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Fachkräftemangel in Deutschland?

897 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Beruf, Soziales ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fachkräftemangel in Deutschland?

14.07.2022 um 17:32
Nö war niemals eine Unterbrechung drin. Leiharbeiter dürfen ja auch nur an wechselnden Arbeitsplätzen eingesetzt werden soweit ich weiß, feste Arbeitsplätze dürfen ja gar nicht mit Leiharbeit besetzt werden. Aber Hauptsache rumheulen vonwegen Fachkräftemangel. Will gar nicht wissen wieviele ausgebildete Fachkräfte gerade in Leiharbeit eingesetzt werden.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

14.07.2022 um 17:59
@TimCook

Dann geh mal zur Gewerkschaft oder dem Betriebsrat, da kannst du eventuell auch noch rückwirkend Geld rausholen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

14.07.2022 um 23:01
Zitat von TimCookTimCook schrieb:Jap, immer das selbe Unternehmen in immer der selben Position. Dachte auch immer da gäbe es eine 18-Monats Regelung aber die interessiert hier wohl keinen.
Kenne ich auch solche Fälle.
Zitat von TimCookTimCook schrieb:feste Arbeitsplätze dürfen ja gar nicht mit Leiharbeit besetzt werden.
Das wäre mir neu. Bei uns gibt es nur feste Arbeitsplätze und die werden seit Jahr und Tag mit Leiharbeitern besetzt.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Dann geh mal zur Gewerkschaft oder dem Betriebsrat, da kannst du eventuell auch noch rückwirkend Geld rausholen.
Unterschreibt man da nicht das eigene berufliche todesurteil? Ein guter Betriebsrat wird aus eigener Motivation heraus die Leiharbeiter im Betrieb im Blick haben. Wer will denn einen Leiharbeiter fest einstellen, der gleich mit Betriebsrat und Gewerkschaft um die Ecke kam. Recht haben ist das eine , Recht bekommen das andere.


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15.07.2022 um 06:35
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Im Bereich des relativen Niedriglohns wird Geld als Anreiz schon besonders wichtig sein.
Keine Frage, da hast du recht. Zumindest dahingehend die bereits vorhandenen Mitarbeiter zu halten. Obs auch immer für den je nach Branche oder auch nur Bereich einer Branche benötigten Nachwuchs reichen wird - fraglich. Genauso wie es bei allen anderen Branchen, die unter Personalmangel leiden, fraglich sein dürfte, ob das Finanzielle (als Oberbegriff) das Problem des Personalmangels vollständig lösen kann.

Höhere Löhne, einmalige oder mehrmals ausgezahlte staatliche Prämien über einen bestimmten Zeitraum hinweg, Krediterlassungen, Steuersenkungen etc...ändern ja nichts an anderen Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Berufen und Branchen und auch nicht an den Tätigkeiten/Arbeiten an sich oder auch nicht an den Arbeitsplätzen - also dem Wo bspw.

Nehmen wir nur mal das letzte Stichwort Landärzte; Wenn immer weniger Menschen auf dem Land in Praxen arbeiten wollen würden - dann könnte man sie sicherlich nicht nur mit dem Finanziellen zum umdenken bewegen. Einige sicherlich, aber es geht ja auch darum wenn möglich sich irgendwie dem Ideal anzunähern. Also den Bedarf an Fachkräften möglichst ganz gedeckt zu bekommen.

Dasselbe in Branchen und Berufen, wo der Schwerpunkt auf körperlicher Arbeit liegt oder sie aus anderen Gründen besonders anstregend sind - auch psychisch.
Oder auch diese Berufe, wo Schicht- und Wochendarbeiten angesagt sind und auch an Feiertagen gearbeitet werden muss. Oder sogar noch schlimmer, wo man womöglich nur an Wochenenden zu Hause aber die ganze Woche außer Haus wäre. Bspw. LKW-Fahrer im Fernverkehr oder so.

