Der ALGII-/Bürgergeld-Thread
05.06.2022 um 16:53sacredheart schrieb:@DwarfMir ist ehrlich gesagt unklar wie du aus der von mir getätigten Aussagen einen Rückschluss daraus ziehen möchtest wo ich lebe. Ich lebe in NRW. Es spielt aber für dieses Thema keine Rolle wo ich lebe.
Daraus entnehme ich, dass Du nicht aus dem Ruhrgebiet stammst.
Im Rahmen des Strukturwandels wurden nämlich sehr viele Bergleute exakt auf Krankenpfleger umgeschult. Leider gehen die langsam in Rente. Fast ausnahmslos haben die in der Pflege einen ganz tollen Job gemacht.
Das geht herade schon. Menschen sind klüger und flexibler als viele glauben.
Ich denke du hast meinen Beitrag auch nicht richtig verstanden. Meine Aussage war nicht, dass es nicht geht. Sondern das es nicht sofort geht. Eine Umschulung dauert mehrere Jahre. Wenn heute ein Fachmangel an Pflegekräften herrscht, dann kannst du den nicht jetzt mit Arbeitslosen Hartz IV Empfängern beseitigen, die gar keine Ausbildung für die Berufe in denen Mangel herrscht besitzen.
Zumal ich es auch grundsätzlich nicht richtig finde Menschen in Jobs zu zwingen, die sie gar nicht machen möchten. Gerade die Arbeit mit kranken und alten, pflegebedürftigen Menschen erfordert viel Empathie und Feingefühl. Das liegt nicht jedermann.
Man muss sich nur selbst die Frage stellen. Möchte man von jemand gepflegt werden, der das nur macht weil er dazu vom Jobcenter quasi gezwungen wurde? Meine Antwort wäre nein.
Ein Beruf sollte einem auch liegen und den eigenen Fähigkeiten entsprechen. Natürlich muss jeder in seinem Beruf auch Tätigkeiten erledigen, auf die er wenig Lust hat. Das ist normal. Aber grundsätzlich sollte einem der Beruf liegen. Ich persönlich habe z.B. absolut kein handwerkliches Geschick. Das liegt mir nicht und ich bin schlecht darin. Dafür habe ich andere Fähigkeiten.
Es wäre sehr frustrierend für mich, wenn mich jemand zwingen würde eine Arbeit im Handwerk anzunehmen. Wem würde so etwas nutzen? Die Qualität der Arbeit wird dementsprechend sein, wenn man Menschen zwingt eine Arbeit zu machen die sie nicht machen möchten. Es wird sicher auch nicht lange dauern, bis viele dann das Handtuch werfen und die Arbeit wieder kündigen.
Solche Maßnahmen sind sinnlos und nicht erfolgsversprechend. Sicher kann jeder mal vorübergehend eine Tätigkeit verrichten, die ihm nicht so liegt. Aber auf Dauer kommt da nur Frust auf.
sacredheart schrieb:Ich denke an den Kiosk Besitzer, der dem Schüler, der bei ihm 10 Wochenstunden macht und mit 8,50 zufrieden ist, eben nicht 12 Euro zahlen kann.Dann kann sich der Kioskbesitzer offensichtlich keine Aushilfe leisten und sollte eher daran arbeiten, dass sein Kiosk mehr Gewinn abwirft. Dann muss er anders kalkulieren, oder den Schüler nur für weniger Stunden in der Woche beschäftigen.
Wenn sein Geschäftsmodell nur dann funktioniert wenn er andere Menschen finanziell ausbeutet, dann ist das eine Fehlkalkulation. Der Schüler mag mit 8,50 Euro zufrieden sein. Das liegt aber nur daran, dass er noch zu Hause bei seinen Eltern wohnt und keine Ausgaben für Miete, Strom, Lebensmittel, usw. hat.
sacredheart schrieb:Gastronomie, die teilweise mit Trinkgeld rechnet. Soll die jetzt 12 Euro Lohn plus Trinkgeld in real dem Staat unbekannter Höhe zahlen? Ich denke da an den kleinen Laden, nicht an die Systemgastronomie.Hier gilt das gleiche wie oben. Wenn man nicht in der Lage ist seine Mitarbeiter angemessen zu entlohnen, dann stimmt etwas mit dem Geschäftsmodell nicht.
Ich gebe auch Trinkgeld beim Frisör oder in der Gastronomie, aber es ärgert mich ehrlich gesagt schon seit Jahren das Unternehmer dadurch die Bezahlung ihrer Angestellten auf den Kunden abwälzen. Nichts anderes ist das, wenn das Gehalt bewusst niedrig gehalten wird, weil der Kunde ja Trinkgeld zahlt.
Es ist auch ziemlich unfair dem Angestellten gegenüber, da ja nicht jeder Kunde gleich viel Trinkgeld oder überhaupt Trinkgeld gibt.