Nächste Runde im Kampf der Kulturen

kingari schrieb: Wenn eine so große Mehrheit sich nicht sicherer fühlt, obwohl die Statistik es verlangt, dann sollte die Regierung darüber nachdenken was sie falsch gemacht hat.

Falsch. Die gefühlte Unsicherheit kommt durch die Hetze in den sozialen Medien und ist, wie schon die Kriminalitätsstatistik zeigt, die außer bei Mord rückläufige Zahlen präsentiert, durch die Realität nicht gedeckt, faktisch also hysterisch und paranoid.

Groucho schrieb:2) Wie soll man denn mit Hysterikern (egal ob 40 oder 90%) umgehen?

Ich weiß es leider auch nicht. Diskutieren bringts ja nicht, wie sich hier zeigt. Schweigen und resignieren ist allerdings auch keine Lösung, dann überlässt man die Medien ohne Not den blaunen Nationalisten, die sich inzwischen zu Wortführern aufgeschwungen haben. Wir leben leider derzeit in etwas ungemütlichen Zeiten. Allerdings sind ihre Argumente nach wie vor so aufgebläht wie inhaltsleer. 100 Kubikkilometer heiße Luft.

Realo schrieb:Falsch. Die gefühlte Unsicherheit kommt durch die Hetze in den sozialen Medien

Ist das deine Meinung oder ist es irgendwo belegt?

Realo schrieb:faktisch also hysterisch und paranoid.

Ja, dann mal her mit den Fakten.

Realo schrieb:Ich weiß es leider auch nicht. Diskutieren bringts ja nicht, wie sich hier zeigt.

Doch, man muss diskutieren und das Gegenteil belegen - alles andere sind Beleidigungen, Unterstellungen, Populismus und Hetze aus der anderen Richtung („Seite“).

Auch die „grünversifften Linke“ wird ihren politischen Gegner nicht bekämpfen in dem sie über andere Kulutren und ihren angeblichen Vorzügen spricht(=schreibt).

Realo schrieb:Falsch. Die gefühlte Unsicherheit kommt durch die Hetze in den sozialen Medien und ist, wie schon die Kriminalitätsstatistik zeigt, die außer bei Mord rückläufige Zahlen präsentiert, durch die Realität nicht gedeckt, faktisch also hysterisch und paranoid.

Du meinst so wie Menschen paranoid sind, die von rechter Gefahr quatschen, obwohl die Gewalttaten um über 30% zurückgegangen sind?
Für mich zählt das Ge- und Erlebte mehr, als das statistisch relativierte.

Was nützt der Gesellschaft es, wenn die Statistik ihr etwas vorgaukelt, was sie selbst so nicht wahrnimmt? Es ändert nichts daran, dass sich ein großer Teil unsicherer fühlt und der absolute Großteil nicht sicherer fühlt?

Vielleicht mag das irrational sein aber auch die Liebe ist irrational, und trotzdem gibt man sich ihr hin und glaubt an die ewige Liebe. Der Mensch ist eben auch ein Gefühls- und Wahrnehmungstier und kein rein statistisches Wesen

kingari schrieb:Ich suggeriere nichts, sondern habe klar davon gesprochen das sich über 90% nicht sicherer fühlen.

Ja, und indem du diejenigen, die sich aber auch nicht unsicherer fühlen mit denen die sich unsicherer fühlen zusammenpackst suggerierst du eben das.

Halten wir doch mal fest, dass die Hysteriker nur 40% ausmachen.

Mit anderen Worten: 60% der Deutschen (also die Mehrheit) fühlt sich nicht unsicherer.

kingari schrieb:Was nützt der Gesellschaft es, wenn die Statistik ihr etwas vorgaukelt, was sie selbst so nicht wahrnimmt?

Was nützt es der Gesellschaft, wenn man Politik auf Gefühlen und nicht auf Fakten aufbaut?

kingari schrieb:Vielleicht mag das irrational sein aber auch die Liebe ist irrational, und trotzdem gibt man sich ihr hin und glaubt an die ewige Liebe.

Politik, die auf irrationalen Liebesgefühlen beruht, würde ich genau so ablehnen.

Groucho schrieb:Mit anderen Worten: 60% der Deutschen (also die Mehrheit) fühlt sich nicht unsicherer.

Wie siehst Du das im Zusammenhang mit den 77% und 68% die auf jeden Fall Ankerzentren wünschen?
Von hier:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article176092392/Ankerzentren-Mehr-als-drei-Viertel-der-Deutschen-befuerworten-Horst-Seehofers-Konzept.html

Abahatschi schrieb:Wie siehst Du das im Zusammenhang mit den 77% und 68% die auf jeden Fall Ankerzentren wünschen?

