BlickNixMasta schrieb:DU und noch ein paar Andere hier sagen daß es die deutsche Kultur nicht mehr gibt. Es ist also bereits passiert. Und jetzt behauptest du da würde nichts verloren gehen?
Wenn du, was ich vermute, unter 70 bist, ist die "deutsche Kultur" schon vor deiner Geburt untergegangen. Was trauerst du also einer Sache nicht, die du niemals kennengelernt hast? Keiner kann mehr leben, ohne Fremdkulturelles zu berühren oder zu sich zu nehmen. Wenn du nur Deutsche willst, musst du dich für den Rest deines Lebens von Brot, Schweinebraten, Äpfeln, Zwetschgen, Käse, Gurken, Milch und Apfelsaft - und natürlich alles ohne Gewürze, nicht mal Zucke rund Salz, ernähren. Alles andere ist importiert, weil es hier nicht wächst oder, wie die Kartoffel, einst importiert wurde. Fahre bloß kein Auto, denn selbst deutsche Autos werden überwiegend in Tschechien, in Spanien und anderen Ländern gebaut; jeder Computer enthält ungefähr null deutsche Teile, jedes Handy auch, alle Klamotten werden importiert, es gibt keine deuten Webereien mehr, im Radio darfst du, wenn du Musik hören willst, dann nur noch deutsche Schlager und deutsche Klassiker hören, mit dem Bus darfst du auch nicht mehr fahren, weil die auch im Ausland produziert werden. Ohne Ausland und Ausländer wäre Deutschland auf einer Stufe mit Nordkorea, und selbst die importieren (primär aus China).
BlickNixMasta schrieb:Aber unsere Kultur wurde ja schon weggenommen. Die ist wohl nicht mehr existent!
Nein, unserer Kultur wurde nichts weggenommen, die hat sich europäisiert und amerikanisiert. Du hast offenbar ein fehlendes Geschichtsbewusstsein. Übrigens war unsere Kultur nie rein deutsch, denn bereits seit dem Altertum war die Region, die heute Deutschland ausmacht, das meist befahrene Land Europas, weil sich hier alle Handelswege von West nach Ost und von Nord nach Süd kreuzten und es permanent Durchreisende gab, meistens Händler, die ihre ausländischen Waren hier verkauft haben. Alles aus der Welt theoretisch kaufen zu können gibt es inzwischen seit einem halben Jahrtausend, seit der ersten Kolonialisierungsweille aus dem 16. Jahrhundert, in der die Welt bis auf einige Bereiche in Afrika voll erschlossen wurde. "Nationale" Kulturen gibt es eigentlich nur noch im Brauchtum, und die sind, wie ich schon gestern schrieb und auch mit einem Bild unterlegte, regionale, weil es bis 1871 keinen deutschen Staat gab. Und der deutsche Staat wurde uns in der zeit von 1878 - 1918 und von 1933 - 1945 ziemlich versaut, und danach fing ja gleich die Europäisierung an. Wir sind, was Nationales angeht, also etwas zu kurz gekommen, aber mach bitte nicht die Migranten dafür verantwortlich, sondern beschwer dich bei Treitschke, Ludendorff und Hitler.
lawine schrieb:siehe Mitdiskutant @Venom : der hat sogar 2 Kulturen, die serbische und vlachische.
Wir sprachen aber nicht über die serbische, sondern über die deutsche.
lawine schrieb:sagte ich es schon? you made my day
Na da bin ich ja beruhigt, obwohl... ich wollte dir nix Gutes tun. Aber es kommt ja nicht auf die Absicht an, sondern auf das Ergebnis.
lawine schrieb:früher kannte man für diejenigen, die es nciht so mit Kultur hatten, einen netten Begriff:
Kulturbanause.
Tja, und wie nannte man die Kulturwissenschaftler, die feststellten, dass es keine nationale Kultur gibt, sondern nur internationale, supranationale und regionale? Das muss man dann das von den Proleten an den Kopf geschmissene "Kulturbanause" als Ehrentitel ansehen. Vie Feind viel Ehr'.
lawine schrieb:nur in anderen Länder bestreitet die Linke nicht vehement die Existenz einer landestypischen Kultur, sondern man ist stolz drauf.
Sollen wir dir das jetzt glauben oder kannst du das auch zeigen und plausibel machen? Bei passionierten Kulturkämpfern bin ich nämlich nicht erst seit gestern argwöhnisch. Steht ja alles in einer alten Tradition, man erinnere sich an die Kreuzzüge und die Eroberung und Kolonialisierung der Amerikas. Das war allerdings kein Kampf der Kulturen, sondern ein Vernichtungskrieg der Kulturen. Zum Kampf gehören in etwa Gleichstarke. Im Übrigen solltest du den Unterschied zwischen Kultur, culture, Zivilisation und civilization herausarbeiten, denn der ist im Deutschen ein völlig anderer als im Englischen. Kampf der Kulturen heißt ja auch nicht clash of cultures, sondern clash of civilizations. Was wir unter nicht greifbarer nationaler Kultur verstehen heißt im englissprachigen Raum civilization, und die ist grundsätzlich supranational und bildet eher eine Werte- und Rechtseinheit, also vergleichbar mit der EU. Cultures meint eher Labens- und Produktionsweisen, die von einer bestimmten Gruppe von Menschen zu einer bestimmten Zeit gepflegt wurden/werden.
lawine schrieb:du bist heute echt goldig.
