Rassismus
07.03.2019 um 22:47Realo schrieb:Was ist denn "untatsächlicher" Rassismus, wenn du schon von tatsächlichem schreibst?ZB. Menschen zu fragen wo sie denn her stammen.
Realo schrieb:Was ist denn "untatsächlicher" Rassismus, wenn du schon von tatsächlichem schreibst?ZB. Menschen zu fragen wo sie denn her stammen.
Venom schrieb:Doch, es ist richtig.Muss ich aber nicht glauben.
Venom schrieb:Wenn so einer der im "Kampf gegen Rechts" selber durchdrehtIch dachte immer hier ginge es gegen Rassismus. Für Kampf gegen rechts haben wir den Rechtsextremismus-Thread.
Venom schrieb:So zum Beispiel bei der Nachfrage um die Herkunft einer Person.Also bin ich immer nur durch Zufall in den falschen Begegnungen und Gesprächen, dass immer nur nichtdeutsch Aussehende hier nach ihrer Herkunft/Abstammung gefragt werden. Die Deutschen sind halt Wurzelfanatiker. Ich warte noch auf den ersten "Biodeutschen", der hier gefragt wird, wo er herkommt. @DerThorag
Ich spreche nicht länger mit Weißen über das Thema Hautfarbe. Das betrifft nicht alle Weißen, sondern nur die große Mehrheit, die sich weigert, die Existenz von strukturellem Rassismus und seinen Symptomen anzuerkennen. Ich kann mich nicht mehr mit der emotionalen Distanz auseinandersetzen, die Weiße an den Tag legen, wenn eine Person of Colour (PoC) von ihren Erfahrungen berichtet. Man sieht, wie sich ihr Blick verschließt und hart wird. Es ist, als würde ihnen Sirup in die Ohren gegossen, der ihre Gehörgänge verstopft. Es ist, als könnten sie uns nicht mehr hören. (...)man könnte, wenn man Interesse daran hätte, wie es eine Betroffene sieht, den ganzen Artikel oder ihr Buch lesen....
Die emotionale Distanz ist die Folge eines Lebens, in dem sich jemand vollkommen unbewusst darüber ist, dass seine Hautfarbe die Norm darstellt und alle anderen davon abweichen. Bestenfalls wurde Weißen beigebracht, nicht zu erwähnen, dass People of Colour "anders" sind, falls es uns beleidigt. Sie glauben wirklich, dass die Erfahrungen, die sie aufgrund ihrer Hautfarbe gemacht haben, universell sein können und sollten.
Ich kann mich nicht mehr mit der Verwirrung und Abwehrhaltung auseinandersetzen, wenn sie versuchen, mit der Tatsache klarzukommen, dass nicht alle die Welt so erleben wie sie. (...) Ich kann nicht länger mit Weißen über Hautfarbe sprechen – wegen der konsequenten Verleugnung, der ungeschickten Räder, die sie schlagen, und der geistigen Akrobatik, die sie vollführen, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden. Wer will schon auf eine Systemstruktur hingewiesen werden, die ihm auf Kosten anderer Vorteile bringt? (...)
Ich kann dieses Gespräch nicht mehr führen, weil wir es oft von völlig unterschiedlichen Orten aus angehen. Ich kann mit ihnen nicht über die Einzelheiten eines Problems reden, wenn sie nicht einmal die Existenz des Problems anerkennen. Schlimmer noch ist die weiße Person, die willens ist, die Möglichkeit von besagtem Rassismus einzugestehen, aber glaubt, dass wir dieses Gespräch als Ebenbürtige führen. Das tun wir nicht.
Realo schrieb:Wär ich heute auf ner langen Zugfahrt, würde ich meinen Mitpassagier wohl eher fragen, ob er glaubt das Frankfurt heute Abend Mailand schlägt oder nicht. :D Also einen Anknüpfpunkt, der auch Gegeninteresse am Gespräch erwarten lässt, was bei der Frage nach der Herkunft sicherlich nicht der Fall wäre.Schon sehr gewagt, eine solche Frage nach einem Fußballspiel. Ich meine, nicht jeder schaut Fußball. Wo ist das ein Anknüpfpunkt? Weil er ein Mann ist?
Venom schrieb:Und wegen so einer Hysterie und dementsprechend radikalem Auftreten mancher Leute müssen wir Restlichen den Müll aufräumen wenn wir gegen tatsächlichen Rassismus und vor allem Rechtsextremismus kämpfen aber der politische Diskurs wird mit sowas auch zusätzlich verschmutzt. Sowas von unnötig...Sehe ich auch so. Im Endeffekt erreicht man so nur, dass komplett auf Umgang mit irgendwie "fremd" aussehenden Menschen verzichtet wird, weil man als "Herkunftsdeutscher" nicht mehr weiß, wie man noch mit diesen Menschen umgehen soll. Was darf man noch sagen, was darf man fragen, ohne sich gleich Alltagsrassismus vorwerfen zu lassen? Dann bleiben halt die "Herkunftsdeutschen" unter sich und die vermeindlichen "Nicht-Herkuftsdeutschen" bleiben auch unter sich, damit niemand versehentlich beleidigt wird.