Beispiele sind eigentlich unwichtig. Halten wir einfach nur fest, dass die Gründe sich schon im Vorfeld gegen einen bestimmten Beruf zu entscheiden oder auch erst später den Bereich zu wechseln verschiedenen sind. Das Finanzielle als Oberbegriff ist nur ein Grund von vielen weiteren Gründen seitens der Menschen einschließlich der Schulabgänger aller Ebenen sich gegen oder für etwas zu entscheiden.
Zitat von TimCookTimCook schrieb:"Fachkräftemangel" dass ich nicht lache. Arbeite schon seit Jahren über eine Leiharbeitsfirma als Fachkraft (die einzige ausgebildete Fachkraft der Abteilung), der Entleihbetrieb (Multi-Milliarden-Dollar Konzern) sieht es im Traum nicht ein mich mal zu übernehmen. Fachkräftemangel lmao.
Selbst wenn das stimmen sollte, dann kann man dein Beispiel doch nicht als Maßstab nehmen. Könnte man nur nehmen, wenn man wüsste, dass es bundesweit über alle Branchen hinweg, in denen Fachkräftemangel herrscht, so wäre wie in deinem beschriebenen Fall. Also sämtliche privaten und öffentlichen Arbeitgeber branchenübergreifend mit Absicht und aus Gründen des Geizes auf festangestellte Fachkräfte verzichten würden.
Lese dich mal ein, in wie vielen Branchen oder auch nur bei jeweiligen Arbeitgebern (darunter auch öffentliche) mittlerweile Fachkräftemangel herrscht - von Helfern bzw. Unterwiesenen, Fachkräften mit Ausbildung bis hin zu akademischen Fachkräften. Und das auch schon lange vor der Corona-Krise.

Was ich mir dann schon wieder eher vorstellen kann, dass viele nur notgedrungen auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen müssen und sich dann auch je nach Bereich auch mit nur angelernten Helfern zufriedengeben, wenn es mit ausgebildeten Fachkräften rar aussehen sollte.

Das im Einzelfall die jeweiligen Arbeitgeber branchenübergreifend auch nur selber schuld an der Lage sein können, möchte ich hingegen nicht abstreiten.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:tw: wenn dir der Staat/die KFW einen Kredit ganz oder teilweise erlässt ist das für dich sogar mindestens gleichwertig zu Steuererleichterungen, praktisch sogar besser, weil du den Kredit natürlich mit deinem Netto-Einkommen zurückgezahlt hättest, d.h. mit deinem Einkommen nach Steuern, du bekommst also rechnerisch nochmal einen Bonus von ca. 25% dadurch. Wobei man manchen Bildungskredite auch jetzt schon steuerlich geltend machen kann.
Selbst wenn eine Sache lukrativer als die andere wäre, ändert das ja nichts daran, dass die Gründe von Menschen sich gegen etwas zu entscheiden zu verschieden sind, siehe oben.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

15.07.2022 um 15:33
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Unterschreibt man da nicht das eigene berufliche todesurteil? Ein guter Betriebsrat wird aus eigener Motivation heraus die Leiharbeiter im Betrieb im Blick haben. Wer will denn einen Leiharbeiter fest einstellen, der gleich mit Betriebsrat und Gewerkschaft um die Ecke kam. Recht haben ist das eine , Recht bekommen das andere.
Mit der Festanstellung die du eigentlich schon Jahre rechtlich haben müsstest kommst du auch in ganz andere Kündigungsschutzgeschichten usw. rein; das Ziel ist ja auch nicht sich die Festanstellung zu erklagen, sondern eine fette Abfindung. Da geht es ja zum Teil um Nachforderungen für Tarifanpassungen, Gehaltserhöhungen, Betriebsrenten, Zulagen usw. in höhe von etlichen tausend Euro die ihm vorenthalten wurden, darauf hat er rückwirkend überall Anspruch. Als Leiharbeiter kannst du doch sowieso jederzeit abbestellt werden, von daher hast du da eigentlich auch kein höheres Risiko als sowieso schon. Wenn es hier wirklich um mehrere Jahre geht die er eigentlich schon die Festanstellung haben müsste sprechen wir hier locker von 10.000 Euro aufwärts, es kann auch deutlich mehr sein. Ich verstehe auch nicht warum man aus Loyalität gegenüber einem Arbeitgeber der einen verarscht oder inkompetent ist auf so große Summen verzichten soll die einem zustehen, da schießt du dich ja sogar zweimal ins eigene Knie.


