Verurteilung wegen Mordes für Raser
14.10.2020 um 16:14monstra schrieb:Es liegt vielleicht daran, dass wir 1970 rund 20.000 Verkehrstote (Bundesrepublik) hatten und derzeit (Gesamtdeutschland) um die 3.500.Genau. Je sicherer unser Leben wird und je weniger Menschen "unvermeidbar" sterben, desto mehr Wert wird einem einzelnen Leben beigemessen.
Das kann man eigentlich gut in verschiedenen Gesellschaften sehen. In Ländern mit hoher Kriminalität, schlechter Gesundheitsvorsorge oder gar im Krieg hat ein Leben relativ wenig Wert. Da ist es auch nicht so schlimm (in der subjektiven Wahrnehmung), wenn jemand durch ein Missgeschick stirbt. In krasser Ausprägung gehören dann auch vorsätzliche Tötungen "dazu" und werden kaum sanktioniert. Es geht sogar darüber hinaus: Angehörige empfinden den Tod zwar als schrecklich - aber können sich besser damit abfinden. Weil es eben eher Teil der Normalität ist.
Je weniger "normal" etwas ist, desto schwieriger ist es, damit klar zu kommen. Und desto mehr wünscht man sich, dass diese Fälle besonders selten passieren.
Und im Strafrecht bedeutet das eben auch erst mal den Ruf nach höheren Strafen. Besonders Laien sehen in hohen Strafen auch eine besonders gute Prävention (was Unsinn ist, aber der Bauch sagt hier eben was anderes). Und natürlich bedeuten höhere Strafen ein mehr an Vergeltung. Das Rechtsempfinden wird dadurch besser zufrieden gestellt.
Der letzte Punkt ist aber recht kritisch, weil die meisten Menschen für die Festlegung ihres persönlichen Strafmaßes nicht alle Umstände beachten. Meist werden nur die Tatfolgen betrachtet. Oder einzelne Aspekte des Täters.