Realo schrieb:Also bin ich immer nur durch Zufall in den falschen Begegnungen und Gesprächen, dass immer nur nichtdeutsch Aussehende hier nach ihrer Herkunft/Abstammung gefragt werden. Die Deutschen sind halt Wurzelfanatiker. Ich warte noch auf den ersten "Biodeutschen", der hier gefragt wird, wo er herkommt.Wirst du in Bayern, an der Küste oder in NRW (je nachdem welchen Dialekt du hast) nicht gefragt woher du kommst?
Realo schrieb:Ich dachte immer hier ginge es gegen Rassismus. Für Kampf gegen rechts haben wir den Rechtsextremismus-Thread.Kannst du mit dazupacken, läuft auf dasselbe hinaus.
Realo schrieb:Also bin ich immer nur durch Zufall in den falschen Begegnungen und Gesprächen, dass immer nur nichtdeutsch Aussehende hier nach ihrer Herkunft/Abstammung gefragt werden.Das ist doch scheiß egal wer wen fragt. Ist ja nicht so als ob nur Deutsche sich für andere Kulturen, Religionen und Ethnien interessieren würden und deshalb nachfragen.
Rasenmayer schrieb:Sehe ich auch so. Im Endeffekt erreicht man so nur, dass komplett auf Umgang mit irgendwie "fremd" aussehenden Menschen verzichtet wird, weil man als "Herkunftsdeutscher" nicht mehr weiß, wie man noch mit diesen Menschen umgehen soll. Was darf man noch sagen, was darf man fragen, ohne sich gleich Alltagsrassismus vorwerfen zu lassen? Dann bleiben halt die "Herkunftsdeutschen" unter sich und die vermeindlichen "Nicht-Herkuftsdeutschen" bleiben auch unter sich, damit niemand versehentlich beleidigt wird.Und wenn das geschehen würde, dann hätte man ein weiteres Argument um mit der Rassismus-Keule anzukommen.
Venom schrieb:Rassismus-KeuleSchwester von der Nazikeule ^^
Realo schrieb:Allerdings ist das Rassismus-Thema etwas komplexer und vielschichtiger als das Rechtsextremismus-Thema, so dass sich da häufig falsche Solidarisierungen und Entsolidarisierungen bilden. Aber da kann ich nix für oder gegen, das ist ein Attribut des Themas.Ich habe es auch halt allgemein gemeint. Und weil es hier auf jeden Fall thematisiert wurde und manche das von mir Angesprochene auch selber machen, hatte ich das Mitteilungsbedürfnis.
the_menace1810 schrieb (Beitrag gelöscht):Kann eigentlich zugemacht werdenDer Thread? Nee, die Sinnlosigkeit hinter manchen Rassismus-Vorwürfen bzw. teilweise nicht ernstzunehmende "Beobachtungen und Feststellungen" von Rassismus ändern leider nichts daran, dass das Thema trotzdem aktuell ist und allgemein ernstzunehmen ist.
Venom schrieb:die Sinnlosigkeit hinter manchen Rassismus-Vorwürfen bzw. teilweise nicht ernstzunehmende "Beobachtungen und Feststellungen" von RassismusUnd was dazu und nicht dazu gehört entscheidest natürlich du.
Realo schrieb:Ich warte noch auf den ersten "Biodeutschen", der hier gefragt wird, wo er herkommt.warum sollte er auch hierzulande gefragt werden? Er könnte dagegen im Ausland gefragt werden - egal ob er dort als Tourist ist oder dort geboren wurde (z.B. in Afrika) - dort fällt er mehr auf als hier.
the_menace1810 schrieb:Leute hängen echt zu viel in ihrer Höhle am PCJau, diese dummen Wissenschaftler die es wagen, zwischen Small Talk und Abstammungsfragen zu unterscheiden und einem als Höhepunkt dann auch noch den närrischen Karneval verderben wollen, alles humorlose Spaß- und Spielverderber. .
Jau, diese dummen Wissenschaftler die es wagen, zwischen Small Talk und Abstammungsfragen zu unterscheidenEins ist schon mal sicher. Sie fahren auf jeden Fall nicht viel mit dem Zug oder pflegen oberflächliche Konversation mit fremden Menschen aka Smalltalk aka "Und? Woher kommst du?"
