sören42 schrieb:und stattdessen lieber auf Fracking-Gas setzt, das Deutschland abnehmen soll - mit katastrophalen Folgen für die Umwelt:
Diese dichotome Darstellung ist schlicht Unsinn und zeugt nur davon, dass einige Leute den Sachverhalt als Projektionsfläche nutzen.
Man brauch überhaupt kein weiteres Gas
- Die EU benötigt keine zusätzlichen Gasmengen
Der Verbrauch in Deutschland und der EU ist seit Jahren tendenziell rückläufig. 70% des in Deutschland konsumierten Erdgases werden zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Zwei Trends werden den weiteren Verbrauchsrückgang bewirken: Einerseits wird durch energetische Sanierungen und den regulären Austausch alter Heiztechnik die Effizienz der Gebäude steigen. Die Wärmenachfrage reduziert sich auch durch den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen. Andererseits wird die Kopplung von Strom- und Wärmesektor weiter voranschreiten, so dass preiswerter Überschussstrom aus Erneuerbaren zunehmend in Wärme umgewandelt werden wird und der Gasbedarf folglich sinkt.
Wie stark die Bedarfsrückgänge sind und ob sie den erwarteten deutlichen Rückgang der Förderung in der Nordseeregion vielleicht sogar überkompensieren können hängt erheblich von der konsequenten Ausgestaltung der Energiewendepolitik in den EU-Ländern ab. Nehmen die Regierungen die bestehenden Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz ernst werden mit ziemlicher Sicherheit keine zusätzlichen Pipelinekapazitäten benötigt, weder durch die Ostsee noch durch einen „Südlichen Korridor“.
https://www.boell.de/de/2018/06/11/acht-gruene-gruende-fuer-den-verzicht-auf-nord-stream-iiAnalysen des DIW Berlin zeigen, dass das geplante Pipelineprojekt Nord Stream 2 zur Sicherung der Erdgasversorgung in Deutschland und Europa nicht notwendig ist. Die dem Projekt zugrundeliegenden energiewirtschaftlichen Analysen, insbesondere das EU-Referenzszenario, überschätzen den deutschen und europäischen Erdgasbedarf erheblich. Auf der Angebotsseite ist keine Versorgungslücke für den Fall, dass Nord Stream 2 nicht gebaut wird, zu erkennen. Unterschiedliche Wirtschaftlichkeitsrechnungen legen zudem nahe, dass mit dem Projekt hohe Verluste bis in Milliardenhöhe zu erwarten sind. Ebenso ist unklar, wie stark sich Nord Stream 2 auf Erdgaskunden in Deutschland auswirken würde.
https://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.593458.deEine energiewirtschaftliche Analyse zeigt, dass die geplante zweite Erdgaspipeline Nord Stream 2 zur Sicherung der Erd-gasversorgung in Deutschland und Europa nicht notwen-dig ist. Einerseits ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach Erdgas sowohl in Deutschland als auch in Europa wei-ter sinkt; Erdgas wird bei der Energiewende als Brückentech-nologie nicht mehr benötigt und ist kurzfristig der kosten-günstigeren Kohle und langfristig den erneuerbaren Ener-gien in Verbindung mit Speichertechnologien unterlegen.
Andererseits ist das Angebot an Erdgas bereits heute diver-sifiziert und kann durch zusätzlich frei werdende Flüssig-gaslieferungen noch ergänzt werden. Aufgrund des abseh-baren Rückgangs der europäischen Erdgasförderung wird daher eine teure Großpipeline aus Russland mit der geplan-ten Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter nicht benötigt.
Nord Stream 2 ist kein rentables Investitionsprojekt. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive erscheint es daher höchst fragwürdig. Den Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Projektbetreibers liegen vermutlich unplausibel hohe Annahmen für Erdgasverbrauch und Marktpreise zugrunde.
Allerdings ist die Faktenlage aufgrund mangelnder Trans-parenz der Berechnungen unklar.
