Abahatschi schrieb:Ist es undemokratisch wenn ein Bürger keine Einwanderung (in welcher Form auch immer) will?
Die Frage wäre nur zulässig, wenn du von "den Bürgern" sprechen würdest und nicht von einem. Was einer wiill oder nicht, ist ihm überlassen, da kann man nicht von demokratisch/undemokratisch sprechen, sondern allenfalls von unaufgeklärt, schlecht integriert, egoistisch etc. In der Masse muss man dann die Demokratiefrage stellen und sie in diesem Fall mit ja beantworten. Ja, es ist undemokratisch, weil es gegen Huimanismus (lass dir von Eckart darüber berichten, der kennt sich da bestens aus) und gegen die grundlegenden Menschenrechte der Vereinten Nationen verstößt, gegen die UN-Charta, die auch die BRD unterzeichnet hat. Flüchtlinge nicht aufzunehmen ist mit einer modernen Demokratie nicht vereinbar; Immigranten nicht aufzunehmen schadet nur unserer Demografie und Wirtschaft; kein Staat ist gezwungen Immigranten aufzunehmen, wenn er es nicht tut, schneidet er sich nur ins eigene Fleisch und untergräbt seine Wettbewerbsfähigkeiten. Aber es geht ja um Flüchtlinge, und die, weil "das Volk" (immer der rechte Rand des Volks, der den Gesamtnamen für sich reklamiert) sie nicht will, abzuweisen, ist das Ende der aufgeklärten Republik und der Anfang vom Ende der Rechtsstaatlichkeit. Wenn dir das nicht gefällt, kann ich auch nix machen, muss dann aber an deinem demokratischen Bewusstsein zweifeln.
Abahatschi schrieb:Laut aktuellen Werten sinkt die Willkommensbereitschaft
Um das zu wissen, braucht man keine Statistik, sondern nur hier den Asylantenthread einsteigend im September 2015 zu lesen. Viele, auch ich, haben sich bemüht, sich dem fatalen xenophoben und ausländerfeindlichen Trend entgegenzustemmen, aber unsere Kräfte waren wohl nicht stark genug gegen den Massentrend. Ja, ich mache mir ernste Sorgen um unseren Staat, der schon mal wesentlich besser da stand und eigentlich nur noch in der Wirtschaft funktioniert, dort dann aber auch bestens. Wärs nur halbsogut in Sachen Humanismus und Demokratie, ich wär rundum happy, denn ich bin relativ leicht zufrieden zu stellen und ziemlich anspruchslos. Aber wenns ans Eingemachte geht, kann ich auch die (verbalen) Krallen ausfahren.
Abahatschi schrieb:Du wirst wahrscheinlich sagen wegen den Medien und deutschen Grundrassismus, ich sage Egoismus, Geld, Kriminalität (als Zusatz durch Bevölkerungszuwachs in bestimmten Altersgruppen) und Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt.
Das ist vielschichtig und man kann es auch divers benennen. Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man diese Einstellung bringen könnte, wäre frremdenfeindlicher Neonationalismus, der gerade bei uns, wie wir aus Erfahrung wissen, ab einer bestimmten Schwelle tödlich gefährlich werden kann. Jetzt kann man sagen: Wir leben in einer anderen Welt und einer anderen Zeit. Aber da Nationalismus wieder seinen dritten Frühling zu erleben scheint, muss man eben auch erneut über einen verstaubten und aus der Realität verschwundenen Begriff wie Nationalcharakter nachdenken. Das ist ein schwieriges Thema, weil so etwas unterschwellig in der Erziehung mit vermittelt (und somit durch die Generationen weiter gereicht) wird, ohne darüber eigens zu reden; es ist unterbewusst und unterschwellig, leitet aber eben auch die Art der Erziehung. Alle verabscheuien den Nationalsozialismus und transportieren doch unterschwellig gewisse Einstellungen weiter mit in die Zukunft, über die man aber schlecht reden kann, da sie nicht verbal ablaufen, und es gibt ja auch keine "Nationalpsychologen", die sich akademisch mit dieser Materie beschäftigen könnten - Historiker selbst sind da überfordert, zudem ist dieser Aspekt extrem "schwammig", was viele dazu verleitet zu sagen, es gäbe ihn gar nicht, man würde ihn sich nur einbilden. Nur eins weiß ich: Dass die "Willkommenskultur" im Sommer 2015 insgesamt genauso falsch und aufgesetzt war (nicht von der Gruppe selbst, sondern bezogen auf die Gesamtbevölkerung) wie das "Sommermärchen 2006", als wir der Welt auch ein anderes Gesicht präsentieren wollten. Sowas ist was für Schönwetterdemokraten und ein paar Monate lang kann man so etwas auch überzeugend spielen. Man weiß ja, der Alltag kommt sehr schnell wieder zurück, und da sind wir eben weniger ausländerfreundlich und gastffreundlich.