shionoro schrieb:30. Ich denke schon, dass früher zu der zeit, wo meine eltern jung waren, doch deutlich mehr orientierung da war.
Dann werden deine Eltern etwa 50 - 60 sein. Die sind vor 40/50 Jahren zur Schule gegangen, also ist dein früher grob irgendwo in den 70igern. Damals gab es im Osten noch die DDR und im Westen waren die Nachwehen der Studentenproteste.
Sicher waren damals bestimmte Dinge einfacher als heute, damals hat man noch einen Beruf gelernt, den man in der Regel bis zum Lebensende auch beibehielt. Dafür waren andere Sachen schwieriger. Ob man das so sinnvoll vergleichen kann? Ich selbst bin knapp 40, da kann ich selbst auch nur auf diese Zeit historisch schauen.
shionoro schrieb:Heute haben die millenials und gerade generation z so viele ängste bezüglich dingen wie studienwahl, wo sie abbleiben, ob sie hieraten sollen, ob sie alles richtig machen, dass es viele von ihnen stark schädigt.
Das hört sich für mich sehr stark nach Luxusproblemen an. Sind die Abiturienten die nicht wissen, was sie studieren sollen, wirklich das dringlichste Bildungsproblem in Deutschland? Oder die Frage ob und wann man heiratet? Gehört das hier in den Thread?
shionoro schrieb:Dass man einfach zufrieden ist, wenn die familie+der job einigermaßen klappen, das ist seltener als vorher. Meine Eltern hatten diese Problem nicht.
Ist auch nicht so, dass das immer alles toll war mit dem Job und der Familie.
shionoro schrieb:Dafür brauchten die keinen Traumjob, sondern eine gute, sichere stelle, die genug geld gemacht hat. Das wars.
Tja, aber da hapert es doch. Ich habe selbst Ingenieure erlebt, die von ihrem Gehalt keine Familie ernähren können. Eine Stelle die sicher ist und mit der man eine Familie ernähren kann? Such die heute mal.
shionoro schrieb:Bei mir war das mantra 'mach was dir spaß macht und leb dich aus', bei ihnen nicht.
Ich bin nicht viel älter als du, aber das war kein Mantra zu meiner Zeit. Und ist es auch für die heutigen Schüler nicht, gerade die Generation Corona wird da völlig anders aufwachsen.
shionoro schrieb:Aber wenn wir eine klasse voller Kindern mit vielen sozialen problemen und ängsten die namen aller sukkulenten beibringen anstatt uns ihrer eigentlich probleme zu stellen, und sie stattdessen zur Ruhe bitten und ihnen unnützes wissen reinpauken, dann ist das verwahrlosung.
Nein. Die primäre Aufgabe des Lehrers ist doch nicht die Psychotherapie und auch nicht die soziale Arbeit. Natürlich ist das Teil ihrer Aufgaben, aber ihre Hauptaufgabe ist das Unterrichten.
Meine größte Tochter hat zum Beispiel ein Problem mit Ängsten, das sollte der Lehrer wissen und ggf. berücksichtigen. Aber er soll das Problem nicht lösen, dass ist die Aufgabe der Eltern oder wenn das nicht reicht, von ausgebildeten Profis. Und das ist immer noch keine Verwahrlosung.
Im Gegenteil ich würde es als ungerechtfertigte Einmischung wahrnehmen, wenn da ein Lehrer versucht die Ängste meine Tochter zu behandeln. Nicht sein Job.
shionoro schrieb:So nach dem Motto 'ob in der klasse gemobbt wird ist mir egal, hauptsache die klausur fiel gut aus'. Das meine ich damit.
Wenn das ein gravierendes Problem ist in der Klasse, kann das da gerne mal (!) thematisiert werden. Für eine vernünftige Lernatmosphäre zu sorgen ist natürlich Aufgabe des Lehrers, das ist Grundvoraussetzung. Schafft er das nicht, ist er leider falsch in seinem Beruf.
shionoro schrieb:Ich habe das oft beobachten können, wie verhaltensauffällige schüler halt durch das system durchgebracht worden sind, solange eben die note gestimmt hat.
Nochmal: die Schule ist keine Psychiatrie. Verhaltensauffälligkeiten können nicht von Lehrern behandelt werden und sollten es auch nicht. Das kann Berücksichtigung finden, aber mehr auch nicht.
shionoro schrieb:Wie es dem schüler geht und ob der wirklich was mitnimmt, ist eine frage die weniger wichtig ist, als 'mach halt dein abi und dann bist du von der schule runter'
Klar, kann man doof finden, dass der Abschluss nun mal das primäre Ziel der Veranstaltung Schule ist. Ist aber so. Ohne Abschluss sehen die Berufschancen nun mal beschissen aus, drum legen auch Eltern aller größten Wert auf genau diesen Punkt.
shionoro schrieb:Aber was ist das letztendliche ziel davon, Menschen Dinge beizubringen, die ihnen in ihrem Leben niemals, auch nicht philosophisch, nutzen werden?
Lernen zu lernen und eben auch die von
@Seidenraupe gepriesene Frustrationstoleranz. Man muss im Leben viel blödsinnige Arbeit machen, das auszuhalten muss man auch lernen.
shionoro schrieb:Das mit dem 'das lernen lernen' könnte man ja eigentlich wesentlich besser tun mit dingen, die die schüler interessieren.
Was den einen interessiert, interessiert aber den anderen nicht. Da würde ich nicht mal bei meinen eigenen Kindern auf einen Nenner kommen, geschweige denn bei 20+ Schülern. Außerdem soll da ja vielleicht auch das Interesse für das ein oder andere überhaupt erst geweckt werden.
Ich konnte vor kurzem erst eine meiner Töchter für die Primfaktorenzerlegung in der Mathematik begeistern, hätte man so wohl auch nicht erwartet.
shionoro schrieb:Mit dem Periodensystem wird keiner chemiker. Und mit auswendiglernen von geschichte lernst du nicht ihre zusammenhänge, wenn du nicht von dir selbst heraus interesse daran entwickelst.
Aber dieses 'entwickeln von interesse' wird, entgegen der behauptung, von der schule gar nicht vorangetrieben.
Sorry aber dann sind es schlechte Lehrer und eine schlechte Schule. Das erlebe ich bei meinen Kindern vollkommen anders.
shionoro schrieb:Die Schule zwingt dich ja, dinge zu tun, die deinem interesse nicht entsprechen und freut sich bei den paar kindern, die dann doch merken, dass das 'ganz interessant' war. Aber ob da etwas anderes nicht viel interessanter oder nutzbringender wäre, darüber reden wir meist nicht.
Nö. Manchmal muss man eben auch etwas lernen, was einen nicht die Bohne interessiert. Das gilt nicht nur in der Schule, sondern auch im Studium, im Beruf und im Leben.