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15.07.2022 um 15:41
@Aberacadabera

Es geht ja auch garnicht darum dass er da gleich mega auf den Putz haut und mit dem Arbeitsgericht und sonstwas droht, sondern dass er einfach mal mit der Rechtsberatung der Gewerkschaft spricht und die Lage eindeutig klärt - es gibt ja z.B. auch eine Reihe von Ausnahmen in der 18-Monats-Regel, in manchen Rahmentarifen sind da Überlassungen bis 48 Monate ermöglicht worden, sowas sollte man erstmal abklären bevor man irgend was Anderes macht. Vielleicht fällt er da ja drunter und das ist alles Rechtens, dann weiß er das aber und kann beruhigt sein.


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15.07.2022 um 20:12
@bgeoweh

Im Übrigen sind die Rechtsberater der Gewerkschaften top. Ich hatte auch vor x Jahren mal Streit mit einem Arbeitgeber, das hat die Gewerkschaft so souverän gelöst, das war große Klasse.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

15.07.2022 um 21:45
Zitat von cejarcejar schrieb:Im Übrigen sind die Rechtsberater der Gewerkschaften top.
Das kann ich so nicht bestätigen. Als ich noch metallerin war, war es so. Jetzt bei verdi habe ich starke Zweifel. Die Beratungen, die mir da zu Teil würden waren unter aller Kanone, aber ist wahrscheinlich wieder nur eine unerwünschte Anekdote, die auch wieder gelöscht wird.


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15.07.2022 um 21:55
@Aberacadabera

Ach quatsch, da hat jeder andere Erfahrungen. Bei mir war es auch Verdi, ich bin dahin, habe mein Problem geschildert und die haben alles übernommen bis hin zum Anwalt der mich vor Gericht vertreten hat und wir haben ohne jeden Zweifel gewonnen. Ich musste lediglich 3 Monate rückwirkend eintreten.


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16.07.2022 um 05:53
Zitat von cejarcejar schrieb:m Übrigen sind die Rechtsberater der Gewerkschaften top. Ich hatte auch vor x Jahren mal Streit mit einem Arbeitgeber, das hat die Gewerkschaft so souverän gelöst, das war große Klasse.
Ich brauchte Ende 2010 auch das erste Mal in meinem Leben Rechtsbeistand im Bereich Arbeitsrecht. Die Frau Anwältin meiner Gewerkschaft war aber leider nicht so dolle bzw. eigentlich nur anwesend und womit sie dann versucht hat das Recht zu meinen Gunsten zu lenken, hätte ich auch tun können. Also mich so zu rechtfertigen, wie es die Anwältin hin und wieder, wenn sie gefühlt Lust dazu hatte, tat.
Der eigentliche Rechtsbeistand, ungelogen, war von Beginn der Verhandlung an der Arbeitsrichter. Mein (Ex)Arbeitgeber und sein Anwalt hatten bei dem kein leichtes Spiel. Der hat den Arbeitgeberanwalt auch immer schön unterbrochen - während meine Anwältin die meiste Zeit nur schwieg. Am Ende bekam ich dann Recht: Aus einer fristlosen wurde eine fristgerechte Kündigung und ich erhielt auch eine Abfindung von einem ganzen Monatsgehalt.


Es kommt auch bei Gewerkschaften auf den Rechtsbeistand in Person an.

Mehr zum Thema wieder:
Arbeitsrecht ist auch ein enorm spannendes Rechtsgebiet. Wie sieht es da eigentlich mit Fachkräften aus? Nicht nur per Anwalt sondern auch mit Richtern bei Arbeitsgerichten von kleinster bis höchster Instanz?

Wie ich schon schrieb, beklagen zumindest immer mehr Staatsanwaltschaften bundesweit fehlenden Nachwuchs und auch immer mehr Richter sollen in Rente gehen - während nicht genügend nachkommen. Bei Letzten weiß ich natürlich nicht, bei welchen Richtern es da konkret mangelt oder ob sogar überall?

Was ist da eigentlich eure Lösung für die Zukunft? Genügend Jurastudenten und auch Absolventen mit beiden Examen soll es ja regelmäßig geben, nur landen die wohl auch nicht dort, wo es unbedingt notwendig wäre Juristen zu brauchen?