Ich weiß nicht, ob ich dich silbrig oder bronzig nennen kann. Gibt es auch Schmeichel-Adhominems?
lawine schrieb:Seit 70 Jahren gibt es keine spanische keine französische und VORALLEM keine deutsche Kultur mehr (das scheint besonders wichtig zu sein in diesem thread) ...lol
Aber erzähl das mal einer Spanierin/einem Spanier
Auf Malle? Es gibt Sprachen, Lebensstile, Moden, Musik, Literatur. Aber die zerfallen einerseits in regionale (lerne den Unterschied zwischen kastilisch, andalusisch und katalanisch kennen; apropos Katalonien .... hattest du die letzten Monate mal Zeitung gelesen?), andererseits vermischen sie sich mit supranationalen (Musik, Literatur). Also außer Gschichtlichem, das vor die Zeit nach Franco zurückreicht, kann ich keine "typisch spanische" Kultur erkennen, allenfalls noch, wie bei uns, Rückstände in Form von Traditionen, aber selbst dem Stierkampf, dem letzten nationalen Bindeglied, wird ja jetzt langsam der Garaus gemacht. The Times they are a-changin' wusste schon Bobby Dylan vor einem halben Jahrhundert, auch wenn das die Ewiggestrigen auch heute noch traurig finden.
lawine schrieb:die Korsen sind mittlerweile sooooo multi-kulti, dass sie gar keine Unabhängigkeit von Frankreich mehr wollen...
Sach ich doch, siehe Katalanen. Hinwendung zum Regionalen bei gleichzeitiger Globalisierung der "Kultur", also ein Zerbrechen des Nationalen. Noch krasser im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika, wo alle Staaten von den Kolonialmächten am Konferenztisch mit dem Lineal einst geschaffen wurden. Nationen sind und waren schon immer was Künstliches, ein Übergangsphänomen vom Regionalismus und Imperialismus hin zum Globalismus. Im Elsass wird teilweise noch Alemannisch gesprochen, in Brandenburg teilweise noch Sorbisch; das sind die Relikte aus einstmals anderen Grenzen von "Staatswesen". Wie oft ist Polen historisch verschoben worden? Zeitweise sogar verschluckt gewesen als Staat...
lawine schrieb:ich sag nur : Leben wie Gott in Frankreich :) (Käse, Wein, Baguette, Kaffee...) ziehe ich der angelsächsischen Küche mit ihren sausages oder bacon and eggs zum Frühstück und dem labberigen Wißbrot 2000mal vor
Klischees sollten keine Analysen ersetzen. Die Bayern laufen auch nicht mehr alle in dreiviertellangen Lederhosen rum und Hüten mit diesem komischen Wedel dran, und selbst die Bundeswehr hat die Pickelhaube längst abgeschafft. So werden wir nur noch in ausländischen Comics gesehen, bisweilen wird sogar Merkel eingehitlert.
lawine schrieb:DU kannst sicher rechts fahren auf der Insel, das finden die Briten bestimmt dufte von dir, wenn du ihnen politisch correct erklärst, dass es keine kulturellen Unterschiede gibt...
Und wer sein Weltbild aus Klischees bezieht, der verwechselt auch Rechtsordnung mit Kultur.
lawine schrieb:Realo schrieb:
Gegengfrage: warum ist der TGV immer überpünktlich und der IC immer 10 minutes late?
weil du dieses Voruteil pflegst :)
Dann frage ich mich, warum ich von ca. 50 Fahrten in meinem Leben noch nie einen pünktlichen IC erwischt habe. Sie alle kamen 3 - 45 Minuten zu spät, ein halbes Dutzend gar nicht (wegen Wind oder Personenschaden auf der Strecke). Aber wahrscheinlich habe ich die wenigen Unpünktlichen erwischt und alle anderen waren pünktlich.
:troll:lawine schrieb:du bist sooooo süß, @Tussinelda
Fragte ich schon mal, ob es neuerdings auch Schmeichel-Adhominems gibt?
BlickNixMasta schrieb:Ich will ein Vereinte Europäische Union, ich will keine Zwänge anderer Kulturkreise hier Gesellschaftsfähig
Also Abschottung gegen alles, was auch nur im Entferntesten nach Türkei, Arabien und Islam riecht. Dann solltest du aber nie wieder Kaffee trinken und Haschisch rauchen, denn das kommt aus genau diesen Gegenden, gegen deren Menschen du dich abschotten willst. Wenn die genauso ernst machen wie du es meinst, wirst du nie wieder in irgendein vorder- und mittelasiatisches Land reisen können, nicht nach Ägypten, nicht nach Bali, nicht auf die Seychellen zum Urlaub machen. Dann bleibt dir nur noch Japan, Russland, Südafrika, Amerika und Europa zum Urlaub machen.