Verurteilung wegen Mordes für Raser

insideman schrieb am 09.06.2017:Ich sehe noch immer keinen Grund, das als Mord einzustufen.
Ich musste heute lesen, dass es nicht mal Mord ist, wenn man seine Frau aus dem Fenster stößt, dann runter geht und ihr die Kehle durchschneidet.

Dafür hat der eine oder andere Richter wohl Verständnis...hat er doch selbst einen üblen Hausdrachen zu Hause :D

Die Strafferfolgung  ist offenbar generell strenger geworden:


http://www.heute.at/welt/news/story/Demonstrant-angeklagt--versuchter-Mord-57525258 (Archiv-Version vom 13.07.2017)

Es wurde ein Hubschrauberpilot mit einem Laserpointer geblendet.

Die Staatsanwaltschaft hat nun Mordanklage gegen den 28 jährigen Raser Manuel S. erhoben.

http://www.bild.de/regional/duesseldorf/illegale-autorennen/staatsanwaltschaft-erhebt-mordanklage-gegen-totraser-von-moenchengladbach-53350218.bild.html

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/moenchengladbach-mordanklage-gegen-raser-a-1170168.html

http://www.ksta.de/region/unfall-in-moenchengladbach-raser-wird-nach-illegalem-rennen-wegen-mordes-angeklagt-28497020

Ich kann geistig auch nicht mehr ganz so folgen, zu welchen urteilen sich Gerichte/ Richter hinreißen lassen

Bei Fällen aus der Krimi-Rubrik ist es fast eindeutig Mord ( Ahaus Frau niedergestochen) aber beim Urteil wird von totschlag ausgegangen.

Es kommt meiner Meinung nach drauf an, bei welchem Gericht ein Fall verhandelt wird.
Die einen haben Glück und kommen gut davon. Die anderen haben Pech, und werden verdonnert.

Aktuell eine Gerichtsverhandlung aus Fürstenfeldbruck:
Angeklagt ist eine 18 jährige Fahranfängerin wegen fahrlässiger Tötung, und fahrlässiger Körperverletzung in 4 Fällen.

Urteil für die 18-Jährige eine Leseweisung. Dabei muss die junge Frau ein geeignetes Buch lesen und sich mit dem Inhalt intensiv auseinandersetzen.

Es starb damals ein Dreijähriges Mädchen, der 17 Monate junge ist seitdem Unfall querschnittsgelähmt, die Mutter der beiden Kinder war schwerstverletzt.

Ein fahrtraining wäre vielleicht sinnvoller gewesen als die Angeklagte ein "Buch lesen" zu lassen. Nichts wird für die Betroffene Familie je wieder so sein, aber ich empfinde dieses Urteil als Hohn.

https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/germering-ort28724/nach-todesfahrt-gericht-laesst-milde-walten-8805962.html

Wenn eine Fahranfängerin versehentlich einen Unfall  baut und dabei Menschen zu Schaden kommen oder Schimmeres, so ist das für alle Beteiligten traurig.
Manchmal ist man einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort; sowas nennt man auch schon mal Pech.

Vielleicht betrachtet es einmal aus diesem Blickwinkel: Wenn es euer eigener Sohn oder eure eigene Tochter wäre, die den Ungfall verursacht hat und dann heulend in euren Armen liegt - würdet ihr dann auch so laut nach Vergeltung und Gefängnnis rufen?

In diesem Sinne: Eine friedliche Adventszeit für alle.

derDULoriginal schrieb:Vielleicht betrachtet es einmal aus diesem Blickwinkel: Wenn es euer eigener Sohn oder eure eigene Tochter wäre, die den Ungfall verursacht hat und dann heulend in euren Armen liegt - würdet ihr dann auch so laut nach Vergeltung und Gefängnnis rufen?

Eher nicht.
Und vor Gericht kommt ein Fahranfänger mit tödlichem Anfängerfehler auch sehr milde weg.

Ich habe jetzt lange gelesen und ab irgendwann überflogen.
Ich habe auch eine Meinung dazu.

Gültig ist für viele der §1 der StvO leider nicht, wenn man so zusieht und sich egal wie auf der Straße befindet.

(Will mich hier nicht loben, fahre aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst Auto).

Für Raser, ab einer festzusetzenden Geschwindigkeit, dürfte es egal, ob Unfall oder nicht keinen Führerschein ohne MPU mehr
geben. Bei Todesfolgen, nie wieder einen.

Ist meine Meinung.

LG. fremde

In Ö haben zwei Jugendliche 13 und 14 Jahre alt ein wettrennnen durcheinander Sportgeschäft gemacht, dabei rannten sie das Kleinkind eines Bekannten nieder.

Diagnose Schädelbasisbruch.

Ist das nun versuchter Mord seitens des 14 jährigens ?

@evilparasit
Haben sie in einem Kindergarten ein Wettrennen veranstaltet?
Sind sie über 18?
Haben sie eine Prüfung abgelegt, die ihnen das Rasen in Kindergärten gestattet?
Gab es da Ampeln für Kleinkinder?
Konnten sie ahnen, dass eine Kollision solche Folgen hat?

...

Verstehe mich nicht falsch: Was dem Kind passiert ist, ist schrecklich. Man kann aber defintiv nicht von einem versuchten Mord reden.
Das tut man auch nicht bei anderen Verkehrsunfällen. Nur wenn jemand den Tod von Passanten und anderen Verkehrsteilnehmern bewusst billigend in Kauf nimmt, weil er auf einer Hauptverkehrsstraße in einem Tempo unterwegs ist, das es ihm unmöglich macht, auf irgend etwas rechtzeitig zu reagieren, ist es versuchter Mord, wenn was passiert.