Im Falle der Staatsanwaltschaften könnte man sicherlich über eine vollständige Altersgrenzenaufhebung nachdenken und darüber hinaus vielleicht auch verstärkt mehr Jura-Absolventen mit nur mitttelmäßigen Examen eine Chance geben oder was meint ihr? Oder mit lukrativen Prämien, sollte man sich für den Staatsdienst entscheiden?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

16.07.2022 um 12:59
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Arbeitsrecht ist auch ein enorm spannendes Rechtsgebiet. Wie sieht es da eigentlich mit Fachkräften aus? Nicht nur per Anwalt sondern auch mit Richtern bei Arbeitsgerichten von kleinster bis höchster Instanz?
Arbeitsgerichtsbarkeit ist einer der Bereiche in dem eine Tätigkeit außerhalb des Staatsdienstes möglich und vermutlich lukrativer ist als innerhalb der staatlichen Instanzen; von daher ist da die Konkurrenz um gute Leute relativ stark, das trifft auf andere Rechtsbereiche natürlich nicht in dem Umfang zu.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Wie ich schon schrieb, beklagen zumindest immer mehr Staatsanwaltschaften bundesweit fehlenden Nachwuchs und auch immer mehr Richter sollen in Rente gehen - während nicht genügend nachkommen. Bei Letzten weiß ich natürlich nicht, bei welchen Richtern es da konkret mangelt oder ob sogar überall?

Was ist da eigentlich eure Lösung für die Zukunft? Genügend Jurastudenten und auch Absolventen mit beiden Examen soll es ja regelmäßig geben, nur landen die wohl auch nicht dort, wo es unbedingt notwendig wäre Juristen zu brauchen?

Im Falle der Staatsanwaltschaften könnte man sicherlich über eine vollständige Altersgrenzenaufhebung nachdenken und darüber hinaus vielleicht auch verstärkt mehr Jura-Absolventen mit nur mitttelmäßigen Examen eine Chance geben oder was meint ihr? Oder mit lukrativen Prämien, sollte man sich für den Staatsdienst entscheiden?
Grundsätzlich mangelt es eigentlich nicht an Richter- und sonstigem Nachwuchs, sondern die Arbeit wächst schneller als die Stellenpläne vorsehen. Das ist auf den ersten Blick zwar das Gleiche, bei näherer Betrachtung aber doch nicht. Der Deutsche Richterbund z.B. differenziert das durchaus: die Ausbildungs- und Stellenpläne werden eigentlich mit einigen regionalen Ausnahmen erfüllt, aber die haben leider nichts mehr mit der Realität zu tun. Durch die immer stärkere Ausweitung von Rechtskreisen, neu hinzugekommene Tatbestände wie z.B. fast alles was mit Netz-Straftaten zu tun hat und dergleichen, und allgemein längere und komplexere Verfahren wachsen die Arbeitsansätze weit schneller als es die Stellen tun, und die Juristenausbildung vom ersten Semester bis zur Befähgigung zum Richteramt dauert eben leider regulär um die 8 Jahre, 6 Jahre Studium und Prüfungsvorbereitung, 2 Jahre Referendariat, von daher ist dort nicht mal eben kurzfristig was zu beschleunigen. Für spezifische Fachbereiche, Fachanwaltschaften usw. sind darüber hinaus noch mehrere Jahre Berufspraxis und zusätzliche Fortbildungen nötig, bis du also jemanden hast der grundsätzlich Arbeitsrichter usw. sein kann und das auch praktisch kann kommst du locker auf 12 Jahre. Das sind drei Legislaturperioden, wenn da also jetzt irgendwas angeschoben wird kannst du 2036 erst den vollen Effekt sehen, natürlich wird es auch vorher eine Anzahl von Personen geben die mittendrin schon auf neue Karrierewege aufspringen, aber gerade im Bereich Jura werden das nicht so wahnsinnig viele sein weil dort die meisten Studenten zwangsläufig sehr früh anfangen ihre Laufbahn durchzuplanen und dann eher avers sind mittendrin alles umzuwerfen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

