@allIch versuch’s nochmal:
Es geht bei der PC längst nicht mehr nur um faktisch rassistische und diskriminierende Begriffe. Es steckt vielmehr dahinter.
Ergebnisse und Auswirkungen der PC haben sich längst in Regeln, Statuten und Gesetzen niedergeschlagen. Es ist nicht so, dass es nur darum geht, den Leuten einen Riegel vorzuschieben, die nachweislich und absichtlich andere herabsetzen, entwürdigen wollen.
Es geht mittlerweile längst um eine Machtausübung von vermeintlichen Underdogs (die sich selber zu Opfern von Benachteiligung machen). Und oftmals sind es noch nicht einmal im Ansatz Betroffene, ja noch nicht einmal Betreffende! Endlich werden auch diejenigen gehört, die intellektuell nicht erfassen können, welche Konsequenzen es hat, mögliche (!) Befindlichkeiten - meist noch nicht mal die eigenen, höher zu stellen, als es die angestrebte Gleichberechtigung gebietet. Die PC ist doch schon lange keine Anti-Diskriminierungsbewegung mehr. Sie schlägt doch schon ins Gegenteil um.
Ein Beispiel:
Hans-Ulrich Gumbrecht, deutscher Geisteswissenschaftler, Professor an der Stanford University, berichtet in der Neuen Zürcher, wie er in die Falle geriet:
„… Und dennoch war ich besorgt über einen Eindruck, der sich zur Gewissheit verfestigte: Warum nur vertraute mir die private amerikanische Universität, an der ich seit fast drei Jahrzehnten arbeite, plötzlich keine Funktionen mehr an, die mit der Betreuung von jungen Kollegen und Doktoranden zu tun haben?. Also stellte ich auf immer offizielleren Ebenen die Frage nach den Gründen für diese Veränderung, ohne zunächst auch nur die Andeutung einer Antwort zu bekommen. Dann sass ich irgendwann meiner Dekanin gegenüber und erfuhr unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass Klage über meinen «Hang zu frauenfeindlichen Äusserungen» («tendency to use language offensive to women») eingegangen war. Ich hatte keinerlei Erinnerungen an schuldhafte Taten und bestand auf einer spezifischeren Auskunft. So hörte ich schliesslich, dass der Stein des Anstosses ein im öffentlichen Rahmen gefallener Satz war, in dem ich meine eigene und die Tochter eines Kollegen als Beispiele für sehr gutes Aussehen («looking gorgeous») angeführt hatte. Das Gespräch ging dann über in den Pflichtteil einer verbindlichen Auslegung des bei uns so prominent gewordenen Begriffs der Mikro-Aggression. Nein, eine Absicht, Frauen zu verletzen, unterstelle mir niemand, beschied mir die Dekanin. Aber da nicht jede Frau sich selbst für «sehr gut aussehend» halte, müsse die Universität davon ausgehen, dass jene Worte «aggressiv» gewirkt hätten.“ Und wer jetzt meint, es ginge hier darum, dass der Prof. die Studentinnen als hinreißend bezeichnete, nein, denn der lese bitte nochmal: Durch seine Äußerungen könnten sich alle jungen Frauen verletzt fühlen, die sich nicht als „georgeous“ empfänden. Die Begründung ist doch der Hammer!
Es ist doch gut und richtig aufzuzeigen, wo Diskriminierung und Benachteiligung ist und diese auch auszumerzen und abzustellen. Aber es kann doch nicht sein, dass sich Karrieren entscheiden können, weil, ach s. Beispiel oben. Es ist eins der "harmloseren" Beispiele - obwohl sicherlich für den Prof mehr als unangenehm -, es gibt noch schlimmere.
Das ist die ungute Seite der PC und die muss man sich auch betrachten, wenn man mitreden und verantwortungsvoll gestalten möchte.