FrankD schrieb:OK, wäre das auch so wenn ein "biodeutscher" Spieler wie Manuel Neuer mit einem deutschen Faschisten wie Gauland posieren würde, mit Trikpt-Übergabe?
Da wäre doch hier dieKacke am dampfen und die, die jetzt das Foto relativieren und verteidigen würden ihren Geifer spucken.
Den Unterschied, ob man sich mit Gauland oder Erdogan ablichten lässt, hat Dir schon jemand anders erklärt.
Dazu kommt, dass Ötil nicht nur für ein falsches politisches Signal kritisiert wurde, sondern dass ihm gleich das Deutsch-Sein, die Integration, die Fähigkeit für Deutschland Fußball zu spielen aberkannt wurde. Diese rassistischen Reaktionen sind es, die ihn zum Rücktritt bewegt haben - nicht die Kritik an seinem mangelnden politischen Bewusstsein.
karinca schrieb:Menschen der Oberklasse und die Türken eure Sklaven? Wer sich integrieren will muss seine Identität nicht zwingend aufgeben.
Es reicht völlig aus, wenn man die Landessprache spricht, sich an die Gesetze hält, arbeitet und steuern zahlt.
Das werden leider viele niemals verstehen.
vincent schrieb:Ist das Treffen dennoch saublöd gewesen. Meiner Meinung nach absolut. Sollte man Özil dafür kritisieren. Ja, denn er muss als Profi sich der Wirkung bewusst sein, auch wenn von ihm die Intention nicht ausgeht. Jeder der was von der Rechtsstaatlichkeit hat, sollte Erdogan zum Teufel jagen. Sollte.. es nicht zu tun, heißt aber erst einmal, möglicherweise dumm, naiv, opportunistisch, geldgeil oder einfach ein Arschloch zu sein. Es heißt nicht zwangsläufig, von Erdogans Linie überzeugt zu sein.
Erstens das, zweitens muss es nicht ein Signal sein, dass er nur wegen der Kohle Deutscher ist.
vincent schrieb:Kein Mensch würde auf die Idee kommen, Mathäus, Beckenbauer die deutsche Identität abzusprechen. Keiner würde daherkommen und davon faseln, wie undeutsch Neuer doch ist, weil er sich mit Gauland ablichten ließ. Man würde sie lediglich wegen ihrer Positionierung angehen, niemals aber wegen ihrer Identität.
... und man würde sie vermutlich nicht aus der Nationalmannschaft werfen wollen.
kofi schrieb:Am persönlichen Verhalten von Özil kann es natürlich nicht liegen, dass an Gündogan der (rassistische) Kelch schon längst vorbei gezogen zu sein scheint. Während sich schon wieder am heutigen Tag irgendwelche Leute öffentlich zum Thema Özil äußern.
Ist ja auch nicht so, dass "Deutscher" oder jemanden "Deutschen" oder "Alman" zu nennen eine grobe Beleidigung darstellen kann.
Deswegen gibt es ja grade nicht den Begriff "Hausmigrant" oder "Onkel Tom".
Willst du ehrlich aus Özil in seiner türkischstämmigen Community einen verrufenen "Hausmigranten" machen? Deutscher Pass und spielen in der dtsch. Nationalelf ist aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Aber mit Gewalt ihm jetzt den Stempel Deutscher aufdrücken zu wollen, obwohl du ganz genau weißt, wie das unter Umständen in der türkischstämmigen Gemeinde interpretiert wird?
Vermutlich hast du selbst mittlerweile zu lange unter und mit Deutschen abgehangen, dass du die eigene Logik und Welt der diversen migrantischen communities vergessen hast oder ignorierst.
Das deutsch-sein kommt aus sich selbst heraus durch den Einzelnen. Im Jahr 2018, in einem multikulturellen Deutschland, sind viele Deutsche dem Thema gegenüber aufgeschlossener. Und daran sollte man anknüpfen.
Das Problem scheint zu sein, dass Du dem Thema gegenüber nicht aufgeschlossen genug bist. Kein Migrant, den ich kenne, bewegt sich in "der Community", es gibt auch unter türkischen Migranten ganz unterschiedliche Gruppen und auch solche, die damit gar nichts zu tun haben - obwohl sie auch ihre türkische Herkunft nicht verleugnen und die Kultur gerne leben.
Alleine dass Du
@vincent schreibst, er habe "zu lange mit Deutschen abgehangen"... Liest Du selbst eigentlich mal, was Du so von Dir gibst?
