cejar schrieb:SPDler hier in Hamburg
Ach gestern vergessen, die SPD Hamburg hat ja auch nicht so ein Russland-Problem wie die SPD Niedersachsen und die SPD Mecklenburg-Vorpommern. Ich würde halt gerne schon auch noch ein bischen mehr wissen darüber, weshalb insbesondere diese beiden Landesverbände solch eine Russland-Affinität hatten. Das war ja auch ein Mit-Grund dafür, warum dann Heiko Maas (aus dem Saarland) und nicht mehr Sigmar Gabriel Außenminister wurde. Und wer war immer vorneweg dabei, gegen Heiko Maas zu schießen? Manuela Schwesig und Stephan Weil.
Dabei waren es Schwesig, Weil und Parteivize Ralf Stegner gewesen, die Ende April in einer Präsidiumssitzung hart mit dem eigenen Ministers und seinem Umgang mit Moskau ins Gericht gingen. Maas hatte den Russen vorgehalten, sie verhielten sich „zunehmend feindselig“ gegenüber dem Westen, und nach dem Skripal-Giftgasangriff in Großbritannien russische Diplomaten ausgewiesen.
Die Kritiker monierten, die neue Regierung betone das Interesse an Dialog mit Russland zu wenig. Maas sei zu skeptisch. Zudem habe die SPD immer die Verständigung mit Russland gesucht, hieß es mit Hinweis auf die Ostpolitik Willy Brandts, die eine Traditionssäule der Partei ist.
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/politik/heiko-maas-stellte-sich-der-kritik-an-seiner-russlandpolitik-5522806.htmlOk, das wurde in der SPD dann immer gepattext. Und immer wieder Willy Brandt. Der arme Willy Brandt. Ok, als Schwesig im April noch mal den Willy brachte, bekam sie ja dann ordentlich Spott ab
SpoilerSchwesig vergleicht sich mit Brandt – und wird verspottet
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/manuela-schwesig-vergleicht-sich-mit-willy-brandt-und-wird-verspottet-a-75b28ace-a311-49a4-9b29-2ad22cf975ed .
Und noch mal kurz zu Frau Fahimi, nur als Beispiel. Ich habe doch nichts gegen sie und sie ließ sich m. W. auch nicht finanziell vom Kreml einspannen. Aber Maybrit Illners Einwurf ("Sie sind, Frau Fahimi, Sie sind in Niedersachsen politisch zu Hause?") kam ja nicht aus dem Nirgendwo. Und ihre grimmige Antwort ("Jetzt verbinden sie mich nicht mit Gerhard Schröder, habe ich gar nichts mit zu tun") zeigt doch auch die Sprachlosigkeit der niedersächsischen SPD zum Thema, welches über Schröder hinausgeht. Das "gar nicht" stimmt ja nicht so ganz. Es war Frau Fahimi, die 2017 Schröder in den Wahlkampf einführte
Spoiler30. August 2017: Yasmin Fahimi im Gespräch mit Gerhard Schröder, Bundeskanzler a.D.
Quelle: https://spd-region-hannover.de/meldungen/yasmin-fahimi-im-gespraech-mit-gerhard-schroeder-bundeskanzler-a-d . Im Rathaus der Landeshauptstadt. Und was redeten Frau Fahimi und Herr Schröder so?
Geschickt bediente Moskau fortan die Kanäle in die deutsche Sozialdemokratie, um sich in ein besseres Licht zu rücken. Im Herbst 2017 stand die niedersächsische SPD erneut vor wichtigen Wahlen. Und wieder nutzte man den altbewährten Moskau-Draht. Die hannoversche SPD-Politikerin und heutige DGB-Präsidentin Yasmin Fahimi erörtert im Wahlkampf mit Altkanzler Gerhard Schröder im Rathaus der Landeshauptstadt die Weltlage.
Und Schröder ging in die Vollen: Demnach führe die USA durch die Isolation der russischen Föderation einen „Wirtschaftskrieg“ gegen Deutschland.
Seinerzeit wandte sich der SPD-Patriarch gegen die zweiprozentigen Aufrüstungspläne der Union für die Bundeswehr. Schröder warnte vor einer neuen „Aufrüstungsspirale“. Zugleich stellte er in Frage, dass „irgendjemand im Osten“ eine aggressive Außenpolitik betreibe. Fahimi pflichtete dem Interviewpartner bei und nannte das Zwei-Prozent-Ziel „totalen Wahnsinn“.
Quelle:
https://www.focus.de/politik/deutschland/russland-und-die-sozialdemokratie-die-putin-versteher-der-spd-alle-wollten-das-unheil-trotz-signale-nicht-kommen-sehen_id_80728032.htmlAxel Spilckers Kommentar zur dringenden Bitte, Gerhard möge doch jetzt endlich mal Abbitte leisten, mag etwas polemisch sein, ist aber auch nicht unberechtigt:
SpoilerDie Unterschriften listen das Who is Who der deutschen Sozialdemokratie auf. Neben den Partei-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil haben acht SPD-Granden den Hannoveraner Patriarchen angezählt. Das Papier, kurz nach dem Einfall der russischen Armee in der Ukraine verfasst, erinnert an enttäuschte Schüler, die ihrem Lehrer im Nachhinein die Leviten lesen. So als seien sie wie Lemminge blind ihrem Anführer bis in den Abgrund gefolgt.
Quelle: https://www.focus.de/politik/deutschland/russland-und-die-sozialdemokratie-die-putin-versteher-der-spd-alle-wollten-das-unheil-trotz-signale-nicht-kommen-sehen_id_80728032.html .
Und Gerhards Frage, also bitte, wer glaubt denn, dass „irgendjemand im Osten“ eine aggressive Außenpolitik betreibe (2017), das ist Kreml-Sprech. Das hat dann auch mit diesen Beiträgen zu tun:
Beitrag von sacredheart (Seite 284)Beitrag von Fellatix (Seite 284)Als bezahlter Kreml-Lobbyist Kreml-Sprech zu bedienen ist das eine, dies auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung zu tun das andere.
Ist ja auch nur eine Definitionsfrage, für den Kreml-Sprech. Noch im Dezember 2021 sagte Putins Pressesprecher Peskow, Russland hatte noch nie einen Plan, irgendjemand anzugreifen. Und im März und April sagte Außen Lawrov auch gerne, also wir haben die Ukraine doch gar nicht angegriffen, die Initiative ging nicht von uns aus. Solch Kreml-Sprech ist also so unschuldig nicht.
Und ja, wie auch das Minderheitenvotum im SPD-Geschichtsforum, mit teils sehr heftigen und womöglich unfairen (aber auch solche Wortwahl dreier Historiker kommt ja nicht aus dem Nirgendwo) Worten:
In unserer Partei, der SPD, scheinen manche Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die Trümmer ihrer Ostpolitik mehr zu bekümmern, als die Trümmerlandschaften, die Putins Bomben in der Ukraine modellieren
Quelle:
https://geschichtsforum.spd.de/fileadmin/geschichtsforum/Minderheitenvotum_ResolutionUkraineMaerz22.pdfdenke ich auch, das sollte und müsste ordentlich aufgearbeitet werden.
Nur hört man aus der SPD dazu wenig bis gar nichts.