Fest steht dagegen, dass die Netzbetreiber der Anschluss-leitungen in Deutschland aufgrund einer übermäßig aus-kömmlichen, regulierten Rendite starke Anreize zum über-mäßigen Leitungsausbau haben und daher Neuprojekte besonders konsequent verfolgt werden. Somit ist davon aus-zugehen, dass ErdgasverbraucherInnen in Deutschland sich an der Finanzierung des Projekts beteiligen müssten.
https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.593445.de/18-27-1.pdfS.7
Im Mai 2018 veröffentlichte die russische Sberbank eine Analyse, der zufolge Gazprom durch den Bau der Pipeline Nord Stream 2 keinen Gewinn erzielen kann. Den Kosten der Pipeline inklusive der Zuführungsleitung aus dem russischen Erdgasnetz in Höhe von 17 Mrd. US-Dollar plus 2,5 Mrd. US-Dollar Fremdfinanzierung stehen die Ersparnisse aus dem umgangenen Transit durch die Ukraine in Höhe von circa 700 Mio. US-Dollar jährlich gegenüber. Zusätzlich wird angenommen, dass die deutsche Anbindungsleitung EUGAL erst nach 2020 fertiggestellt sein wird, der Erdgasabsatz in Europa nicht steigt und die Pipeline zu 60 % ausgelastet ist. Unter diesen Annahmen ergibt sich für das Projekt ein negativer Barwert in Höhe von sechs Mrd. US-Dollar. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Pipeline geopolitischen Interessen dient und Baukonzerne stärken soll, die das heimische Pipelinenetz ausweiten. Mit dem Bau der russischen Zufuhrleitungen für Nord Stream 2 wurde das Bauunternehmen Stroitransgas vom Oligarchen Gennadi Timtschenko beauftragt.[100][99]
Norwegische Ökonomen zeigten in einer Studie aus dem Jahr 2017, dass der Absatz russischen Erdgases in die EU durch den Bau der Pipeline nur geringfügig gesteigert wird. Zwar würde Deutschland mehr Erdgas aus Russland beziehen, gleichzeitig würde der Export nach Mitteleuropa über die Ukraine sinken. Die Forscher schätzen das Projekt als insgesamt unrentabel ein, weil den geringen zusätzlichen Erlösen sehr hohe Baukosten gegenüberstehen.[101][99]
Wikipedia: Nord StreamZudem ist es ziemlich verlogen, ständig auf die ökologischen Aspekte von Fracking Gas (das man gar nicht benötigt) zu verweisen, während die ökologischen Aspekte von Nord Stream überhaupt nicht interessieren.
Was auch wieder einen Beleg für meine obige Aussage darstellt, dass der Sachverhalt einigen Leuten nur als Projektionsfläche dient.
Rund 200 Kilometer nordöstlich von Stralsund haben sich auf der dänischen Insel Bornholm am selben Augusttag einige Befürworter und viele Gegner von Nord Stream 2 versammelt. In der ersten öffentlichen Anhörung in Rönne wettern Umweltschützer gegen den Pipelinebau. Fischer fürchten um die Laichplätze des Dorsches. Die Pipeline soll genau dann verlegt werden, wenn die Fische sich vermehren. Die Umweltschützer sind auch besorgt um die Schweinswale vor Gotland, die durch den Bau vertrieben werden könnten. Auch das Ausbaggern eines Teils des 1200 Kilometer langen Grabens für die Leitung am Meeresboden ist nicht folgenlos. "Dadurch werden jede Menge Sedimente freigesetzt, in denen auch abgelagerter Dünger enthalten ist, der das Wasser verschmutzt", sagt Jochen Lamp vom WWF. Er hat beim Bergamt Stralsund einen Stopp des Pipelinebaus gefordert. Die kleine Behörde ist für die Genehmigung des Großprojektes zuständig; ohne ihr Ja keine Pipeline.
Auch der Nabu kämpft gegen das Projekt: In den Gewässern vor der deutschen Küste sollen gleich fünf Meeresschutzgebiete durchquert werden. Hinzu kommt die Großbaustelle, sie könnte die Meeresvögel in der Pommerschen Bucht stören. Und überhaupt sei alles viel zu wenig untersucht, um die Langzeitfolgen abzuschätzen.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/oekologie-erdgas-durchs-meeresschutzgebiet-1.3757159!ampDas Gaspipeline-Projekt „Nord Stream Pipeline 2“ (NSP2) soll vom russischen Ust-Luga hin nach Deutschland Gas transportieren – und das mindestens 50 Jahre lang. Die Pipeline ist jedoch für die Gasversorgung Deutschlands nicht erforderlich. Durch die fehlende vollständige Auslastung der bereits in Betrieb genommenen „Nord Stream Pipeline 1“ (NSP1) und einer Gasimport- und -speicherkapazität, welche den Gasverbrauch in Deutschland um das Dreifache übersteigt, ist die Versorgungssicherheit mehr als ausreichend gegeben.
[...]
