sacredheart schrieb:Mit Deiner Frage drehst Du meine Haltung komplett um.
Also willst du investieren, aber keine neuen Schulden aufnehmen und nicht die Steuern erhöhen.
Wie soll das gehen?
sacredheart schrieb:Gleichzeitig bin ich sehr für staatlichen Geiz.
Was soll das sein? Ich mein, all die typischen Fälle von Steuergeldverschwendung sind nichts vergleich zum Volumen der hinterzogenen Steuern. Wie wäre es wenn man hier Schlupflöcher schließt und bestehende Gesetze anwendet um diese Straftaten zu unterbinden?
Auch so eine Sache, die von Union und FDP gerne blockiert wird. Ebenso wie mehr Lobbytransparenz.
Das die Union sowas bekämpft ist klar, die haben Korruption zum Geschäftsmodell gemacht und wollen damit weiterhin durchkommen.
Aber die FDP spricht doch immer von freien Märkten, aber wenn es um Lobbyismus geht, was offensichtliche Marktverzerrung ist, die zumindest Transparent sein sollte, dann verteidigt die FDP doch lieber die eigene Brieftasche und die eigenen Lobbykontakte.
Ist Marktliberalismus so verkommen, oder war er schon immer so?
Ich denke Zweiteres. Als Reagan die von Carter installierten Solarzellen vom Weißen Haus entfernen ließ tat er das auf Geheiß der Ölindustrie im Namen des freien Marktes. Der Neoliberalismus war die moralische und intellektuelle Bankrotterklärung des späten 20. Jahrhunderts.
Die "Entfesselung" des Marktes und des Kapitals, ist nichts anderes als die Entfesselung von Gier und Korruption, die am Fundament der Gesellschaft nagen bis es nachgibt.
sacredheart schrieb:Natürlich sind die Krawattenarmeen der Bundeswehr (McKinsey) nur eines von unzähligen Symptomen eines Niedergangs von Finanzdisziplin.
Ich würde nicht sagen, dass das der Niedergang der Finanzdisziplin ist, sondern ihr natürlicher verlauf.
McKinsey und Co. haben schließlich auch schon die Wiedervereinigung gewuppt.
sacredheart schrieb:Erst wenn man 10.000e von Schwachsinnsfinanzierungen hinterfragt, kommt am Ende freies Kapital raus, das zur Investition Sinn macht.
Was soll den "freies Kapital" sein, und wo kommt es raus? Und warum macht es mehr Sinn "freies Kapital" zu investieren als anderes Kapital?
Das klingt irgendwie alles ausgedacht. Oder gibt es da irgendeine Strömung oder irgendwelche Denker auf die du dich beziehst?
sacredheart schrieb:Dann kommt am Ende eine Summe raus, die mehr Steuern und mehr Neuverschuldung überflüssig machen.
Das glaubt absolut niemand.
sacredheart schrieb:Wir dürfen nicht die Investitionsmöglichkeiten von Nachfolgegenerationen abschöpfen.
Das tun wir nicht. Durch Investitionen jetzt schaffen wir die wirtschaftliche Basis für zukünftigen Wohlstand und zukünftige Investitionen.
Dieser Gedanke, dass Geld, dass wir jetzt investieren künftigen Generationen fehlen wird, ist völlig absurd und zeugt nur davon, dass du nicht verstehst worum es hier überhaupt geht.
sacredheart schrieb:Und steuwrlich halte ich es für bekloppt.jeden Gutverdiener weiter so zu schröpfen, dass er am Ende vielleicht doch in irgendeinem Transfer landet.
Die Vermögensverteilung in Deutschland kennt seit Jahrzehnten nur eine Richtung: Umverteilung von unten nach oben.
Findest du reiche Menschen wurden in den 60er und 70ern Jahren unfair behandelt in Deutschland? Wenn nicht, warum sollten wir nicht zurück zu solchen Verteilungszuständen?
Ich mein, hier guck, das ist die Vermögensverteilung in Deutschland:
Und du machst dir ernsthaft Sorgen darüber, dass diese Gruppe mit einem Gesamtvermögen von über 45 Billionen € bald auf Sozialleistungen angewiesen könnte, wenn man ihre Steuern ein bisschen erhöht?
Das ist doch lächerlich.
Es wird immer so getan als "reich" sein etwas das jeder erreichen kann, wenn man nur har genug arbeitet.
Aber die Art von Reichtum um die es hier geht hat mit Arbeit überhaupt nichts zu tun. Selbst man 1000 Jahre für ein Millionengehalt arbeitet kann man sich solchen Reichtum nicht erarbeiten.
Dieser Reichtum entsteht einzig und allein dadurch, dass es möglich ist für Privatpersonen Wertschöpfungsketten anteilig zu besitzen, sodass die Wertschöpfung die Andere erarbeiten direkt in ihre Tasche wandert.
Diese riesigen Mengen Kapital kommen mit politischen Einfluss, wirken marktverzerrend, demokratiezersetzend und oligarchisierend.
Und sobald man fordert, dass man an diesen Zuständen etwas ändern muss kommen aus allen Löchern irgendwelche Labersäcke gekrochen, die so tun als würde es der hart arbeitenden Bevölkerung an den Kragen gehen.
Warum? Warum gibt es so viele Menschen, die sich für die mehr Privilegien für Superreiche einsetzen? Warum gibt es eine ganze Partei die nichts anderes macht als die Interessen der Superreichen der normalen Bevölkerung schmackhaft zu machen?
Reden die sich alle ein, dass sie selbst einmal so reich sein könnten? Oder geht es um Missgunst gegenüber solchen die sozial schlechter gestellt sind? Solidarisiert man sich als unsicherer Moderater lieber mit den Ausbeutern als den Ausgebeuteten um sich somit zumindest theoretisch auf der Siegerseite zu verorten?
Oder glaubt man nach 40 jährig anhaltendem Beweis des Gegenteils immer noch an die Mär von Trickle Down?
Ich versteh es nicht und keiner von euch hier bezieht sich auf irgendwen. Niemand hier beruft sich auf irgendwelche Theorieschulen, Ökonomen oder Daten. Alles was kommt klingt wie frei erfundenes Geschwurbel, ohne jegliches Verständnis des Themas, aber voll ideologisiert. So ein Bodensatz an neoliberalen Plattitüden, aber gleichzeitig will man sich nicht neoliberal nennen, denn dann müsste man ja das völlige Versagen neoliberaler Politik und den dahinter liegenden Annahmen und Thesen erklären.
Derartige Unterwürfigkeit gegenüber einem System ist mir suspekt, wirkt für mich wie Stockholmsyndrom, gepaart mit der absoluten Unfähigkeit sich alternativen zum Status Quo vorzustellen.