@FF

Ne Wettrennen im Einkaufszentrum.
Mit 13-14 weiß man definitiv, dass dies verboten ist.
Nein, offensichtlich braucht es einen Gehschein.
Keine Ampel, aber es war tatsächlich eine Regal-"Kreuzung"
Mit 14 ist man strafmündig, und das nicht ohne Grund.
Ja könnten Sie, mit 14 ist man nicht dämlichen, man weiß was weh tut und was nicht. Auch dass ein Knie im Geischt schwere Verletzungen mit sich tragen kann.

Ich verstehe dich nicht falsch, die Diskussion geht um den Grundsatz.
Nicht um die Opfer. Denen ist es in letzter Konsequenz egal, ob Mord oder nicht.

Mord für raserei ist ein Hohn für Mordopfer.
Außer die Raser haben geplant jemanden umzubringen. Dann ist es definitiv Mord.

Edit: Mord ist unabhängig von Alter, Geschlecht. Unwissenheit schützt auch vor Strafe nicht. Das Strafmaß ist dem Alter und der Schwere entsprechend zu bestimmen.

@evilparasit
Fahrlässige Tötung oder sowas kommt in Deiner Welt nicht vor?

Die Raser haben ausgesagt (jedenfalls der eine), dass sie nachts gefahren sind, weil sie sich des Risikos bewusst waren, dass sie mit der Raserei jemanden umbringen könnten.
Am Kudamm ist aber auch nachts Verkehr, die Ampeln schalten ganz normal, und sie sind bei Rot rüber geheizt.

@FF

Klar gibts fahrlässige tötung.
Auch grob fahrlässige.

Letztere wäre mMn bei raserei angebracht denn ein Mörder ist :


(2) Mörder ist, wer

aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.


Dies trifft bei raserei, auch wenn diese in die Nacht verschoben wurde, um einen Unfall zu vermeiden, nicht zu.

Das verhängte Urteil war das Statuieren eines Exempels, und mehr nicht.

Beim Zugunglück in Bad Aibling wurde auch nicht Mord geurteilt, genauso in unzähligen anderen Fällen.

@evilparasit
Ich habe den Fall nicht weiter verfolgt... geht der Anwalt in Berufung?

Es kam meines Erachtens ganz wesentlich auf den Satz an, dass sie eben genau das Risiko in Kauf nahmen, dass jemand stirbt. Bewusst. Das macht den Kitzel aus, über rote Ampeln zu rasen, dass man eine Lotterie spielt, ob jemand aus der Seitenstraße kommt oder nicht.

In anderen Fällen wurde fahrlässig gehandelt, aber nicht weil der Kitzel einer tödlichen Gefahr wichtig war.

@FF

In Bad Aibling kollidierten zwei Züge, weil der Fahrdienstleiter mehre Fehler begann und einer dieser Fehler das zocken am Handy war. <- Kitzel einer tödlichen Gefahr
Das Urteil 3,5 Jahre ist rechtskräftig.

Den Satz könnte man auch umdeuten, dass es eben nicht das Ziel war jemanden umzubringen.

@evilparasit
Es wurde bei jeder einzelnen Ampel billigend in Kauf genommen, dass jemand stirbt.
In Bad Aibling war der Fahrdienstleiter abgelenkt und hat zuletzt noch versucht, die Züge zu warnen (und einen weiteren Fehler begangen, worauf das Warnsystem umgestellt wurde). Es ist ihm nicht nachzuweisen, dass er bewusst Menschenleben aufs Spiel setzte.
Er hat zwar während der Arbeit gespielt, aber war der Kitzel der tödlichen Gefahr dabei ausschlaggebend, dass er am Arbeitsplatz spielte? Bei den Straßenrennen macht es das aus.

@evilparasit
Anderes Beispiel: Jemand verbindet sich die Augen, stellt sich in die Fußgängerzone und schießt um sich.
Fahrlässige Tötung oder Mord?

@evilparasit

Den Tod billigend in Kauf nehmen, da spricht nichts gegen Mord.

Vielleicht hilft dir da der Begriff Eventualvorsatz weiter.
Wikipedia: Eventualvorsatz

Also Aibling passt da so gar nicht hinein.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/12/berlin-karlsruhe-bundesgerichtshof-prueft-mordurteil-gegen-auto-raser.html
Im Februar wird über die revisionsanträge entschieden.

Es geht nun in die nächste Runde:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/berlin-raser-mordurteil-vom-bgh-gekippt-a-1196026.html

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-03/bundesgerichtshof-hebt-berliner-raser-urteil-auf?page=15#comments

Alles andere hätte mich gewundert. Wenn das Mord gewesen wäre, dann wäre es ja wahrscheinlich auch versuchter Mord jemanden in der 30er Zone mit mit Tempo 50 an zufahren, oder irre ich mich da?

Für mich bleibt es fahrlässige Tötung im besonders schweren Fall, aber die Höchststrafe von 5 Jahren für ein Autorennen mit 170 durch die Innenstadt könnte man vielleicht noch mit Sicherheitsverwahrung aufstocken, ist dann aber individuell. Vielleicht sind die ja echt komplett zu blöd um am öffentlichen Leben Teil zu nehmen und bringen damit andere auch in Zukunft in Lebensgefahr, dann muss halt der Rest der Menscheit geschützt werden.