16.07.2022 um 16:29
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:rbeitsgerichtsbarkeit ist einer der Bereiche in dem eine Tätigkeit außerhalb des Staatsdienstes möglich und vermutlich lukrativer ist als innerhalb der staatlichen Instanzen; von daher ist da die Konkurrenz um gute Leute relativ stark, das trifft auf andere Rechtsbereiche natürlich nicht in dem Umfang zu.
Ja das habe ich schon oft gehört. Allerdings nicht nur auf die Arbeitsgerichtbarkeit bezogen, sondern generell was den Staatsdienst betreffen soll. In der Privatwirtschaft soll es für Juristen lukrativer in finanzieller Hinsicht sein. Aber auch nur dann wohl, wenn man wirklich gut ist oder Beziehungen hat und sich von der Masse an (Voll)Juristen absetzen kann.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Grundsätzlich mangelt es eigentlich nicht an Richter- und sonstigem Nachwuchs, sondern die Arbeit wächst schneller als die Stellenpläne vorsehen. Das ist auf den ersten Blick zwar das Gleiche, bei näherer Betrachtung aber doch nicht. Der Deutsche Richterbund z.B. differenziert das durchaus: die Ausbildungs- und Stellenpläne werden eigentlich mit einigen regionalen Ausnahmen erfüllt, aber die haben leider nichts mehr mit der Realität zu tun. Durch die immer stärkere Ausweitung von Rechtskreisen, neu hinzugekommene Tatbestände wie z.B. fast alles was mit Netz-Straftaten zu tun hat und dergleichen, und allgemein längere und komplexere Verfahren wachsen die Arbeitsansätze weit schneller als es die Stellen tun, und die Juristenausbildung vom ersten Semester bis zur Befähgigung zum Richteramt dauert eben leider regulär um die 8 Jahre, 6 Jahre Studium und Prüfungsvorbereitung, 2 Jahre Referendariat, von daher ist dort nicht mal eben kurzfristig was zu beschleunigen. Für spezifische Fachbereiche, Fachanwaltschaften usw. sind darüber hinaus noch mehrere Jahre Berufspraxis und zusätzliche Fortbildungen nötig, bis du also jemanden hast der grundsätzlich Arbeitsrichter usw. sein kann und das auch praktisch kann kommst du locker auf 12 Jahre. Das sind drei Legislaturperioden, wenn da also jetzt irgendwas angeschoben wird kannst du 2036 erst den vollen Effekt sehen, natürlich wird es auch vorher eine Anzahl von Personen geben die mittendrin schon auf neue Karrierewege aufspringen, aber gerade im Bereich Jura werden das nicht so wahnsinnig viele sein weil dort die meisten Studenten zwangsläufig sehr früh anfangen ihre Laufbahn durchzuplanen und dann eher avers sind mittendrin alles umzuwerf
Ich bin immer dankbar für Differenzierung. Hatte halt nur noch in der Erinnerung, dass immer mehr Richter in Pension gehen sollen und auf diese offenen Richterpositionen nicht genügend nachkommen sollen.
Der eigentliche Grund der Misere, wie du sie beschreibst, ist ja auch logisch und ich kenne zumindest den Werdegang ab dem ersten Semester an über das erste Examen bis zum zweiten nach den praktischen Jahren , mit dem man dann den Grad des Volljuristen mit Befähigung zum Richteramt erwirbt - und um dann Richter zu werden, bedarf es noch einer speziellen Richterausbildung.

Dasselbe Problem siehst du dann auch bei den Staatsanwaltschaften, was ja auch logisch wäre; also zu viele zu bearbeitende Fälle gleichzeitig bzw. im Hier und Jetzt und der fähige Nachwuchs braucht halt seine Zeit. Das gilt übrigens auch für Jura-Studenten per Fernstudium mit erster juristische Prüfung, womit das erste Staatsexamen zum Schluss gemeint ist. Spätestens danach, ist dann der weitere Werdegang für alle Studenten gleich, möchten sie auch Volljuristen werden. Da führt bis jetzt kein Weg dran vorbei.

Aber eigentlich egal, wie und wodurch das Problem genau zustande kommt - am Ende ist es ja dasselbe Problem: Es fehlen im Hier und Jetzt die Fachkräfte, weil es mit steigender Arbeit auch mehr Leute braucht, die aber auf sich warten lassen.
Wie löst man das, wenn man den Weg zum Volljuristen nicht verkürzen kann? Das ist ja wieder die spannendste Frage von allen.