Die ganze Debatte dret sich nämlich darum, wie man "deutsch" überhaupt definiert und ob das ein Ausschlusskriterium ist, das keine anderen kulturellen Eigenschaften zulässt, ob das eine Frage der Staatsbürgerschaft, unabhängig der überwiegend gelebten Kultur ist und/oder wie sich dass dann auszudrücken hat: muss man die Hymne mitsingen, muss man seine politische Meinung an der tolerantesten Bevölkerungsgruppe ausrichten oder der patriotischsten, kann man einen Erdogan als Staatsoberhaupt des Herkuftslandes respektieren?
kofi schrieb:Ich sehe eher in der deutschen Debatte das Problem, dass die einen mit Gewalt ihm das deutsch sein absprechen wollen und die anderen mit Gewalt ihm den Stempel Deutscher aufdrücken wollen.
Das Problem sind nicht die, die ihn als Deutschen akzeptieren, sondern die, die ihm das absprechen.
Als deutscher Staatbürger ist er für die einen Deutscher, selbst wenn er zwei Staatsbürgerschaften hätte. Da wird nichts mit Gewalt gestempelt, sondern der kleinste gemeinsame Nenner anerkannt.
Für die anderen ist er nur Deutscher, wenn er sich von seiner "Community", wie Du es nennst, abwendet, sich mehrheitlich der deutschen Kultur zuwendet, auch alle modernen gesellschaftlichen Entwicklungen adaptiert und die Kultur als besser als die andere wertet, als die beste auf der Erde überhaupt. Oder kurz: Für die anderen ist nur Deutscher (und würdig, in der Nationalmannschaft zu spielen), wer ein echter Patriot ist.
Nun entscheide, wer da einen Stempel aufdrücken möchte.
Doors schrieb:Bislang ging ich davon aus, dass Fussballspieler nicht anders gaieren wie Nutten, Söldner oder Auftragskiller und andere gemässigt sympathische Zeitgenossen:
Ich kicke/ficke/kille für den, der mich dafür besser bezahlt als ein anderer.
Hätte ich Dir nicht zugetraut, dass Du Prostituierte mit Auftragskillern in einen Topf wirfst, und Fußballspieler gleich hinterher.
Im Gegensatz zu Killern tun Prostituierte und Fußballspieler nichts, was anderen schadet, wenn sie wie alle anderen arbeitenden Menschen ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten einsetzen, um Geld zu verdienen. Und genauso wie andere nehmen manche den besser bezahlten Job, andere den, wo sie mehr Spaß haben, dritte den, wo sie mehr Sicherheit haben.
Die Sorte Zynismus kann ich nicht lustig finden, denn der geht vor allem auf Kosten von Prostituierten, die damit immer wieder kriminalisiert werden.
kofi schrieb:Mein Fazit jedenfalls: Deutsch-Türken sollten dazu ermuntert werden, in D zu spielen. Sie sollten, bei Bedarf, unterstützt und begleitet werden.
Warum können sie sich denn nicht einfach selbst entscheiden, wo sie für wen spielen wollen?
Deutschstämmige Fußballer spielen reihenweise im Ausland, die Vereine verkaufen sie sogar gerne für gutes Geld. Niemand würde bei ihnen darum die Nationalität in Frage stellen.
kofi schrieb:Ja, warum auch nicht? Was ist gegen zwei Identitäten einzuwenden?!
Das entscheidet der Einzelne selbstständig für sich selbst.
Das wiederspricht allem, was Du sonst geschrieben hast.
NeonMouse schrieb:Mir stinkt eher dass die lieben türkischen Freunde die Spieler haben wollen in die wir hier investiert haben XD
Daran verdienen die Vereine, die sie abgeben, aber zum Teil sehr gut.
strassenabitur schrieb: Guckt euch die Grosstädte an, also Deutsch ist langsam die Ausnahme der Prägung des Strassenbildes, der Geschäfte.
Nur bis zur Gentrifizierung. Habe ich gerade in Kreuzberg beobachten können, wo in dem Block Manteuffelstraße, Waldemarstraße, Lausitzer Platz kaum noch was von den türkischen Geschäften übrig ist.
Fedaykin schrieb:Na dann ist eben Beliebigkeit Realität.
Was ist denn daran beliebig, wenn man aus zwei oder drei Kulturen das lebt, was einem am meisten zusagt?
Fedaykin schrieb:Die Frage ist wie du in Argentinien lebst. Oder ob du dich abschottest in ein Deutsches Viertel, nur Deutsch
Die andere Frage ist, ob man sich selbst abschottet, oder abgeschottet wird.
Fedaykin schrieb:Es geht doch nicht umso was wie Herzgefühl, es geht um viel Grundsätzliches
Es wird aber verlangt, dass die Nationalität mit Herzgefühl einher zu gehen hat. Hymne singen, demokratische Werte aus allen Poren ausschwitzen, politisch kritisierte Menschen nicht treffen... ein Nationalmannschafts-Spieler hat Patriot zu sein. Verlangt die BILD und alle, die sich der Kampagne gegen Özil angeschlossen haben.