Realo schrieb:Und was dazu und nicht dazu gehört entscheidest natürlich du.Brauche ich nicht, ich halte mich da halt an das Seriöse und nicht an irgendwelche dummen Hysterien von Pseudogerechtigkeitskämpfern die sich von ihren radikalen Kontrahenten zwar vom "ideologischen Programm" her eindeutig unterscheiden, aber vom Diskussionsstil, verbaler und zum Teil sogar physischer Aggression, Hysterie, manchmal Fatalismus, sowie weiteren Sachen nicht nur nicht entfernt...sondern sogar sehr angenähert haben.
Tussinelda schrieb:hier eine Betroffene, aber die ist ja hysterisch, übertreibt und hat sowieso keine Ahnung........die ist nur im "Kampf gegen Rechts Wahn" oder so.....
Tussinelda schrieb:man könnte, wenn man Interesse daran hätte, wie es eine Betroffene sieht, den ganzen Artikel oder ihr Buch lesen....Also, ihr Buch werd ich sicher nicht lesen, aber ich hab mal nen paar Rezensionen gelesen:
https://www.zeit.de/kultur/2019-01/rassismus-hautfarbe-weisse-white-privilege
Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.02.2019https://www.perlentaucher.de/buch/reni-eddo-lodge/warum-ich-nicht-laenger-mit-weissen-ueber-hautfarbe-spreche.html
Reni Eddo-Lodge redet zwar laut Titel nicht mehr mit Weißen über "Hautfarbe" (englisch: Race), dafür redet sie jetzt aber sehr viel mit Weißen über die Frage, warum sie mit Weißen nicht mehr über Hautfarbe redet, konstatiert Rezensentin Antonia Baum, die das ihr von der Autorin aufgeladene Schuldigsein an strukturellem Rassismus bereitwillig schultert. Das "white privilege" bestehe in der Abwesenheit des Problems, schwarz zu sein. Und dieses Problem verbindet sich bei der Buchautorin zwar einerseits - wenn man Baums Kritik richtig versteht - mit einer dringenden Aufforderung zur Anerkennung, aber andererseits auch mit dieser Incommunicabilità, die das Reden dann ja wieder zu einer überflüssigen Übung zu machen scheint. Für Weiße sei die Lektüre ungemütlich verspricht Baum, "denn es markiert einen über die Hautfarbe". Ob das die Welt besser macht?
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.02.2019
René Aguigah lobt dieses Buch zunächst in höchsten Tönen, in dem die junge britische Journalistin Reni Eddo-Lodge gegen Rassismus, Diskriminierung und weiße Privilegien zu Felde zieht. Bewundernswert findet er, wie Eddo-Lodge die Sehnsuchtserfahrungen des Kindes nach Dazugehörigkeit mit der Wut und Belesenheit der Erwachsenen zu einer soghaften Lektüre verbindet. Für Eddo-Lodge ist "White Privilege" die Abwesenheit von Diskriminierung, das Konzept der Farbenblindheit eine Lüge, die strukturellen Rassismus kaschiere und Ausgrenzung allgegenwärtig. Manches erscheint dem Kritiker allerdings doch ein bisschen totalitär in diesem Buch, wie er in einem Nachtrag noch anmerkt, schließlich seien vielleicht nicht alle Fasern des Lebens vom Rassismus durchzogen. Und seinen eigenen Erfahrungen in afrikanischen Ländern zufolge ist es nicht nur eine Frage der Hautfarbe beziehungsweise der "Race", ob man als weiß und privilegiert wahrgenommen wird.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.02.2019
Für Andreas Zielcke eine Pflichtlektüre für Weiße, was die Britin Reni Eddo-Lodge hier vorlegt. Wie unverdrossen die Autorin gegen das ausdauernde koloniale Erbe des weißen Primats, zähe Lebenslügen und angebliche Farbenblindheit anschreibt, findet er bemerkenswert. Die Empörung und Verbitterung der Autorin kann er gut nachvollziehen, wenn sie den alltäglichen strukturellen und institutionellen Rassismus in Britannien illustriert, bei Job- und Wohnungssuche, Bildung und Racial Profiling.
stereotyp schrieb:Tussinelda schrieb:Ahnung hat sie ja vielleicht. Aber ich sehe echt keine Veranlassung, ein Buch zu lesen, in dem eine Schwarze über die latent überall vorhandene Unterdrückung der Schwarzen durch die weißen schreibt. Sogar derart enthusiastisch, dass selbst die Fuilletons zuviel kriegen.
hier eine Betroffene, aber die ist ja hysterisch √, übertreibt √ und hat sowieso keine Ahnung..