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18.07.2022 um 10:48
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb am 15.07.2022:Selbst wenn das stimmen sollte, dann kann man dein Beispiel doch nicht als Maßstab nehmen. Könnte man nur nehmen, wenn man wüsste, dass es bundesweit über alle Branchen hinweg, in denen Fachkräftemangel herrscht, so wäre wie in deinem beschriebenen Fall. Also sämtliche privaten und öffentlichen Arbeitgeber branchenübergreifend mit Absicht und aus Gründen des Geizes auf festangestellte Fachkräfte verzichten würden.
Das stimmt mit Sicherheit. Ein Freund von mir hat insgesamt wohl knapp 10 Jahre als Ingenieur bei BMW gearbeitet, als Leiharbeiter. Gehalt etc. war deutlich drunter, da die ganzen flexiblen Anteile weg sind, man weniger Urlaub hat etc. Dieses Jahr wurde er endlich übernommen.

Ich war selbst als Fachkraft die ersten 4 Jahre meines Berufslebens nur Leiharbeiter im Finanzwesen. Das war maximal zum Kotzen. Andere arbeiten 35 Stunden, ich 40 bei gleichem Gehalt. Andere bekommen Leistungsprämie, ich nicht. War immer super wenn sich alle Freitag mittags verabschiedet haben und ich noch bis um 5 Arbeiten durfte.

Bei einem Pharmakonzern in meiner Stadt (12.000 MA) durften jahrelang stellen (von der Reinigungskraft zum Doktor in Biochemie) nur auf Leihbasis angestellt werden. Da sich die Verträge auslaufen, war es extrem schwer bei der Bank Kredit zu bekommen.

Das sind zumindest die Fälle, die ich auch eigener Erfahrung kenne.

Die Firmen machen gerade wieder etwas den Salto rückwärts, aber ich fand es eine unerträgliche Zeit als Arbeitnehmer.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 16:14
Neuste alarmierende Zahlen konkret nur mal wieder das Handwerk betreffend:
Das Handwerk in Deutschland sieht sich mit einem massiven Mangel an Lehrlingen konfrontiert. Knapp 40.000 Ausbildungsstellen sind derzeit noch unbesetzt. Besonders groß ist der Bedarf bei den "Klimaberufen".
Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/handwerk-azubi-mangel-100.html#:~:text=ZDH%2DPr%C3%A4sident%20schl%C3%A4gt%20Alarm%20Dem%20Handwerk%20fehlen%20knapp%2040.000%20Auszubildende&text=Das%20Handwerk%20in%20Deutschland%20sieht,Bedarf%20bei%20den%20%22Klimaberufen%22.



Interessant, in negativer Hinsicht, dass dadurch auch Klimaschutz praktisch ausgeführt behindert werden kann.

Dass es nur am Geld/Gehalt/Lohn liegt - angefangen bei der Ausbildungsvergütung der jeweiligen Handwerkslehrberufe - kann ich mir nicht vorstellen. Auch nicht immer nur an zu schlechten bzw. zu körperlich harten Arbeitsbedingungen.

Was können Staat aber auch private AG (bitte keine Zwangsmaßnahmen) darüber hinaus tun, um auch das Handwerk wieder attraktiver für insbesondere junge Menschen zu machen? Auch für junge Menschen mit Abitur, von denen es ja immer mehr geben soll.

Ich gebe zu, dass auch ich keine große Lust mehr darauf hätte noch groß körperliche Arbeiten zu vollrichten - unabhängig vom Gehalt. Damit bin ich denke ich auch nicht alleine.

Nichts desto trotz ist bin ich mir über die Systemrelevanz auch solcher Arbeiten einschließlich oder insbesondere handwerklicher Lehrberufe bewusst. Also unser System braucht genügend solcher Arbeiter und Facharbeiter. Wir alle brauchen sie über kurz oder lang.

Was aber, wenn sich wirklich immer weniger Menschen dafür finden lassen?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 17:28
@rhapsody3004
Leistung lohnt sich halt nicht in Deutschland, wer was leistet, ist nichts wert, wer nichts leistet wird auf Händen getragen.
Und dies alles in Kombination mit körperlicher Arbeit, Respektlosigkeit ggü Handwerker, auch Geringschätzung, falsche Erziehung (Du kannst alles, lass Dir nichts einreden, beweisen muss Du nichts) trägt endlich Früchte.
Die paar Handwerker die es versuchen werden noch mit Abgaben und Bürokratie endlich ruhig gestellt.