Das ändert ja die andere Statistik nicht.
Oder habe ich da in Mathe etwas verpasst?

tudirnix schrieb:befürworten oder ablehnen oder auch in Frage stellen kann ich nur etwas, was genau definiert ist. Daher wäre es schön, wenn du erklären könntest was du denn darunter verstehst unter Deutsche Kultur.

erklär mal den Begriff Liebe- und falls du keine Definition präsentierst, die deine, meine und sämtlicher Menschen Vorstellung von Liebe umfassend darstellt, existiert Liebe genauso wenig wie deutsche Kultur.

tudirnix schrieb:@Gwyddion
Aber auch brasilianische und orientalische Nächte :P:

das ist nichts weiter als kulturelle Aneignung - wird daher bestimmt von einigen Kreisen komplett abgelehnt

@Abahatschi

Da ich mir der Brisanz des Themas, das eigentlich einen eigenen Thread bräuchte, bewusst bin und hierzu nicht an einer Doktorarbeit schreibe, darfst du es erstmal als meine Meinung ansehen. Du musst dadurch aber nicht "unbesorgter" werden.^^

kingari schrieb:Du meinst so wie Menschen paranoid sind, die von rechter Gefahr quatschen, obwohl die Gewalttaten um über 30% zurückgegangen sind?

Das Problem des Unterschieds zwischen Kriminalität und rechter Gefahr ist, dass es gegen Kriminalität Gesetze gibt, die Gefahr von rechts aber die Abschaffung der Republik hin zu einem autoritären Staat will, in dem Menschenrechte und Grundrechte durch Verordnungen und Erlasse ersetzt werden, die dem populistischen Begehr Rechnung tragen. Man bekäme dann keine Diktatur, sondern eine Demokratur. Ansätze zeigen sich ja schon in der in Berlin gemachten bayerischen Innenpolitik.

kingari schrieb:Was nützt der Gesellschaft es, wenn die Statistik ihr etwas vorgaukelt, was sie selbst so nicht wahrnimmt? Es ändert nichts daran, dass sich ein großer Teil unsicherer fühlt

Ja, in Zeiten der interaktiven Medien gehen halt Realität und reproduzierte Scheinrealität immer weiter auseinander. Je mehr Letztere die Erstere überlagert, umso mehr gerät die Demokratie in Gefahr, zur Gefühlsdemokratur mit allen damit verbundenen Implikationen zu verkommen. Irgendwann wird es dann zwei Strafgesetze geben - eines für deutsche und eines für "Gäste". irgendwann wird dann auch häufiger gewählt, die politische Richtung bemisst sich dann immer stärker an Mausklicks und "Votes" - moderne Form der "direkten Demokratie".

kingari schrieb:auch die Liebe ist irrational

Liebe und Hass gehören nicht in die Politik, sondern ins Bett und auf den Fußballplatz. :troll:

Groucho schrieb:Oder habe ich da in Mathe etwas verpasst?

Keine Ahnung - aber es geht hier nicht um Dich.

Groucho schrieb:Das ändert ja die andere Statistik nicht.

Das habe ich auch nicht behauptet - nur stehen die aus meiner Sicht im Widerspruch.

Realo schrieb:darfst du es erstmal als meine Meinung ansehen.

Also Populismus aus Bequemlichkeit, das ist fein:

Realo schrieb:Die gefühlte Unsicherheit kommt durch die Hetze in den sozialen Medien

Realo schrieb:Die gefühlte Unsicherheit kommt durch die Hetze in den sozialen Medien

Wenn man diesen Satz einfach mal in eine Suchmaschine eingibt,
kann man finden:
https://www.berliner-zeitung.de/politik/social-media-studie-rechtsextreme-hetze-im-internet-spitzt-sich-weiter-zu-24309866

Social-Media-Studie Rechtsextreme Hetze im Internet spitzt sich weiter zu – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/24309866 ©2018]Es gebe eine „deutlich größere Masse an Seiten, die wir beobachten müssen“ als noch vor wenigen Jahren, sagt Johannes Baldauf, Monitoring-Experte der Stiftung. Für den Bericht wurde aber weniger auf Zahlen als auf Inhalte geachtet und dabei vor allem das in Deutschland beliebteste soziale Netzwerk in den Fokus genommen: Facebook. – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/24309866 ©2018

https://www.zeit.de/wissen/2016-06/angst-unsicherheit-demagogie-hetze-medien-erfahrung

Inzwischen hat diese kollektive Angst in Deutschland ebenfalls um sich gegriffen. Gleichgültig, was die AfD an politischen Aussagen sonst noch zu bieten hat, die Empörung über die angebliche Islamisierung Deutschlands und die kriminelle Neigung der bei uns Zuflucht suchenden Ausländer mobilisiert die Wähler und trifft offenkundig auf einen sensiblen Nerv.

