Verbrechen anderer Nationen und/oder Regierungen vergleichen?
Ich finde:

Man darf nicht nur, man muss sogar, wenn man dem Holocaust Einzigartigkeit zuschreiben will.
Denn es ist logisch nur möglich, von Einzigartigkeit zu sprechen, wenn man einen Vergleich hat.
Man muss mindestens gedanklich hinzusetzen:,,...im Vergleich zu...".

Wollte man sagen, dass Deutsche das nicht dürften, dann wäre die Konsequenz auch, dass sich deutsche Forscher aus der Holocaustforschung komplett zurückziehen müssten, dann könnte es nur noch ausländische Forschung in dem Bereich geben.
Zitat von RealoRealo schrieb:(B) Muss man als junger Deutscher für die Verbrechen unserer Vorväter quasi in "Geiselhaft" genommen werden und sich schuldig führen für Verbrechen, die man gar nicht begangen hat, weil man zu der Zeit noch gar nicht lebte?
Dazu denke ich:

Nein, Deutsche, die nach dem 2. Weltkrieg geboren wurden oder bei seinem Ende noch kleine Kinder waren, dürfen für die Verbrechen ihrer Eltern und Großeltern nicht in Haft genommen werden.

Denn das wäre Sippenhaft. Und Sippenhaft ist eines modernen, fairen Rechtsstaates unwürdig.
In einem fairen Rechtsstaat darf man nur für Straftaten zur Verantwortung gezogen werden, an denen man direkt Anteil hatte (das schließt auch beispielsweise Anstiftung oder Planungen mit ein).
Nicht aber für etwas, worauf man niemals Einfluss hatte.

Wollten wir Sippenhaft, würden wir uns auf das Niveau Nordkoreas herabbegeben, wo tatsächlich, wenn beispielsweise der Sohn zu fliehen versucht und gefasst wird (oder auch nur die Flucht publik wird) die ganze Familie ins Arbeitslager kommt.
Zitat von RealoRealo schrieb:Einmal muss doch auch Schluss sein damit, oder?
Ich denke, man muss beachten

,,Schlussstrich" bedeutet aus meiner Sicht, dass man seine Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat und dementsprechend handelt.
Danach kann man sich souverän und mit Kraft, meine ich, in diesem Falle einer Wiederholung der NS-Zeit und des Holocaustes oder etwas ähnlichem entgegen stellen. Selbstbewusst.

Man denkt an die Vergangenheit, man zieht aus der Vergangenheit seine Lehren.
Doch man ist nicht mehr unsicher und untätig aufgrund der Last einer Schuld.


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tic ehemaliges Mitglied

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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:44
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Nur sollte das niemand, weshalb diese Aussage kompletter Dünschiß ist.
was jemand sollte spielt ja keine Rolle, Fakt ist das hier in manchen Bundesländern diskutiert wird ob Kruzifixe in Deutschen Schulen abgehängt werden sollten um nicht die Religionen anderer zu beleidigen.

Wenn es die Türkei, Syrien oder wo auch immer genau so Handhabt, kein Problem. Jedoch nur weil wir ja alle keine Nazis sein dürfen wird bei uns absolut alles übertrieben.

Da bin ich strickt gegen.


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10.04.2016 um 20:46
@tic
was hat das jetzt mit dem Thema zu tun?


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:47
Wenn man sagt, man ist "Stolz drauf deutscher zu sein" kommt oft "Wieso bist du stolz auf was, wo für du nix kannst, ist doch nur Zufall, dass du in Deutschland geboren bist."

Aber wenn es um das Thema Holocaust geht, dann ist es kein Zufall mehr und man kann auf einmal sehr wohl was dafür, dass man deutscher ist und man hat sich zu schämen für das, was damals war. :ask:



Die heutigen Menschen in Deutschland für das Verantwortlich zu machen, was damals passiert ist, ist natürlich quatsch. Wir haben aber die Verantwortung dafür, dass so ein scheiß wie damals sich nicht wiederholt.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 20:48
@tic
Hör doch bitte auf die bayrische Kruzifixdiskussion aus den 80ern aufzukochen


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10.04.2016 um 20:49
Zitat von Mr.ChristianMr.Christian schrieb:Die heutigen Menschen in Deutschland für das Verantwortlich zu machen, was damals passiert ist ist natürlich quatsch. Wir haben aber die Verantwortung dafür, dass so ein scheiß wie damals sich nicht wiederholt.
Verantwortlich machen nicht. Aber sie in die historische begründete Verantwortung nehmen schon.


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10.04.2016 um 21:12
Zitat von Mr.ChristianMr.Christian schrieb:Die heutigen Menschen in Deutschland für das Verantwortlich zu machen, was damals passiert ist ist natürlich quatsch. Wir haben aber die Verantwortung dafür, dass so ein scheiß wie damals sich nicht wiederholt.
Genau das.
Deswegen sollte "Schlussstrich und Vergessen" niemals eine Option sein.

Ich bin nicht Schuld an den Taten meiner Vorfahren, ehemaligen Verwandten und Mitbürger.
Aber ich habe als Deutscher die Verantwortung zu tragen das sich sowas niemals wiederholt.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 21:17
Ich würde eher sagen wir ALLE, obgleich welcher Nationalität wir auch angehören, tragen die besondere (historische) Verantwortung Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals zu zulassen und solcherlei Taten zu verurteilen.

Der Holocaust (aber natürlich auch andere Verbrechen) kann und sollte hierbei exemplarisch in all seiner Brutalität und Perversität als mahnendes Beispiel dienen.

Gegen das Vergessen und für eine gemeinsame und friedliche Zukunft.


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10.04.2016 um 21:21
Zitat von Mr.ChristianMr.Christian schrieb:Wir haben aber die Verantwortung dafür, dass so ein scheiß wie damals sich nicht wiederholt.
Diese Verantwortung haben aber nicht nur die Deutschen allein, jeder Bürger auf dieser Erde sollte sich dessen bewusst sein.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 21:39
Glaubt denn wirklich jemand, in anderen Ländern wären die Leute so anders gestrickt, dass so etwas nur in Deutschland passieren konnte? Ich glaube nicht.

Und Völkermord in Massen ist ja auch wieder vorgekommen, wenn man an Ruanda denkt. Nur, dass letzteres so weit und anscheinend so uninteressant für den Westen ist, dass es kaum jemanden interessiert hat. Oder hat Deutschland da an seine Geschichte gedacht und irgendetwas unternommen?
Das soll keine Verharmlosung des Holocaust sein, sondern nur bedeuten, dass etwas Ähnliches in vielen Ländern/Gesellschaften möglich ist.


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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 21:52
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Und Völkermord in Massen ist ja auch wieder vorgekommen, wenn man an Ruanda denkt. Nur, dass letzteres so weit und anscheinend so uninteressant für den Westen ist, dass es kaum jemanden interessiert hat. Oder hat Deutschland da an seine Geschichte gedacht und irgendetwas unternommen?
Der Westen war massiv in diese Vorfälle verstrickt und du würdest dich wundern, wer es war, der dort die Hamitentheorie eingeschleppt hat.


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tic ehemaliges Mitglied

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Die Schuld der Deutschen: Haben wir das Recht auf "Schlussstrich"?

10.04.2016 um 21:53
Zitat von tudirnixtudirnix schrieb:was hat das jetzt mit dem Thema zu tun?
ganz einfach, Deutschland übertreibt da es ja keines Falls in die Rechte Ecke gedränkt werden will und somit an vergangenes anknüpfen würde.

soweit ich weiß gabs das auch in Deutschland @emz


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