Trotzdem: die Handwerkerpreise werden steigen und es wir einen Moment geben wo es sich lohnt in der Branche einzusteigen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 17:49
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Und dies alles in Kombination mit körperlicher Arbeit, Respektlosigkeit ggü Handwerker, auch Geringschätzung, falsche Erziehung (Du kannst alles, lass Dir nichts einreden, beweisen muss Du nichts) trägt endlich Früchte.
Ich stimme Dir zu, allerdings hat auch das Handwerk selbst über viele Jahre hinweg nicht gerade daran gearbeitet, ein besseres Image zu bekommen. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" wird da immer noch gerne zitiert und als Vorwand genommen, dem "Stift" mal zu zeigen, dass er/sie gar nix zu melden hat und in der Hackordnung ganz unten steht. Ganz zu schweigen von den Fällen, wo der Auszubildende halt als billige Hilfskraft angesehen wurde, man sich aber keine Mühe gibt, ihm/ihr etwas beizubringen.

Dass es heute natürlich viele Betriebe gibt, die das anders handhaben und vorbildlich sind, ist klar und ich will es auch gar nicht verschweigen. Aber es gibt eben immer noch die anderen, und die haben nun mal das Image so geprägt, wie es heute ist. Und das kann man auch nicht nur mit irgendwelchen Aufklebern "Kollege gesucht" auf dem Auto korrigieren.

Abgesehen davon erinnere ich mich noch sehr gut daran, wie es Mitte der 90er war, als ich mit der Realschule fertig geworden bin und mich für eine Handwerkslehre interessiert habe. Dass man da nicht ausgelacht wurde, wenn man nach einer Lehrstelle gefragt hat, war alles. Nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung gab es damals eben sehr viele Leute, die ihren Job verloren hatten und aus lauter Verzweiflung in den Westen gehen und für wenig Geld arbeiten mussten. Da hatte kein Betrieb Lust, jemanden auszubilden und von einer Übernahme nach der Lehre war schon gar keine Rede. Gab ja genug billige Arbeitskräfte.

Und die Leute, die damals nicht ins Handwerk gegangen sind (so wie ich, ich bin dann weiter aufs Gymnasium, habe Abi gemacht und studiert) die fehlen heute natürlich auch, nachdem die starken Jahrgänge so langsam nach und nach in Rente gehen.

Wobei letzteres ja auch ein Problem ist: Wenn immer mehr die Rede davon ist, dass man bis 70 (oder mehr) arbeiten soll, wer will da ins Handwerk, wo man vielleicht mit Mitte 50 schon kaputte Knochen hat und dann bis 70 Hartz IV beziehen darf, bevor man seine Armutsrente bekommt. Ich denke, da werden schon viele Eltern ihren Kindern auch aus diesem Grund abraten ins Handwerk zu gehen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 17:54
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Wobei letzteres ja auch ein Problem ist: Wenn immer mehr die Rede davon ist, dass man bis 70 (oder mehr) arbeiten soll, wer will da ins Handwerk, wo man vielleicht mit Mitte 50 schon kaputte Knochen hat und dann bis 70 Hartz IV beziehen darf, bevor man seine Armutsrente bekommt.
Guter Punkt. Die Regierung könnte Jobs auch attraktiver machen in dem es auch Jobs abhängige (kürzere zB) Renteneintrittsalter beschließt.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 18:02
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Die Regierung könnte Jobs auch attraktiver machen in dem es auch Jobs abhängige (kürzere zB) Renteneintrittsalter beschließt.
Ja, genau. Wobei ich denke, dass man eher versuchen sollte, den Leuten dann durch Fortbildung, Umschulung usw. andere Jobs anzubieten, in denen sie einerseits ihr vorhandenes Wissen einbringen können und andererseits auch noch "was zu tun haben" und sich nicht abgeschoben vorkommen. Von der wirtschaftlichen Seite mal abgesehen.