@eckhart

Je mehr "Stoff" du den latenten Ausländerfeinden gibst - ganz überwiegend in den interaktiven Medien -, umso mehr trauen sie sich, ihre latente Ausländerfeindlichkeit offen auszusprechen als Urteil über deren Verfehlungen; es müssen dann nur entsprechende Quellen herausgesucht werden, aus denen sich z.B. die Inkompatibilität der Kulturen (zuvörderst festgemacht an den Religionen) und die höhere Migrantenkriminalität ergibt, um die sich selbst erfüllenden Prophezeiungen als Beleg für die Rationalität der eigenen Xenophobie incl. Rassismus zu werten. Dann wird das, was wir Jahrzehnte lang, eigentlich länger als ein halbes Jahrhundert lang, immer weiter zurückgedrängt haben, nämlich offene Ausländerfeindlichkeit und offenen Rassismus, wieder gesellschaftsfähig, d.h. man darf wieder reden wie einem der Schnabel gewachsen ist, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen oder auch nur Probleme mit der Karriere zu bekommen, denn man kann ja die destruktiven Auswirkungen der "Migrantenschwemme" auf unser gesellschaftliches Zusammenleben und den sozialen Frieden "belegen". Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung. Die ganze political correctness erscheint dann wie ein linksgrünversifftes Rede- und Meinungsverbot, von dem man sich dringlichst "emanzipieren" muss.

Realo schrieb:Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung.

Besonders, da jetzt die Verhöhnung der Öffentlichkeit durch die Hetzer dazukommt!
Dabei wird vergessen, dass auch diese dokumentiert wird.
Wie wollen die Initiatoren dies verhindern?
Durch schnelle Einschränkung des Internets nach Gelingen einer Machtergreifung etwa? :D

eckhart schrieb:Durch schnelle Einschränkung des Internets nach Gelingen einer Machtergreifung etwa? :D

Nein, glaube ich nicht. es geht eher durch die Verdrängung bestimmter Meinungen per "wachsender Gegenmasse" ("anschwellender Bocksgesang"). In den letzten 3 Jahren haben peu a peu die Rechten die Meinungsführerschaft übernommen und die Berichterstattung in den Medien passt sich langsam aber unaufhaltsam diesem Trend an. Das Internet ist das wichtigste Standbein der Rechtspopulisten, daher wird es hier auch niemals zu einer Einschränkung kommen. Kritische Stimmen werden einfach nur noch weniger gehört, da sie an den Rand der Auseinandersetzung gedrängt werden. Wenn ich mir diese Threads so anschaue, hat insgesamt längst der "Stammtisch übernommen", auch wenn die durchschnittliche Lebensdauer dieser User recht kurz ist, aber die Masse machts.

Realo schrieb:Dann wird das, was wir Jahrzehnte lang, eigentlich länger als ein halbes Jahrhundert lang, immer weiter zurückgedrängt haben,

Was hast du konkret mit wem getan?
Da war aber die Argumentation einfacher, da hat man nicht innerhalb von 2 Jahren 1,8 Mio Menschen in das immer mehr krankende Sozialsystem rein getan.

Du hast das falsch verstanden. Zurückgedrängt wurde offener Rassismus und ein chauvinistisch-sozialdarwinistisches, männlich-weißes politisches Weltbild, das noch viele Traditionen der Nazis enthielt. Hat mit dem Sozialsystem rein gar nichts zu tun.

@Realo
Ok - ich wollte nur sicher gehen dass Du nichts getan hast.
Und welches Bild herrscht jetzt, aus der Sicht der anderen Kultur:
Eine doofe Gesellschaft die leicht reinzulegen ist und das Portemonnaie zuckt, Männer weich, Frauen leicht zu haben...ja, dann, ich begrüsse den Fortschritt.

Abahatschi schrieb:Eine doofe Gesellschaft die leicht reinzulegen ist und das Portemonnaie zuckt, Männer weich, Frauen leicht zu haben...ja, dann, ich begrüsse den Fortschritt.

Auf der Gegenseite setzen sich wieder die alten chauvinistischen Reaktionsmuster durch. In meiner Kindheit (vor 1968) passierte es oft, dass wenn ein hübsches Mädchen an einer Baustelle vorbei ging, die damals noch ausschließlich deutschen Arbeiter ihr nachpfiffen und anschließend ein paar zotige Witze mit schallendem Gelächter losließen. Ich fand das extrem ekelhaft, sie fühlten sich aber wie die Supermänner dabei. Sowas war "ab 68" tabu und passierte dann auch immer seltener. Aber inzwischen scheint wieder die Rolle rückwärts in die "vor-68er" Zeiten eingesetzt zu haben, das finde ich beklemmend und auch beängstigend. Migranten mit ihrer scheinbar anderen Lebensweise sind da nur der willkommene Anlass ("wenn die schon die Sau rauslassen, dürfen wir das erst recht").

Schönen Tach noch.

Abahatschi schrieb:Und welches Bild herrscht jetzt, aus der Sicht der anderen Kultur:

Das würde ja voraussetzen, "die andere Kultur" wäre in einem anderen Staat oder wo anders... :D

Welches Bild bietet mein Nachbar? ist die Frage!
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auf der Straße

Realo schrieb:Migranten mit ihrer scheinbar anderen Lebensweise sind da nur der willkommene Anlass ("wenn die schon die Sau rauslassen, dürfen wir das erst recht").

Wie billig ist das denn: Migranten lassen die Sau raus weil die Bauarbeiter pfeiffen.