Besonders kritisch für den NABU stellt sich die Durchquerung von fünf Natura-2000-Gebieten in den Küstengewässern und der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in Deutschland dar. Pro Leitungsstrang sollen etwa 100.000 betonummantelte Rohre verlegt werden. Eine Unmasse an Material, das nichts in der marinen Umwelt zu suchen hat. Hinzu kommt, dass eine unausgereifte Betrachtung der kumulativen Wirkungen vorliegt. Umstände, die den Eingriff in sensible und oftmals stark vorgeschädigte Ökosysteme für den NABU unvertretbar erscheinen lassen.
Paradoxon Vogelschutzgebiet: Großbaustelle anstatt Rückzugsrefugium für seltene Arten
Mit jährlich 1,25 Millionen rastenden Meeresvögeln gilt die Pommersche Bucht als eines der zehn wichtigsten Überwinterungsgebiete der Ostsee. Die räumliche Abgrenzung der Vogelschutzgebiete erfolgte insbesondere nach den Anhang-I-Arten der Vogelschutzrichtlinie: Seetaucher, Rothalstaucher, Eis- und Samtenten.
Auch Trauerenten kommen in hohen Dichten im Winter und Frühjahr vor, nutzen das Gebiet aber auch zur Mauser im Sommer. Bis jetzt ist eine generelle Bauzeitenplanung durch die Betreiber angesetzt, die die Bedürfnisse einzelner Vogelarten ignoriert. Der NABU fordert die Nutzung des Schutzgebiets durch die unterschiedlichen Arten fachgerecht zu berücksichtigen und Störungen durch die Bauarbeiten transparent zu bewerten. Alle anderen Vorgehensweisen konterkarieren die eigentlichen Ziele von Schutzgebieten: Ein sicherer Aufenthaltsraum für Arten zu sein.[/quote]
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/lebensraum-meer/gefahren/22857.html55 Milliarden Kubikmeter Erdgas soll die Pipeline Nord Stream 2 pro Jahr von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern mitten durch die Ostsee transportieren. Mit dem Bau wurde im Mai 2018 begonnen. Von Anfang an bewertete der NABU das Projekt kritisch. Denn die Trassenführung durch vier Meeresnaturschutzgebiete führt zu irreparablen Schäden der empfindlichen Meeresumwelt der Ostsee.
Nachdem das Bergamt Stralsund Anfang 2018 per Planfeststellungsbeschluss den Bau der Pipeline in den Küstengewässern genehmigte, prüfte der NABU mit Hilfe eigener Fachgutachten die Möglichkeiten der Verbandsklage. Am 2. März 2018 hat der NABU Klage gegen die Genehmigung zum Bau der Gaspipeline am zuständigen Oberverwaltungsgericht Greifswald eingereicht. Der NABU befürchtet erhebliche Umweltauswirkungen in mehreren FFH- und Vogelschutzgebieten. Die Klage begründet sich darüber hinaus auch durch eine Reihe von Verfahrensfehlern.
[...]
Der NABU und der WWF wandten sich im Januar 2018 in einem Offenen Brief an die Fraktionsspitzen der CDU/CSU und SDP und forderten sie auf, sich gegen Nord Stream 2 auszusprechen. Fast 4.000 Menschen unterzeichneten unseren Brief!
Auch Politiker der CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen des Bundestages und des EU-Parlamentes appellierten in einem gemeinsamen Brief an die Bundesregierung, die Entscheidung zu Nord Stream 2 in europäische Hand zu legen.
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/lebensraum-meer/gefahren/23740.htmlIm Mai 2018 landeten bei Bauarbeiten zu Nord Stream 2 an Stränden des Greifswalder Boddens verklumpte Stücke von Schmierfett an. Ein Nord-Stream-Sprecher betonte, es sei nicht nachgewiesen, dass das Schmierfett von einem Baggerschiff der Nord-Stream-Baustelle stamme, es gebe aber „den starken Verdacht“. Nord Stream sagte zu, die Strände zu reinigen. Das Fett trat in Form von tausenden, rosa schimmernden Fettpartikeln von klebriger, kaugummiartiger Konsistenz auf und belastet die Natur. Nord Stream erklärte, die Substanz sei ungefährlich und auf natürliche Weise abbaubar. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hingegen warnte vor Auswirkungen des Stoffes auf das marine Ökosystem; beispielsweise könnten Seevögel die Fettklumpen fressen. Das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern warnte Strandbesucher vor Hautkontakt mit der Substanz.[102] Der NABU kritisierte, dass die Aufräumarbeiten nicht energisch genug anlaufen würden; das Fett sei wegen der Untätigkeit inzwischen so klein gerieben, dass man nur noch hunderte Meter Strand mit der Schippe abtragen könne. Das Technische Hilfswerk wurde eingesetzt, Nordstream sagte Hilfe zu, von der laut NABU aber nichts zu sehen war.[102]
Im relativ flachen Wasser des Greifswalder Boddens müssen die Rohre auf den ersten 50 Kilometern eingegraben werden. Bei den dafür notwendigen Baggerarbeiten auf dem Meeresboden wird das Mineral Phosphorit freigesetzt.[103]
Wikipedia: Nord StreamNeue fossile Infrastruktur widerspricht den Zielen des Pariser Klimaabkommens
Für die Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau muss die Weltwirtschaft bis Mitte des Jahrhunderts nahezu vollständig dekarbonisiert werden. Gaspipelines sind für eine Betriebsdauer von 40-50 Jahren ausgelegt. Mit dem Bau entstünden zusätzliche ökonomische Anreize, diese Infrastruktur auch zu nutzen.