Natürlich kann man keinen Maurer innerhalb von vier Wochen zum IT-Spezialisten umschulen, und das darf man auch nicht erwarten. Aber z. B. im Baustoffhandel kann so jemand evtl. schon gute Arbeit machen weil er sich fachlich auskennt und den richtigen Ton im Umgang mit Kunden aus dem Handwerk trifft.

Natürlich klappt sowas nicht mit jedem, aber derzeit scheinen mir die Arbeitgeber auch immer noch sehr darauf fixiert zu sein, nur Leute einzustellen, die zu 100% das richtige Profil haben. Lieber jammert man dann, dass man keine Mitarbeiter findet als einem "Quereinsteiger" eine Chance zu geben, selbst wenn das gar nicht so "quer" wäre.


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18.05.2023 um 18:36
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Guter Punkt. Die Regierung könnte Jobs auch attraktiver machen in dem es auch Jobs abhängige (kürzere zB) Renteneintrittsalter beschlie
Die von der SPD eingeführte Rente mit 63 ab 2014 wird mittlerweile auch schon kritisch in Roten Kreisen gesehen, weil wohl schon zu viele von ihr Gebrauch gemacht haben.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Leistung lohnt sich halt nicht in Deutschland, wer was leistet, ist nichts wert, wer nichts leistet wird auf Händen getragen.
Ja, da hast du recht. Du meinst doch sicherlich hart malochende Menschen vs. Vorstandsmitglieder, Hedge-Fonds-Manager, Unternehmensbosse, die nur noch arbeiten lassen, usw?

Oder auch Profifußballer, die zwar etwas leisten, aber etwas machen, was nicht gerade lebensnotwendig ist.




Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ich stimme Dir zu, allerdings hat auch das Handwerk selbst über viele Jahre hinweg nicht gerade daran gearbeitet, ein besseres Image zu bekommen. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" wird da immer noch gerne zitiert und als Vorwand genommen, dem "Stift" mal zu zeigen, dass er/sie gar nix zu melden hat und in der Hackordnung ganz unten steht. Ganz zu schweigen von den Fällen, wo der Auszubildende halt als billige Hilfskraft angesehen wurde, man sich aber keine Mühe gibt, ihm/ihr etwas beizubringen.
Jo, dieses Image ist auch mir bekannt. Kann einem im Büro aber auch passieren. Hat eigentlich nichts mit der Branche zu tun, sondern mit dem jeweiligen AG oder anderen Vorgesetzten und deren Persönlichkeiten und die meinen wer weiß was gegenüber dem normalen Fußvolk in einer Firma zu sein.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:bevor man seine Armutsrente bekommt.
Zum Glück wurde wenigstens sowas wie die Grundrente eingeführt. War auch längst überfällig und ohne SPD wohl auch nicht so schnell gekommen.


Hierzu aber nochmal was:
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Die Regierung könnte Jobs auch attraktiver machen in dem es auch Jobs abhängige (kürzere zB) Renteneintrittsalter beschließt.
Ich denke halt auch, dass einige Berufe weder mit höherem Gehalt noch mit der Garantie früher in Rente ohne Abzüge gehen zu können attraktiver werden würden. Besonders unter jüngeren Menschen nicht. Die Interessen haben sich auch verschoben.

Zudem ist es (soll es) heutzutage leichter sein, sein Abi machen zu können. Und mit Abi in der Tasche streben viele junge Leute ja erst recht andere Ausbildungen (oder auch ein Studium) als irgendwelche Handwerksberuf bzw. eine Handwerksausbildung an.
Nicht alle, aber für viele dürfte mit Abi in der Tasche das Handwerk noch uninteressanter sein/werden. Und das ist bestimmt nicht nur ein Vorurteil von mir.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

18.05.2023 um 18:57
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Kann einem im Büro aber auch passieren. Hat eigentlich nichts mit der Branche zu tun, sondern mit dem jeweiligen AG oder anderen Vorgesetzten und deren Persönlichkeiten und die meinen wer weiß was gegenüber dem normalen Fußvolk in einer Firma zu sein.
Klar, völlig richtig, aber zumindest die jungen Leute mit denen ich zu tun habe, assoziieren das eher mit dem Handwerk. Und was z. B. den, sagen wir mal, ruppigen Ton z. B. auf dem Bau angeht, bekommt man das auch oft genug live mit, wenn man an einer Baustelle vorbeigeht.


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