Dieser so genannte „Lock-in-Effekt“ verzögert die notwendige Energiewende, weil er Wirtschaftsakteure zu einem gewissen Grad an die Amortisation der Pipeline für den klimaschädlichen fossilen Energieträger Erdgas bindet. Investitionen sollten stattdessen in zukunftsfähige Energieversorgungslösungen und Effizienz fließen.
https://www.boell.de/de/2018/06/11/acht-gruene-gruende-fuer-den-verzicht-auf-nord-stream-iiDie geplante zweite Ostseepipeline ist zur Sicherung der Erd-gasversorgung in Deutschland und Europa nicht notwendig.
Vielmehr ist zu befürchten, dass ihr Bau die Energiewende zu einer vollständigen Dekarbonisierung des Wirtschafts-systems in Deutschland und Europa behindert.
https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.593445.de/18-27-1.pdfS.7
Würde man sich also auch nur im Geringsten für die Ökologie und die Wirtschaftlichkeit dieses Projekts interessieren - und nicht nur für "Die USA sind scheiße!!!" - dann würde man sicher nicht Nord Stream 2 bejubeln.
sören42 schrieb:In erster Linie aber haben die Gas-Transitländer alle Druckmittel, die Preise für die Durchleitung zu diktieren - oder aber etwas abzuzweigen. Es ist ja nicht so, als sei das in der Vergangenheit nicht bereits geschehen:
Wir wissen es langsam, du wiederholst es ja in jedem Beitrag.
Im Plural zu sprechen bei "Transitland" ist dennoch ein wenig...ja, falsch...solange du immer nur den Wiki-Artikel verlinkst, der sich mit dem Russland-Ukraine-Streit befasst, wo auch noch aufgeführt ist, das Polen ganz genauso weniger Gas bekam.
Die baltischen Staaten scheinen dich dabei ja genauso wenig zu interessieren...na ja, wen wundert's?
sören42 schrieb:Auch der Markt der deutschen Energieversorgungsunternehmen sind oligopolistisch geprägt
Es geht um den Export und dass Russland Gazprom für ihre Außenpolitik nutzt, wie belegt.
Ich weiß nicht, wie ich das noch deutlicher machen soll, wenn Fett-Markieren nichts nutzt.
Ob Gazprom innerhalb von Russland ein Monopol besitzt, ist für dieses Thema hier erstmal vollkommen irrelevant.
Deshalb ist der Vergleich völlig untauglich...er ist auch noch aus anderen Gründen völlig untauglich, aber das ist der Hauptgrund.
sören42 schrieb:Eine Privatisierung der einst staatlichen Betriebe wie E.ON, RWE usw. ("Liberalisierung des Energiemarkts") findet erst seit 1998, auf Betreiben der EU hin, statt.
Ja, und?
sören42 schrieb:Ja, aber die Vereinigten Staaten wünschen, dass es über Drittländer kommt, auf die sie Einfluss nehmen können und die das Gas durch die Durchleitungsgebühren teurer machen und/oder die Versorgungssicherheit gefährden, damit sie einen Absatzmarkt für ihr eigenes Gas (liquified natural gas, LNG) erschließen,
Da du die Vorwürfe an Russland hier jetzt einfach 1:1 zurückgibst und die ja in diesem Thread schon mehrfach belegt sind - nicht nur durch die subjektiven Sicherheitsinteressen osteuropäischer Länder - hätte ich gerne belastbare Belege dafür, dass die USA da genauso agiert und dass man quasi Einfluss auf Europa - um nicht zu sagen "Erpressung" - vornehmen möchte.
Belastbare Belege sind nicht die vermeintliche Logik eines Krimiusers bei Allmy oder die Aussagen des Kremls.